Monats-Archiv November, 2012

Fotos 06.11.2012 - unter Segeln von Chipiona nach Cadiz

Unter Segeln ins neue Lebensjahr(zehnt) - da strahlt die Steuerfrau auch ohne Sonnenschein

Unter Segeln ins neue Lebensjahr(zehnt) - da strahlt die Steuerfrau auch ohne Sonnenschein

  

Kaffee und Kuchen zum Geburtstag - etwas mager, aber lecker

Kaffee und Kuchen zum Geburtstag - etwas mager, aber lecker

 

 

 

 

 

 

Unser Liegeplatz in Cadiz

Unser Liegeplatz in Cadiz

 

 

 

Kleiner Laden in Cadiz

Kleiner Laden in Cadiz

 

 

 

 

 

Zum Wohl!

Zum Wohl!

Ab in die Sailing Fifties

Aus den „roaring Forties“ unter Genua und Gross mit Halbwindkurs und Geschwindigkeiten zwischen 6,2 und 8 Knoten in die „Sailing Fifties“ – einen besseren Start in mein neues Lebensjahr(zehnt) haette ich mir nicht wuenschen koennen: blau-grauer Himmel ueber jadegruenem Atlantikwasser ueber das dieses manchmal dickkoepfig, anluvende, jetzt aber wie auf Schienen segelnde Boot namens Naja uns von Chipiona nach Cadiz traegt.

Am Meldesteg wartet Heiner wieder auf uns, ganz verwundert „ihr wart aber schnell!“. Ja, wenn die Maedels mal „Gas geben“ :-)))….

Wir waeren ja noch schneller gewesen, wenn wir nicht einen halben Knoten Strom gegen uns gehabt haetten.

In der Bucht von Cadiz haben wir dann erst noch eine Begegnung mit einem auslaufenden, deutschen Marineboot, der „Hessen“ und kurz vorm Hafen Cadiz gibt es dann einem Feuerloeschboot eine Begruessungsfontaene. Die wird zwar ziemlich vom Nord-Ost-Wind verweht, aber ich finde das schon beeindruckend – so einen Empfang gab es fuer uns bislang noch in keinem Hafen ;-))).

Im Hafen von Chipiona liegen wir gleich gegenueber der Zufahrt, was uns eine etwas bewegtere Nacht beschweren wird. Der Schwell der vorbeifahrenden Grossschifffahrt ist zum Glueck zwar eher selten aber wenn dann heftig hier hereinstehend. Wir sind froh, nicht neben einem wild hin- und herschwankenden Zweimaster zu liegen. Dessen Masten kommen seinen Nachbarn bedenklich nahe, wenn die Schiffe in Bewegung geraten. Auch haben wir hier zu den Sanitaerraeumen einen etwas weiteren Weg, das haelt fit!

Die Maenner machen sich jetzt erstmal fit fuer den Land-Stadtgang: in saemtliche Guertel werden mittels Bohrmaschine zusaetzliche notwendige und gleich auch noch optimistische Loecher eingebohrt. Damit ist die Gefahr der rutschenden Hosen fuers erste gebannt und die beiden koennen sich wieder in die Oeffentlichkeit trauen. 

Am Wasser entlang laufen wir in die Altstadt. Heiner kann sich von seinem letzten Besuch hier noch ganz grob an einiges erinnern. Trotzdem irren wir mehr oder weniger durch die Strassen und Gassen Cadiz‘. Ohne gescheiten Stadtplan kann man sich hier gut „verlaufen“. Immer wieder stehen wir vor der Entscheidung, rechts links oder geradeaus? Immer aber kommt man an einem der vielen Plaetze raus. In der Naehe des Hafens lassen wir uns in einem Restaurant nieder, vielleicht nicht unbedingt die beste Entscheidung, aber es schmeckt uns – das ist die Hauptsache. An die Tapas von Ayamonte kommt aber keines der gewaehlten Gerichte heran.

Wir staunen ueber die vielen Autos, die hier durch die engen Strassen fahren, rangierend um Ecken biegen oder in engen Toreinfahrten verschwinden. Aber Cadiz ist eindeutig die Stadt der Motorroller. Die sind in einer solchen Menge hier unterwegs oder stehen in geballter Ladung am Strassenrand geparkt herum.

