Monats-Archiv März, 2014

Einmal wie ein VIP fuehlen … oder wie ein Verbrecher?

Wenn der Tag so wird wie die Fruehstuecksbroetchen …. Ohweh! Warm ist es jedenfalls schon wieder und den ersten fruehmorgendlichen Kurzschauer haben wir auch schon absolviert. Nicht wirklich gestaerkt aber schon wieder reif fuer die Dusche geht es erst einmal zum Mercado Modelo und in die Touristinfo. Super freundlich der Junge hinterm Tresen. Heute sind dann auch endlich alle Fischerzubehoerlaeden sowie der Flip-Flop-Laden geoffnet. Schnell mal Angebot und Preise sondieren. Naechstes Ziel: Marcellos Bootszubehoerladen irgendwo in der Naehe der Kirche, blaues Haus, gelbes Haus und gegenueber von dem gelben muss noch ein gelbes Haus stehen, da soll es so sein. Ist es auch. Marcellos ist leider nicht da, der Mitarbeiter spricht kein Wort Englisch, wir sind schlecht vorbereitet und wissen nicht, was Borddurchlass und Lenzventil auf portugiesisch-brasiianisch heisst. Irgendwie finden wir das Gesuchte, leider nicht in der passenden Grösse. Also doch besser mit dem Chef persoenlich verhandeln, vielleicht weiss er Rat. Wir wandeln die Strasse entlang, Laden an Laden. Auch ein „Museo de Azujelo“. Das ist wirklich ein Museum. Hier liegt alles moegliche fuer den Hausinnenausbau rum, Moertelsaecke, Waschbecken, Spuelen und natuerlich jede Menge Fliesen = Azujelos! Fast haette ich den kleinen Verkaufstresen samt Mensch dahinter uebersehen!

Unter uns braust es vierspurig die Uferstrasse entlang. Gleich 3 Policia Militaria Motorraeder drehen eine elegante Schleife und stehen Sekunden spaeter direkt neben uns. Von vorn kommen noch zwei Beamte, die per Pedes unterwegs sind. Was ist denn jetzt los? Werden wir gesucht?? Nein, man macht uns freundlich aufmerksam, dass wir DIESES Straesschen besser nicht entlang gehen und vor allem soll ich meinen Fotoapparat besser in den unauffaelligen Stofftarnbeutel packen. Woher wir kommen? Aaah, Alemao, grins, Strahl, schoenen Aufenthalt und die beiden nicht motorisierten Herren begleiten uns jetzt zur Bahia-Marina. Wo wir ja hinwollen. Komme mir vor wie eine alte, gebrechliche Dame, der man ueber die Strasse helfen muss. Wir werden unaufhoerlich zugetextet, ich versteh nur Bahnhof, Werner nickt immer und fragt irgendwas – hat der ueber Nacht portugiesisch gelernt??? Ich darf ein Foto von den Beiden machen und sie machen ein Foto von uns. Am Marinaeingang dann Verabschiedung mit Handschlag. Spaeter treffen wir einen „unserer“ beiden Beamten am Terminal Nautico wieder, froehliches Winken.

In der Marina ist unser Ansprechpartner fuer die geplante (malwieder) Kranaktion heute leider nicht anwesend. Wir unterhalten uns aber nett mit Saul, zustaendig fuer die Marina als solches, mit dem wir auch schon Email Kontakt hatten. Leider sind die Liegepreise immer noch nicht guenstiger. Allerdings verstehen wir jetzt auch das Hochpreissegment dieser Marina. Alles ist super gepflegt, eine gruene Oase, teuer aussehende Laeden, das Sushi-Restaurant SOHO, Parkgarage – ein Motorboot wird an einen kleinen Steg ‚vorgefahren‘, Miss High Heel wackelt den Steg hinunter ,der Boatboy hilft beim einsteigen, wenig spaeter kommt der Eigner und los geht es. Wenn ich einmal reich waer, diddeldiddeldumm, dann laege ich ganz gewiss nicht in einer solchen Marina rum!

Schoen sieht es aber trotzdem alles aus. Und eine Nacht vielleicht ja doch…..

Zurueck bleiben wir brav an der breiten Ausfallstrasse, die sei fuer uns ungefaehrlich meinten unsere persoenlichen Bodyguards. Schnell noch ein Blick in die Kirche mit den beiden Tuermen. Sowohl von aussen als auch innen wieder so ganz anders wie die Kirchen auf den Kanaren. Viele prunkvolle Seitenaltaere, eine duster wirkende bemalte Decke. Kuehl ist es hier nicht wirklich drin. Trotzdem suchen einige Einheimische den Schatten hier drin – zum telefonieren!

Werner quatscht beim rausgehen schon mal gleich eine etwas kraeftigere Brasilianerin an. Die spricht sogar etwas Deutsch und will gleich wissen, ob er eine grosse Familie hat ….??????? Ich halte mich etwas auf Abstand, soll er mal sehen, wie aus der Nummer rauskommt. Ist aber ganz harmlos, sie will nur wissen, ob er vielleicht eine Haushaltshilfe oder Aupair fuer die Kinder sucht. Nee, auf dem Boot dann eher weniger. Ob es uns gefaellt in Salvador? Claro, Kopfnicken. Sie muss dann zum Bus , freundschaftliches Winken und wir fahren mit dem Aufzug in die Oberstadt. Schade, da kann man gar nicht rausgucken waehrend der Fahrt so wie in Lissabon. Bequem ist es trotzdem. Abgesehen von der Tatsache, unklimatisiert bei diesen Temperaturen zusammen gepfercht mit mind. 20 Leuten im Aufzug zu stehen. Umfallen unmoeglich. Vielleicht wenn ich mich elegant sacken lasse….??? Ich teste es mal lieber nicht aus.

