19:55 wir sind fest im Bassin du Commerce in Dunkerque. Hinter uns liegen nur knapp 4 Stunden Motorfahrt. Aber die hatten es in sich. Entgegen allen Vorhersagen wehte es draussen naemlich nicht mit den angesagten 4-6 sondern mit fast durchgaengig 7-8, Tendenz auch mal drueber. Entsprechend waren die Wellen. Und wer uns kennt, den muss ich gar nicht erst raten lassen: unser Kurs war natuerlich mal wieder voll gegen Wind & Welle! Und das durch die flaemischen Baenke, die hier zwischen Nieuwpoort und Dunkerque nur eine wirklich schmale Rinne frei gelassen haben. Das heisst: exakt die Tonnen treffen (und nicht eines der entgegenkommenden, vor dem Wind laufenden Segelboote…) Werners wohl eher prophylaktische Frage, ob wir denn noch bis Calais weiter laufen wollten, wurde von mir entsprechend mit einem kategorischen “NEIN” beantwortet. Wieviel Salzwasserspuelungen halten Augen eigentlich aus?? UInd werden Brillenglaeser irgendwann dauer-blind vor lauter Salzwasser?? Aber auch heute haben wir es geschafft und die Hafeneinfahrt von Dunkerque liegt vor uns. Im relativ grossen Hafenbecken schnell das Gross runter (was bei uns so schnell heisst) und dann tuckern wir Richtung Yachthaefen und Schleuse zum Bassin du Commerce. Mist, die 16:30 Schleusung haben wir knapp verpasst. Ueber Funk wird uns auf Nachfrage mitgeteilt, dass die naechste um 18:30 stattfindet. Mein Skipper moechte gerne an den Fischerbooten anlegen, die an einer Kaimauer festgemacht sind. Das erste Manoever versemmele ich sauber und lege auch gleich vehement weiterhin mein Veto gegen diese Aktion ein. Bis wir da festgemacht haben, koennen wir schon wieder los. Also drehen wir eine Runde vor der Schleuse. Wieso hat die ihr Tor auf und das Licht ist gruen??? Nachfrage ueber Funk: wir duerfen schon rein! Das ist doch was. Hier geht es relativ komfortabel zu, man macht an Drahtseilen fest, liegt dann gemuetlich und kann Muscheln zaehlen. Das Wasser steigt allmaehlich sowieso und irgendwann geht das Tor zu, das Wasser steigt nochmal kraeftig (von knapp 7,20 auf ueber 11 Meter!! Dann gehen Tor und Bruecke auf. Was fuer die Autos und Fussgaenger mit ohrenbetaeubendem Warn-Geheul untermalt wird. Dann muessen wir noch auf 2 weitere Brueckenoeffnungen warten, die aber relativ fix fuer uns hochgehen. Leider warten wir bei der 1. Bruecke brav darauf, dass das rote Licht ausgeht und ein gruenes erklimmt. Stattdessen erklingt ueber Megafon eine herbe Stimme - leider auf franzoesisch, ich verstehe den Inhalt nicht und Werner versteht das gesagte rein akustisch nicht. Wir fahren dann einfach auf gut Glueck durch und werden prompt noch mal angeraunzt. Dieses Mal kann Werner verstehen, dass wir wohl den Verkehr behindern…..ein Mann im Yachtclub rechterhand ruft etwas auf franzoesisch. Nachdem ich in perfektem Franzoesisch antworte, dass ich die Sprache nicht beherrsche, meint er auf englisch: “Don’t take care of the ligths”. Aha, when the Bridge is open, we can go?- Yes! Na das ist doch mal was. Die 2. Bruecke geht auch hoch und wir zischen durch, mit rotem Licht, aber dafuer ohne Anraunzer via Megafon. Soll mal einer sagen, wir waeren nicht lernfaehig! Ja und nu? Vor uns liegt der YC Dunkerque und rechts soll ein Visitor-Steg sein. Hmm, da passen wir aber nicht so wirklich dran. Also gehen wir an die Kaimauer vor zwei Traditionssegler. Morgen erkunden wir mal die Lage und vielleicht verholen wir dann in den Yachtclub. Eine Dusche waere nicht uebel. Nicht, dass ich heute nicht ausgiebig geduscht worden waere….aber eben mit Salzwasser. Das fuehlt sich nicht so wirklich gut an. Aber jetzt verziehen wir uns erstmal unter Deck und oeffnen das erste Glas selbsteingekochtes von unseren Freunden und Familie aus Eissel: Gulasch. Der Himmel oeffnet puenktlich zu diesem Ereignis nochmal so richtig seine Schleusen und wir geniessen die Waerme des Backofens (in dem die Kartoffeln vor sich hin brutzeln) und das Prasseln des Regens auf dem Deck. Wenigstens kann unser Schiff eine Suesswasserdusche nehmen.