Monats-Archiv November, 2014

Eine Woche Trinidad

17.11.2014 — Zeit rennt. Jetzt sind wir schon fast eine Woche auf Trinidad. An das oelig-schmutzig-dunkle Wasser haben wir uns immer noch nicht gewoehnt, an die Geraeuschkulisse schon. Die Tage vergehen mit Werftbesuchen und vergleichen von Preis und Angebot. Der hohe Kran von Peake’s Boatyard begeistert mich auf Anhieb. Noch mehr die Tatsache, dass wir hier kein Vorstag oder den Windgenerator demontieren muessten, um aus dem Wasser gehoben zu werden. Traumhaft! So sind allerdings auch die Preise. Naja, ist jetzt ein bisserl uebertrieben. Aber teurer sinds schon, die bei Peakes. Ob wir wohl die schoene (jetzt grad sehr weihnachtliche) Deko im Office und die laessigen amerikanischen Sitzmoebel auf der Terrasse mitbezahlen?? Wir sitzen ehrfurchtsvoll erstarrt im Buero vor Danielas Schreibtisch. Herrin ueber die Krantermine. Oder auch nicht. Denn der wahre Herr stuermt ins Buero, fuchtelt mit dem Finger in ihrem Terminbuch rum. “Thats the wrong week” . Au, das war jetzt nicht so gut. Ungeduldig haut der braungebrannte Finger des blonden, langmaehnigen Menschen auf die Seite. Das Boot dahin und das auf diese Uhrzeit … whats the problem?? Boah, den moechte ich nicht als Chef haben. Daniela wirft mir einen Blick zu, der eindeutig ist. Sie weiss, dass ich weiss und was ich denke.Laessig wirft der langhaarige die Lockenpracht (da wird jede Frau neidisch) hinters Ohr, klimpert nochmal mit dem Goldarmband (Klischees alle erfuellt) und rauscht vondannen. Abgang der Majestaet, Ruhe kehrt ein. Nicht ohne uns vorher laessig auf den 8 Uhr Termin am kommenden Dienstag platziert zu haben. Darueber (und ueber die Preise) muessen wir aber erst nochmal nachdenken und so verabschieden wir uns mit dem Versprechen, uns morgen wieder zu melden. Weil ja der Kran so schrecklich busy ist und die Termine rar sind.

Damit uns nicht langweilig wird, holen wir dann um 15 Uhr noch Carlos von der Polsterfirma ab. Die Kuchenbude loest sich allmaehlich auf. Nach dem Motto “Loch an Loch und haelt doch” zerbroeseln die Naehte peu a peu und lassen an Stellen Luft rein, die eigentlich dicht sein sollten. Also nachnaehen. Und bei der Gelegenheit gleich noch nach einer Kombination aus Sonnen- und Regenauffangsegel fragen. Und wie waere es mit einem Lazy-Bag fuer unser Grosssegel? Carlos schaut, schreibt, misst und gibt vorsichtige Kostenschaetzungen fuer die Reinigung plus Impraegnierung unserer Kuchenbude ab. Das allein haut uns schon fast ueber die Reling. Nochmal soviel und wir bekommen eine neue Bude. Vielleicht nicht grad hier, aber irgendwo schon. Den Rest lassen wir uns sicherheitshalber erst morgen sagen, solche Zahlen vertragen wir nur portionsweise.

Und Portionsweise muessen wir auch das Zahlungsmittel fuer unser Antifouling am Automaten abholen. Der ist nicht gewillt, uns groessere Summen auszuhaendigen (kennt der uns und unseren lotterhaften Umgang mit den Scheinen???). 2500 TTD sind das Maximum, vielleicht gehen auch 3000, genaues weiss man nicht. Und evtl. bleibt beim naechsten Versuch die Karte gleich ganz im Automat. ??? wie jetzt, und das nur, weil wir einen zu hohen Betrag eingetippt haben?? Die nette Residentin, die ebenfalls Geld abheben will, gibt uns jedenfalls den Tipp, es doch lieber bei der anderen Bank zu versuchen. Wir gehen auf Nummer sicher und testen unsere zweite Karte. Visa. Wie war doch der Werbespot? Egal, jedenfalls bekommen wir damit ueberhaupt Bargeld. Den Rest ergattern wir mit Karte 1 am Automaten 2. Nicht ohne saftige Gebuehren angezeigt zu bekommen.

