Monats-Archiv Mai, 2014

Barbecue

IMG_7904.JPG

IMG_7902.JPG

Der arbeitsfreie Tag wird von uns fuer eine Shopping-Busfahrt genutzt. Mit der Kassipeia-Crew stuermen wir erst den Bus, dann den Carrefour. Schlendern etwas verloren durch die langen Regale. Meterweise die gleichen Produkte. Grillfleisch und Joghurt wollen/muessen wir dann aber doch in Intermares kaufen. Hier gibt es ebenfalls drei, kleinere aber gut sortierte Supermaerkte. Und kurz vorm Strand einen Wagen mit Trinknuessen. Die kommen gerade recht, wir erwerben vier gut gekuehlte und bewundern die Geschicklichkeit des Machetenmannes beim oeffnen der Nuesse. Mit 3, 4 weiteren Hieben bekommen wir dann einen Loeffel aus der Schale geschnitzt, die Nuss wird ganz geoeffnet und wir koennen die weiche, innere Schicht raus kratzen. Michl leider nicht, der hat in der Beziehung eine “taube” Nuss erwischt, traegt es aber mit Fassung. So gestaerkt stuermen wir den Supermarkt und die Fleischtheke. Mit den beiden Fachverkaeufern (mit Mundschutz!) haben wir viel Spass, wir erproben unsere portugiesisch Kenntnisse und die jungen Maenner ihr Englisch. Besonders Werners Bemerkung “she’s my chicken” mit eindeutigem Taetscheln meiner Rueckfront und mein antwortendes “Pockpockpock” erheitert alle fuer geraume Zeit. Gut, dass ich nicht verstehe, was die Beiden sich noch so erzaehlen…… Fuer den Ruecktransport unserer Beute leisten wir uns fuer 10 Reais ein Taxi. Boah, klimatisiert und ziemlich neu - was fuer ein Fahrluxus!

Nicolas schmeisst am Abend dann den gemauerten Grill fuer die Seglergemeinde an und (fast) alle finden sich auf der Terrasse vor der Bar der Jacare Marina Village ein bzw. stuerzen noch kurzfristig los, in der Hoffnung, irgendwo noch Grillfleisch zu ergattern. Leider regnet es mal wieder, was uns aber von der Teilnahme nicht abhalten kann. Auch wenn die Versuchung, sich mit einem Buch in die kuschelige Koje zurueck zu ziehen, fuer einen Moment doch gross war. Die Grillparty ist auch gleichzeitig Camie’s Abschiedsfeier. Die junge Franzoesin will am Donnerstag Richtung La Rochelle starten. Einhand und mit einem wirklich kleinen Segelboot. Bewundernswert. Fehlt uns da dann doch der Mut und die Unbekuemmertheit der Jugend? Wir sind uns jedenfalls einig, dass wir uns eine solche Reise nicht zutrauen wuerden. Fair winds, Camie!

Sind wir noch ganz dicht?

Umlenkrollen  (3).JPG

Unterkonstruktion der Umlenkblöcke am Mastfuss vorher …
Umlenkrollen  (1).JPG
…. und Unterkonstruktion mit neu eingesetzten Umlenkrollen nachher

Luken neu einsetzen (14).JPG
Lukerand mit dicker schwarzer Panterra-Pampe - wehe, da geht jetzt noch Wasser durch!

Luken neu einsetzen (11).JPG

Lukenrand/Unterseite. Unschwer erkennbar, dass einige Bereiche nicht wirklich mit der Dichtmasse in Beruehrung kamen.