Oben angekommen werden wir gleich von einem deutschsprachigen Guide angesprochen, aelterer Herr, sehr nett. Er hat auch ein Auto und es kostet gar nicht viel. Spaeter vielleicht. Ja, o.k. Erstmal den Blick von oben auf die Bucht werfen. Daaa unten liegts Schiffle, gaaanz klein! Und jetzt sehen wir auch das umgestuerzte Kreuz und all die Gebaeude, die wir von unten schon bewundert haben. Ueberall sind Touristen unterwegs. Hier muss ich meine Kamera nicht tarnen, es sind definitiv lohnendere Objekte unterwegs. Ueberall werden Souvenirs verkauft,T-Shirts, Kleider, Trommeln und weiteres unnuetzes Zeug. Trotzdem alles nett anzusehen. Wir testen ein etwas teureres Comida a Kilo. Schmeckt ganz gut, aber ob es den Preis rechtfertigt? Spaeter finden wir ein deutlich preiswerteres in einer der Seitenstrassen. Das koennen wir dann in den naechtsten Tagen testen. Ausgestattet mit zwischenzeitlich 5! Verschiedenen Stadtplaenen wandeln wir durch die Gassen, staunen ueber die immense Polizeipraesenz, spaehen in den wirklich schoenen Hinterhof eines Restaurants, begutachten die zum Verkauf angebotenen T-Shirts eines kleinen Souvenirladens, sogar zwei Herrenshorts aus Leinen ziehen Werners Interesse auf sich. Aber noch halten wir die Reais zusammen.

Wir finden eine weitee Touristinfo mit free Wifi und goennen uns eine Auszeit im Schatten. Nein, bitte nicht in die klimatisierten Raeume, dann ist der Schock beim rauskommen zu gross. Laecheln, vestaendnisvolles Nicken aller Anwesenden. Man erklaert uns den Weg zum Fussballstadion und welchen Bus wir dorthin nehmen koennen. Super nett alle. Aber wir sind ja auch nette Menschen :-))

Der Pelourinho liegt vor uns samt blauer, von Sklaven in Fleissarbeit errichteter Kirche. Abschuessig ist der Platz und das Pflaster extrem rutschig. Vor allem mit doch sehr abgelatschten Flip-Flops. Den Berg wieder rauf und mit dem Aufzug runter an den Hafen? Nein, diese Gasse hier sieht doch nett aus! Unsere Bodyguads von heute Vormittag wuerden jetzt wahrscheinlich die Haende uebern Kopp schlagen, aber wir sind fasziniert von dem Verkaufsangebot der hier ansaessigen Laeden. Hinter bunten Hausfronten reiht sich Stoffrolle an Stoffrolle, Schaumstoffe aller Couleur und Staerken stapeln sich. Dann folgen die Werkstaetten mit Naehmaschinen, Schuster, Polsternaeher. Bis es dann nur noch marode Gebaeude und ganz marodes Strassenpflaster gibt. Aber wir fuehlen uns nicht unwohl oder unsicher. Unten dann die Hektik des Strassenverkehrs, Laeden, Hochhaeuser. Wir sehen die andere Seilbahn-Station, mehr eine Zahnradbahn, die sich den Berg hinaufzieht. Zu gerne haette ich ja hier die Seitengassen und kleinen Laeden genauer inspiziet, aber den Kaeptn zieht es mit Macht zurueck zum Hafen. Ein kurzer Zwischenstopp im Mercado Modelo loest das „Problem“ allerdings und so machen wir uns ganz entspannt noch auf die Suche nach dem TO-Stuetzpunkt, mit dem wir bislang nur Email Kontakt hatten. Gesucht – gefunden, die angegebene Adresse ist ja wirklich ganz dicht bei!! Bei Odara-Tours werden wir freundlich empfangen, Norbert hat Zeit fuer uns, wir erzaehlen und bekommen noch gute Tipps. Kurzes Telefonat mit einer anderen Marina, etwas weiter von der Stadtmitte entfernt aber dafuer deutlich ruhiger, noch etwas preiswerter und gut geeignet, um das Schiff auch ein paar Tage alleine zu lassen weil kein Schwell! Das hoert sich gut an und wir werden einen baldigen Umzug ins Auge fassen. Aber erstmal schauen wir uns die Marina morgen in natura an. Und jetzt trink ich erstmal ein ganzes Fass Wasser aus. Unglaublich, was man hier fuer einen Durst entwickelt.

Wo Carlo mit seiner Ipanema wohl ist? Den haben wir heute frueh ja auch noch verabschiedet. Leider war unsere Begegnung nur kurz, aber trotzdem sehr schoen. Er will zurueck ins Mittelmeer, direkt von hier zu den Azoren und dann weiter. Alleine. Das finden wir extrem bewundernswert. Auch wenn er zwei Autopiloten an Bord hat und die Ipanema einen soliden und gleichzeitig schnellen Eindruck macht. Eine solche Strecke alleine? Never-ever. Noch schnell die Email-Adressen ausgetauscht. Wer weiss, die Welt ist rund und die Seglerwelt ist klein. Vielleicht kreuzen sich unsere Kurse irgendwann im Mittelmeer noch einmal. Wir geben ihm noch den Tipp „Licata“ mit auf den Weg. Einen Heimathafen muss er naemlich erst noch suchen. Unsere Bodyguards heute

Unsere heutigen Bodyguards - Mann sind wir VIP!