Und jetzt ? Von Muecken zerstechen lassen oder gleich zurueck ans Schiff? Ich bin fuer Rueckzug, die Voodoochilisten sind eh unterwegs und nochmal zu Peakes eiern, die Cacique heimsuchen — Morgen ist auch noch ein Tag! Beim Gang ueber den Boatyard treffen wir einige nach dem gestrigen Grillabend schon bekannte Segler wieder. Am Sonntagabend treffen sich die Deutschsprachigen Yachties unterm Mangobaum auf dem Gelaende der Peakes Marina und grillen gemeinsam. Zwar nicht so ganz multikulti aber immerhin sind auch OEsterreicher und Schweitzer vertreten und nett ist es schon, sich ausschliesslich in der ureigenen Muttersprache ueber alles Moegliche unterhalten zu koennen. Klatsch und Tratsch, aber auch wichtige Informationen. Das der Markt in Port of Spain das fruehe Aufstehen und Hinfahren wahrlich lohnt z.B.. Oder dass man es hier tatsaechlich doch mehrere Jahre hintereinander aushalten kann. Und still vor sich hin laechelnd steht John neben uns. Ein Local, der bei Power Boat an der Tankstelle arbeitet, deutsch spricht. Und das hat er nur von den Seglern gelernt, so nebenbei, an den Grillabenden. Erstaunlich, ein Naturtalent in Bezug auf Sprachen?!

13.11.2014 Wiedersehen auf Trinidad

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Trinidad, Chaguaramas. Das Arbeitsparadies fuer Segler. Oder eher die Hoelle? Landschaftlich eigentlich ganz schoen, mit der kleinen vorgelagerten Insel und den gruenen Huegeln rundherum. Boatyard an Boatyard, fuer Sportboote oder auch fuer Grossschiffe. Hier wird alles repariert und gepinselt, was Bedarf hat. Die zur Verfuegung stehende Wasserflaeche muessen sich die ankernden Yachten mit Pilotbooten, Schleppern, kleinen Frachtern, gestrandeten Chinesenbooten teilen. Die liegen zu dritt an einer Mooring. Der chinesische Eigner ist verstorben, keiner weiss, was mit den Schiffen passiert. Die Crews ueberleben nur Dank finanzieller Unterstuetzung der hiesigen Regierung. Ratten teilen sich den Raum unter Deck mit den Crews; erzaehlt man sich und uns. Kleine Piroggen flitzen mit full speed auch in der Dunkelheit zwischen den Ankerliegern umher und wir bekommen prompt so manche Horrostory zu hoeren. Von Rammings mit Fischerbooten (aus Venezuela und damit nicht regressfaehig), von auf Drift gegangenen Yachten. Moorings liegen aus, werden entweder von YSATT oder einer Dame betreut. YSATT bezahlt man direkt im Office (oder auch nicht — Kontrolle? Eher keine), die anderen werden direkt an der Boje abkassiert. Mit 30 TT$ ein preiswertes Liegevergnuegen. Vergnuegen? Na, nach unseren Mooringerfahrungen bin ich da ja eher skeptisch. Aber die Ankerflaeche ist begrenzt, der Schwoikreis aufgrund der Wassertiefe und der entsprechenden Kettenlaenge gross. Da kommt man sich schon mal gerne etwas naeher, unfreiwillig und ungewollt. Horrorstories, auch von zunehmender Tidenstroemung (bei Neu- oder Vollmond) und Problemen bei mehr Wind. Was, ihr habt nur soviel Kette draussen? Ach, dageht ihr auf jeden Fall auf Drift. Hier ist Schlamm und darunter Kies, da haelt kein Anker. Super Aussichten! Kennen die unseren Anker???Woher wissen DIE jetzt schon, was WIR machen?? Langjaehrige Erfahrung, eine gute Glaskugel? Und wieso haelt deren Anker?? Es wird viel geschwaetzt am Ankerplatz. Auch davon, dass der Nachbar ein schwimmendes Bordell sei und am Abend, wenn das blaue Licht leuchtet, relativ viel “Traffic” habe. Aha. War uns jetzt noch nicht aufgefallen. Ist vielleicht grad keine Saison dafuer??? Wir jedenfalls finden das junge italienische Paar recht nett und ganz entspannt in Punkto Ankern sind sie auch. Das Wasserballett jedenfalls bietet taeglich wechselnde An- und Aussichten. ,Der ist aber jetzt nah, passt das?? — Guck mal da drueben, das ist auch eng’. Wir beruhigen uns gegenseitig, dass die Abstaende taeglich gleich sind und es nie richtig eng wird. Und der Anker haelt. Noch.