In einer kleinen Bar trinken wir noch einen Fino vom Fass. Im Fernsehapparat laeuft der unvermeidliche Fussball, heute sogar Madrid versus BVB. Aeltere Maenner stehen an der Theke, unterhalten sich lautstark und schauen gebannt auf den Bildschirm. Der Vino blanco und der Fino zeigen bei mir ihre Wirkung, ich sehne mich nach meiner Koje. Also reissen wir uns los und gehen zurueck zum Hafen, wo eine 30-koepfige Truppe Trompeter ihre Uebungsstunde abhaelt. Hier in den verwaisten Arkaden der Uferpromenade stoeren sie niemand und koennen mehr oder weniger schraege Toene in den Nachthimmel schicken.

Super Segeltag

Ein Super-Segel-Tag! Halbwindkurs, Windstaerken zwischen 8 und 15 Knoten bescheren uns Geschwindigkeiten zwischen 3,8 und 8,2 Knoten. Auf der halben Strecke zwischen Ayamonte und Chipiona haben wir wieder einmal eine Delphin-Begegnung: mehrere der eleganten Tier begleiten uns fuer eine ganze Weile, mal neben dem Bug, mal weit vor oder hinter dem Schiff. Einige wirken sehr behaebig und langsam andere springen in gewohnter Manier hoch aus dem Wasser und sind fuer kurze Zeit komplett sichtbar. Manche empfinden wir als recht gross, neben einer groesseren Finne schwimmt ein deutlich kleineres Tier - Mama Delphin mit Kind? - im heute jadegruenen Atlantikwasser. Ich juchze und komme immer wieder vor lauter gucken vom Kurs ab. Wir fahren gefuehlte Stunden an einem grossen Ankerfeld fuer Frachtschiffe vorbei. Jetzt geht es wieder deutlich “abwaerts”, die Horizontlinie sieht zumindest so aus, nachdem ich fuer eine ganze Weile das optische Empfinden hatte, “aufwaerts” zu segeln….. nein, ich will da nicht wirklich drueber diskutieren. Werner zieht mich schon auf, ich solle aufpassen, da hinten wuerden wir dann von der Scheibe runterfallen. Aber das koennen wir ja gar nicht, da geht es doch wieder bergauf! ;-) Nach 10 Stunden feinstem Segeln (endlich mal wieder!) erreichen wir Chipiona und werden von Heiner am Anmeldesteg stuermisch begruesst. Der ist mit seinem Motorrad die vielen Kilometer von Langwedel bis hierher gefahren, um uns zu besuchen!!!! Das ist Freundschaft ;-) Wir verbringen den Abend gemuetlich an Bord und morgen soll es dann nach Cadiz gehen.

