Aus den „roaring Forties“ unter Genua und Gross mit Halbwindkurs und Geschwindigkeiten zwischen 6,2 und 8 Knoten in die „Sailing Fifties“ – einen besseren Start in mein neues Lebensjahr(zehnt) haette ich mir nicht wuenschen koennen: blau-grauer Himmel ueber jadegruenem Atlantikwasser ueber das dieses manchmal dickkoepfig, anluvende, jetzt aber wie auf Schienen segelnde Boot namens Naja uns von Chipiona nach Cadiz traegt.

Am Meldesteg wartet Heiner wieder auf uns, ganz verwundert „ihr wart aber schnell!“. Ja, wenn die Maedels mal „Gas geben“ :-)))….

Wir waeren ja noch schneller gewesen, wenn wir nicht einen halben Knoten Strom gegen uns gehabt haetten.

In der Bucht von Cadiz haben wir dann erst noch eine Begegnung mit einem auslaufenden, deutschen Marineboot, der „Hessen“ und kurz vorm Hafen Cadiz gibt es dann einem Feuerloeschboot eine Begruessungsfontaene. Die wird zwar ziemlich vom Nord-Ost-Wind verweht, aber ich finde das schon beeindruckend – so einen Empfang gab es fuer uns bislang noch in keinem Hafen ;-))).

Im Hafen von Chipiona liegen wir gleich gegenueber der Zufahrt, was uns eine etwas bewegtere Nacht beschweren wird. Der Schwell der vorbeifahrenden Grossschifffahrt ist zum Glueck zwar eher selten aber wenn dann heftig hier hereinstehend. Wir sind froh, nicht neben einem wild hin- und herschwankenden Zweimaster zu liegen. Dessen Masten kommen seinen Nachbarn bedenklich nahe, wenn die Schiffe in Bewegung geraten. Auch haben wir hier zu den Sanitaerraeumen einen etwas weiteren Weg, das haelt fit!

Die Maenner machen sich jetzt erstmal fit fuer den Land-Stadtgang: in saemtliche Guertel werden mittels Bohrmaschine zusaetzliche notwendige und gleich auch noch optimistische Loecher eingebohrt. Damit ist die Gefahr der rutschenden Hosen fuers erste gebannt und die beiden koennen sich wieder in die Oeffentlichkeit trauen. 

Am Wasser entlang laufen wir in die Altstadt. Heiner kann sich von seinem letzten Besuch hier noch ganz grob an einiges erinnern. Trotzdem irren wir mehr oder weniger durch die Strassen und Gassen Cadiz‘. Ohne gescheiten Stadtplan kann man sich hier gut „verlaufen“. Immer wieder stehen wir vor der Entscheidung, rechts links oder geradeaus? Immer aber kommt man an einem der vielen Plaetze raus. In der Naehe des Hafens lassen wir uns in einem Restaurant nieder, vielleicht nicht unbedingt die beste Entscheidung, aber es schmeckt uns – das ist die Hauptsache. An die Tapas von Ayamonte kommt aber keines der gewaehlten Gerichte heran.

Wir staunen ueber die vielen Autos, die hier durch die engen Strassen fahren, rangierend um Ecken biegen oder in engen Toreinfahrten verschwinden. Aber Cadiz ist eindeutig die Stadt der Motorroller. Die sind in einer solchen Menge hier unterwegs oder stehen in geballter Ladung am Strassenrand geparkt herum.

In einer kleinen Bar trinken wir noch einen Fino vom Fass. Im Fernsehapparat laeuft der unvermeidliche Fussball, heute sogar Madrid versus BVB. Aeltere Maenner stehen an der Theke, unterhalten sich lautstark und schauen gebannt auf den Bildschirm. Der Vino blanco und der Fino zeigen bei mir ihre Wirkung, ich sehne mich nach meiner Koje. Also reissen wir uns los und gehen zurueck zum Hafen, wo eine 30-koepfige Truppe Trompeter ihre Uebungsstunde abhaelt. Hier in den verwaisten Arkaden der Uferpromenade stoeren sie niemand und koennen mehr oder weniger schraege Toene in den Nachthimmel schicken.