Bahiamarina - gruen, chillig, nobel

Bahiamarina - gruen, chillig, nobel

In der Stoffgasse

In der Stoffgasse

Unbekanntes - Exotisches

Unbekanntes - Exotisches

Igreja Nossa Sra do Rosario dos Pretos

Die Sklavenkirche oder offiziell: Igreja Nossa Sra do Rosario dos Pretos

Im Centro Historico von Salvador do Bahia

Im Centro Historico von Salvador do Bahia

Alles im Fussballfieber

Alles im Fussballfieber

Innenleben der Igreja da Conceicao da Praia

Innenleben der Igreja da Conceicao da Praia

Einer von ganz vielen Angel- und Bootszubehoerlaeden hier am Hafen

Einer von ganz vielen Angel- und Bootszubehoerlaeden hier am Hafen

Presse

Die Fachzeitschrift “Bootswirtschaft” hat in der letzten Ausgabe einen Artikel ueber unser Schiff veroeffentlicht. Und da vielleicht nicht alle diese Zeitschrift kennen oder lesen, duerfen wir den Beitrag hier auf unserer Website ebenfalls publik machen. Vielen Dank dafuer.artikel-bootswirtschaft-20142

Behoerdenkram

Montag, 24. März 2014

Heute kommen wir also offiziell in Brasilien an….. meine Guete, wir waren Illegale die letzten beiden Tage!!! Jetzt weiss ich, wie sich das anfuehlt. Nein, nicht wirklich. Ganz bestimmt sogar nicht. Aber vielleicht erklaert das auch meinen Wunsch, mich gar nicht so recht von diesem Kokon Boot weg zu bewegen. Wie auch immer.

Wir stehen zeitig auf. Unglaublich, dass es hier erst kurz 7 ist, die Sonne bretzelt schon unbarmherzig auf uns herunter und Werner meint, nach der Dusche ist vor der Dusche. Das Duschwasser ist angenehm temperiert. Will heissen, es ist nicht warm aber auch nicht eiskalt. Das ist Luxus – unter fliessendem Wasser stehen zu koennen, Haarwaesche mit Vor- und zurueck. Dann geht es zu Marianna ins Office. Die will aber unsere Einklarierungspapiere kopieren. Haben wir keine. Also los zum Behoerdenmarathon. Erstes Ziel ist natuerlich das entfernteste: Policia Federal. Entlang einer endlosen Reihe geparkter Autos und 8 Fahrspuren traben wir an oeden Mauern und Baustellenzaeunen entlang. Auf den schmalen „Gehwegen“ (kann man eigentlich nicht wirklich so nennen) sitzen Damen mit Warnwesten, die verkaufen offenbar Parktickets und weisen Parkplatzsuchende ein. Irgendwie schwankt der Boden noch etwas unter mir oder liegt das an den vielen Unebenheiten?

Viel wird hier neu gebaut, viele Gebaeude stehen aber auch leer und zerfallen. Wir wundern uns, wie Sprayer-Schriftzuege wohl in Hoehe des 4. Stockwerkes an eine Hauswand kommen. Spiderman?

Nach einigem Nachfragen finden wir die Policia Federal. Leider nicht die richtige. Ein Tor zurueck – oder sogar bis auf Anfang zum Gate 1??? Ein aelterer, englischsprachiger Herr dolmetscht mit dem Pfoertner und dann heisst es, nur EIN Tor vorher muessten wir aufs Hafengelaende drauf. Dort sei ein Office, in dem wir die Einreisestempel erhalten. Nun sind ja Rueckwege bekanntlich immer viel kuerzer und schon stehen wir im gut gekuehlten Pfoertnerhaeuschen. Ein Telefonat spaeter duerfen wir durch die Sicherheitsschleuse und traben am Containerterminal entlang zum „Posto Medico“. Das rote Kreuz weist Dir den Weg. Passkontrolle, dann duerfen wir die Treppe rauf. Eine Senora nimmt uns die Papiere ab, dann noch einen Zettel ausfuellen. Jetzt noch die Sache mit dem Gesundheitsamt?? Das waere ja vielleicht auch hier im Gebaeude, im ersten Stock?? Nao, das entfaellt jetzt irgendwie. Nichts ist so flexibel wie irgendwelche Einreiseformalitaeten. Jedenfalls sollen wir jetzt zum Zoll. An dem Gebaeude sind wir schon vorbei getrabt, das ist ja schon fast wieder am Hafen. Werner ist begeistert von den vielen Hamburg-Sued Containern. Schade, dass wir nicht bis zum Verladepier kommen. Beim Verlassen des Gelaendes treffen wir Carlo, einen Italiener. Der will ausklarieren. Im Zoll begegnen wir uns wieder und lernen auch seine brasilianische Begleiterin, Silvana, kennen. Freundin eines Freundes und Dolmetscherin fuer den Fall eines Missverstaendnisses. Das ist auch fuer uns praktisch. Aber erst einmal heisst es, an einem modernen Bildschirm in Zusammenarbeit mit dem gar nicht beamtenmaessig gekleideten Zollbeamten diverse Fragen zu beantworten. Dann entschwindet der Beamte mit unseren Papieren. Silvana erkundigt sich fuer uns, ob nicht doch eine Verlaengerung der Aufenthaltsdauer nach 90 Tagen fuer 90 weitere Tage moeglich sei. Sem, man nickt. Wir sollen 10 besser 14 Tage vor Ablauf unserer Aufenthaltsdauer zur Policia Federal, die Verlaengerung beantragen und dann nochmal zum Zoll, unser Begehr auch dort kundtun. Hmm, wissen die noch nix von der neuen Regelung, nach der eben dieses nicht mehr moeglich sein soll? Oder ist die neue schon wieder eine ueberholte Regelung? Vielleicht besser, wenn wir nochmal unseren hiesigen, sehr hilfsbereiten TO-Stuetzpunktler, Norbert Leitsch, dahingehend ansprechen.