Grenzgaenger - Ayamonte und Vila Real

Ein letztes Mal wollen wir in diesem Jahr noch mal nach Portugal. Vila Real de San Antonio heisst der Ort unserer Begierde. Und wir fahren mit der Faehre von Ayamonte nach Vila Real. 1,70 Euro prof Fahrt kostet der Grenzuebertritt. Grenzschilder an beiden Uferseiten des Rio Guardiana. Kaum sind wir “drueben”, oeffnet der Himmel seine Schleusen. Wir wettern die Sintflutartigen Regenfaelle im Caf? am Yachthafen ab. Hoert das heute nochmal auf?? “Da hinten kommt die Sonne” - mein ueberaus optimistischer Werner (ich bezeichne ihn zu seinem absoluten Unverstaendnis als realitaetsfremd) sieht den beruehmten Silberstreif am Horizont. Ich dagegen sehe nur dunkelgrauen Himmel und bin daher ja schwer dafuer, mit der naechsten Faehre (der Anleger ist nur wenige Meter entfernt und halbwegs trocken erreichbar) umgehend wieder zurueck nach Spanien zu fahren. Nicht dass es da weniger regnen wuerde, nein, das nicht. Aber wir koennten gemuetlich im Schiff sitzen, den Heizluefter brummen lassen und dem Trommeln des Regens an Deck lauschen. Nicht das jetzt ein falscher Eindruck entsteht von wegen Heizluefter: wir haben hier heute noch so um 20 Grad, was sich zwar in den naechsten Tagen nach unten hin aendern soll, den Heizlueftereinsatz aber heute nicht wirklich noetig macht. Mir waere einfach nur so danach. Der Wettergott hat aber ein Einsehen und wir koennen tatsaechlich noch ohne Regen durch Vila Real laufen. Ueberall wird das Wasser von den Strassen gekehrt. Und trotzdem muss man aufpassen, wo man die Fuesse hin setzt damit man kein unfreiwilliges Fussbad in einer der knoecheltiefen Pfuetzen nimmt. Auf einem Platz vor der Kirche sind Verkaufs-Staende, Tische und Stuehle aufgebaut. Die hatten bestimmt nicht mit einem solchen Wetter gerechnet heute! Aber jetzt quetscht sich doch die Sonne fuer kurze Zeit noch einmal durch die Wolken. “Siehste” kommt es prompt von meinem Begleiter, “und Du wolltest mir wieder nicht glauben”. Es ist schon “anders” hier in Portugal, das Pflaster, die Haeuser, die Restaurants. Irgendwie wirkt Vila Real etwas touristisch gepraegter auf uns, wenn auch minimal. Und wir sind uns einig, das Ayamonte irgendwie gemuetlicher ist, anheimelnder. Wir fuehlen uns jedenfalls auf der spanischen Seite wohl(er). Haben wir doch in Ayamonte gestern nach laenger Abstinenz wieder wirklich leckere Tapas in einer kleinen, sonst ausschliesslich von Spaniern besuchten Bar gegessen, haben 2 Supermaerkte, mehrere Restaurants, eine Pastelleria mit appetitmachendem Angebot und die Innenstadt selbst in fuer Segler akzeptablem Laufabstand zum Liegeplatz. Einkleiden koennten wir uns hier preiswert, ein Farbengeschaeft, ein gut sortierter Yachtausruester, die obligatorischen Schuhgeschaefte und Parfuemerien, Pizzeria, China-Restaurant - kaum ein Wunsch bleibt offen. Und - wohltuend fuers Auge - die Touristen-Bettenburgen fehlen hier, sind etwas ausgelagert und nicht so offensichtlich. Das Immobilienangebot ist auch hier vielfaeltig, wenn auch deutlich reduziert im Vergleich zu Albufeira oder Lagos. Allerdings koennten wir einen kompletten Strassenzug aufkaufen: mindestens 6 Laeden nebeneinander stehen leer und zum Verkauf. Samt dazugehoerigen Wohnhaeusern natuerlich. In Ayamonte testen wir heute dann noch die naechste Tapa-Bar, zwei Haeuser weiter wie die von gestern Abend. Hier haengen nur 2 Heiligenbilder (in der gestrigen waren die Waende komplett zugepflastert damit). Die Tapas sind lecker, aber die