Mittwoch, 12.03.2014 Fischers Fritze fischt frische Fische?. ?. Und nervt uns in der Nacht ganz gewaltig! Gleich zwei Fischereifahrzeuge (nachfolgend kurz Ffz genannt) kurven vor und um uns herum. Sooooviel Wasser und ausgerechnet in unserer Zugbahn muessen die auf Beutezug gehen. Mal rechts voraus, mal links, mal an Steuerbord, mal an Backbord, mal achteraus verschwindend, dann wieder voraus auftauchend. Kein AIS-Signal, keine Antwort auf Funkrufe. Dazu quert noch eine Art Frachter von Steuerbord nach Backbord. Jedenfalls macht das die Nachtwache spannend und an ein kurzzeitiges Einnicken ist kein Denken. Fuer eine Stunde lassen wir die Maschine mitlaufen, zwecks Stromerzeugung. Bewoelkter Himmel und ein empfindsamer Windgenerator, der nur bei Windstaerken ab 7,8 Knoten anspringt, reduzieren unsere Energieversorgung doch bedenklich, was sich logischerweise in der Nacht noch steigert. Als die Maschine wieder aus ist, zeigt sich das empfindliche Triumvirat aus Segelflaeche, Wind und Welle veraergert - wir eiern herum, die Geschwindigkeit faellt rapide, die Segel schlagen und zerren. Der Windgenerator schweigt beleidigt. Eh, halloooo - das war nicht persoenlich gemeint, war doch nur wegen Strom und so. Nach einer Viertelstunde positiven Zuredens und Denkens stabilisiert sich die Lage wieder, der Wind kommt mehr raumschots bis halb und nimmt zu. 13, 16 und einmal sogar 18 Knoten zeigt unsere Windmessanzeige an, die Logge steigert sich entsprechend ebenfalls und der Windgenerator surrt wieder fleissig. Na also, geht doch. Segeln ist schoen!! Da stoeren auch die dicken, dunklen Wolken ueber uns nicht, aus denen ein paar Tropfen Regen fallen. Gegen 6 Uhr in der Frueh nochmal kurzzeitige Erregung des Wachhabenden: Wieder liegt ein Ffz genau voraus. Keine Reaktion auf unsere Funkrufe, kein AIS-Signal. Da hilft kein Schuetteln, Druecken, Zoomen und im Menu rumblaettern - alle Anzeigen und Geraete verheimlichen das Schiff. Gute Gelegenheit, das Radar einzuschalten, aber was bringt uns das? Wir sehen ihn ja, wuessten halt nur gerne, was er vorhat und - ganz wichtig - ob er uns sieht! Werner vermutet einen Schwarzfischer und erleuchtet unser Schiff erstmal hell mittels des Decksscheinwerfers am Geraetetraeger. Das wirkt tatsaechlich! Eine umgehende Kursaenderung des Ffz wird eingeleitet und wir sind schon erleichtert, als die Lichter zuegig an Steuerbord gen Horizont verschwinden. Unter Deck ist es mittlerweile richtig kuschelig warm geworden, an Deck ebenfalls. Die Sonne bretzelt auf uns nieder, strahlend blauer Himmel woelbt sich ueber uns. Zum Fruehstueck gibt es Pizzareste von gestern. Lecker. “Mit den Gemueseresten von gestern koennten wir ja statt einer 2. Pizza vielleicht Fisch mit Gemuese machen” ?.Hab ich mich da grad verhoert?? Ich frage nach: “Fisch???? - Wo soll der denn herkommen????” Unglauebiges Staunen meinerseits. Leichte Irritation meines Gegenuebers: “Na aus dem Meer (ist ja eigentlich auch logisch und ich sollte vielleicht meine Frage umformulieren?). Ich dachte, wir koennten ja mal Angeln”. Das Thema wird schnell ad acta gelegt, als ich resolut erklaere, dass das von A-Z SEINE Angelegenheit waere und ich mich in keinster Weise an einer solchen Aktion zu beteiligen gedenke. Und ueberhaupt: wir haben weder Gaff