Umgekippt - Kreuz in der Oberstadt. Genaueres muessen wir noch rausfinden

Umgekippt - Kreuz in der Oberstadt. Genaueres muessen wir noch rausfinden

Unser erster Tag in Salvador. Sonne, Regenschauer (und zwar richtig heftige), aber meistens Sonne … und warm!! Wollten wir das nicht so?? Wollten wir, allgemeines Nicken. Aber ein Sonnensegel waer schon nicht schlecht. Wir entscheiden uns fuer die Minimalvariante und hauen den alten, kleineren Sonnenschutz drauf. Versprechen uns auch etwas Regenschutz – aber das war ein Satz mit X, das Ding ist so marode (vor allem an den Naehten), dass es ueberall durch troepfelt.

Geweckt wurden wir von Livemusic. Ein Blick auf die Uhr …. Och, was ist das denn fuer ne Zeit??? Wer ist denn jetzt schon auf?? Oder hab ich irgendwie eine Zeitstoerung. Dieser Wechsel aber auch immer: UTC, Deutschlandzeit, Kap Verden und jetzt Brasilien. Dabei fuehlen wir uns so zeitlos, orientieren uns irgendwie eher an Sonnenauf- und untergang. Ist das jetzt ein Gottesdienst oder ein Konzert oder was? Egal, die Musik hoert sich gut an und nach knapp 2 Stunden ist auch alles vorbei. Vielleicht doch ein Gottesdienst? Kirchengemeinden soll es hier ja sehr viele geben. Und Show ist das a und o, genau wie Musik. Dazwischen pfeift und toent es aus der Capitaneria. Dieser Gerauschkulisse muessen wir noch auf den Grund gehen. Zu sehen ist nix, aber mehrfach am Tage schallt es via Megaphon ueber den Hafen. Verstehen koennen wir natuerlich nada.

Boot aufklaren ist angesagt. Staubsaugen, Bettwaesche abziehen. Schnell kommt ein Berg Waesche zusammen. Und dann kommt meine Lieblingsarbeit: Kuehlbox und Tiefkuehlbox ausraeumen, auswischen, den Inhalt abwischen und wieder einraeumen. Und das sind doch schei…. Kuehlschraenke, erfunden von Maennern, die sich Energieersparnis schoenreden, nur weil man den Deckel hochhebt, statt eine Tuer aufmacht. Wieviel Energie geht denn bitte schoen floeten, wenn ich erst den kompletten Inhalt ausraeumen muss, um an irgendwas dran zu kommen, was gaaaaanz unten liegt?? Und wieviel muss ich wegschmeissen, weil durch laengere Lagerung in ominoesen Gewaessern (z.B. geplatzte Bierdosen im Tiefkuehler) ungeniessbar geworden? Immerwaehrendes Diskussionsthema. D.h. Diskussion gibt es keine mehr, die Fronten sind quasi verhaertet, ich habe meine Sicht der Dinge, der Kaeptn die seine. Aber das nur am Rande. Eins noch: wir Frauen sind uns merkwuerdigerweise in diesem Punkt absolut einig, die Maenner ebenfalls!

Spibaum wegpacken, Schoten austauschen, Sonnensegel und Regenschutz fuers Achterluk aufbauen. Letzteres mit negativer Wirkung: die Matratze in unserer Koje ist leicht durchfeuchtet. Staubsaugen, Muell zusammen packen. Erstaunlich, wie wenig Muell uebrig bleibt, wenn alles organisch-verrottbares ueber die Reling fliegen darf. Das groesste Volumen nehmen noch diese bloeden Plastikwasserflaschen und –kanister ein.

Um uns herum ist wieder Trubel. Die kleinen Faehrboote legen ab und an, es brummt und wirbelt. Die Faehrleute gruessen und winken freundlich. Vor allem, wenn sie merken, dass ich den Fotoapparat im Anschlag habe. Dazwischen kleine Ruderboote. An der Mooring liegt ein offenes Holzboot, von dem es verfuehrerisch nach Gegrilltem duftet. Die Motorboote legen ab, unterstuetzt von der bordeigenen Soundmachine. Werner ist verbluefft angesichts der riesigen Boxen, die da teilweise spazieren gefahren werden.

