Monats-Archiv März, 2014

10. Etmal - 16.03.2014

15.03.2014 bis 16.03.2014 Samstag auf Sonntag Zum wiederholten Mal stuerze ich die Niedergangstreppe hoch, stelle mich ins Cockpit und geniesse mit ausgebreiteten Armen die Abkuehlung, die mir die leichte Brise bringt. Unter Deck ist es mollig warm, ich sitze unbekleidet am Navitisch, versende und empfange via Kurzwelle Emails und schwitze vor mich hin. Warum muss ich ausgerechnet in diesen Regionen mit Hitzewallungen zu tun haben? Im deutschen Winter waeren die ja noch hilfreich, aber hier?.! Seit gut einer Stunde (also seit 20:40) laufen wir wieder unter Segeln - herrlich. Erst ein leichtes Kraeuseln auf dem Wasser, dann etwas mehr. Maschine aus, Windeinfallswinkel passt - liegt deutlich zwischen 30 und 60?, Segelzupfen, Genua weiter ausrollen, sollen wir vielleicht das 2. Reff rausnehmen? Nein lieber nicht. Ganz gemuetlich gondeln wir mit einer Geschwindigkeit von erst 3,5 dann bis zu 5,5 Knoten ueber den Atlantik. An Backbord wirft der Vollmond seine silberne Bahn auf das Meer bis zum Schiff herueber. Schau ich nach vorn, kommt die Duenung mehr aus Sued, schau ich zur Seite, kommt sie von Ost. Ich bin verwirrt?. Aber eigentlich ist es nebensaechlich. Solange sich naja derart sanft und moderat bewegt und es mir gut geht dabei. Kurz bevor der Wind zu uns zurueck kommt, gibt es noch einen traumhaft schoenen Sonnenuntergang. Mit grandiosen Wolkenformationen, grau und orange-rot sind die dominierenden Farben. Im Osten dagegen scheint der Horizont heute abend ungewohnt weit und offen. War er an den vergangenen Abenden mehr oder weniger durch dicke Regenwolken quasi blockiert, so hat man heute das Gefuehl, bis nach Afrika schauen zu koennen. Ein relativ grosser Seevogel umkreist uns, kommt unserem Mast immer naeher und naeher ?. Der wird doch nicht! Es sieht tatsaechlich ganz danach aus, als ueberlege er, auf unserer Mastspitze Platz zu nehmen, sieht dann aber nach mehrfachem Kreisen doch endlich davon ab. Wenn der auf unserer Windmessanlage gelandet waere! Tsts, so ein grosses Schiff mit so vielen Landemoeglichkeiten und dann will der Kerl ausgerechnet da oben Platz nehmen! Wir bewundern trotzdem seinen eleganten Flug, wissen aber nicht, was es fuer ein Vogel ist. Vielleicht bringen die Fotos die ich schiesse, etwas Aufklaerung. Irgendwer wird sich schon damit auskennen und uns sagen, was es fuer eine Art ist. Nachtwache - nackert kuschel ich mich mal in den leichten Fleeceschlafsack, mal sitze ich einfach so da, bade im Mondlicht, je nach aktueller innerer Temperatur. Der Mond leuchtet wieder an Backbord, wenn auch schon etwas eingedellt. Ein sternenklarer Himmel, keine Wolke weit und breit. Das hatten wir schon lange nicht mehr und schon gar nicht in den letzten Naechten, in denen Wolken unsere staendigen Begleiter waren. Ganz sanft zischt naja durchs Wasser. Halbwindkurs. Sie liegt auf ihrem Backbordbug, das Schiffsinnere ist leicht schief aber erfordert laengst nicht so viele akrobatische Uebungen wie in den letzten Tagen. Alles ist ungewohnt ruhig, kein Knarren, Aechzen . Sanft wippt sie rauf und runter. Wind der Staerken 8 bis max 13,8 - jede (zugegebenermassen nur leichte) Boe wird einfach