noch Kescher. Und was ist, wenn da so ein 1,40 Monster anbeisst? Wie wollen wir einen solchen Fisch an Bord bekommen? Oder haengen wir vielleicht ein Zettelchen an den Koeder mit dem Hinweis, dass doch bitte nur Fischlein mit einer Maximallaenge von sagen wir mal 60 cm anzubeissen haben?? Das ist ein Argument, dem kann sich der Kaeptn nicht verweigern. Also doch Pizza und dazu vielleicht Thunfisch aus der Dose?? An Steuerbord treiben in grossem Abstand nacheinander erst ein Ffz und spaeter dann gleich zwei knallrote dicke Kugelfender vorbei. Zufall? Oder haengen da vielleicht doch Netze dran? Ein Schwarm fliegender Fische uebt Synchronfliegen und platscht einige Meter weiter ebenso synchron ins Wasser zurueck. Zu den schon bekannten eleganten, kleinen schwarzen Voegeln haben sich zwei weisse und ein etwas groesserer, eher graufarbener gesellt. So ein Viehzeug-Bestimmungsbuch waere schon auch nett. Muss ich mir bei naechster Gelegenheit vielleicht mal aus dem Internet was zusammen basteln. Die Meeressaeuger dagegen bleiben weiterhin unsichtbar. Ob es hier vielleicht keine gibt? ?Warum nicht’ will Werner wissen. Na, vielleicht ist es denen hier draussen zu langweilig und oed, kommt ja kaum einer vorbei. Hoechstens so ein bloedes Ffz und da muessen sie sich auch noch vor den Netzen in Acht nehmen. Der Rest des Tages vergeht mit lesen, Kuchen backen (Werner), Emails lesen und schreiben, doesen und faulenzen. Wie meinte der Kaeptn heut frueh so treffend - weisst du eigentlich, wie reich wir sind. Reich, weil wir ein solches Leben fuehren koennen/duerfen. Recht hat er . Etwas spaeter beschaeftigt uns die Frage, wo sich die Ffz eigentlich tagsueber rumtreiben. Und wir entwickeln die gemeinsame Theorie, dass die irgendwo knapp hinter der Kimm auf die Dunkelheit warten, um uns dann - sobald der Mond sich auch wieder verkruemelt hat und alles so richtig stockfinster ist - wieder einzukreisen und auf Trab zu halten. Jedenfalls laesst sich den Rest des Tages keiner mehr blicken. Am Spaetnachmittag kommt der Wind leider wieder voll von achtern, was das altbekannte nervige Getue der Genua zur Folge hat. Da der Grossbaum so schoen still und ruhig seine Arbeit an Steuerbord verrichtet, wollen wir ihn auch nicht anruehren. Getreu Peers Motto “never change a winning team”! Also Genua etwas einrollen und auf eineerneute Winddrehung warten. Aus den Tiefen unserer Vorratskisten habe ich als Alternative zum Frischfisch eine Dose Thuna geangelt (das kann ich sehr gut!), eine Dose Champignons dazu. Die letzte gelbe Paprika wird mittels Schnippeln vorm Vergammeln gerettet und der Pizzabaecker laeuft wieder zur Hochform auf. Unser heutiges Etmal betraegt 136 Seemeilen - unser Standort um 18:15 UTC lautet: 04?37,69′N und 028?26,47′W, Kurs: 208?, SOG: 4,9-5,4 Knoten, Wind: schwankt zwischen 8 und 12,6 Knoten - Welle: etwas hoeher aber mitlaufend und somit gut ertragbar. Ausserdem haben wir ja jetzt schon einige Tage Uebung im Festhalten und einhaendig arbeiten. Gut 1/3 der Gesamtstrecke ist geschafft und der Aequator rueckt naeher. Ein herrlicher Tag neigt sich dem Ende. Mal sehen, ob wir heute einen richtig kitschig-schoenen Sonnenuntergang bekommen. Gestern Abend gab es immerhin schon sehr schoen rosa-grau getoente Wolkenbilder am Abendhimmel.