Jetzt muessen wir noch zur Hafenverwaltung. Erstmal bei m Pfoertner einen Besucherausweis abholen. Dann geht es weiter in einen Riesenraum mit diversen „Terminals“. Wir werden bevorzugt abgefertigt, muessen nochmal ein Formular ausfuellen und erhalten auch noch einen dicken Stapel an nautischen Informationen. Zweisprachig, englisch und portugiesisch. Hunger!!! Carlo und Silvana wollen auch was essen gehen, ins Havanna, ein Comida a kilo. Das haetten wir so von aussen jetzt nicht gleich entdeckt. Wahrscheinlich. Wir stuerzen uns in die Reihe und schaufeln uns den Teller voll. 920 Gramm steht auf meinem Wiegezettel. Salat in allen Variationen, Fleisch, Fisch, Reis, Nudeln, Kartoffelpüree (ist offenbar sehr beliebt, gibt es gleich in mehreren Varianten), frittierte Roellchen in allen Formen. Alles schmeckt lecker. Dazu ne gut gekuehlte Coke auf Eis mit einem Scheibchen Limette im Becherchen. Das zischt! Im Comida ist die Hoelle los, diese Form des Mittagstisches scheint extrem beliebt zu sein. Fuer 2 gut gefuellte Teller und 4 Dosen Cola bezahlen wir letztendlich 29,55 Reais. Das sind so knapp 10 Euro. Da wollen wir mal nicht meckern! Und waren ganz sicher nicht das letzte Mal in einem solchen Restaurant.

Carlo will noch in den grossen Supermarkt und Silvana hat ihm und somit jetzt auch uns einen Lift angeboten. Ist ein ganz schoenes Stueck bis zum Supermarkt. Jetzt sehen wir auch nochmal die Bucht und die grosse Bahiamarina von oben. Dann gibt es nur noch Hochhaeuser um uns herum. Im Supermarkt stehen dann auch endlich auszahlungswillige Geldautomaten. D.h. der erste zickt etwas rum und der 2. Ist auch gewoehnungsbeduerftig von der Bedienung her, spuckt aber willig Geld aus. Dann Einkaufen. Obst (was fuer eine Auswahl), Gemuese, Kartoffeln- ich fuehl mich wie im Schlaraffenland! Yoghurt, Coke und Broetchen fuers Fruehstueck runden den Einkauf ab. Wir stehen dann zwar mit deutlich mehr als 15 Artikeln an den Schnellkassen an, aber Dank des Touri- und nix-verstehn-Bonus werden wir trotzdem „abkassiert“. Alle lachen und sind unheimlich nett. Jaja, die doofen Auslaender. Carlo leistet sich und damit auch uns ein Taxi zurueck zum Terminal Nautico. Schimpft ueber den deutlich hoeheren Preis. Sonst muesse er nicht so viel zahlen. Wir wollen uns beteiligen, das lehnt er aber kategorisch ab. Dafuer helfen wir ihm tragen. Die Temperaturanzeigen in der Stadt weisen uebrigens 35°C aus!

Jetzt noch zum Marinaoffice, Marianna hat ihre Mittagspause beendet. Anmelden. Unser Boot wird zum ersten Mal kuerzer gemacht, wir sind jetzt nur noch 49 Fuss lang und die ersten beiden Naechte waren wir wohl auch so eine Art Tauchschiff. Jedenfalls steht in der Anmeldung das heutige Datum. Uns soll es recht sein, schont unsere Bordkasse.

Soviel Aktivitaet am ersten offiziellen Tag in Brasilien hat uns voelligst ermattet. Jetzt ne Kaffeepause und ich bruehe mir erst einmal einen leckeren Tee a la menthe auf. Frische, gut duftende Minze gab es naemlich auch im Supermarkt! Und dann …. Ich hab da eben einen Havaiana-Laden gesehen …. Da hinten an der Bushaltestelle …..

Noch ein Aufzug? Auf dem Weg zur Policia Federal entdecken wir schon so einiges

Noch ein Aufzug? Auf dem Weg zur Policia Federal entdecken wir schon so einiges

Da sind wir ja genau richtig angekommen! Naechsten Freitag ist grosse Festivitaet hier in Salvador angesagt

Da sind wir ja genau richtig angekommen! Naechsten Freitag ist grosse Festivitaet hier in Salvador angesagt

Schoene Parkanlage vor dem Marine- und Hafenverwaltungsgebaeude

Schoene Parkanlage vor dem Marine- und Hafenverwaltungsgebaeude

Bronzekoeppe vorm Marinestuetzpunkt

Bronzekoeppe vorm MarinestuetzpunktNaechtlicher Anblick von unserer Plicht aus - auch schoen, oder?

Sonntag - unser erster Tag in Salvador

Umgekippt - Kreuz in der Oberstadt. Genaueres muessen wir noch rausfinden

Umgekippt - Kreuz in der Oberstadt. Genaueres muessen wir noch rausfinden

Unser erster Tag in Salvador. Sonne, Regenschauer (und zwar richtig heftige), aber meistens Sonne … und warm!! Wollten wir das nicht so?? Wollten wir, allgemeines Nicken. Aber ein Sonnensegel waer schon nicht schlecht. Wir entscheiden uns fuer die Minimalvariante und hauen den alten, kleineren Sonnenschutz drauf. Versprechen uns auch etwas Regenschutz – aber das war ein Satz mit X, das Ding ist so marode (vor allem an den Naehten), dass es ueberall durch troepfelt.

