Montag, 24. März 2014

Heute kommen wir also offiziell in Brasilien an….. meine Guete, wir waren Illegale die letzten beiden Tage!!! Jetzt weiss ich, wie sich das anfuehlt. Nein, nicht wirklich. Ganz bestimmt sogar nicht. Aber vielleicht erklaert das auch meinen Wunsch, mich gar nicht so recht von diesem Kokon Boot weg zu bewegen. Wie auch immer.

Wir stehen zeitig auf. Unglaublich, dass es hier erst kurz 7 ist, die Sonne bretzelt schon unbarmherzig auf uns herunter und Werner meint, nach der Dusche ist vor der Dusche. Das Duschwasser ist angenehm temperiert. Will heissen, es ist nicht warm aber auch nicht eiskalt. Das ist Luxus – unter fliessendem Wasser stehen zu koennen, Haarwaesche mit Vor- und zurueck. Dann geht es zu Marianna ins Office. Die will aber unsere Einklarierungspapiere kopieren. Haben wir keine. Also los zum Behoerdenmarathon. Erstes Ziel ist natuerlich das entfernteste: Policia Federal. Entlang einer endlosen Reihe geparkter Autos und 8 Fahrspuren traben wir an oeden Mauern und Baustellenzaeunen entlang. Auf den schmalen „Gehwegen“ (kann man eigentlich nicht wirklich so nennen) sitzen Damen mit Warnwesten, die verkaufen offenbar Parktickets und weisen Parkplatzsuchende ein. Irgendwie schwankt der Boden noch etwas unter mir oder liegt das an den vielen Unebenheiten?

Viel wird hier neu gebaut, viele Gebaeude stehen aber auch leer und zerfallen. Wir wundern uns, wie Sprayer-Schriftzuege wohl in Hoehe des 4. Stockwerkes an eine Hauswand kommen. Spiderman?

Nach einigem Nachfragen finden wir die Policia Federal. Leider nicht die richtige. Ein Tor zurueck – oder sogar bis auf Anfang zum Gate 1??? Ein aelterer, englischsprachiger Herr dolmetscht mit dem Pfoertner und dann heisst es, nur EIN Tor vorher muessten wir aufs Hafengelaende drauf. Dort sei ein Office, in dem wir die Einreisestempel erhalten. Nun sind ja Rueckwege bekanntlich immer viel kuerzer und schon stehen wir im gut gekuehlten Pfoertnerhaeuschen. Ein Telefonat spaeter duerfen wir durch die Sicherheitsschleuse und traben am Containerterminal entlang zum „Posto Medico“. Das rote Kreuz weist Dir den Weg. Passkontrolle, dann duerfen wir die Treppe rauf. Eine Senora nimmt uns die Papiere ab, dann noch einen Zettel ausfuellen. Jetzt noch die Sache mit dem Gesundheitsamt?? Das waere ja vielleicht auch hier im Gebaeude, im ersten Stock?? Nao, das entfaellt jetzt irgendwie. Nichts ist so flexibel wie irgendwelche Einreiseformalitaeten. Jedenfalls sollen wir jetzt zum Zoll. An dem Gebaeude sind wir schon vorbei getrabt, das ist ja schon fast wieder am Hafen. Werner ist begeistert von den vielen Hamburg-Sued Containern. Schade, dass wir nicht bis zum Verladepier kommen. Beim Verlassen des Gelaendes treffen wir Carlo, einen Italiener. Der will ausklarieren. Im Zoll begegnen wir uns wieder und lernen auch seine brasilianische Begleiterin, Silvana, kennen. Freundin eines Freundes und Dolmetscherin fuer den Fall eines Missverstaendnisses. Das ist auch fuer uns praktisch. Aber erst einmal heisst es, an einem modernen Bildschirm in Zusammenarbeit mit dem gar nicht beamtenmaessig gekleideten Zollbeamten diverse Fragen zu beantworten. Dann entschwindet der Beamte mit unseren Papieren. Silvana erkundigt sich fuer uns, ob nicht doch eine Verlaengerung der Aufenthaltsdauer nach 90 Tagen fuer 90 weitere Tage moeglich sei. Sem, man nickt. Wir sollen 10 besser 14 Tage vor Ablauf unserer Aufenthaltsdauer zur Policia Federal, die Verlaengerung beantragen und dann nochmal zum Zoll, unser Begehr auch dort kundtun. Hmm, wissen die noch nix von der neuen Regelung, nach der eben dieses nicht mehr moeglich sein soll? Oder ist die neue schon wieder eine ueberholte Regelung? Vielleicht besser, wenn wir nochmal unseren hiesigen, sehr hilfsbereiten TO-Stuetzpunktler, Norbert Leitsch, dahingehend ansprechen.

