3/4 der Reisegruppe wartet im Faehrterminal auf das "Boarding"

3/4 der Reisegruppe wartet im Faehrterminal auf das

Ein gemeinsamer Ausflug…wie lange sprechen wir (Uli, Peer, Werner & Ich) schon darueber. Jetzt soll es wahr werden. Ins Land der 1001 Naechte wollen wir: Marokko! Um 11 Uhr geht die Faehre von Algeciras nach Tanger. Wir haben uns fuer eine italienische Faehrlinie, Acciona, entschieden und Tickets fuer 16,20 Euro pro Person Hin- und Rueckfahrt in der Tasche. Das Faehrterminal in Algeciras bzw. das ganze Hafengebiet ist ziemlich gross, im Umbau befindlich und entsprechend verwirrend. Prompt landen wir erstmal an der Faehrauffahrt fuer PKW. Das Vierradmobil soll aber in Algeciras stehen bleiben. Ob das so eine gute Idee war, mit dem Auto hierher zu kommen? Die Parkplaetze sind alle ziemlich weit weg, teuer obendrein und so langsam wird unser Zeitpuffer duenner. Immerhin haben wir schon mal das richtige Terminal Howgefunden. Um die Navigation zu erschweren, muss man sich naemlich Richtung Ceuta orientieren. Folgt man diesem Hinweisschild, gelangt man zum grossen Terminal, in dem dann auch die Faehren nach Tanger ihre Passagiere aufnehmen. Und wo parken wir jetzt? Ein Regenschirmbewaffneter (hatte ich schon erwaehnt, dass es wieder einmal regnet und der Himmel ziemlich grau ist??) Spanier gibt hilfsbereit Auskunft und weist in diverse Richtungen. Parken koennten wir aber auch fuer 20 Euro hier in der noch nicht fertig gestellten PKW-Zufahrt zu den Faehren, sogar mit Dach. Es stehen schon einige PKW in einer Reihe links und rechts der Terminalpfeiler. In die letzte passende Luecke winkt der hilfsbereite und geschaeftstuechtige Jose unser Auto ein. Wir zahlen und ziehen unter guten Wuenschen fuer die Reise seitens Jose und skeptischen Blicken und Bemerkungen seitens Uli von dannen. Passkontrolle, Zollkontrolle, Bestaetigung des Tickets – es ist ruhig im Terminal und nach einigen Warteminuten entern wir die Faehre. Auf den bequemen Polsterrundbaenken luemmeln sich schon orientalisch aussehende Maenner. Die muessen einen geheimen Zugang zur Faehre kennen…. Wahrscheinlich aber sind sie vom PKW/LKW-Deck herauf gekommen. However, es sind ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden und wir verbringen eh abwechselnd die meiste Zeit der Ueberfahrt aussen an Deck. Ueber Tarifa, Barbate und weiter hoch haengen bedrohlich wirkende dunkle Regenwolken. Richtung Marokko wird der Himmel blau und sonnig. Gute Aussichten! An Bord erfolgt die offizielle Einklarierung nach Marokko: ein Beamter empfaengt alle Passagiere an einem kleinen Tisch, tippt irgendwas in einen Laptop, stempelt die Paesse und nimmt die vorab ausgefuellten Einreisefitsas in Empfang. Diese Prozedur ist ziemlich langwierig. Man gut, dass nicht so viele Passagiere an Bord sind, sonst haette die Faehre eine Ehrenrunde drehen muessen. Nach ca. 1 ½ Stunden erreichen wir den Hafen Tanger Med. Der liegt ca. 50 km von Tanger entfernt Richtung Ceuta und ist von der Strasse nach Tarifa aus gut zu sehen. Jetzt wissen wir auch endlich, was wir da sehen, wenn wir am Aussichtspunkt zwischen Tarifa und Algeciras stehen und nach Marokko rueberschauen. An Land erfolgt umgehend eine nochmalige Passkontrolle, dann geht es mit einem bereit stehenden Bus ueber das Hafengelaende hinauf zum Terminal. Gepaeckkontrolle und dann stehen wir draussen, werden sofort „ueberfallen“: Taxi? Good price! Do you want a Taxi? …. Wir entscheiden uns – wie die meisten Passagiere – fuer den Linienbus. In Ermangelung von Dirham zahlen wir 2,50 Euro fuer die Passage und landen eine gute ¾ Stunde spaeter am Busterminal von Tanger. Unsere Frage nach dem Zug-Bahnhof fordert natuerlich die „Hilfsbereitschaft“ der lauernden Taxifahrer und sonstigen Serviceleister heraus. Nur schwer koennen wir uns befreien und streben schnellen Schrittes in die genannte Richtung, ueberqueren unter Lebensgefahr einen Kreisel und Strassenkreuzungen (an Zebrastreifen halten hoechstens die Taxis an, in der Erwartung dass man des Fussmarsches ueberdruessig sich doch fuer die Weiterfahrt mit ihnen entschliesst. Um diese Bereitschaft noch zu foerdern, wird man von ihnen auch immer wieder gerne auffordernd angehupt). Stolz, neu und doch etwas verloren wirkend zwischen all den Hochhausbauten drumherum liegt nach einem strammen Fussmarsch von ca. 15 Minuten das Ziel unserer Wuensche vor uns.