An Land machen wir uns erst einmal auf die Suche nach dem offiziellen Jotun-Farbendealer. Marina raus, nach links, dann auf der rechten Seite. Rechts-Links?? Ein Hinweisschild steht links, in der dazu gehoerigen Strasse kennt niemand den Namen den wir nennen. Ist unsere Aussprache so grottig?? Wir werden weiter geschickt, immer weiter. Bis uns ein Militaerposten stoppt. Der hat wenigstens so eine blasse Ahnung davon, was/wen wir suchen. Ja rechts sei das schon, von hier aus kommend. Das leuchtet ein. Vorbei an einer supermodernen Appartmentanlage, die schon zerfaellt bevor sie fertig gebaut und bezogen ist, latschen wir wieder zurueck. Durch weiche Kraeuter und Graeser. Wenigstens ist es nicht so heiss und freiwillig waeren wir doch nie bis hierher gelaufen. Grosse Pfuetzen muessen umrundet werden. Jetzt kennen wir die Nordseite der Bucht auch von Land aus.Dann werden wir doch noch fuendig. Und finden auch zu unserer UEberraschung den deutschen Vertriebler eines Wassermachers fuer den sich der Kaeptn anno dunnerkeil auch schon mal interessiert hat. Preise einholen, Gebindegroessen, Lieferzeiten und ab Richtung Marina. Wir wollen doch noch zur Voodoochile.Hoffentlich sind sie an Bord. Da faellt des Kaeptns Adlerauge eine leicht gebeugte Gestalt auf einem Faltrad ins Auge. Mit wehendem Langhaar radelt “unser” Peer ueber das Gelaende der Peakes Marina. “Peeeeeeeerrrrrr” !!! Wir fallen begeistert 50% der Voodoochile-Crew in die Arme. Ein Jahr und ein Tag ist es jetzt her, dass wir sehnsuechtig hinterher gewunken haben,in Santa Cruz de Tenerife. Voodoochile auf dem Weg zu den Kap Verden, wir “still hanging” im Varadero Anaga. Peer hat schon alle Boatyards mit dem Fahrradel abgeklappert auf der Suche nach unserer naja, hat sich schon vergeblich die Augen ausgeguckt bei dem Versuch, uns im Ankerfeld ausfindig zu machen. Was ist das schoen, den vertrauten lieben oesterreichischen Dialekt zu hoeren (sehr dezent, aber vorhanden), mit der wirbeligen Uli zu tratschen. Gegenseitige Geburtstagsbusserln, nachtraeglich noch. Null veraendert haben sich die Beiden. Jetzt gibt es erst einmal ein Begruessungsbier an Bord. Dazu muessen wir die steile, hohe Leiter raufkraxeln, wofuer ich jetzt grad nicht optimal gekleidet bin. Aber was macht man nicht alles fuer gute Freunde. Und ausserdem uebt es. Schei…. Ist das hoch, das hab ich bald auch wieder taeglich. Hoffentlich sind wir schnell wieder im Wasser.”Bei uns schauts furchtbar aus” — macht nix, fuehlen wir uns doch gleich wie zu Hause. Aufgeraeumte, cleane Boote machen mich doch eh immer nur frustig. Obwohl ich das ja schon sehr bewundere, wenn alles seinen Platz hat und auch umgehend nach Gebrauch wieder an selbigen wandert. Ich bin da ja mehr fuer Gedaechtnistraining, nach dem Motto “wo war das jetzt gleich”.