nur durch schnellere Fahrt quittiert, kein kraengen, kein anluven. Legt man sich auf die Salonkoje (obwohl in Luv) wird man sanft in den Schlaf geschaukelt. Wir wagen es, das Luk leicht zu oeffnen. Taschenbuecher halten es gegen den Druck der Gummiwutz, die noch ein Stueck darauf liegt, offen und eine leichte Brise weht genau auf die Freiwache darunter. Ich schlafe so tief und fest, dass ich noch nichtmal mitbekomme, dass Werner um 5 Uhr ein Positionskreuz in die Karte setzt. Gegen Morgen kommen dann auch wieder Wolken. An Steuerbord taucht der Mond ein letztes Mal in voller Groesse und in warmem Gelb aus einer Wolke auf, blinkt uns noch einmal zu ?. Und ist weg! Abgeloest von der Sonne, die sich ebenfalls erst noch durch ein paar Wolkengebirge am Horizont kaempfen muss. Aber ist ja ne starke, das schafft sie schon noch. Meine Gedanken gehen zurueck zu unseren Segeltagen (oder besser gesagt Motortagen) 2012. Wind 8 Knoten - segeln? Wir haetten jeden fuer verrueckt erklaert. Wie anders war alles in diesen Tagen, die Welle ruppig und unfreundlich, Wind oft gegenan ?? oder waren wir einfach nur zu unerfahren und ignorant? Die Wellen, die Duenung war jedenfalls definitiv nicht so angenehm lang gezogen wie hier und jetzt. Traumhaftes Segeln - wie sehr haben wir uns das gewuenscht. Wieder umkreist uns ein Vogel, sieht aber etwas anders aus wie unser Freund von gestern Abend. Und jetzt wird sogar Paarflug geuebt, ein hellerer Vogel ist dazu gekommen und beide schweben im Gleichklang um uns herum. Pas de deux quasi. Hoffentlich kommen sie dem Haecksler auf dem Geraetetraeger nicht zu nahe. Werner haette jetzt eigentlich Freiwache, ist aber gar nicht muede, sitzt und schaut aufs Meer, auf den Himmel, geniesst. Der 10. Tag auf See -10 Tage nur Wasser, Himmel und unsere kleine schwimmende Insel. Und dabei fand ich 5 oder 6 Tage schon lang. Ueberrascht stellen wir fest, dass heute Sonntag ist. Da machen wir also doch grad Sonntagssegeln vom Feinsten. ?Ist das nicht herrlich’ - wie der Kaeptn gerne zu sagen pflegt. Der legt sich dann jetzt doch noch ein Stuendchen ab. Ein dritter, etwas kleinerer Vogel umkreist uns. Wir sind offenbar DIE Attraktion der hiesigen Seevogelwelt. Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns herunter, jede kleine Wolke wird jubelnd begruesst und ich stelle mich sogar in die spaerlichen herunterfallenden Regentropfen. Ansonsten sitzen wir im Schatten unter unserem provisorisch gebastelten Sonnenschutz, planen optimale Biminiloesungen fuer unser Cockpit, die auch unter Segeln nutzbar sind. Und da es im Schiff noch nicht warm genug ist, backen wir noch ein Brot. Hoffentlich belohnt das Ergebnis die intensive Knetarbeit. Es riecht auf jeden Fall schon ganz gut im Schiff. Naja ist von alldem voellig unbeeindruckt und schiebt sich mit Wind zwischen 10 und 13 Knoten weiterhin durch bzw. ueber die leicht seitlich anlaufenden Wellen. Der Windeinfallswinkel liegt konstant zwischen 60 und 90?, an der Segelstellung muss nichts veraendert werden. Das 10. Etmal betraegt dann 126 Seemeilen und ich mosere : “nicht mehr??” ” Was willst Du, das ist doch gut” wird von unten gekontert. War doch Spaessken, bleib locker mein Kaeptn! Geniesse ich doch dieses traumhafte Segeln so sehr, da waere ich auch mit weniger Seemeilen immer noch hochzufrieden! Noch knapp 800 Meilen bekomme ich grade die Ansage. Wir lesen schon mal im Reisefuehrer Brasilien, den uns liebe Menschen aus der Heimat (der Buur un sin Fruu samt Kinnern) geschenkt haben. Aktueller Standort um 17:19 UTC: 03?20,23′S und 030?17,91′W - Kurs 212? - SOG: 5,5 (im Schnitt)