Gut, dass die anderen drei ein respektables Franzoesisch sprechen, allen voran Uli. Mit einem geduldigen Schalterbeamten klaeren wir in mehreren Etappen die Ticketfrage fuer den Nachtzug nach Tanger, werfen eine Muenze um die Entscheidung Kuschel-Couchette (Schlafabteil) oder normales 2. Klasse Abteil demokratisch zu treffen, heben am Automaten Dirham ab (zwingend notwendig, da „unser“ Schalter keine Berechtigung fuer eine Zahlung per Kreditkarte hat), erwerben unsere Tickets und atmend erleichtert auf. Das haetten wir schon mal. Bewaffnet mit einem Fahrplan und die Taxista-Angebote wieder hartnaeckig ignorierend wenden wir uns erstmal Richtung Hafen. Die Kraene sind schon zu sehen, kann ja soweit nicht sein. Ordentlich gebaut wird hier und die breite Promenade entlang des ebenso breiten und wirklich schoenen Sandstrandes ist sauber und flankiert von unzaehligen Bars, Nachtlokalen, Clubs, Cafés und Restaurants. Die meisten wirken verschlossen, deren wahre Stunde schlaegt wohl etwas spaeter. An einigen Eingaengen sitzt ein finster aussehender Waechter. Wir entscheiden uns fuer ein kleines Restaurant, auch wenn wir die einzigen Gaeste sind, und fuer die angebotenen Tagesmenues: Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise fuer 70 bis 80 Dirham ist sicherlich fuer Marokko kein Schnaeppchenpreis, erscheint unseren hungrigen Maegen aber durchaus akzeptabel. Der Maitre ist sehr zuvorkommend und nett und wir geniessen ein wirklich gutes Essen mit einem schoenen Blick auf den Strand. Da ist richtig viel los: Marokkanische Familien, Jugendliche, junge Liebespaare gehen spazieren oder sitzen in voller Montur im Sand. Es wird gejoggt oder Volleyball gespielt. Auch berittene Polizei ist unterwegs. Einziger Wermutstropfen (fuer mich vor allem) ist der struppige, etwas aeltere Schaeferhund-Mix, der ueber die Terrasse ans Fenster kommt und reinschaut, auffordernd an der Scheibe kratzt. Ich drehe mich nicht zu ihm, nehme keinen Blickkontakt auf und bald trollt er sich wieder. Es tut weh, mein Herz so zu verschliessen.