mit Gottes-Segen servierten waren einen Tick besser. Ausser dem Pulpo Galego. Der war nicht ganz so unser Geschmack (vorsichtig ausgedrueckt). Dafuer waren Tuna und Carne en Salsa oder die Patatas Costaleras (mit Mayo und einer scharfen roten Sauce) richtig gut. Auch der Kartoffelsalat - Patatas Ali Oli - war gut, wenn auch nur “mein Ding”. Werner mag ja solche Saucen immer noch nicht. Zwischendurch kommt eine SMS von Heiner, unserem naechsten Besuch. Das Motorrad benoetigt eine neue Batterie, ansonsten ist er 400 km vom Ziel entfernt. Wir freuen uns auf unser Zusammentreffen in Chipiona oder Cadiz - je nachdem, wie das Wetter die naechsten beiden Tage mit uns ist. Zurueck an Bord bastelt Werner aus den bereits beschafften Steckern einen Adapter fuer die hier doch oefters ueblichen Landstromanschluesse mit 32V-Steckern. Ich bin begeistert von den stromtechnischen Fertigkeiten meines Skippers, denn der Adapter “tut”, wir haben Strom und koennen somit noch mit dem Heizluefter die leicht durchnaesste Matratze in unserer Koje trocknen. Dumm, wenn man von Bord geht und das Luk im Vertrauen auf die neu kreierte Abdeckung darueber einen Spalt offen laesst! Den im Hafenbuero geliehenen Adapter koennen wir somit zusammen mit der Zutrittskarte zurueck geben und bekommen die stattliche Kaution von 50,00 Euro fuer den Stecker und 15,00 Euro fuer die Karte wieder ueberreicht. Damit sind wir jedenfalls startklar fuer ein fruehes Ablegen morgen. Das Hafenmeisterbuero ist auch heute fast den ganzen Tag mit 2 Personen besetzt und wir fragen uns schon ernsthaft, mit was sich da 2 Leute tagein- tagaus die Zeit vertreiben! Gerade mal 5 Schiffe sind hier zur Zeit “belebt” und weder an den Stegen noch drumherum sind irgendwelche Aktivitaeten seitens des Marinapersonals zu beobachten. Aber vielleicht muss man es als Arbeitsplatzsicherung sehen. Eben haben wir dann noch ein erwachsenes Crewmitglied der Noah getroffen. Der Zweimaster liegt aussen am Kopfsteg und wir erfahren, dass es sich um ein oesterreichisches Projekt zur Betreuung nicht so leicht erziehbarer Jugendlicher handelt. Auf vier Jugendliche kommen vier Betreuer, Intensiveinzelunterricht und das Zusammenleben an Bord soll die Kids wieder in die Spur bringen. Neun Monate ist das Schiff mit seinen jeweiligen Bewohnern unterwegs und in manchen Haefen schon nicht mehr sooo gern gesehen. Und wir dachten, da sei eine Familie mit ihren aufgeschlossenen, hoeflichen und kommunikativen Kindern unterwegs. Dass gerade diese Kommunikationsfreudigkeit eine Art Masche ist, muessen wir jetzt zur Kenntnis nehmen. Wir sind irgendwie zu blauaeugig, naiv, gutglaeubig - aber das wollen wir uns auch nicht abgewoehnen. Auf dem Marinaparkplatz sind uns einige Autos augefallen. Mehrere mit englischen, ein niederlaendisches und zwei mit finnischen Kennzeichen. Der eine finnische Volvo scheint als Lagerbehaelter zu dienen: vollgepackt von hinten bis vorne und oben bis unten und als Kroenung hat er auch noch ein riesiges Ruderboot aufs Dach gepackt bekommen! Kein Wunder, dass die Reifen da schlapp machen und aeusserst platt sind. Die Kirchenglocken bimmeln, ein Fall schlaegt am Mast - der Wind hat von Suedwest auf Nord gedreht und nimmt auch nochmal zu. Letzteres war ja so eigentlich nicht vorher gesagt. Mal sehen, wie sich das morgen frueh darstellt. Hochwasser ist zur moderaten Zeit von 6:56, bis Chipiona haben wir 56 Seemeilen - also wieder mal verhaeltnismaessig frueh raus, damit wir noch im Hellen ankommen.