Samstag, 15.03.2014 Nullmeridian und 9. Etmal

Der Aequator ist gequert - mitten in der Nacht (01:03:07 UTC) und unter dem Licht des Vollmondes motoren wir ueber die Null-Linie!! Wo sind die Fanfaren, Troeten, Faehnchen?? Ich bin noch etwas zerknittert vom schlafen (ja, ich hoere schon einige besonders nette Menschen sagen: wieso, biste doch immer) und meine Stimmung neigt sich ebenfalls einer Art Nullpunkt zu. Positiv daran ist ja, dass es dann nur wieder aufwaerts gehen kann. Leider finde ich den Coco-Ponche von Santo Antao nicht mehr in dem Flaschenwirrwarr unterm Salontisch. Dabei wollten wir den zur Feier der Stunde oeffnen. Naja, dann wird es halt doch Saft, ist ja auch gesuender und fuer den Caeptn vertraeglicher. Fotos machen von der Plotteranzeige, Emails schreiben und die Welt von diesem, fuer uns schon sehr bedeutenden, Schritt informieren. Das Pactormodem quaelt sich durch eine Mail mit Fotoanhang, die Mehrminuten an Sendezeit goenne ich mir heute. Denn Strom haben wir ja satt. Laeuft doch seit ca. 15 Uhr des Vortages die Maschine. Das Meer ist ruhig und zeigt sich von unserem bedeutenden Moment voellig unbeeindruckt. Das ich das nochmal erleben darf: Eine oelglatte Wasserflaeche auf dem Atlantik! Eine gaaaaanz lange, Softduenung wiegt uns weiter gen Sueden. Die Windprognosen sind nicht so berauschend. Ach was, wird schon nicht so schlimm werden. Heute frueh dann kraeuselt sich das Wasser mal wieder etwas. Verflixt, da muss doch Wind sein. Ist ja auch - von vorn und irgendwas um die 6 Knoten. Noch nicht mal Jack, der alte Oeddeler zeigt sich davon beeindruckt und schweigt auf dem Geraetetraeger vor sich hin. Die Taufe holen wir jetzt, bei Tageslicht, noch nach. Schwapp, nichtsahnend bekomme ich vom Caeptn eine Ladung Atlantikwasser uebern Kopp. Duschen wollte ich zwar, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Die Revanche folgt, wenn auch nicht so unerwartet wie bei mir. Emails schreiben, in der Sonne braten. Fuer Werner liegt eine Karte von seiner Geburtstagsfeier parat und will gelesen werden. Sein Sohn Max hatte ja allen Gaesten Blankokarten in die Hand gedrueckt. Mit der Bitte um nette Texte und liebe Segenswuensche sollten die dann jeweils zu einem bestimmten Datum vom Jubilar (Werner) im Laufe des Jahres gelesen werden. Und daran halten wir uns auch brav. Wie passend, Freunde von uns vermuten uns ganz richtig just am heutigen Tag mitten auf dem Atlantik, auf dem Weg nach Brasilien. Oder vielleicht schon angekommen? Das gibt doch gleich eine Emailantwort. Und mitten im Schreiben heisst es “Wal, da blaest er”!! An Backbord ziehen mindestens 3 Tiere an uns vorueber, leider zu weit weg fuer Fotos. Dann aber geht es Schlag auf Schlag: achteraus kreuzen ebenfalls 3 oder 4, an Steuerbord kommen welche, an Backbord nochmal. Nie ganz