Jetzt muessen wir noch zur Hafenverwaltung. Erstmal bei m Pfoertner einen Besucherausweis abholen. Dann geht es weiter in einen Riesenraum mit diversen „Terminals“. Wir werden bevorzugt abgefertigt, muessen nochmal ein Formular ausfuellen und erhalten auch noch einen dicken Stapel an nautischen Informationen. Zweisprachig, englisch und portugiesisch. Hunger!!! Carlo und Silvana wollen auch was essen gehen, ins Havanna, ein Comida a kilo. Das haetten wir so von aussen jetzt nicht gleich entdeckt. Wahrscheinlich. Wir stuerzen uns in die Reihe und schaufeln uns den Teller voll. 920 Gramm steht auf meinem Wiegezettel. Salat in allen Variationen, Fleisch, Fisch, Reis, Nudeln, Kartoffelpüree (ist offenbar sehr beliebt, gibt es gleich in mehreren Varianten), frittierte Roellchen in allen Formen. Alles schmeckt lecker. Dazu ne gut gekuehlte Coke auf Eis mit einem Scheibchen Limette im Becherchen. Das zischt! Im Comida ist die Hoelle los, diese Form des Mittagstisches scheint extrem beliebt zu sein. Fuer 2 gut gefuellte Teller und 4 Dosen Cola bezahlen wir letztendlich 29,55 Reais. Das sind so knapp 10 Euro. Da wollen wir mal nicht meckern! Und waren ganz sicher nicht das letzte Mal in einem solchen Restaurant.

Carlo will noch in den grossen Supermarkt und Silvana hat ihm und somit jetzt auch uns einen Lift angeboten. Ist ein ganz schoenes Stueck bis zum Supermarkt. Jetzt sehen wir auch nochmal die Bucht und die grosse Bahiamarina von oben. Dann gibt es nur noch Hochhaeuser um uns herum. Im Supermarkt stehen dann auch endlich auszahlungswillige Geldautomaten. D.h. der erste zickt etwas rum und der 2. Ist auch gewoehnungsbeduerftig von der Bedienung her, spuckt aber willig Geld aus. Dann Einkaufen. Obst (was fuer eine Auswahl), Gemuese, Kartoffeln- ich fuehl mich wie im Schlaraffenland! Yoghurt, Coke und Broetchen fuers Fruehstueck runden den Einkauf ab. Wir stehen dann zwar mit deutlich mehr als 15 Artikeln an den Schnellkassen an, aber Dank des Touri- und nix-verstehn-Bonus werden wir trotzdem „abkassiert“. Alle lachen und sind unheimlich nett. Jaja, die doofen Auslaender. Carlo leistet sich und damit auch uns ein Taxi zurueck zum Terminal Nautico. Schimpft ueber den deutlich hoeheren Preis. Sonst muesse er nicht so viel zahlen. Wir wollen uns beteiligen, das lehnt er aber kategorisch ab. Dafuer helfen wir ihm tragen. Die Temperaturanzeigen in der Stadt weisen uebrigens 35°C aus!

Jetzt noch zum Marinaoffice, Marianna hat ihre Mittagspause beendet. Anmelden. Unser Boot wird zum ersten Mal kuerzer gemacht, wir sind jetzt nur noch 49 Fuss lang und die ersten beiden Naechte waren wir wohl auch so eine Art Tauchschiff. Jedenfalls steht in der Anmeldung das heutige Datum. Uns soll es recht sein, schont unsere Bordkasse.

Soviel Aktivitaet am ersten offiziellen Tag in Brasilien hat uns voelligst ermattet. Jetzt ne Kaffeepause und ich bruehe mir erst einmal einen leckeren Tee a la menthe auf. Frische, gut duftende Minze gab es naemlich auch im Supermarkt! Und dann …. Ich hab da eben einen Havaiana-Laden gesehen …. Da hinten an der Bushaltestelle …..

Noch ein Aufzug? Auf dem Weg zur Policia Federal entdecken wir schon so einiges

Noch ein Aufzug? Auf dem Weg zur Policia Federal entdecken wir schon so einiges

Da sind wir ja genau richtig angekommen! Naechsten Freitag ist grosse Festivitaet hier in Salvador angesagt

Da sind wir ja genau richtig angekommen! Naechsten Freitag ist grosse Festivitaet hier in Salvador angesagt

Schoene Parkanlage vor dem Marine- und Hafenverwaltungsgebaeude

Schoene Parkanlage vor dem Marine- und Hafenverwaltungsgebaeude

Bronzekoeppe vorm Marinestuetzpunkt

Bronzekoeppe vorm MarinestuetzpunktNaechtlicher Anblick von unserer Plicht aus - auch schoen, oder?