Hunger macht sich breit und wenn ich jetzt noch ein Bier trinke, rolle ich die Leiter in einem Zug runter. Also ab in die naechste Bar. Und immer wieder beteuern wir uns gegenseitig, das es sooo schoen ist, wieder zusammen zu sein.

Jetzt muessen wir noch die Cacique ausfindig machen, Rosi und Ludwig begruessen. Auch die Beiden sind uns ans Herz gewachsen und die letzte Begegnung ist auch schon wieder einige Monate her. So viel zu erzaehlen, von Florida und Deutschland die einen, von Franz. Guyana, Suriname und Tobago die anderen.

All das versoehnt uns mit dem schmutzigen Wasser und dem allgegenwaertigen Geraeuschpegel droehnender Schiffsaggregate und der Werftgeraeusche. Mit dem Anblick der OElplattform und dem Droehnen der Schiffssirenen, mit dem langen Weg an Land. Plaene werden geschmiedet fuer Weihnachten, Silvester. Auf Grenada wollen wir diese Tage gemeinsam verbringen, wo genau werden wir noch ausknobeln. Letztendlich ist es auch fast schon wurscht, Hauptsache wir sind beisammen. Und vielleicht koennen wir Peer ja auch noch vom Pacific ueberzeugen.

Verjuengungskur

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Segeln ist eindeutig verjuengend: des Skippers Haarpracht wechselt die Farbe von weiss auf das Blond seiner jungen Lebensjahre

Elke Hofmann SY na ja Www.sy-naja.de

Dicker Fisch im Netz

11.-12.11.2014 Tobago-Trinidad

Stockdunkel, weit und breit kein Mond. Island Kea bereitet sich zur Abfahrt vor, wir ebenfalls. Anker auf heisst es bei uns. Vom Mond weit und breit noch nix zu sehen. Wir tasten uns aus dem Mooringfeld. Gut, dass wir so weit hinten lagen, wo war nochmal die eine Boje?? Das Echolot geht kurzzeitig rapide runter, jetzt nur nicht ins Flach laufen.Dann sind wir draussen, drehen in den Wind, Grosssegel setzen. Das geht dieses Mal wieder nur mit Verheddern, haken, klemmen. Irgendwann ist es oben und wir eilen Island Kea hinterher — unter Maschine! Denn Wind ist eher keiner angesagt. Der kommt dann im Laufe der Nacht doch noch. Moderat und ziemlich raum. Motor aus heisst es auf beiden Booten. Mit unserer Lichtmaschine scheint was nicht zu stimmen. Irgendwie gingen da doch frueher viel mehr Amp’s in die Batterien rein, wenn wir unter Maschine liefen.