Geweckt wurden wir von Livemusic. Ein Blick auf die Uhr …. Och, was ist das denn fuer ne Zeit??? Wer ist denn jetzt schon auf?? Oder hab ich irgendwie eine Zeitstoerung. Dieser Wechsel aber auch immer: UTC, Deutschlandzeit, Kap Verden und jetzt Brasilien. Dabei fuehlen wir uns so zeitlos, orientieren uns irgendwie eher an Sonnenauf- und untergang. Ist das jetzt ein Gottesdienst oder ein Konzert oder was? Egal, die Musik hoert sich gut an und nach knapp 2 Stunden ist auch alles vorbei. Vielleicht doch ein Gottesdienst? Kirchengemeinden soll es hier ja sehr viele geben. Und Show ist das a und o, genau wie Musik. Dazwischen pfeift und toent es aus der Capitaneria. Dieser Gerauschkulisse muessen wir noch auf den Grund gehen. Zu sehen ist nix, aber mehrfach am Tage schallt es via Megaphon ueber den Hafen. Verstehen koennen wir natuerlich nada.

Boot aufklaren ist angesagt. Staubsaugen, Bettwaesche abziehen. Schnell kommt ein Berg Waesche zusammen. Und dann kommt meine Lieblingsarbeit: Kuehlbox und Tiefkuehlbox ausraeumen, auswischen, den Inhalt abwischen und wieder einraeumen. Und das sind doch schei…. Kuehlschraenke, erfunden von Maennern, die sich Energieersparnis schoenreden, nur weil man den Deckel hochhebt, statt eine Tuer aufmacht. Wieviel Energie geht denn bitte schoen floeten, wenn ich erst den kompletten Inhalt ausraeumen muss, um an irgendwas dran zu kommen, was gaaaaanz unten liegt?? Und wieviel muss ich wegschmeissen, weil durch laengere Lagerung in ominoesen Gewaessern (z.B. geplatzte Bierdosen im Tiefkuehler) ungeniessbar geworden? Immerwaehrendes Diskussionsthema. D.h. Diskussion gibt es keine mehr, die Fronten sind quasi verhaertet, ich habe meine Sicht der Dinge, der Kaeptn die seine. Aber das nur am Rande. Eins noch: wir Frauen sind uns merkwuerdigerweise in diesem Punkt absolut einig, die Maenner ebenfalls!

Spibaum wegpacken, Schoten austauschen, Sonnensegel und Regenschutz fuers Achterluk aufbauen. Letzteres mit negativer Wirkung: die Matratze in unserer Koje ist leicht durchfeuchtet. Staubsaugen, Muell zusammen packen. Erstaunlich, wie wenig Muell uebrig bleibt, wenn alles organisch-verrottbares ueber die Reling fliegen darf. Das groesste Volumen nehmen noch diese bloeden Plastikwasserflaschen und –kanister ein.

Um uns herum ist wieder Trubel. Die kleinen Faehrboote legen ab und an, es brummt und wirbelt. Die Faehrleute gruessen und winken freundlich. Vor allem, wenn sie merken, dass ich den Fotoapparat im Anschlag habe. Dazwischen kleine Ruderboote. An der Mooring liegt ein offenes Holzboot, von dem es verfuehrerisch nach Gegrilltem duftet. Die Motorboote legen ab, unterstuetzt von der bordeigenen Soundmachine. Werner ist verbluefft angesichts der riesigen Boxen, die da teilweise spazieren gefahren werden.

Der Hafenmeister hat heut Ruhetag, wir muessen also nirgendwo hin. Hat schon was fuer sich, so ein Ruhe-Arbeitstag. In der Kuehlbox entdecke ich doch tatsaechlich noch diverse Bratwursteinheiten, die wollen vertilgt werden. Also Bordkueche. Und mit all dem Treiben um uns herum und dem Wuseln und Wirken an und unter Deck schaffen wir es doch tatsaechlich, erst mit einbrechender Dunkelheit unseren ersten Landgang zu machen. Ob wir wohl ueberhaupt rauskommen, wo wir ja noch nicht offiziell hier angekommen sind in der Marina? Zum ersten Mal schwanken wir ueber den bewegten Betonsteg, sehen unsere Nachbarn und stellen fest, dass doch noch einige auslaendische Segler hier festgemacht haben. Die Muellfrage ist auch geklaert. Direkt am Aufgang stehen diverse Behaeltnisse. Hier wird getrennt! Vorne am Tor ist ein kleines Waerterhaeuschen. Der Marinero von gestern begruesst uns und laesst uns durchs Tor. Kein Problem, wir kommen hier jederzeit wieder rein. Keine Karte, kein Code, alles handmade. Wir schlendern um den Mercado Modelo …. Schon wieder Modelo!! Am Fussgaengerueberweg ist eine laengere Rotphase angesagt, die kann man gut nutzen, um mit Einheimischen ins Gespraech zu kommen. Auch wenn man kein Wort sprechen oder verstehen kann. Macht nix, allgemeines Lachen und viel Gestik. Kommen zur Bushaltestelle. Ist das jetzt eine Bushalte oder eher ein kommunikativer Meetingpoint??? Verhungern und Verdursten kann man hier jedenfalls nicht waehrend man auf den Bus wartet: Zahlreiche kleine Staende bieten Ess- und Trinkbares an. Musik dazu, der Mann hinterm Verkaufswagen wippt mit den Hueften. Wir werden ueberall freundlich gegruesst aber niemand will uns etwas verkaufen. Von den groesseren Faehrbooten stroemen wahre Massen an Land, mit Koffern oder Kuehlboxen. Sonntagsausfluegler, Wochenendheimkehrer?

