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Der Tag beginnt, wie die Nacht war: verregnet, mit ordentlich Schiffschaukel-Feeling. Und mit dem Gelaeut von Kirchenglocken. Stimmt, es ist ja Sonntag. Als passionierte Busfahrer (Werner hat sich ja nur sehr, sehr schwer von seinem geliebten alten Wohnmobil-Bus getrennt) machen wir heute mit der Linie 7 eine Inselrundfahrt. Fuer 1 Pfund pro Person wird man ca. 90 Minuten wirklich um die ganze Insel gekarrt. Gut, der Fahrstil des Busfahrers ist etwas gewoehnungsbeduerftig, aber die Strassen sind auch wirklich schmal und ein Traktor auf der Gegenspur zwingt den Bus schon zum anhalten oder ausweichen ueber den (falls vorhandenen) Gehweg. Vorbei an vielen Cottages und alten Forts, an Buchten und Straenden geht es durch kleine und groessere Orte die irgendwie alle mit St. beginnen: St. James, St. Sampson, St. Martin, St. Andrew usw. - die Insel gefaellt uns ausnehmend gut und ganz sicher laesst es sich hier, etwas von St. Peter Port gut aushalten. Wieder an der Busstation angekommen sind wir trotzdem etwas droeselig. Die Busschaukelei ist offenbar doch was ganz anderes wie das, was wir von unserer Schiffschaukel gewohnt sind. So trotteln wir etwas unschluessig an der Hafenfront entlang. Ich wuerde ja gerne noch einen Spaziergang um “unsere” Bucht herum unternehmen. Dort verlaeuft ein Kuestenwanderweg entlang an einem Aquarium und drei Meerwasserpools. Alles kann ich nun schon seit Freitag abend vom Boot aus bewundern, aber halt noch nie in nah. Wir sind auch schon auf dem Weg dorthin, da faellt unser Blick auf die Sliprampe, wo wir unser Beiboot “geparkt” haben. Vorsichtshalber nicht im Wasser und eiiiigentlich weit genug auf die Rampe hinauf gezogen. Sicherheitshalber hatten wir die Festmachleine ganz lang gebunden. Und tatsaechlich, was sehen unsere Adleraugen? Unsere Gummiwutz schwimmt im Wasser!! Da sind wir wohl eine Etage zu tief geblieben. Das Beiboot der Nachbarn (lag eine Bootslaenge ueber uns) liegt noch an Ort und Stelle. Jetzt schiebe ich etwas Panik: wenn das Wasser weiter faellt, ist unsere Leine vielleicht zu kurz und unser Boetchen erhaengt sich am Ende noch aus purer Verzweiflung. Also geht es im Sturmschritt Richtung Rampe. Jetzt ist uns die Lust am Spaziergang endgueltig vergangen und wir setzen erstmal ueber zum Mutterschiff. Werner verwoehnt mich heute mit Abendessen-machen und draengt danach aber zu ungewohnter Aktivitaet: wollen wir nicht doch nochmal rueber an Land? Na gut. Diesmal wird ein Landungsversuch in der anderen Ecke der Bucht gewagt, durch das bereits zu stark abgelaufene Wasser und entsprechend drohend aus dem Wasser ragenden Felsbrocken aber abrupt beendet. Kursaenderung nach Sued, nee, das geht gar nicht! Hm, da uns aber der Sinn nach Neuem steht, gehen wir aussenrum und fahren in den eigentlichen Hafen von St. Peter Port. Zwischen den ganzen Mooringbojen und Visitorstegen hindurch geht es ganz komfortabel an den Dinghi-Steg. Nochmal Wetter gucken im Marina-Gebaeude (wir haben uns illegal Zutritt verschafft, indem wir einfach mit anderen Seglern durch die Tuer geschlupft sind :-) ), und dann etwas ratlos zurueck zum Dinghi-Steg wandern. Das sieht nicht so wirklich pralle aus. Aber gibt es das ideale Wetter ueberhaupt?Des einen Freud, des andern Leid. Wollen ja nicht alle in Richtung Spanien. Auf dem Rueckweg machen wir noch einen Abstecher zur “Wind of Change” aus Eckernfoerde. Die Eigner sind an Bord und wollen ebenfalls nach Spanien, um dort das Schiff zu ueberwintern und im naechsten Jahr dann zu den Kanaren zu gehen. Man wird sich also ganz sicherlich wieder begegnen, auch wenn die zeitlichen Plaene etwas differieren und die Wind of Change auch nicht vor Nachtfahrten zurueck schreckt und morgen abend direkt nach Brest gehen wird. Wir dagegen wollen ja noch etwas an der franzoesischen Kueste entlang bummeln und auch Jersey steht noch auf unserem Plan. Jetzt lassen wir uns erstmal noch eine Nacht hier auf Guernsey in den Schlaf schaukeln (oder auch nicht). Es ist allerdings bedeutend ruhiger geworden. Mit uns halten es immerhin noch 10 andere Schiffe hier vor Anker aus. Aber man fuehlt sich schon so etwas “aussen vor” - im wahrsten Sinne des Wortes. Wie so eine Art Wild-Camper… :-)