Mitten im entspannten Segeln gibt es vorne am Rumpf ein dumpfes Geraeusch, dann ein gequaeltes Quietschen. Alles wird umgehend vom empoerten Aufpiepen unserer Instrumente quittiert, der Autopilot displayt ganz ungewohnte Bilder und verweigert den Dienst, unser SOG sackt rapide ab bis uns nur noch die Stroemung voranbringt. Und voranbringen ist irgendwie relativ: “Wir stehen doch!!!” Und das Ruder geht totalt schwer, laesst sich kaum nach Backbord drehen. Maschine an befiehlt der Kaeptn. Ob das so gut ist? Einkuppeln, Gas geben, laut Log machen wir Fahrt. Aber gefuehlt bewegt sich da nix. Sinnestaeuschung? Nein, irgendwas haelt uns fest. Ein Blick am Heck ins Wasser bestaetigt dieses Gefuehl: da haengt ein dicker Tampen und weiter hinten schwimmt eine Styroporboje. Sch….. jetzt hat es uns also auch erwischt: wir haengen in einem Fischernetz. Bzw. ein dicker Tampen haengt in unserem Ruder und daran wohl das Netz.Stochern mit dem Bootshaken bringt nicht den gewuenschten Erfolg. “Ich muss ins Wasser, versuchen, uns frei zu schneiden”. Unglaeubig schaue ich den Kaeptn an. Das Heck schlaegt munter aufs Wasser, wir liegen quer zur Welle und es platscht ordentlich. Mittlerweile laeuft die via Funk informierte Island Kea auf uns zu. Deren Dinghi haengt an Davids und ist somit schnell zu Wasser gelassen. Bei uns an Bord bereitet sich der Skipper mit dem Lifebelt und einem Tampen zur Wasserung vor und springt beherzt in die Fluten. Bewaffnet mit einem Saebelmesser. Mit dem Kopf mal ueber mal unter Wasser befreit er uns von dem Hindernis. Die Boje entschwindet — wohin auch immer — unser Heck dreht sich, Island Kea steht neben uns. Blutend klettert der Befreier wieder an Deck. Leider hat er sich auch in den Finger gesaebelt. Erstmal notduerftig die Blutung stoppen, Schiff wieder auf Kurs bringen. Das Ruder dreht sich einwandfrei. UEber Funk informieren wir die Helfer, die sicherheitshalber standby neben uns her fahren. Aber alles ist in Ordnung, wir koennen weiter segeln.

Im Morgenlicht praesentiert sich Trinidads Silhouette in verschiedenen Grautoenen. Dicht bewaldet wie Tobago, Wolken haengen oben in den Berggipfeln. Voraus sind die vorgelagerten Inselchen und Felsen zu sehen, verschwimmen noch mit der Kuestenlinie der grossen Insel. Und das da hinten? Das muss schon Venezuela sein, wir sind ja dann ganz dicht dran. Komisches Gefuehl. Aber so am hellichten Tag mit dem ganzen Schiffsverkehr. Von hinten saust die schnelle Catamaranfaehre von Tobago heran, passiert uns und ist auch schon verschwunden. Island Kea ueberholt uns, Fotosession mit Marcus als Gallionsfigur a la Titanic. Dann quetschen wir uns nacheinander in das Kabbelwasser zwischen Trinidad und Monos Island. Gegenstrom. Dabei hiess es, um diese Zeit haetten wir mitlaufenden Strom.Bei unruhigerem Wetter haetten wir sicherlich den etwas laengeren Weg aussenrum gewaehlt. So aber laufen wir an steilen Felshaengen und einer einsamen Ankerbucht vorbei. Nur wenige Yachten liegen hier im Outback. Wie hiess die nochmal? Scotlandbay? Sieht auf jeden Fall schoen aus. Abgeschieden, ruhig.

UEber Funk wird die Coastguard gerufen, mehrfach, von einer Yacht. Die sehen wir seit geraumer Zeit auf dem AIS. Antwort bekommt sie keine. Eigentlich soll man sich bei der Coastguard melden, der Skipper macht das also schon richtig. Antwort bekommt er trotzdem keine. Also schenken wir uns das dieses Mal. Auch Island Kea schweigt.