Wir staunen ueber dieVielzahl der Boots- und Fishingshops. Na, mal abwarten, wie die am Tage so aussehen. Jetzt kuenden ja nur die Schilder ueber den verrammelten Tueren und Fenstern vom Inhalt. Viele marode Gebaeude stehen hier, einige werden wohl in naher (hoffentlich) Zukunft saniert. Die Bausubstanz ist es definitiv wert. Schade, dass so vieles schon sehr zerfallen ist. Daneben aber auch schon Beispiele fuer gelunge Restaurierung.

Eine Fahrradverleihstation a La Coruna zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ich schaue auf die Erlaeuterngen und schon springt von der gegenueberliegenden Haeuserzeile ein Brasilianer auf uns zu, erklaert uns wort- und gestenreich, dass wir eine Karte benoetigen und dann die Fahrraeder nutzen koennen. Wir strahlen ihn an, verstehen nur knapp die Haelfte und weisen strahlend darauf hin, dass wir kein Fahrrad nutzen moechten. Das kann er irgendwie gut nachvollziehen, verabschiedet sich wortreich und mit einer eleganten Verbeugung. Nette Begegnung, die uns ein Laecheln ins Gesicht zaubert. An der Bushaltestelle sind die leckeren, frisch gegrillten Fleischspiesse schon alle ausverkauft. Aber wir haben ja eh keine Reais in der Tasche. Morgen.

Die Policia ist sehr praesent, angetan mit schussfesten Westen. Wir meiden sicherheitshalber die leeren Strassen und halten uns nur dort auf, wo viele Menschen sind. In der Caixa wollen wir Geld holen. Leider negativ. Mindestens 20 Automaten stehen still und stumm in der Halle rum und alle behaupten, dass Werners Karte defekt ist. Und sowas will Fussball-WM Land 2014 sein, aber Hauptsache, Stadien fuer zig Milliarden sind gebaut. Die stehen dann hinterher auch dumm und leer in der Landschaft rum und werden entweder gar nicht mehr genutzt oder nur zum Bruchteil von den Fans der lokalen Mannschaften „gefuellt“. Irrsinn Fussball.

Unsere Runde endet am Faehrgebaeude. Das ist richtig schoen und gut bewacht. Aber auch hier kein Geldautomat in Sicht. Vor uns gehen zwei Policiabeamte, bzw. eine Beamtin und ein Beamte, aufs Marinagelaende. Ist das denn notwendig, die Yachties unter Polizeischutz zu stellen?? Nee, ganz niedere Beduerfnisse sind der Grund fuer die Anwesenheit: Frau Polizei muss mal ;-). Und da die Toiletten der Marina sehr sauber sind, kann Frau den Boxenstopp hier gut nachvollziehen. Obwohl, so wie die „Dame“ mir das bo Noite ins Ohr brummt….. ist das ueberhaupt eine Frau???????? Dem Schild nach bin ICH jedenfalls richtig und im Sanitaerraum fuer die Damens.

Nachdem wir jetzt mit den wahrhaft wesentlichen Oertlichkeiten vertraut sind, schwanken wir ueber den Steg zurueck zum Schiffle. Auf einem illuminierten Motorboot ist noch Party im Gange, dezente Musik und viel Palabra. Alles sehr angenehm.

Der grosse Aufzug, der in die Oberstadt fuehrt

Der grosse Aufzug, der in die Oberstadt fuehrt

Sonntagsvergnuegen mit Grillen an Bord

Sonntagsvergnuegen mit Grillen an Bord

Viele marode Haeuser gibt es hier- leider. Bei den meisten kann man die fruehere Schoenheit noch ahnen

Viele marode Haeuser gibt es hier- leider. Bei den meisten kann man die fruehere Schoenheit noch ahnen

Salvador do bahia

Samstag, 22.03.2014 – Letzter Tag auf See und Ankunft in Salvador

Heute ist unser letzter Tag auf See. Nach dem Fruehstueck sind wir beide hellwach, kein Bedarf mehr an einem Nickerchen. Zwischendurch heisst es mal wieder motoren. Der Wind verlaesst uns. Schade, dabei lief es so gut. Dann kommt er wieder. Zaghaft erst, dann kraeftiger. Basteln an unserem Spibaum und koennen Dank diverser Kurskorrekturen und Winddrehungen Schmetterling segeln! Zwischendurch Besuch der Wassserakrobatiktruppe. Pech Jungs, haben grad keine Zeit, nach euch zu schauen, muessen auf die grossen Poette achten und den Kurs im Auge behalten. Landfall ist spannend. Und vor lauter Aktivitaet kommen wir richtig ins schwitzen. Trotz einiger Regenschauer ist es warm. Eine Dusche waere vielleicht sinnvoll, nicht dass uns nachher an Land jemand in Ohnmacht faellt wenn wir ihm begegnen. Wobei: Landgang, heute? Weiss nicht, ob mir danach schon der Sinn steht. 13: 20 bemerken wir dann so fast nebenbei, dass wir doch tatsaechlich schon Land sehen ….. Brasilien querab! Und zwar so richtig mit hellem Strand und einer Hochhaus-Skyline. Das ist mal was Neues, sonst haben wir immer irgendwie Berge oder Gebirgszuege gesehen.