Wir eh nicht, schon lange nicht mehr :-) und wie der Herr, so’s Gescherr. Also passt sich Frau naja uns ja bereits seit geraumer Zeit und muehelos an. Da die Regenzeit grade mal Pause macht und sich ein durchweg sonniger Tag abzeichnet, wagen wir uns an den Ausbau der beiden Salonluken. Rahmen ab, saeubern (was noch zu saeubern war, da einige Stellen offensichtlich noch nie mit Sikaflex oder einer aehnlichen Pampe in Kontakt gekommen sind!), alles grosszuegig neu mit Panterra einpampen, Rahmen wieder aufsetzen, festschrauben, fertisch! Schreibt sich locker-flockig und liest sich nach einer schnellen Aktion. Dass fuer ein Luk aber gut 4,5 Stunden Arbeitszeit draufgehen, kann man nur als “Fachmann” erahnen. Beim 2. Luk hofft die Mannschaft auf etwas mehr Routine, aber es dauert halt auch. Mittags- und Kaffepause ist auch mal notwendig und so daemmert der Abend viel zu schnell. Die Touristenboote machen sich zum Sundownerspektakel auf und wir packen zusammen. Im Dunkeln ist vielleicht gut munkeln, aber schwarze Masse auf die richtigen Stellen aufbringen, das ist dann eher schwierig.

Regen bringt Segen

Arbeitszeit = Regenzeit. Jetzt hat sie uns also voll erwischt, die brasilianische Regenzeit. Die Inti freut sich ueber die ausgiebigen, anhaltenden Regenfaelle – spart die manuelle Schiffswaesche. Uns freut es einerseits ja auch, andererseits muss es natuerlich aus unserer Sicht nicht unbedingt exakt dann regnen, wenn wir unsere Umlenkrollen am Mast ausbauen. Dadurch entstehen naemlich schoene grosse Loecher und durch diese rinnt, nein: fliesst in Stroemen, das Regenwasser in unser Schiff. Wollte ich nicht sowieso den Fussboden wischen? Ein Arbeitsgang waere schon mal gespart.

Jede sich naehernde Wolke wird skeptisch beaeugt, alles provisorisch abgedichtet, kleine blaue Eimerchen (China-Laden in La Linea sei Dank) haengen dekorativ unter der Decke. Ich schicke diverse Stossgebete gen Himmel, dass es uns die Elektronik nicht waessert.

Eine neue Holzunterkonstruktion ist faellig, die bisherige sieht ausgebaut noch maroder aus wie vorher! Zwischen zwei Schauern flitzt Alex, unser Bootsbauhelfer hier vor Ort, mit dem Dinghi in Brians Werkstatt und saegt aus einem gluecklicherweise noch vorhandenen Holzbrett eine passende Unterlage aus. Die eliminiert dann schon einen Grossteil des Wasserfalls. Was so eine kleine Erhoehung an Deck doch ausmacht.

Am Abend stapfen wir dann im stroemenden Regen um die mittlerweile gigantisch grossen Pfuetzen durch das Fischerviertel. Im Mercadinho gibt es heute keine Bananen aber eine Ananas, eine Wassermelone und 3 Aepfel wandern fuer 8 Reais (umgerechnet keine 3Euro) in unseren Rucksack.

Morgen geht es weiter.

Loch an Loch und haelt doch

Loch an Loch und haelt doch

T(r)opf-Parade

T(r)opf-Parade

Zugfahrt nach Cabedelo

Der Kaeptn hat ja seit dem ersten “Troooet” des mehrfach am Tag vorbeifahrenden Zuges (man sieht ihn nicht, hoert ihn nur tuten) beschlossen: “Mit dem muss ich fahren”. Also geht es zur Bahnstation von Jacare. Wir muessen nach Cabedelo, uns offiziell im Bundesstaat Paraiba anmelden. Die Zugfahrt ist nicht sooo spektakulaer, aber schon auch ganz anders wie in Europa. Uns faellt auf, dass man in den Waggons auch locker ganze Kuehe, Pferde oder Eselskarren transportieren koennte. Und an dem Fahrpreis von 0,50 Real pro Person (das sind noch nicht mal 0,20 Eurocent) kann sich der deutsche Bahnverkehr mal ein Beispiel nehmen. Der Einfachheit halber gilt der Preis pro Fahrt, egal, wo man aussteigt.