Dann laufen wir in die beruehmte Bucht von Chaguaramas ein. “Boah, ist das haesslich hier”! Das Wasser ist dunkel und nicht gerade sauber. Schlepper, Frachtschiffe, grosse Fischerboote und andere comercial ships liegen vor Anker oder an den grossen Mooringtonnen.In einem Dock wird gerade ein kleinerer Frachter auf Vordermann gebracht. Dann folgen die Boatyards fuer Yachten. Und wo ist in dem Gewimmel der Anlegesteg des Zolls?? Wir ankern! Der Beschluss ist schnell gefasst. Aber wo? Kreiseln im Anker- und Mooringfeld. Meine Guete, wird das tief hier! Nach einigem Hin und Her finden wir einen Platz ziemlich weit draussen. Kommen nicht ganz wie gewollt zum liegen. Abstand o.k.? Der italienische Nachbar an Backbord hat kein Problem mit uns. Mal sehen, wie sich seine 50 Tonnen drehen im Verhaeltnis zu uns. Der Nachbar an Steuerbord sei da schon etwas eigen mit den Abstaenden, habe schon einige weg gejagt, die hier ankern wollten. Der relativ junge Italiener kommt mit dem Dinghi laengsseits und erzaehlt uns schon mal einiges. Seit 3 Monaten liegt er hier ….. ich bin sprachlos, wie kann man nur. Angewidert schaue ich ins Wasser. “Das ist heute noch sauber”.Das es schmutzig sei hier haben wir ja schon gehoert, aber so hatten wir uns das nicht vorstellen koennen. Liegeplatz mit Ausblick auf das pralle Leben inclusive OElplattform — Ausgleich dafuer, dass wir unseren Dieseltank und die Kanister mit dem preiswertesten Treibstoff unserer ganzen Reise fuellen koennen. Alles hat eben seine zwei Seiten. Hier ist Arbeiten angesagt und kein karibisches Relaxen.

Irgendwann hat auch die island Kea ein Plaetzchen gefunden, sind die Dinghys startklar und die Crews landfein gemacht. Immigration = zusammen getackertes Papier von Tobago abgeben und die Information in Empfang nehmen, dass wir uns bei Verlassen der Insel wieder hier melden sollen. Weiter zu Customs. Zum ersten Mal treffen wir hier auf zwei grauhaarige, resolute aber freundliche Ladies. Ankunftszeit? Handschriftlich wird was eingetragen in unseren Tobago-Customszettel, dann sind wir schon fertig. Fuer unsere Paesse interessiert sich hier niemand und Detailfragen werden auch nicht gestellt. Wir sind leicht irritiert und fragen sicherheitshalber nochmal nach, ob wir fertig sind. Yes, sind wir. Nix wie raus. Schnelleinfuehrung wo Supermarkt und diverse Shops sind. Im YSATT-Buero fragen wir nach dem Welcome-Pack. Das beinhaltet eine Informations-DVD und zahlreiche Stadt- und Inselplaene, Werbung und fuer alle weiteren Fragen sind wir jederzeit herlich im Office willkommen. Ein Stueck weiter ist ein Autovermietungsbuero. Preise erfragen, dann weiter in den Supermarkt. Zwischendurch noch mal ins www — auf dem Crews Inn Gelaende gibt es freien Zugang und die Geschwindigkeit ist ungewohnt gut.

Mit dem Dinghi geht es gegenueber zur Coral Cove Marina und zu Power Boats, Preisrecherchen fuer Antifouling und fuer den Boatyard. Geduldig wird uns alles erklaert und aufgeschrieben. Jetzt muessen wir uns “nur” noch entscheiden. Wo steht wohl die Voodoochile, wo die Cacique und die Doertita?? So viele Schiffe sind hier dicht an dicht aufgereiht. Und viele sind ziemlich gross.