Wo ist denn diese verflixte Untiefentonne? In allen Karten ist sie verzeichnet, in Natura gucken wir uns die Augen nach ihr aus und sehen nix, nada, niente …. Schon wieder so eine Tauchtonne? Dafuer sehen wir die Hochhaeuser nun sehr deutlich und den kleinen schwarz-weissen Leuchtturm an der Zufahrt zur Bucht. Ein paar grosse Frachter liegen auf Reede oder umrunden uns noch galant, um dann ebenfalls die Bucht von Salvador anzusteuern. Ein Kreuzfahrer legt ab und kommt uns entgegen. Am Wind segeln wir in die Bahia do Salvador. Am Ufer stehen kleine vereinzelte Haeuschen mit Stegen direkt am Wasser. Und eine Ansammlung ebenfalls kleiner, bunter Haeuser zieht sich einen Hang entlang. Ueber allem thront Hochhaus an Hochhaus. Motorboote flitzen durch die Bucht. Ultralaute Musik ist enorm wichtig. Hauptsache schnell und laut. Das Fort kommt in Sicht, dahinter liegt der Terminal Nautico (oder das oder die?). Leider antwortet keiner auf unseren Funkruf und die im Guide angegebene Telefonnummer ‚is not available‘. Zwei mickrige Stege liegen vor uns, davon ist nur einer mit Yachten belegt. Die Crew einer belgischen Yacht zuckt hilfsbereit mit den Schultern – Mooring?? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir drehen eine Ehrenrunde und laufen erneut an. Aha, Monsieur hat einen Marinero organisiert. Der weist auf die andere Seite des Steges, das ist jetzt bloed, aber gut. Bugleine ueber, Mooringleine aufnehmen, nach hinten flitzen. Pech, dass ich auf der falschen Seite nach hinten laufe – das Desaster nimmt seinen Lauf. Wir bekommen die Mooring nicht fest, das Schiff treibt quer gegen den Steg. Keine Chance, sie rumzubekommen. Werner steht am Heck und zieht an der Mooring, ich schiebe den Bug vom Dalben weg. Meine Hand ziehe ich leider nicht schnell genug zwischen Anker und Dalben raus. Autsch, das tut jetzt richtig weh. ‚Take care of your hand‘ – die hilfsbereite Belgierin ruft, etwas zu spaet. Ihr Mann versucht, uns beim ausrichten des Schiffes zu helfen. Keine Chance, jetzt haengt auch noch die Mooringleine irgendwo fest. Im Ruder! Na super. Madam findet den Liegeplatz wohl nicht adäquat genug und motzt auf ihre Art. ‚Nein, hier will ich nicht liegen‘, zeigt sich aeusserst bockig. Der Wind schiebt das Heck rum und irgendwie und –wann liegen wir erstmal laengsseits und der Dalben kann unserem Bug nicht mehr gefaehrlich werden. Grosses Palabra, einige Brasilianer kommen , schauen und gehen wieder. Die Belgier sind busy mit ihrem eigenen Boot, verweisen auf den Marinero und verabschieden sich. Wir scheinen ein hoffnungsloser Fall zu sein und letztendlich ist es ja auch unser Problem, das Schiff festzumachen. Und doch denke ich, wie anders die Menschen sind. Unsere Freunde und auch wir haetten uns wohl kaum mit dieser Begruendung verzogen. Werner schafft es immerhin auch alleine, die Mooringleine aus dem Ruder zu befreien. Pech, dass sie sich gleich schon wieder einklemmt. Dann tauchen nacheinander der Marinero, ein junger aber tatkraeftiger Brasiliano und ein aelterer Brasilianer auf. Letzter spricht – endlich – Englisch und wir koennen erklaeren, was unser Problem ist und das wir gerne mit dem Bug zum Steg liegen moechten. Mit viel Tranquillo und vereinten Kraeften schaffen wir es dann doch nach gut 1 ½ Stunden, das Schiff ordnungsgemaess festzumachen: Bug zum Steg, Heck mit der Mooring Richtung Stadt fixiert. Die ganze Aktion ist begleitet vm Ein- und Auslaufen unzaehliger kleiner Boote, von mehrfachem durchdringenden Pfeifen an einem der Gebaeude hinter uns und viel Musik. Ich hab das Gefuehl, gleich zusammen zu brechen. So hatte ich mir unsere Ankunft nicht vorgestellt. Die Hand schmerzt und ist nicht wirklich zu gebrauchen. Vorsichtig bewege ich den kleinen Finger, scheint nix gebrochen zu sein. Derweil erklaert uns Marcello – so heisst der englischsprachige Helfer – wo sein Bootsshop ist, dass wir auch einige Plaetze weiter liegen koennen (weil da 2 Moorings sind), aber erst einmal sollen wir abwarten, dass der Wind nachlaesst. Von wo wir herkaemen. Mindelo, vor 16 Tagen gestartet. Ein Laecheln geht ueber sein Gesicht, hey, great, nice boat, steel? Nix steel, nix Polyester, bleibt ja nicht mehr viel. Werner sondiert schon gleich mal die Lage, von wegen Solarpaneelhalterung schweissen und Lenzventile auswechseln. Ja, koennen wir alles machen, im Wasser oder in der Bahia Marina an Land. Im Wasser? Ja klar, ist halt deutlich teuerer wie in der Marina. Aaahh, kleiner Scherzkeks!