Dieses spaete Mittagessen kostet uns zwar einiges an Zeit, aber das ist es uns insgesamt wert. Trotzdem geht es strammen Schrittes weiter, vorbei am seit 2011 in Bau befindlichen neuen Yachthafen. Unglaublich, was hier an Erde und Gestein bewegt wird! Hafenbecken und Umgebung werden laut Plan unglaublich schick, modern und grosszuegig. Ein Kontrast mehr. Im eigentlich Hafen liegen derzeit nur wenige Yachten, die wir auch nur aus der Ferne sehen koennen. Wir wenden uns nach links Richtung Altstadt, eine ansteigende Strasse hinauf, die auch von vielen Marokkanern genutzt wird. Vorbei an den ersten kleinen Laeden mit Kunsthandwerk, Korbwaren, Obst & Gemuese und vielem mehr geht es durch unzaehlige kleine Gassen den Berg hinauf. Hier wird genaeht, dort wird ausschliesslich Garn in allen Farben verkauft. In einer Ladenzeile gibt es die Herrenausstatter, in der naechsten sind dann die traditionellen Gewaender der Damen zu finden. Stoffe, Schuhe, Haushaltswaren, die schoenen Teekannen samt den dazugehoerigen Glaesern, Schmuck, Gewuerze und LAMPEN!– alles ist hier zu bekommen und das Angebot so vielfaeltig, dass ich vor lauter schauen ueberhaupt nicht dazu komme, in konkrete Kaufverhandlungen zu treten. Wir kommen auf eine etwas breitere Strasse, die sich fahrende (oder besser schiebende) Haendler, parkende und fahrende Autos, Mopeds und Fussgaenger irgendwie teilen. Das dabei keiner unter die Raeder kommt, grenzt an ein Wunder. Hupen, Rufen, Motorengeraeusche – ein wildes Durcheinander von Geraeuschen. Augen gut auf und durch heisst es hier! Durch das Bab Rahbat Zra stuerzen wir uns wieder in die schmalen Gassen der Kashba – hier gibt es wenigstens keine Autos, wenn auch die Mopeds durch donnern. Irgendwie gelangen wir dann in etwas ruhigere Gefilde und auf einen weiten Platz. Auf einem Hausdach ist ein Restaurant, La Casa bleu, mit bestimmt fantastischem Blick aufs Meer. Uli schreit nach einem Tee a la menthe….der muss aber noch warten.

Sonnenuntergang einer- und Mondaufgang andererseits – wir erleben Beides mit Blick auf den Atlantik hinter oder besser vor einem Teil der alten Stadtmauer. Die sportlichen von uns (Uli, Peer & Werner) schwingen sich durch ein grosszuegiges Gitter, das einen broeckeligen Torbogen in der Mauer mehr oder weniger versperrt. Drei marrokanische Juenglinge beboachten leicht amuesiert mein Zoegern (ich bin mir sicher, wenn ich mich jetzt buecke, breche ich einfach mittig durch) und weisen mir hoeflich den Weg zu einer kleinen Pforte weiter oben. Die hat Peer von der anderen Seite zwischenzeitlich auch bereits entdeckt und nach einem letzten ausgiebigen Blick auf den schoenen grossen Place Mechoir hinter mir begebe auch ich mich auf die Aussenseite. Hier fuehrt auch ein schmaler Weg an den Haeusern entlang, hohe Treppenstufen geht es hinauf, durch schmale Gassen hindurch. Hohe Mauern verwehren den Blick in die dahinterliegenden ueppig bewachsenen Gaerten. Links oder rechts ist die Frage. Uli ist rasch ueberstimmt, wir wenden uns nach links, kommen in die Naehe der leider schon geschlossenen Kasbah und lassen uns schliesslich an einem kleinen Platz auf der Terrasse eines Caféhauses nieder. Innen sitzen nur Maenner, Marokkaner, spielend und diskutierend. Auf die Terrasse trauen sich auch ein paar Frauen – ausschliesslich Touristinnen allerdings. Der Tee a la menthe ist megasuess aber lecker, das dazu georderte Gebaeck ebenfalls. Wir beobachten die Menschen auf dem Platz, kommentieren die traditionelle Kleidung – „zeitlos“ lautet meine Antwort auf Ulis entsprechende Frage zu einem besonders auffaelligen Maennerkaftan. Junge Leute wollen uns interviewen. Der Kellner erklaert uns, dass das o.k. sei, die Studenten kaemen regelmässig und wuerden touristische Gaeste befragen. Sind auch sehr nett und hoeflich die 3. Langsam wird es dunkel. Es wird Zeit, dass wir uns ein Taxi suchen und den Rueckweg zum Bahnhof antreten. Der allgegenwaertige „Vermittler“ bringt uns auch zu einem solchen Gefaehrt, fuer ca 5 Euro und 50 Cent Kaffee-Trinkgeld fuer den Zubringer erreichen wir schnell und vor allem fussschonend den Bahnhof, verbringen noch etwas Wartezeit in einem nuechternen Raum neben der Bahnhofskneipe und plumpsen endlich auf die altmodischen Sitzbaenke des Nachtzugs nach Marrakesch. Nacht 1 von 1001 liegt vor uns. Wir machen uns auf 8 Sitzplaetzen zu viert ordentlich breit. Zusammenruecken koennen wir bei Bedarf immer noch. Mit etwas Verspaetung ruckt unser Zug an, um schon kurz darauf wieder anzuhalten. Immer wieder steigen Reisende zu, vorwiegend Einheimische mit ordentlich Gepaeck. Mal sehen, wie lange wir unser Abteil verteidigen koennen…..