Ayamonte - hiess so nicht ein Pudding?? Nee, unser erster spanischer Ort seit Wochen heisst so. Und empfaengt uns nicht gerade freundlich: puenktlich zum Anlegen faengt es an zu regnen! Erst zag- dann dauerhaft und heftig. Auf der Fahrt hierher ist der Wind so lala. Die Genua verhilft uns zu einem zusaetzlichen Knoten Fahrt, ansonsten muss das eiserne Segel wieder mal her halten. Komisch, ein Englaender der ab Olhao vor uns fuhr und im Rio Guardiana eigentlich laut Ais nach Villa Real abgebogen war jetzt aber irgendwie nach uns an der Rezeption im Hafenbuero in Ayamonte steht, konnte die halbe Strecke segeln?..gruebel, war der irgendwo anders unterwegs oder machen schlappe 10 Grad dichter am Land so viel mehr Wind aus?? Wir troesten uns wieder mal damit, dass das andere Schiff kleiner und auch leichter ist. Immerhin bleibt es von oben trocken und auch unser Deck wird nicht permanent geflutet. Die Wellen kommen leicht seitlich-moderat und werden sehr laessig abgehoppelt. Der Wind weht zwischen 10 und 15 Knoten - leider immer 10 Grad zu sehr von vorne. Egal wie wir unseren Kurs auch aendern, der Wind dreht mit. Fahren wir auf 80 Grad, waere ein Kurs von 70 Grad ideal, gehen wir auf 70 oder gar 60 Grad, waere ein Kurs von 40-50 Grad windgerecht. Da steckt doch System dahinter!! Wir zaehlen die Flugzeuge,die Faro ansteuern und freuen uns ueber die doch verhaeltnismaessig langen unbebauten Abschnitte und die schoenen Straende zwischen den Orten. Lang und flach zieht sich der Strand vor Faro in den Atlantik. Dahinter kommt die Lagune und das Fahrwasser in Sicht. Gestern haben wir dort in Olhao noch in der Sonne am Ufer gesessen…. zwei Segelboote kommen uns entgegen,vor Faro knaeueln sich mehrere Fischerboote zusammen. Rechts von uns sind mehrere gelbe Baken zu erkennen, die laut Karte irgendwas aussenden und eine Art Viereck markieren. Mittendrin schwimmen mehrere rote Bojen ganz dicht beisammen. Sehr ominoes das Ganze und wir halten lieber ausreichend Abstand. Kurz vor Villa Real verlieren wir Fahrt, die Genua killt und schlaegt. Also einrollen und Maschine wieder auf Touren bringen. Kaum haben wir Villa Real querab, schwenken wir zwischen Ansteuerungstonne und erster roter Fahrwassertonne ins Fluss-Fahrwasser ein. Ohhe, eben standen wir fast, mit knapp 3 Knoten Fahrt und jetzt der krasse Gegensatz: mit ueber 8 Knoten schiebt es uns in die Flussmuendung, am Ruder sind zwei feste Haende noetig, damit das Schiff auf Kurs bleibt. Wir schwanken noch kurz zwischen der portugiesischen Seite und dem Hafen von Villa Real d.San Antonio und dem spanischen Ayamonte. Aber da der portug. Hafen in Werners Erinnerung sehr unruhig (vom Schwell her) ist, gehen wir nach Ayamonte. Kurze Verunsicherung in der Hafeneinfahrt: zwischen den an Land positionierten roten und gruenen Zufahrtsmarkierungen schwebt mitten in der Einfahrt eine weitere gruene “Tonne” auf einem gelben Podest. Seit Povoa de Varzim bin ich der Ueberzeugung: gruen - egal in welcher Form - bleibt beim Einlaufen an Steuerbord. “Aber das sieht nicht aus wie eine Tonne” kommt der Einwand vom Ruder. Meine Bitte um eine Ehrenrunde im Fluss, damit ich zwischenzeitlich im Reeds der Sache auf den Grund gehen kann, wird abgelehnt. Diplomatisch fahren wir ziemlich dicht an der gruenen “Tonne” vorbei. Was wohl passiert, wenn wir die backbord liegen lassen? Und wenn, bei welchem Wasserstand passiert etwas?? In der Hafeneinfahrt soll bei Niedrigwasser ein Mindestwasserstand von 2 Metern sein und wir haben fast Hochwasser. Allerdings zeigt unser Echolot spaeter bei Niedrigwasser auch nur noch 2,7 Meter wo hier im Hafen eigentlich 3,5 sein sollen. Zielsicher steuern wir den ersten Steg an und platschen wenig spaeter im stroemenden Regen Richtung Hafenbuero. Der Hafenmeister spricht sogar ganz passabel Deutsch, was Werners Freude ueber das Liegegeld auch nicht steigert: das faellt mit netto etwas ueber 19 Euro doch etwas hoeher aus wie erwartet und liegt