nah am Schiff aber immerhin kann man auf den Fotos ein klein wenig von ihnen erkennen. Langsam und majestaetisch tauchen mal die Fluken, mal ein Stueck Kopf oder Koerper auf, mal sieht man die Wasserfontaenen. Bei einem Tier scheint ein kleineres ganz dicht dran zu sein - Mutter und Kind vielleicht? Ob wir ihre Zugbahn gestoert, sie zum ausweichen gezwungen haben?Mit ihren sensiblen Ortungsmoeglichkeiten sind sie unserer ganzen Technik weit voraus und haben uns lange schon bemerkt. Der Mensch an Bord der naja dagegen ist drauf angewiesen, dass ihn sein optisches Sinnesorgan informiert - das kann dann schon mal etwas zu spaet sein. Wir sind tief beruehrt von diesem faszinierenden Anblick und schauen den Wasserfontaenen lange hinterher, stehen strahlend und tief beruehrt wie Kinder unterm Weihnachtsbaum. Dann ziehen wieder Wolken vor uns auf. In der Nacht schon hatten wir wieder einen heftigen Regenschauer, der genau ueber uns niederging. Jetzt troepfelt es nur dezent. Ein Blick auf die Windanzeige - ?sollen wir nicht mal die Maschine ausmachen und schauen, was geht?’ Die Genua zieht schon eine Weile mit, aber bislang kam der Wind mehr so zwischen 30 und 20? aus Sued, das schafft unser Maedchen dann doch nicht. Jetzt aber pendelt der Zeiger zwischen 30 und 60? Einfallswinkel, da muesste doch was moeglich sein?.. Und wir segeln! Nicht schnell, aber mit Windstaerke um die 8 Knoten eine Geschwindigkeit von 3,5 Knoten -das finden wir gut. Und gut finden wir auch die jetzt wieder herrschende Ruhe. Nur das Zischen des Wassers am Rumpf, das leichte Flattern des Unterlieks - und natuerlich Jack auf dem Geraetetraeger, der jetzt auch wieder gewillt ist, zu arbeiten. Erstaunlicherweise hat auch unser Autopilot sein nerviges Piepen eingestellt. Fehlermeldung gab es keine, Manual hoch und runter gelesen, nix gefunden. Als die Maschine aus, ist auch der Piepton weg - wusste der vielleicht schon viel frueher wie wir, dass wir eiiiigentlich auch segeln koennten??? In der naechsten grauen Wolke klettert der Wind dann auf ueber 12 Knoten, was von Madame mit einer Geschwindigkeit von ueber 5 Knoten Fahrt quittiert wird. Am Wind-Kurs, das kann sie auch ganz gut. Das ist doch ein Tag - jetzt auch noch segelnd durch die Kalmenzone, fuer die saemtliche Wetterberichte erst gar keine Windfaehnchen in diesem Bereich dargestellt hatten. Wind sollte erst bei 3-4?S wieder kommen. Positive Ueberraschung also. Immerhin gut 4 Stunden feinstes Amwind-Segeln ist uns gegoennt. Dann flaut der Wind wieder ab, wir daddeln noch eine Weile mit einer Welle aus Sued-Suedost (also so halb gegen uns) durch die Duenung. Das macht keine Freude. Also doch wieder Maschine an?! Mit dem drehen des Zuendschluessels ertoent auch das vertraute “Piep-Piep-Piep” wieder, anhaltend dieses Mal und schon sehr genervt klingend - ?haben die denn immer noch nicht kapiert, dass was nicht in Ordnung ist’. Motor wieder aus - Piepen weg. Motor an - Piepiepiep. Richtig jaemmerlich jetzt. Bei uns kommt die Erinnerung: Jahrelang hatten wir keine akustische Warneinrichtung fuer unseren Motor, irgendwann dann wurde diese nachgeruestet, ist aber bis dato nie aktiv geworden. Heute also Premiere. Erst einmal Erleichterung