Der Behoerdenkram geht flott. Mehr aus Versehen landen wir beim Zoll. Da muessen wir eigentlich nicht hin, aber wenn wir schon mal hier sind, erlaeutern wir schwungvoll dem netten Herrn hinterm Schreibtisch unser Problem mit dem Flug nach Deutschland waehrend naja’chen am Steg in der Marina vor Langeweile hoffentlich nicht im Schlick versinkt. Hier wird Englisch gesprochen (und auch verstanden, zumindest unser etwas holperiges Denglisch). Den Finger auf dem Kalenderblatt bekommen wir eindringlich erklaert, dass wir am 22.5. mit den entsprechenden Dokumenten (Flugticket, Vertrag mit der Marina) wieder hier vorsprechen moechten. Das versprechen wir hoch und heilig und wackeln mit der Wegbeschreibung fuer die Capitania dos Portos (direkt gegenueber, im Gebaeude mit der Aufschrift Marinha) wieder vondannen. Die Sicherheitskontrolle ist noch schneller passiert wie beim rein. Das Tor zur Capitania ist verschlossen. Hmm, was jetzt? Da kommt ein luftig gekleideter junger Mann (Muskelshirt, Shorts!!!) und oeffnet uns. Veleiro? Sem. Entrada/Saida?? Entrada -doppelnick unsererseits. Letzte Tuer links. Die Lady in Uniform spricht auch ein bisserl Englisch, der Juengling bekommt Anweisungen, kopiert fleissig alle Dokumente. Dann werden wir auch hier mit Handschlag verabschiedet. Policia Federal?? Nao!! Erst, wenn wir Brasilien endgueltig verlassen. Hmm - o.k. Wir diskutieren ja generell nicht mit Behoerden im Ausland. Meistens zumindest und schon gar nicht bei zu unseren Gunsten abweichenden Auskuenften. “Warum musste ich jetzt hier in langer Hose und Hemd auflaufen, wenn der junge Mann da in Shorts und Muscleshirt ganz leger rumlaeuft??” Der Kaeptn zieht ne kleine Schnute. ‘Aber so sind nun mal die formellen Regeln im Umgang mit Behoerden, gibt schlimmeres wie ne lange Hose’ troeste ich ihn.

Geschafft! Jetzt zum Strand. Ich will doch endlich ein Foto vom Pedra Secca machen. Wenn auch “nur” von Land aus. Auf dem Weg dorthin bestaunen wir tiefe Schlagloecher in den Strassen (kommt das Auto da wieder raus??? hat der LKW jetzt einen Achsbruch??), elend lange und schwere Sattelzuege (fuer den Kaeptn natuerlich extremst interessant) und erreichen endlich den Strand!! Hier reiht sich Bar an Bar, leckerer Grillduft zieht zu unseren Nasenfluegeln. Was trinken waer nicht schlecht und vielleicht auch so ein kleiner Fleischspiess …. unter Palmen lassen wir uns nieder, mit Blick auf das tuerkisfarbene Wasser zwischen Riff und Strand. Die Fleischspiesse erweisen sich als ziemlich kauresistent, so faellt der ein oder andere Brocken fuer den kleinen Strassenhund ab, der zwischen den Tischen herumlungert. Sonnenbrillen, Eis, Wachteleier, irgendwelche Backwaren - die laufenden Haendler sind auch hier gut vertreten. Ein Fischer erklaert uns genau, wie er den Boden seines kleinen, flachen Bootes erneuert. Aus allen moeglichen Resten zusamenngebastelte Huetten beherbergen die Arbeitsgeraete der Fischer und lockern die Barreihe auf.  Die Tische um uns herum fuellen sich um die Mittagszeit ueberraschend schnell. So ne Mittagspause am Strand unter Palmen, das ist ja auch nicht das schlechteste.