sogar noch ueber dem Touri-Ort Albufeira! Aber meckern reduziert den Preis nun auch nicht. Da wir morgen mit dem ersten Hochwasser bereits deutlich vor Hafenmeisters Buerozeit von 9 Uhr starten wollen, wird auch die bereits gezueckte Zugangskarte fuer Steg und Dusche wieder eingezogen. Ah ja, und wie kommen wir jetzt zurueck zu unserem Schiff und zwar nach 19 Uhr?? Da hat Hafenmeister naemlich bereits wieder Feierabend. Aber der Securitemann sei so nett und wuerde uns per Fernentriegelung den Weg frei machen. Na dann, hoffen wir mal das Beste! Duschen faellt also fuer heute flach. Aber wir sind ja schon durchnaesst genug. Da haelt sich das Beduerfnis nach weiterem Wasser stark in Grenzen. Allenfalls noch eine richtig schoene heisse Badewanne koennte mich locken?? Wir raffen uns dann sogar noch zu einem Stadtbummel auf. Wifi lockt - nein,eigentlich nur der Wetterbericht. Und da es in der Marina kein Wifi gibt, muessen wir ein passend ausgestattetes Lokal finden. Wenn wir dann da auch noch Abendessen koennten, das waere ideal. Leider finden wir diese Kombination genauso wenig wie eine Baeckerei. Brot kauft man hier im Supermarkt! Wir koennen es kaum glauben, aber es wird uns mehrfach versichert. Also platschen wir mit unseren Universal-Crocs durch die Pfuetzen der wirklich schoenen Altstadt von Ayamonte. So wirkt das alles sogar im Regen und bei Dunkelheit auf uns. Wir queren zwei Plaetze, umstanden von hohen Palmen und gesaeumt von geschwungenen Sitzbaenken, die allesamt mit Fliesen verziert sind. Und ich kann bei dem Wetter kein gescheites Foto machen! In den Gassen drum herum gibt es verschiedene Geschaefte, kaum Leerstand. Mit Schuhwerk und Parfuem kann man sich hier besonders gut eindecken. Und die Art der Schuhe erinnert daran, dass es wohl auch hier recht kuehl wird. Einige Einheimische die uns begegnen, tragen denn auch schon Daunensteppjacken und Stiefel. Und ich schlurfe hier ohne Socken in meinen Crocs durch die Gegend. Kein Wunder, dass ich erkaeltet bin! Immerhin habe ich mir die dicke Segeljacke angezogen, die ist schoen warm und ich bereue es keine Sekunde, das schwere Teil gewaehlt zu haben. Der Hafenmeister hatte uns eine Bar mit Wifi empfohlen, Lobita oder so aehnlich. Der Wein ist lecker aber le ider ist das Wifi grottig-langsam und zudem wird gerade fuer eine Halloween-Party mit DJ geruestet. Wir wuerden zwar wahrscheinlich in unserem Outfit auch als kostuemiert durch gehen,fuehlen uns aber doch irgendwie nicht so recht wohl hier und suchen das Weite. Die naechste Empfehlung entpuppt sich als Cafe-Restaurant. Der Restaurantbereich ist aber leider - wie so manches Restaurant hier im Ort - geschlossen. Und ausser Kuchen haelt der Kaffeebereich nichts essbares bereit. Dafuer rennt das Wifi hier nur so, eine wahre Freude! Die Wetterseiten oeffnen sich ratzfatz, Emails kommen rein und werden beantwortet, Facebook laeuft noch ein bisserl. Mir wird kalt, der zweite Vino blanco auf quasi nuechternen Magen steigt mir irgendwo zu Kopf. Entweder bekomm ich jetzt was zu essen oder ich kann mich gleich in die Koje legen. Die nasse Jeans kuehlt zudem ordentlich aus. Zwingende Gruende, den Heimweg anzutreten. Der Kellner spricht ebenfalls sehr gut Deutsch. Ob er denn mal in Deutschland gearbeitet habe, fragen wir. Nein, 12 Jahre in Palma de Mallorca…… ein weiterer Kommentar duerfte sich eruebrigen. Im Office sitzt der Securite-Mann im trockenen und oeffnet uns bereitwillig Tuer und Tor zu unserem Heim. Wie nett! Das Schiff empfaengt uns warm und trocken - bis die schnell zubereiteten Bratwuerstchen das Innere derart verpesten, dass Werner alles aufreisst und lueftet. Leider kuehlt es damit auch etwas aus. Morgen krame ich den Heizluefter raus! Morgen, wenn wir vielleicht immer noch hier sind oder doch schon wieder unterwegs. Je nachdem, ob es wie vorher gesagt noch regnet oder eben nicht! Ayamonte selbst waere allerdings schon noch einen zweiten und dritten Blick bei Tageslicht wert.