unsererseits: Mit dem Autopilot zumindest ist alles in Ordnung. Dann Raetselraten - was kann denn mit dem Motor los sein? Oeldruck und Temperaturanzeige sind absolut in Ordnung. Oelstand und Impeller werden geprueft - sieht alles normal aus, Kuehlwasserkontrollstrahl ist ebenfalls vorhanden ?. Was verflixt will uns dieses Piepen also mitteilen? Fuers erste ignorieren wir es, behalten aber die Anzeigen im kritischen Blick und wollen spaeter im Werkraum, wo das Motorenpaneel von hinten zu bewundern ist, nochmal die Kabelage kontrollieren. Vielleicht ist einfach nur Regenwasser eingedrungen oder ein Kabel abgerutscht oder oder oder. Elektriktrik (oder -tronik) ist ja soooo vielschiechtig und gehoert meiner Meinung nach eh ins Reich der Fabeln und Mythen. Zum Abendessen lugt nochmal die Sonne hinter den grossflaechigen Wolken hervor und unsere treuen Begleiter, die Seevoegel, verwoehnen uns wieder mit ihren eleganten Schaufluegen, surfen dicht uebers Wasser, fliegen elegante Kurven und beaeugen uns immer wieder mal interessiert. Fliegende Fische kommen keine mehr aufs Deck - die abschreckende Wirkung des dahingeschiedenen Genossen auf unserem Vordeck scheint weiterhin anzuhalten. Unser 9. Etmal betraegt 130 Seemeilen, aktuelle Position um 18:57 UTC: 01?32,273′S (Sued!!) und 029?39,89′W - Kurs: 206? - SOG (unter Maschine laufend) 5,6 Knoten Laut unserem Betriebsstundenzaehler haben wir somit seit unserem Start in Mindelo 33 Stunden motort. Wir dachten, es seien ein paar weniger und kamen auf 27 Stunden ? das muessen wir noch mal mit dem Zaehler abklaeren. Trau, schau, wem!

Aequator crossing

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Dunkel wars, der Mond schien helle….. Unter Maschine, bei Vollmond, oelglatter See, leichter Duenung (kein Wind, keine Squalls) haben wir heute, 15.03.2014 um 01:03 und 7 Sekunden (UTC) den Meridian gequert und von einer Erdhalbkugel auf die andere gewechselt. “Ich hab schon das Kreuz des Suedens gesucht, aber nicht gefunden. Das ist ein echtes Kreuz mit dem Sueden” - was waere das Bordleben ohne des Caeptns beliebte Kalauer. Damit haben wir jetzt auch echtes Bergfest und die Haelfte der Strecke liegt in unserem Kielwasser. Im Schiff dampfen wir bei 31?C sanft vor uns hin, an Deck ist es auch nicht wirklich kuehler. Aber wir wollten es ja so!

Freitag 14.03.2014 - 8. Etmal

Freitag, 14. M?rz 2014 - 8. Etmal Erst einmal eine kleine Korrektur: Bei der Etmalangabe habe ich einen Tag unterschlagen, der Freitag ist also tatsaechlich das 8. Etmal und nicht wie von der bisherigen Reihenfolge her zu erwarten, das 7.! Irgendwie ist mir der Montag zaehltechnisch abhanden gekommen - Mathe war halt noch nie meine Staerke :-))) Gewitter! Blitze zucken am Himmel, erhellen fuer Sekunden die dunkelgrauen Wolken. Der Mond quaelt sich durch einen Wolkenschleier und beleuchtet das Meer auf der Steuerbordseite. Donnergrollen ist von ferne zu hoeren. Ein unheimliches Szenario, das da am Horizont um uns herum zieht, aber zum Glueck nie wirklich direkt ueber uns ist. Ganz frueh am Morgen dann noch einmal ein wolkenbruchartiger Regenschauer. Es prasselt nur so aufs Deck und trotz der hohen Temperaturen froestelt man ganz