Durch etwas bessere Wohnstrassen suchen wir zielstrebig unseren Weg zurueck zum Bahnhof. Finden einen Supermarkt der die grossen Joghurtpoette im Angebot hat!! und wollen eigentlich mit dem Bus zurueck fahren. Eine Haltestelle ist praktischerweise direkt gegenueber. Aber da haelt irgendwie kein Bus, der fuer uns in Frage kommt. Werner ist stinkig, weil ich mich weigere, bis zum Bompreco zu fahren (der steht als Halt auf dem Bus). Da gaebe es bestimmt noch eine Haltestelle vorher. Ich seh mich schon im Schweisse meines Angesichtes die Srasse von Intermares nach Jacare laufen ….. nee, will ich nicht! Also doch zum Zug. Erstaunlicherweise gibt es am Bahnhof sogar eine Tafel mit den Abfahrtszeiten (oder ist es die Ankunftszeit) und tatsaechlich faehrt nur kurze Zeit spaeter geraeuschvoll ein Zug ein. Lok ab- und wieder ankuppeln, kurzes schaekern des Zugfuehrers mit der Reinigungskraft, dann ruckt das Gefaehrt an - gut gefuellt. Drei Stationen weiter purzeln wir wieder raus. Durch die “Hauptstrasse” geht es zurueck zum Fluss. Links und rechts ziehen sich die niedrigen Haeuserreihen. Huebsch ist ja irgendwie anders. Aber irgendwie haben wir uns auch schon daran gewoehnt. Tiefer Seufzer, wenn wir dann an Soller, Port Soller, Roscoff, Alderney etc. denken ….. das war schon schoen dort. Moechten wir das hier mit allem Muell und unschoenen Ecken aber missen? NEIN -definitiv nicht. Schaerft es doch auch das Auge fuer die wahren Schoenheiten ;-)

lange Hose ist ein Muss beim Besuch der Einklarierungsbehoerden

Strandlauf im Behoerdendress: lange Hose ist ein Muss beim Besuch der Einklarierungsbehoerden

Sonst eher hinter der Kamera zu finden, heute mal selbst "Motiv"

Sonst eher hinter der Kamera zu finden, heute mal selbst- des Kaeptns Rache fuer die vielen Fotos von ihm :-)

Pedra Secca markiert das Ende des Riffs vor der Einfahrt in den Rio Paraiba

Pedra Secca markiert das Ende des Riffs vor der Einfahrt in den Rio Paraiba

Am Strand von Cabedelo

Am Strand von CabedeloBootsreparatur am Strand Fischerhuette am Strand von Cabedelo

-)

Fundstuecke am Strand - ich hab sie aber liegenlassen, der Geruch war dann doch nicht soooo gut :-)Ueben die fuer den Einsatz als Bolero-Saxophonisten auf dem Rio Pariaba

Mobiler Grillimbiss unter Palmen am Strand von Cabedelo

Mobiler Grillimbiss unter Palmen am Strand von Cabedelo

Kombination aus Imbiss und Entertainment (man beachte den Lautsprecher auf dem Dach des PKW)

Kombination aus Imbiss und Entertainment (man beachte den Lautsprecher auf dem Dach des PKW)

Unter Palmen - Bierpause am Strand von Cabedelo

Unter Palmen - Bierpause am Strand von Cabedelo

Offizielle Wachteleiverkaeuferin am Strand von Cabedelo
Offizielle Wachteleiverkaeuferin am Strand von Cabe

So schafft man sich neue, vierbeinige Freunde - Beide, Hund wie Mensch, sind hochkonzentriert bei der Sache

So schafft man sich neue, vierbeinige Freunde - Beide, Hund wie Mensch, sind hochkonzentriert bei der Sache

delo

Eiswagen am Strand - auch Eisverkaeufer haben Hunger und machen mal Pause

Eiswagen am Strand - auch Eisverkaeufer haben Hunger und machen mal Pause

Da liegen die besseren Tage auch schon eine Weile zurueck. Aber der "Schatten" auf der Strasse sieht frisch gemalert aus

Da liegen die besseren Tage auch schon eine Weile zurueck. Aber der

Autowaschanlage in Cabedelo - schon auch etwas anders wie in Europa!

Autowaschanlage in Cabedelo - schon auch etwas anders wie in Europa!