Von Albufeira nach Ayamonte

Ayamonte - hiess so nicht ein Pudding?? Nee, unser erster spanischer Ort seit Wochen heisst so. Und empfaengt uns nicht gerade freundlich: puenktlich zum Anlegen faengt es an zu regnen! Erst zag- dann dauerhaft und heftig. Auf der Fahrt hierher ist der Wind so lala. Die Genua verhilft uns zu einem zusaetzlichen Knoten Fahrt, ansonsten muss das eiserne Segel wieder mal her halten. Komisch, ein Englaender der ab Olhao vor uns fuhr und im Rio Guardiana eigentlich laut Ais nach Villa Real abgebogen war jetzt aber irgendwie nach uns an der Rezeption im Hafenbuero in Ayamonte steht, konnte die halbe Strecke segeln?..gruebel, war der irgendwo anders unterwegs oder machen schlappe 10 Grad dichter am Land so viel mehr Wind aus?? Wir troesten uns wieder mal damit, dass das andere Schiff kleiner und auch leichter ist. Immerhin bleibt es von oben trocken und auch unser Deck wird nicht permanent geflutet. Die Wellen kommen leicht seitlich-moderat und werden sehr laessig abgehoppelt. Der Wind weht zwischen 10 und 15 Knoten - leider immer 10 Grad zu sehr von vorne. Egal wie wir unseren Kurs auch aendern, der Wind dreht mit. Fahren wir auf 80 Grad, waere ein Kurs von 70 Grad ideal, gehen wir auf 70 oder gar 60 Grad, waere ein Kurs von 40-50 Grad windgerecht. Da steckt doch System dahinter!! Wir zaehlen die Flugzeuge,die Faro ansteuern und freuen uns ueber die doch verhaeltnismaessig langen unbebauten Abschnitte und die schoenen Straende zwischen den Orten. Lang und flach zieht sich der Strand vor Faro in den Atlantik. Dahinter kommt die Lagune und das Fahrwasser in Sicht. Gestern haben wir dort in Olhao noch in der Sonne am Ufer gesessen…. zwei Segelboote kommen uns entgegen,vor Faro knaeueln sich mehrere Fischerboote zusammen. Rechts von uns sind mehrere gelbe Baken zu erkennen, die laut Karte irgendwas aussenden und eine Art Viereck markieren. Mittendrin schwimmen mehrere rote Bojen ganz dicht beisammen. Sehr ominoes das Ganze und wir halten lieber ausreichend Abstand. Kurz vor Villa Real verlieren wir Fahrt, die Genua killt und schlaegt. Also einrollen und Maschine wieder auf Touren bringen. Kaum haben wir Villa Real querab, schwenken wir zwischen Ansteuerungstonne und erster roter Fahrwassertonne ins Fluss-Fahrwasser ein. Ohhe, eben standen wir fast, mit knapp 3 Knoten Fahrt und jetzt der krasse Gegensatz: mit ueber 8 Knoten schiebt es uns in die Flussmuendung, am Ruder sind zwei feste Haende noetig, damit das Schiff auf Kurs bleibt. Wir schwanken noch kurz zwischen der portugiesischen Seite und dem Hafen von Villa Real d.San Antonio und dem spanischen Ayamonte. Aber da der portug. Hafen in Werners Erinnerung sehr unruhig (vom Schwell her) ist, gehen wir nach Ayamonte. Kurze Verunsicherung in der Hafeneinfahrt: zwischen den an Land positionierten roten und gruenen Zufahrtsmarkierungen schwebt mitten in der Einfahrt eine weitere gruene “Tonne” auf einem gelben Podest. Seit Povoa de Varzim bin ich der Ueberzeugung: gruen - egal in welcher Form - bleibt beim Einlaufen an Steuerbord. “Aber das sieht nicht aus wie eine Tonne” kommt der Einwand vom Ruder. Meine Bitte um eine Ehrenrunde im Fluss, damit ich zwischenzeitlich im Reeds der Sache auf den Grund gehen kann, wird abgelehnt. Diplomatisch fahren wir ziemlich dicht an der gruenen “Tonne” vorbei. Was wohl passiert, wenn wir die backbord liegen lassen? Und wenn, bei welchem Wasserstand passiert etwas?? In der Hafeneinfahrt soll bei Niedrigwasser ein Mindestwasserstand von 2 Metern sein und wir haben fast Hochwasser. Allerdings zeigt unser Echolot spaeter bei Niedrigwasser auch nur noch 2,7 Meter wo hier im Hafen eigentlich 3,5 sein sollen. Zielsicher steuern wir den ersten Steg an und platschen wenig spaeter im stroemenden Regen Richtung Hafenbuero. Der Hafenmeister spricht sogar ganz passabel Deutsch, was Werners Freude ueber das Liegegeld auch nicht steigert: das faellt mit netto etwas ueber 19 Euro doch etwas hoeher aus wie erwartet und liegt sogar noch ueber