unwillkuerlich. Der Wind nimmt in der Regenphase von 8-11 Knoten mal eben auf bis zu 28 Knoten zu. Ansonsten sind wir ganz gut durch die Nacht gezuckelt, mal mit halbem mal mit mehr achterlichem Wind. Genua rein, Genua raus - je nachdem, wie stark sie a) an der Rollanlage und b) an unseren Nerven zerrt. Nur das Gross steht stoisch und ruhig zur Steuerbordseite hin ausgebaumt und werkelt so vor sich hin. Kein Flappen, kein Weh und kein Ach. Die Sonne geht auf und schickt ihre roten Strahlen auch gleich von Ost bis West, ueberall liegt ein rosafarbener Schimmer auf den vielschichtig und vielfarbigen Wolken. Von Weiss bis zu den divseren Grautoenen ist alles vertreten, Schleier, Ddcke Wolkenformationen, Schaefchenwolken - faszinierend zu beobachten in ihren Veraenderungen und Formen. Eine sieht aus wie der Kopf eines Baeren, eine andere erinnert an ein sich aufbaeumendes Pferd mit wehender Maehne. Sonne ? da war doch was! Ich richte die Solarpaneele aus, druecke und schiebe an einem der beiden schmalen Paneele und “knack” halte dieses in den Haenden. Ist doch glatt die Halterung an der Schweissnaht abgebrochen! Der Tag faengt ja super an. Es gibt an Bord definitiv Dinge, von denen ich besser die Fingerchen lassen sollte. Frustiert wende ich mich meinem Buch zu und warte darauf, Werner die ?frohe Botschaft’ ueberbringen zu koennen. Der Kaeptn traegt es mit Fassung und gemeinsam baendseln wir das Paneel so an der Reling fest, dass es wenigstens einen Teil des Tages noch Energie produzieren kann. Das ist dann allerdings ab dem Nachmittag eh nicht mehr notwendig. Der Wind schlaeft ein. Wir duempeln noch eine Weile bei 2,5 Knoten Wind mit 0,8 Knoten Fahrt vor uns hin und starten dann die Maschine. An Steuerbord muessten eigentlich die Felsen mit dem gar nicht brasilianischen Namen Sankt-Peter-und-Paul zu sehen sein. Wir passieren sie in ca. 6 Seemeilen Entfernung, aber wie sie sehen, sehen sie nix. Naja nicht ganz. Wolken sind in der Richtung jede Menge zu sehen und darin verstecken sich wahrscheinlich auch die Felsen. Vielleicht sind sie auch gar nicht so hoch, wie wir uns das vorstellen und waeren bei der Distanz eh nicht zu sehen. So schwitzen wir also ohne “Land in Sicht” weiter vor uns hin, tanzen Stepp beim unvorsichtigen Betreten der Cockpitbaenke (gut, dass wir kein Teak auf dem Deck haben!), setzen uns auf dem Deck in den Schatten der Segel und sind froh fuer jeden abkuehlenden Lufthauch. Fuer Abwechslung sorgen auch heute die uns immer noch begleitenden Seevoegel, die dicht ueber die Wasseroberflaeche flutzen. Fliegende Fische sehen wir hier keine mehr und auch das gelblich-braune Pflanzenzeug schwimmt nicht mehr auf der Wasseroberflaeche. Ganz sanft heben uns die Wellen hoch und runter, laufen unter uns durch. Kein heftiges Schlagen mehr gegen die Bordwand wie gestern noch zeitweise. Waere aber schon schoen, wenn wir wieder etwas Wind bekaemen, die Flautenzone wird uns noch lange genug zum motoren zwingen. Tagesetmal: 117 Seemeilen, Aktueller Standort um 18:39 UTC: 00?35,96′N und 029?15,93W Kurs: 220? - SOG: 6 Knoten (unter Maschine). Wir haben damit seit unserer Abfahrt ca. 1071 Meilen und somit nicht ganz die Haelfte der Strecke zurueck gelegt.

