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Invasion - Erbarmen, die Franzosen kommen! Eine Yacht nach der anderen laueft ein und sucht sich einen Ankerplatz. Ein ganz schoenes Gedraenge - gut 15 Yachten, alle mit der Trikolore bestueckt und einem Banner am Heckkorb irgendas mit L’Amitie. natuerlich ankern einige auch recht nahe, aber noch ist alles im gruenen Bereich. Der William Tai wird das Gewusel wohl etwas zu viel. Erst werden einige Meter Kette eingeholt und Fender umgehaengt, dann verzieht sich die Mega-Yacht gaenzlich und geht Ankerauf. Es ist absolut still, kein Windhauch, die Ankerkette haengt lose vom Bug herunter. Gute Gelegenheit, mal unseren Anker zu suchen. Laut unserem Nachbarn von der Cape Rose kann man den naemlich fruehmorgens bei entsprechend ruhigem Wasser sehen weil das Schiff dann fast darueber liegt. Die Kette sehe ich und auch die Spuren im Sand….und dann sichten wir auch unseren Anker! An Backbord liegt er, brav und ordnungsgemaess eingegraben im Sand!!! Die Kette laeuft in Buchten unterm Schiff hindurch von einer Seite auf die andere und wieder zurueck. Sehr interessant zu sehen und auch irgendwie beruhigend!!! Wir schwimmen ums Schiff, fruehstuecken und paddeln an Land. Werner ist zwar der Meinung, er habe den Wanderetat fuer diese Woche gestern bereits ausgeschoepft, laesst sich dann aber doch zu einer Exkursion auf die andere Seite der Bucht ueberreden. Durch einen kleinen Naturpark mit knorrigen Olivenbaeumen und traditionellen Steinmauern windet sich ein Pfad den Berg auf der Ostseite der Bucht hinauf. Oben sind die Reste eines traditionellen alten Rundsteinhauses zu besichtigen. Ruhe herrscht hier, Die Waerme wird duch Zedern und Olivenbaeume angenehm gedaempft, es duftet dezent mild-suess. Und wieder traumhafte Ausblicke ueber die Bucht und bis zum Tramontana-Gebirge. Das Hotel Porto Soller schmiegt sich ein eine Bergfalte und wir vergleichen wieder einmal die verschiedenen Wohn- und Appartmenthaeuser. Da stehen doch auch wieder einige schoene und eines ist sogar “se vende” - nicht schlecht, hier koennte man es auch gut aushalten. Die Strasse windet sich steil und kurvig wieder bergab. Doch vorher machen wir noch einen Abstecher in eine Sackgasse und einen iunbefestigten Weg der Richtung Steilkueste fuehrt. Atemberaubend der Blick uebers Mittelmeer!!! Eine Treppe fuehrt vom Restaurant Nautilus hinunter ans Wasser und zu einer natuerlichen steinernen Badeplattform. Das ist definitiv nur was fuer Schwindelfreie! 10 Klingelknoepfe zaehlen wir an einem der weniger schoenen Appartmentkloetze - das ist nix fuer uns! Schnell erreichen wir wieder die Altstadt und bewegen uns auf bekanntem Pflaster. Pan Alleman gibt es in unserem Lieblings-Cafe/Baeckerei leider keines mehr. Die Inhaber kennen uns schon und fragen, ob sie fuer morgen eines reservieren sollen. Ja bitte! Im Fischladen spricht die Verkaeuferin sogar ein paar Brocken Deutsch und wir bekommen ein feines Merluzza-aehnliches Filet - 4 Stueck fuer sage und schreibe 4,06 Euro! Wir fragen zweimal nach, sisi, der Kilopreis ist doch nur 3 Euro und irgendwas. Die Mittagshitze wird staerker und der Fischeinkauf zwingt uns zurueck zum Schiff. Baden, “Buetterken”, Kaffee, lesen, doesen..herrlich. Ein