Um 20:38 Ortszeit sind wir tatsaechlich und richtig angekommen, liegen fest. Jetzt erstmal eine Runde Arnica und die diversen Salben und Gels rauskramen – erste Hilfe fuer meine Hand. Und dann kommt erste Hilfe fuer mein Inneres: ich heule erstmal ne Runde still vor mich hin. Muss jetzt einfach sein. Und in der Koje langlegen, wenigstens fuer eine halbe Stunde. Abendessen faellt aus, ich habe keinen Hunger mehr und Werner stillt den seinen mit Keksen und Alster, was fuer eine Mischung! Eine Ankunftsfeier nach dem Atlantic crossing sollte eigentlich anders aussehen. In der Plicht sitzend lassen wir Salvador auf uns wirken. „Hey, wir sind ueber den Atlanik“ – „Und ueber den Aequator“ und ich hab das Gefuehl, es noch gar nicht richtig realisiert zu haben. Nach seiner ersten Atlantikquerung mit der Doertita hatte sich der Kaeptn schon geschworen, das macht er noch einmal, im eigenen Schiff. Und jetzt ist es vollbracht. Und auch wenn schon viele andere Segler vor uns und noch viele nach uns den Atlantik queren – fuer uns (wie fuer jeden anderen auch) ist es etwas ganz Besonderes, vielleicht auchEinmaliges. Ich muss an Heidi denken, die immer so haette weiterfahren koennen auf dem Weg von Deutschland nach Almerimar im Mittelmeer. Immer so weiterfahren. Nach 16 Tagen auf unserer kleinen schwimmenden Insel habe ich ein aehnliches Gefuehl, koennte immer so weiterfahren. Aber das Angekommen sein ist definitiv auch schoen. Und alles ist neu. Um uns herum ist ploetzlich so viel Leben, Musik, Bootsmotoren in allen Variationen, Rufe, Pfiffe, Autos, Lichter. Der Aufzug und einige aeltere Gebaeude am Hang hinter uns sind stimmungsvoll beleuchtet. Linienbusse ziehen immer in 4er oder 5er Gruppen die Strasse hinauf. Etwas weiter oben liegt ein riesiges Kreuz vor einem dreigeschossigen, offenbar auch schon aelteren Gebaeude.

Bis weit in die Nacht tuckern und roehren die kleinen, Autoreifen bewehrten Holzboote (Faehren??) durch den Hafen, legen an und wieder ab. Ob wir vielleicht doch unser Heck mittels der mobilen Ankerlaterne etwa ausleuchten sollten, so zwecks besserer Umrundung? Wir liegen genau an der Haupteinfahrtsschneise und es geht schon recht nah an uns vorbei.

Spaeter, in der Koje, hoere ich wunderschoene Trompetenmusik. Bekannte Melodien, leicht interpretiert. Ein Klavier ganz dezent als Begleitung dazu. Dann klopft es gegen unseren Rumpf, 6-7 mal. Wer will da was von uns? Ignorieren. Spaeter klopft es wieder und die Neugier treibt mich hoch. Da ist aber keiner. Und dann wird mir klar, dass es die Festmacher oder der Steg oder beides in Kombination waren, die das Klopfen erzeugten. Die Stadt ist ruhig geworden, nur wenige Autos fahren ueber die Uferstrassen, keine Musik mehr, die Beleuchtung der Gebaeude ist stark reduziert, nur noch vereinzelte Bootsmotoren, irgendwo bellt ein Hund und ein Vogel zwitschert ganz leise vor sich hin. Der kann wohl auch nicht schlafen. Fast eine Stunde schon sitze ich hier und tippe. Geht erstaunlich gut mit meiner maltraetierten rechten Hand. Der kleine Finger ist schon nicht mehr so schmerzhaft. Moderate Bewegung scheinen im gut zu tun, auch wenn er immer noch etwas Abstand zu seinem naechsten Kollegen haelt. Sieht komisch aus, ob das jetzt so bleibt. Im Wasser platscht es manchmal mysterioes. Grosse Fische oder naechtliche Schwimmer? Aus zwei anderen Booten plaetschert es laut und anhaltend, da haben wohl noch mehr das Problem ‚Wasser im Schiff‘. Man gut, dass es automatische Lenzpumpen gibt. Das Echolot zeigt konstant 3,90 an. Stillwasser? Wuesste doch zu gerne, was wir hier bei absolutem Niedrigwasser noch unter dem Kiel haben. Die Angaben in Handbuch, Seekarten und von den Locals schwanken erheblich und die Angaben reichen von 2 Metern (zu wenig) ueber 3 Meter (waere grade noch o.k.) bis zu „no problem“ (fuer wen???) Auf jeden Fall haben wir Stillwind, kein Lufthauch regt sich. Warum ist das bei Anlegemanoevern eigentlich fast nie so????

Das Wasser scheint nicht mehr fallen zu wollen – ich habe fertig. Zumindest fuer Heute oder besser gesagt Gestern. Ab in die Koje wo der Kaeptn schlaeft wie ein Stein und wieder mal nix mitbekommt!

Aus dem Wasser aufsteigend und nach einem perfekten Bogen in den Himmel wieder im Atlantik versinkend - traumhaft schoen

Regenbogen ueber dem Atlantik: Aus dem Wasser aufsteigend und nach einem perfekten Bogen in den Himmel wieder im Atlantik versinkend - traumhaft schoen

Hafenleben - Aussicht von unserem Liegeplatz im Terminal Nautico

Hafenleben - Aussicht von unserem Liegeplatz im Terminal Nautico

Land in Sicht - die Skyline von Salvador do Bahia rueckt unaufhaltsam naeher
Land in Sicht - die Skyline von Salvador do Bahia rueckt unaufhaltsam naeher

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