Zugfahrplan

ZuGanz normaler Strassenzustand in Brasilien - Wir wissen jetzt jedenfalls, warum es hier so viele Reifenhändler gibt!

gfahrplan

Der Zug faehrt ein

Der Zug faehrt ein

Und noch ein paar mehr Fotos kann man anschauen unter:

https://www.facebook.com/media/set/?set=a.666318340084064.1073741869.194932657222637&type=3

Jacare und Intermares

Immer die Strasse hoch, ueber die Bahngleise und da hinten bei den Hochhaeusern, da ist eine Tankstelle und auch ein Bankautomat. Praezise Lagebeschreibung von Marcus und unsere irrige Annahme “och, das ist ja gar nicht so weit weg”. Ist es auch nicht, aber dazwischen liegt eine mehrspurige, stark befahrene Strasse. Immerhin entdecken wir schon mal eine Bushaltestelle und da ist auch eiine Art Fussgaengerueberweg mit integrierter Abschussrampe fuer schnellfahrende Autos (also eine ziemliche Schwelle). Etwas unentschlossen stehen wir am Strassenrand, versuchen, eine Luecke zu erhaschen. Die Autos bremsen zwar deutlich ab, aber anhalten sieht irgendwie anders aus ….. Irgendwann schaffen wir es dann doch. Jetzt trennen uns nur noch wenige Meter bis zur Cashmachine. Und da ist doch tatsaechlich auch ein groesserer Supermarkt direkt hinter der Tanke! Und ueberall steht Intermares. Den “Orts”namen habe ich schon in einer Reisebeschreibung gelesen, dachte aber, die Distanz zwischen Marina und Intermares sei groesser.

Der Supermarkt ist nicht ganz so gross, bietet aber alles, was wir so benoetigen. Und dann sind da ja auch noch die kleinen Laeden in Cabedelo.

An der Kasse kurzzeitige Irritation, als die Kreditkarte nicht gleich akzeptiert wird und die Dame an der Kasse uns irgendwas fragt, was wir nicht so recht verstehen. Nach 4 Anlaeufen wird unser Zahlungsmittel dann doch akzeptiert, wir verabschieden uns von Kassiererin und Einpacker fast wie von guten Bekannten. Jetzt noch zum Bankomat, Lage checken — kein mysterioeser, herumlungernder potientieller Raeuber in Sicht, also auf zur Pluenderung des Kontos. Karte rein, Karte wieder raus — nee, die mag er nicht. Falsch rum eingeschoben? Nee, war richtig, also nochmal, diese erste Verweigerung hatten wir ja schon oefter und Hartnaeckigkeit hat bislang immer noch zur Geldausgabe gefuehrt. Karte rein, Karte raus, diverse Fragen beantworten, Betrag und Geheimzahl, Karte wieder rein, Karte wieder raus (alles schoen nach Anweisung und jaaa nicht zu schnell) — dann rattern die Geldscheine ins Ausgabefach. Uff, geschafft. Unauffaellig die Moneten in der Hosentasche verstauen und raus aus dem Tiefkuehlfach. Die Warmluft knallt uns wie eine Wand entgegen. Wo war jetzt der Ueberweg? An der Zufahrt zur Tankstelle stehen mehrere grosse Grills herum, selbst zusammengeschmiedet. Ein Hund schnueffelt im Gras dahinter herum auf der Suche nach verwertbaren Grillresten. Ob hier auch wochenendabendliche Grillfeten stattfinden, improvisiert, mit Plastikstuehlen und kaltem Bier aus der Styroporbox, Musik aus einem Lautsprechergefuellten Kofferraum ??Ein Kleinwagen haelt, hupt. Das Gesicht kennen wir doch aus dem Supermarkt … wo wir hinwollen fragt er, Cabedelo oder Jacare? Jacare — einsteigen! Aus Sao Paulo stammt unser freundlicher Fahrer, lebt aber schon seit vielen Jahren hier in Cabedelo. Sein rechtes Ohrlaeppchen ist von einem riesigen, runden Ohrring extrem ausgedehnt und zwischen Blinken, Lenken und Schalten wird sich mal ein Schluck Bier aus der Skol-Dose zwischen den Knien gegoennt. Auf der mehrspurigen Strasse leitet eine Pferdekarre gerade ein gewagtes Wendemanoever in entgegengesetzter Richtung ein. Wie schaffen es die Pferde nur bei all dem vielen Gruen derart klapperig-duerr auszusehen?