dem Touri-Ort Albufeira! Aber meckern reduziert den Preis nun auch nicht. Da wir morgen mit dem ersten Hochwasser bereits deutlich vor Hafenmeisters Buerozeit von 9 Uhr starten wollen, wird auch die bereits gezueckte Zugangskarte fuer Steg und Dusche wieder eingezogen. Ah ja, und wie kommen wir jetzt zurueck zu unserem Schiff und zwar nach 19 Uhr?? Da hat Hafenmeister naemlich bereits wieder Feierabend. Aber der Securitemann sei so nett und wuerde uns per Fernentriegelung den Weg frei machen. Na dann, hoffen wir mal das Beste! Duschen faellt also fuer heute flach. Aber wir sind ja schon durchnaesst genug. Da haelt sich das Beduerfnis nach weiterem Wasser stark in Grenzen. Allenfalls noch eine richtig schoene heisse Badewanne koennte mich locken?? Wir raffen uns dann sogar noch zu einem Stadtbummel auf. Wifi lockt - nein,eigentlich nur der Wetterbericht. Und da es in der Marina kein Wifi gibt, muessen wir ein passend ausgestattetes Lokal finden. Wenn wir dann da auch noch Abendessen koennten, das waere ideal. Leider finden wir diese Kombination genauso wenig wie eine Baeckerei. Brot kauft man hier im Supermarkt! Wir koennen es kaum glauben, aber es wird uns mehrfach versichert. Also platschen wir mit unseren Universal-Crocs durch die Pfuetzen der wirklich schoenen Altstadt von Ayamonte. So wirkt das alles sogar im Regen und bei Dunkelheit auf uns. Wir queren zwei Plaetze, umstanden von hohen Palmen und gesaeumt von geschwungenen Sitzbaenken, die allesamt mit Fliesen verziert sind. Und ich kann bei dem Wetter kein gescheites Foto machen! In den Gassen drum herum gibt es verschiedene Geschaefte, kaum Leerstand. Mit Schuhwerk und Parfuem kann man sich hier besonders gut eindecken. Und die Art der Schuhe erinnert daran, dass es wohl auch hier recht kuehl wird. Einige Einheimische die uns begegnen, tragen denn auch schon Daunensteppjacken und Stiefel. Und ich schlurfe hier ohne Socken in meinen Crocs durch die Gegend. Kein Wunder, dass ich erkaeltet bin! Immerhin habe ich mir die dicke Segeljacke angezogen, die ist schoen warm und ich bereue es keine Sekunde, das schwere Teil gewaehlt zu haben. Der Hafenmeister hatte uns eine Bar mit Wifi empfohlen, Lobita oder so aehnlich. Der Wein ist lecker aber le ider ist das Wifi grottig-langsam und zudem wird gerade fuer eine Halloween-Party mit DJ geruestet. Wir wuerden zwar wahrscheinlich in unserem Outfit auch als kostuemiert durch gehen,fuehlen uns aber doch irgendwie nicht so recht wohl hier und suchen das Weite. Die naechste Empfehlung entpuppt sich als Cafe-Restaurant. Der Restaurantbereich ist aber leider - wie so manches Restaurant hier im Ort - geschlossen. Und ausser Kuchen haelt der Kaffeebereich nichts essbares bereit. Dafuer rennt das Wifi hier nur so, eine wahre Freude! Die Wetterseiten oeffnen sich ratzfatz, Emails kommen rein und werden beantwortet, Facebook laeuft noch ein bisserl. Mir wird kalt, der zweite Vino blanco auf quasi nuechternen Magen steigt mir irgendwo zu Kopf. Entweder bekomm ich jetzt was zu essen oder ich kann mich gleich in die Koje legen. Die nasse Jeans kuehlt zudem ordentlich aus. Zwingende Gruende, den Heimweg anzutreten. Der Kellner spricht ebenfalls sehr gut Deutsch. Ob er denn mal in Deutschland gearbeitet habe, fragen wir. Nein, 12 Jahre in Palma de Mallorca…… ein weiterer Kommentar duerfte sich eruebrigen. Im Office sitzt der Securite-Mann im trockenen und oeffnet uns bereitwillig Tuer und Tor zu unserem Heim. Wie nett! Das Schiff empfaengt uns warm und trocken - bis die schnell zubereiteten Bratwuerstchen das Innere derart verpesten, dass Werner alles aufreisst und lueftet. Leider kuehlt es damit auch etwas aus. Morgen krame ich den Heizluefter raus! Morgen, wenn wir vielleicht immer noch hier sind oder doch schon wieder unterwegs. Je nachdem, ob es wie vorher gesagt noch regnet oder eben nicht! Ayamonte selbst waere allerdings schon noch einen zweiten und dritten Blick bei Tageslicht wert.

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