kurzer Schnack mit dem Nachbarn, der ist aber busy, muss zum Flughafen fahren. Immer noch laufen Yachten ein oder aus. Die belgische Yacht, seit gut 2 Wochen immer am gleichen Platz liegend, ist ploetzlich ein gutes Stueck weiter schimpfend den Anker am aufholen. Ob die dunkelblaue auslaufende Yacht da wohl zu nahe gekommen ist und den Anker der Belgier mitgeschleppt hat? Neues Ankermanoever am angestammten Platz, schnell kehrt wieder Ruhe ein. Ein Helikopter fliegt ganz tief ueber die Bucht - Spanneralarm?? Nein, es handelt sich um die Guardia Civil und der Heli landet in der Marine Base, laedt Leute aus und zwitschert wieder ab. Zeit fuers Abendessen, Zeit fuer Gespraeche via Kurzwellenfunk. Leider erreichen wir die Mari-Luise auf Ibiza nicht wirklich. Sie kann uns hoeren, wir aber niemand von der Mari-Luise. Dafuer koennen wir mit einer Station in Deutschland sprechen. Unser Icom funktioniert also offenbar. Auch beruhigend. Glutrot versinkt die Sonne ueber der Einfahrt zur Bucht und alle Schiffe schwingen im aufkommenden Wind herum. Dabei kommen sich 3 Schiffe ziemlich nahe: Naja und 2 der franzoesischen Yachten neben uns. Zwischen uns und dem naechsten Schiff sind grade mal 2 Meter Platz, die beiden Franzosen verheddern sich irgendwie ineinander, man haelt ab und gegen, holt Kette ein, gibt Kette wieder nach. Wir beaeugen skeptisch die Lage unseres direkten Nachbarn, der aeugt zu uns herueber. Der Motor auf dem Nachbarschiff wird wieder abgestellt….der wird doch nicht??? Bevor ich noch unser Heck mit Dinghi und Fendern gegen naechtliche Attacken schuetzen kann, geht der Nachbar Ankerauf und sucht sich einen neuen Platz. Brav! Jetzt haben wir ausreichend Raum zum schwoien und niemand kommt uns quer. Zeit, um Postkarten zu schreiben, im Kerzenschein. Die Abendbeschallung setzt ein. Aus verschiedenen Richtungen, verschiedene Musikstile. Schwierig, die Geraeusche einem bestimmten Restaurant zuzuordnen. Werner verfaellt in Schweigen. “Schlaefst Du?” “Nein, ich sinniere”. Ueber den Sinn des Lebens - er findet aber angeblich keinen und muss somit weitersinnieren. Ich will ihn nicht weiter stoeren und tippe fleissig an meinem Tagesbericht. Ploetzlich gurgelt ein Schiffsdiesel rechts in mein Ohr - wo kommt der denn her??? Eine Yacht steuert haarscharf an unserem Heck vorbei, sucht noch einen Ankerplatz. Die Flagge am Heck muss wohl nicht explizit erwaehnt werden….und ja, ich pflege meine Vorurteile gerne ;-)) Kein Windhauch regt sich mehr, glatt wie Oel liegt das Wasser der Bucht um uns herum. Beim schwimmen heute fuehlte es sich wie Seide an. Wie oft habe ich letztes Jahr mir versucht, das alles vorzustellen und jetzt sind wir mittendrin. 2012, Wind gegenan, Kaelte und Naesse sind soooo weit weg, fast unwirklich und doch noch so tief eingepraegt dass ich nie ueber die Temperaturen hier klagen wuerde. Wir sind in einer wahrhaft anderen Welt angekommen und lauschen fast unglaeubig den Berichten der hier Lebenden ueber die Stuerme der Herbst/Winterzeit. Aber bis dahin wollen wir ja schon weiter gezogen sein …denn die Karawane zieht weiter. So oder so und wann auch immer ;-)

Vor Anker in Puerto de Soller

Vor Anker in Puerto de Soller