Der Hafenmeister hat heut Ruhetag, wir muessen also nirgendwo hin. Hat schon was fuer sich, so ein Ruhe-Arbeitstag. In der Kuehlbox entdecke ich doch tatsaechlich noch diverse Bratwursteinheiten, die wollen vertilgt werden. Also Bordkueche. Und mit all dem Treiben um uns herum und dem Wuseln und Wirken an und unter Deck schaffen wir es doch tatsaechlich, erst mit einbrechender Dunkelheit unseren ersten Landgang zu machen. Ob wir wohl ueberhaupt rauskommen, wo wir ja noch nicht offiziell hier angekommen sind in der Marina? Zum ersten Mal schwanken wir ueber den bewegten Betonsteg, sehen unsere Nachbarn und stellen fest, dass doch noch einige auslaendische Segler hier festgemacht haben. Die Muellfrage ist auch geklaert. Direkt am Aufgang stehen diverse Behaeltnisse. Hier wird getrennt! Vorne am Tor ist ein kleines Waerterhaeuschen. Der Marinero von gestern begruesst uns und laesst uns durchs Tor. Kein Problem, wir kommen hier jederzeit wieder rein. Keine Karte, kein Code, alles handmade. Wir schlendern um den Mercado Modelo …. Schon wieder Modelo!! Am Fussgaengerueberweg ist eine laengere Rotphase angesagt, die kann man gut nutzen, um mit Einheimischen ins Gespraech zu kommen. Auch wenn man kein Wort sprechen oder verstehen kann. Macht nix, allgemeines Lachen und viel Gestik. Kommen zur Bushaltestelle. Ist das jetzt eine Bushalte oder eher ein kommunikativer Meetingpoint??? Verhungern und Verdursten kann man hier jedenfalls nicht waehrend man auf den Bus wartet: Zahlreiche kleine Staende bieten Ess- und Trinkbares an. Musik dazu, der Mann hinterm Verkaufswagen wippt mit den Hueften. Wir werden ueberall freundlich gegruesst aber niemand will uns etwas verkaufen. Von den groesseren Faehrbooten stroemen wahre Massen an Land, mit Koffern oder Kuehlboxen. Sonntagsausfluegler, Wochenendheimkehrer?

Wir staunen ueber dieVielzahl der Boots- und Fishingshops. Na, mal abwarten, wie die am Tage so aussehen. Jetzt kuenden ja nur die Schilder ueber den verrammelten Tueren und Fenstern vom Inhalt. Viele marode Gebaeude stehen hier, einige werden wohl in naher (hoffentlich) Zukunft saniert. Die Bausubstanz ist es definitiv wert. Schade, dass so vieles schon sehr zerfallen ist. Daneben aber auch schon Beispiele fuer gelunge Restaurierung.

Eine Fahrradverleihstation a La Coruna zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ich schaue auf die Erlaeuterngen und schon springt von der gegenueberliegenden Haeuserzeile ein Brasilianer auf uns zu, erklaert uns wort- und gestenreich, dass wir eine Karte benoetigen und dann die Fahrraeder nutzen koennen. Wir strahlen ihn an, verstehen nur knapp die Haelfte und weisen strahlend darauf hin, dass wir kein Fahrrad nutzen moechten. Das kann er irgendwie gut nachvollziehen, verabschiedet sich wortreich und mit einer eleganten Verbeugung. Nette Begegnung, die uns ein Laecheln ins Gesicht zaubert. An der Bushaltestelle sind die leckeren, frisch gegrillten Fleischspiesse schon alle ausverkauft. Aber wir haben ja eh keine Reais in der Tasche. Morgen.

Die Policia ist sehr praesent, angetan mit schussfesten Westen. Wir meiden sicherheitshalber die leeren Strassen und halten uns nur dort auf, wo viele Menschen sind. In der Caixa wollen wir Geld holen. Leider negativ. Mindestens 20 Automaten stehen still und stumm in der Halle rum und alle behaupten, dass Werners Karte defekt ist. Und sowas will Fussball-WM Land 2014 sein, aber Hauptsache, Stadien fuer zig Milliarden sind gebaut. Die stehen dann hinterher auch dumm und leer in der Landschaft rum und werden entweder gar nicht mehr genutzt oder nur zum Bruchteil von den Fans der lokalen Mannschaften „gefuellt“. Irrsinn Fussball.

Unsere Runde endet am Faehrgebaeude. Das ist richtig schoen und gut bewacht. Aber auch hier kein Geldautomat in Sicht. Vor uns gehen zwei Policiabeamte, bzw. eine Beamtin und ein Beamte, aufs Marinagelaende. Ist das denn notwendig, die Yachties unter Polizeischutz zu stellen?? Nee, ganz niedere Beduerfnisse sind der Grund fuer die Anwesenheit: Frau Polizei muss mal ;-). Und da die Toiletten der Marina sehr sauber sind, kann Frau den Boxenstopp hier gut nachvollziehen. Obwohl, so wie die „Dame“ mir das bo Noite ins Ohr brummt….. ist das ueberhaupt eine Frau???????? Dem Schild nach bin ICH jedenfalls richtig und im Sanitaerraum fuer die Damens.

Nachdem wir jetzt mit den wahrhaft wesentlichen Oertlichkeiten vertraut sind, schwanken wir ueber den Steg zurueck zum Schiffle. Auf einem illuminierten Motorboot ist noch Party im Gange, dezente Musik und viel Palabra. Alles sehr angenehm.

Der grosse Aufzug, der in die Oberstadt fuehrt

Der grosse Aufzug, der in die Oberstadt fuehrt

Sonntagsvergnuegen mit Grillen an Bord

Sonntagsvergnuegen mit Grillen an Bord

Viele marode Haeuser gibt es hier- leider. Bei den meisten kann man die fruehere Schoenheit noch ahnen

Viele marode Haeuser gibt es hier- leider. Bei den meisten kann man die fruehere Schoenheit noch ahnen