Donnerstag, 13.03.2014 - Waschtag

Donnerstag, 13. M?rz 2014 - Waschtag oder: 1 Woche unterwegs In den ganz fruehen Morgenstunden zieht der erste Squal ueber uns hinweg. Alles ist grau in grau, der Wind frischt auf, die Wellen werden hoeher und es regnet! Werner hatte Wache und verzieht sich jetzt in die Koje. Da unser Batteriestatus sehr nach unten tendiert und keine dauerhafte Sonne in Sicht ist, lassen wir die Maschine fuer eine Zeit mitlaufen. Ich baue mir einen Kissenhocker am Niedergang . Hier sitzt es sich mit dem Ruecken zum Regen und guter Sicht nach vorne ganz angenehm. Eine Stunde spaeter dann der 2. Squal (wenn es denn so bezeichnet werden kann). Anfangs troepfelt es nur leicht. Dann verschwindet der Horizont verschwindet in grauen Wolken, die Sicht reduziert sich schnell, der Wind geht hoch und wir fahren in eine richtig fette Wolkenwand rein. Regen platscht aufs Schiff. Auf dem Plichtboden sammelt sich das Wasser, die kleinen Seitenfenster muessen geschlossen werden. Auch das Sitzen unter unserer sonst so schuetzenden Sprayhood erweist sich heute als feucht-froehlich. Vorsichtshalber hatte ich alle elektronischen Geraete und empfindsame Buecher unter Deck verfrachtet. Und dann legt der Regen erst so richtig los.Um uns herum versinkt alles vollends in grau, das Wellenbild erinnert uns sehr an unsere Fahrt 2012 von Norderney nach Borkum. Allerdings ist der Temperaturunterschied gewaltig: damals max 18?C (wenn ueberhaupt) und heute 28?. Damals stehen am Ruder (weil Autopilot nicht funktionierte) in dicker Segelkleidung und Gummistiefeln. Heute sitzen in der Plicht mit duennem T-Shirt oder mit gar nix an. Sturzbaeche gelbbraunen Wassers ergiessen sich uebers Deck. Eine gruendlichere Schiffswaesche vom Masttopp an haetten wir unserem Schiff gar nicht angedeihen lassen koennen. Endlich werden wir den Sand und Staub von Sal und Sao Vicente los! Die Wolke ist durch und wir binden das 2. Reff ins Gross. Das geht nicht ganz ohne Komplikationen ab, da sich die Reffleine mal unsere Grossschot genauer angucken wollte und sich liebevoll oben um Baumnock und den Schotschaekel gewunden hat. Dadurch laeuft sie nicht richtig ueber die Rolle in der Baumnock und kann entsprechend auch nicht ganz dicht gezogen werden. Alles klemmt und bockt auf den letzten Zentimetern. Ich weigere mich, weiter an der Winschkurbel zu drehen. Denn merke: nach fest kommt ab! Also Baum wieder mittig holen, zerren, entlasten, Schaekel loesen und dann ist die Reffleine frei und kann besser durchgesetzt werden. Puh. Fruehstueck wieder mal redlich verdient. Aber was heisst hier Fruehstueck? Mittlerweile ist es 11:35 (UTC), wie wir erstaunt feststellen. Den Rest des Tages daddeln wir mal mit mehr mal mit weniger Genua und weit ausgestelltem Gross ueber den Atlantik. Die Wellen heben uns meist nur leicht an, aber einige hoehere schaukeln uns auch ganz ordentlich hin und her. Dann ist Festhalten angesagt und es scheppert trotzdem immer mal wieder ganz ordentlich im Schiff. Den legendaeren Plastiktoeppen aus Amerika macht so ein Sturzflug aber nix aus und die trifft es meist, weil wir sie halt auch sorgloser behandeln. Das Gemuesenetz ueber der Spuele erweist sich auch als sehr praktisch zum kurzfristigen Zwischenlagern gleich benoetigter Teller und ich denke schon mal ueber die Anbringung weiterer Netze nach?.. Nass sind wir geworden bei der morgendlichen Reffaktion. Vielleicht haetten wir die Gelegenheit fuer eine Dusche nutzen sollen?. ! Sonne und Wolken im Wechsel, mal ein paar dezente Regentropfen, aber groesser Schauer ziehen an uns vorrueber bzw. regnen sich schon vor uns aus. Der Wind weht weiterhin stetig aus NE und schiebt uns brav Richtung Aequator. Noch 100 Meilen bis dahin. Heute sind wir 7 Tage unterwegs und das aktuelle Etmal betraegt 129 Seemeilen. Standort um 17:26 UTC: 02?35,96′N und 028?51,16W - Kurs 190? - SOG 5,4 Knoten. Insgesamt haben wir jetzt 894 Seemeilen zurueck gelegt, d.h. 5,32 Knoten im Schnitt und haben einen Etmaldurchschnitt von ca. 127 Seemeilen. Es geht schneller, aber auch langsamer und in Anbetracht der teilweise doch recht niedrigen Windstaerken sind wir sehr zufrieden.

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