Auf dem Rueckweg kommen wir an der Elena vorbei. Heimathafen Heidelberg, das kann doch nur die Elena von Kurt und Brigitte sein. Kennengelernt 2012 auf einem TO-Seminar mitten im Gebirge und dann immer nur per Email Kontakt gehalten. Jetzt gibt es ein Wiedersehen, hier in der Karibik. Kleine Seglerwelt. Heute allerdings reicht es nur fuer einen kurzen Schnack von Bordwand zu Dinghi — wir sind muede und irgendwie steckt die naechttliche Befreiungsaktion noch in den Knochen.

Behoerdengaenge und Abschied vom Besuch

Behoerdengaenge — einklarieren, ausklarieren, einklarieren. Das wird im Laufe der Reise ja noch spassig werden. Wenn schon hier auf Tobago sind diverse Zettel in vierfacher Ausfuehrung (mit Blaupapier dazwischen, ganz ungewohnt) auszufuellen sind. Ausklarieren fuer den Wechsel nach Trinidad (obwohl ja eigentlich zusammen gehoerend). Und von Grenada kommend muessen wir ja auch erst noch einklarieren. Dafuer muessen wir erst ins Faehrterminal zum Immigrationoffice. Zweiter Stock durch die Glastuer. Aber bitte erst durch die Sicherheitskontrolle fuer die Faehrpassagiere. Die Zeit laeuft, wir muessen doch noch zum Customsbuero und dann wieder zurueck zum Schiff, Koffer holen, unseren Besuch zum Flughafen bringen. Wehmuetig denken wir an das unkomplizierte und schnelle Prozedere in Charlotteville. Wo ja auch die beiden Bueros nur zwei Tueren voneinander entfernt sind. Aber nett und freundlich sind auch hier alle. Der Himmel ist abschiedsmaessig bedeckt, letzte Nacht hat es fast durchgaengig geregnet. Frantz ist mittlerweile so an die Temperaturen gewoehnt (oder so muede), dass er selbst bei geschlossener Decksluke in seiner Vorschffskoje tief und fest schlaeft.

Beim Zoll sollen wir warten — erschrockene Gesichter unsererseits und ein Einsehen des Beamten. Wer ist der Skipper/Master? Werner darf doch ins Allerheilige. Wo sich mindestens drei weitere Personen langweilen oder gerade Mittagspause machen. Schon im Immigrationbereich haben wir uns gefragt, was die Beiden Damen an dem kleinen Pult im Wartebereich eigentlich fuer eine Aufgabe wahrnehmen — ausser telefonieren mit dem privaten Mobiltelefon, miteinander erzaehlen, aus dem Fenster gucken und Neuankoemmlinge grimmig anzuschauen.

Da Werners Seh- und somit auch die Schreibfaehigkeit leicht eingeschraenkt ist, werde ich noch dazu gerufen, fuelle den Rest des Formulares aus. Warum jetzt unsere Gaeste auf dem Ausreiseformular noch draufstehen, obwohl sie mit dem Flugzeug abreisen, erschliesst sich uns nicht. Aber nachdem wir mehrfach auf diese Tatsache hingewiesen haben, wird das schon o.k. sein. Mal sehen, wie wir das auf Trinidad erklaeren.

Vertraulich beugt sich der Officer zu uns. Eigentlich muessten wir Overtime bezahlen, weil der Kaeptn blauaeugigerweise als Ankunftszeit 7:30 angegeben hat. Da ist aber Overtime faellig, weil das Buero offiziell erst ab 8 Uhr arbeitet! Also bitte schoen, zukuenftig immer gut drauf achten, welche Zeit man angibt. Und wo das Schiff liegt? Ah, Store Bay, Das ist jetzt schlecht. Da kann es ja gar nicht besichtigt werden. Man muss hier in Scarborough ankern oder festmachen und einklarieren,erst dann bekommt man die Erlaubnis, weitere Ankerbuchten aufzusuchen.Und wenn man von Sued nach Nord wechselt …… ausfuehrliche weitere Erklaerungen und vertrauliches Grinsen folgen, das meiste geht rein akustisch im Wortschwall der sich langweilenden Mittagspausenladies und dem Zwitschern der Klimaanlage unter. Ob ich vielleicht doch mal zum Hoergeraeteakustiker gehen sollte??Jedenfalls werden wir mit guten Wuenschen fuer eine sichere Reise verabschiedet.