Wir lassen uns am Ortseingang von Jacare absetzen, winke-winke, muito obrigado/a. Beim Abschied verraet er uns noch seinen Namen: “Wagner” - typisch brasilianisch! Aber Deutsch spricht er nicht, leider, er wirkt betroffen. Macht doch nix, wir sprechen ja auch kein Portugiesisch :-)! Wieder ein nettes Erlebnis in der Erinnerung. “Hast du den Ohrring gesehen und sein Ohrlaeppchen??” ” Der hatte die Form Autofelge” “Ja, und war auch fast so gross :-)!”. Gespraechsstoff.

Reisebusse fahren an uns vorueber, bald wird das allabendliche Bolero-Saxophon-Spektakel auf dem Fluss beginnen. Der Touristenrun auf die zahlreichen Restaurants, Bars, Souvenirlaeden beginnt schon gute zwei Stunden vorher. Unglaublich, dass ein einzelner Mann mit einem Saxophon eine solche Einnahmequelle generiert hat! Und wir haben ihn immer noch nicht live gesehen und gehoert.

Per Zufall treffen wir hier auch Christian, den Segelmacher der auch stabile Beiboote aus GFK baut. Die gefallen uns richtig gut, liegen aber preislich dann doch ueber unserem Budget und sind auch ein klein wenig zu gross. Wir besichtigen die Segelmacher-Werkstatt. Neue Segel kann er wohl keine bauen, aber Reparaturen und Sonnensegel etc. sind hier gut durchfuehrbar. Er zeigt uns Aluprofile, mit denen man sowohl Lazybags als auch Sonnensegel am Grossbaum befestigen kann. Das waere doch was fuer uns. Wir muessen wohl unsere Sonnensegelplanung noch einmal modifizieren und ueberdenken.

Die Marinabar ist sehr zum Leidwesen unserer durstigen Kehlen noch geschlossen. Dafuer ist das Internet recht fix und die Moskitos leider mit zunehmender Dunkelheit auch. Es empfiehlt sich wohl, immer eine Flasche Antibrumm im Rucksack mitzufuehren. Wenigstens haben wir vor Verlassen des Bootes noch das automatische Ankerlicht aktiviert. Auch hier macht sich das Wochenende mit verstaerktem Motorbootverkehr bis in den Abend hinein bemerkbar.

Die Crews einiger anderer Boote kommen von Ausfluegen zurueck, die Runde vergroessert sich. Alle warten auf die Oeffnung der Bar um dann ueber Bier und Caipirinhas herzufallen. Dazwischen spielen einige Kinder. Eine franzoesische Familie, die vor Palmeira ein Stueck von uns entfernt ankerte, ist ebenfalls hier in der Marina und hat uns wieder erkannt. Auf Sal war nie die Gelegenheit fuer ein Gespraech, hier koennen wir das nun nachholen. Und Margie konstatiert: Die Welt ist halt wirklich klein! Wie recht sie hat, stellen wir das doch immer wieder fest.

What a day: am fruehen Morgen schon Bestandsaufnahme unserer Fussrelingschaeden durch Brian, den Inhaber des Boatyard. Anschliessend Gespraech mit dem durch Brian vermittelten Alex, Deutscher, seit Jahren in Brasilien lebend, Bootsbauer von Beruf, Catamaran aus Holz selbst gebaut und jetzt zur Verfuegung stehend fuer Arbeiten rund ums Boot oder fuer Ueberfuehrungstoerns als Skipper. Das passt alles gut. Jetzt muss Brian nur noch das richtige Holz fuer die Ausbesserungsarbeiten auftreiben, dann kann es losgehen.

Von den Restaurants der Vergnuegungsmeile schallt Musik herueber, Hardrock, gar nicht mal so schlecht werden bekannte Songs nachgespielt. Irgendwann ist aber auch hier Schluss und absolute Ruhe, ab und an unterbrochen von Hundegebell oder dem verschlafenen Kraehen eines falsch gestellten Hahns. Kein Windhauch, keine Welle. Mitten in der Nacht werde ich wach — Hochwasser, fuenf Meter irgendwas zeigt das Echolot an. Wasser und Land liegen absolut still um uns herum. Dann setzt der Regen ein, prasselt aufs Schiff. Alle Luken dicht und ab in die Koje.

« Previous PageNext Page »