Das Taxi zurueck soll ploetzlich fast den doppelten Preis kosten. Kurze Diskussion mit dem Fahrer, dann klaert sich alles: wir haben als Ziel “Pidgeon Point” angegeben, das ist irgendwo mittendrin und kostet entsprechend. Beim Stichwort “Flea Market” ist alles klar, wir wollen am Pidgeon Point Junction aussteigen. Und dafuer muss man maximal 7 TT$ pro Person berappen. Unterwegs bekommen wir — wie auch schon auf der Fahrt nach Scarborough — einiges erklaert, zu den unterschiedlichen Nummernschildern (alle mit einem H beginnend sind Taxis und haben eine entsprechende Insurance, P = Private und T steht fuer Truck. Aha, die fetten Pick Ups sind also auch hier kleine Lastwagen). Das grosse Gebaeude ist eine Art Kulturzentrum fuer Tanz- und Theaterauffuehrungen. Mehrere Stockwerke hoch ueberragt es alle Gebaeude Scarboroughs. So eine Art Hamburger Oper vielleicht? Daneben jede Menge Tennisplaetze. Tobago Plantation?? Ein Hotel! Am Fleamarket steigen wir aus. Frantz und Werner duesen mit dem Dinghi zum Schiff. Kurzer Sicherheitscheck — auch nix vergessen? Gluecklicherweise sind die Wellen am Strand sehr moderat und ein trockenes Anlanden ist gewaehrleistet. Kurze Aufregung: wo ist Thomas’ Brille?? Die war in dem kleinen Koffer, ganz bestimmt. Der war nicht richtig verschlossen — rausgefallen beim Transport? Nochmal zurueck ans Schiff bestimmt der Skipper. Sicherheitshalber nimmt die im Suchen aeusserst versierte Bordfrau den Koffer nochmal unter die Lupe, negativ. Noch mal ein Blick in die Tuete mit den Schuhen. Und was blitzt mich aus einem Schuh heraus an? Die Brille! Also kann es losgehen, zum Flughafen. Der liegt ja nur ums Eck und wir werden schon seit Freitag Tag und Nacht Zeuge der Starts und Landungen. Was aber nicht wirklich stoert, eher interessant ist.Der urspruengliche Plan, ein Taxi anzuhalten verliert sich mit zunehmender Annaeherung an den Flughafen. Jetzt koennen wir den Rest auch noch laufen. Das ist wirklich praktisch hier in der Store Bay.

Auf dem Rueckweg finden wir noch einen Optiker, der Werners verlorengegangenes Nasenplaettchen unkompliziert und gratis ersetzt, kaufen Eier im kleinen Minimarket gleich daneben, wundern uns ueber die beiden Fetzenlaeden hier im Einkaufsnirwana (wie koennen die hier ueberleben?) und bewundern die schoene Parkanlage des Coco Reef Hotels. In einer kleinen Bar testen wir sowohl die frittierten Chickenteile als auch das Wifi und der Rueckweg findet wieder nach Einbruch der Dunkelheit statt. Zurueck an Bord stehe ich im Bett dann erstmal auf einer quietschnassen Badematte. Die Kloschuessel ist bis Unterlippe Oberkante mit Seewasser gefuellt, der Pumphebel steht auf “offen”. Da war wohl der letzte Benutzer im Abreisefieber etwas vergesslich. Der Schaden ist schnell beseitigt, die Matte wird nach draussen befoerdert. Leer ist das Schiff, merkwuerdig ruhig. Wieder allein zu zwein. Dem Kaeptn steht die Wehmut ins Gesicht geschrieben.

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