St. Peter Port - Hauptstadt von Guernsey

St. Peter Port - Hauptstadt von Guernsey

Samstagmorgen auf Guernsey - Werner liegt schon in der Plicht und geniesst die Sonne. Letzte Nacht war es zum erstenmal umgekehrt: es hat den Skipper 3x aus der Koje getrieben. Nein, er hat keine ploetzliche Blasenschwaeche - der Anker war es, der ihn wach und auf Trab hielt! Mit 5 Meter mehr Kette und eine andere Platzierung der Kettenkralle waren er und der Anker (oder das Schiff) dann zufrieden. Jetzt ruckt nix mehr unsanft ein und wir koennen entspannt in den Tag starten. Mit musikalischer Untermalung vom Hintermann, der Liara, die ein schwimmendes Kommunikationszentrum sein muss, den Antennen auf den Salingen nach zu urteilen. Ein eigenes WLAN-Netz wird mir auch unter dem Schiffsnamen angezeigt? wir muehen uns dagegen weiterhin erfolglos, ein Free-Netz zu erwischen. Die Antenne zeigt zwar mindestens 6 Netze an, aber alle gesichert. Ist ja auch verstaendlich. Fuer uns aber bloed. Wir liegen hier eingebettet zwischen einem kleinen Berg an BB und einem Fort an Steuerbord. Hinter uns sind Sark und Herm noch zu sehen und vor uns liegt St. Peter Port. Wirklich sehr idyllisch und ploetzlich faellt mir ein, wie wir 2004 mit dem Bus in Italien waren, auf die Bucht mit den Ankerliegern geschaut haben und von diesem Moment getraeumt haben. Der war damals so weit weg und jetzt sind wir mittendrin. Wenn auch nicht in Italien. Aber hier ist es mindestens genauso schoen. Jetzt machen wir erstmal alles klar zum Landgang. Die Ueberfahrt zur Sliprampe ist kurz und das Dinghi koennen wir dank der Rollen auch easy die Rampe hoch ziehen. Zur Sicherheit (falls ueberraschend eine Springflut kommt) baendseln wir es auch noch an den in die Rampe eingelassenen Edelstahl!-Buegeln fest. Man kann ja nie wissen ;-)) und laufen los. Erstmal ist Hafengucken angesagt. Ganz schoen quierlig geht es hier zu. Draussen liegen Kreuzfahrtschiffe auf Reede, die Passagiere werden gerade ausgebootet. Der Autoverkehr ueberfordert uns total - wie ginge es uns wohl in einer richtigen Grosstadt auf dem Festland? Irgendwie haben uns die lazy days auf Alderney und die beschauliche Betulichkeit a la Rosamunde Pilcher auf dieser Insel fuer Hektik und Trubel endgueltig verdorben. Oder ist es die Zeit auf unserer schwimmenden kleinen Insel vor Anker?? St. Peter Port erschlaegt uns jedenfalls erstmal und Werner wird schon auf den ersten Metern fast von einem Fahrrad ueberfahren!!!

Markant - Leuchtfeuer auf der Hafenmole von St. Peter Port, Guernsey

Markant - Leuchtfeuer auf der Hafenmole von St. Peter Port, Guernsey

Im Hafen entdecken wir zwei Schiffe aus Deutschland, beide sogar mit dem TO-Stander versehen. An das eine kommen wir nicht ran (liegt aussen an den nur per Beiboot zugaenglichen Visitor-Pontoons) und die Crew des anderen (Josh) ist ausgeflogen. So wenden wir uns erstmal dem Ort zu und stolpern schnurstracks auf die Visitor-Information zu. Juhu, hier gibt es free-Wifi. Und so sitzen wir neben anderen Internet-Junkies auf einer launchigen Sitzecke, schreiben Emails, gucken Internet-Seiten und und und. Aber hier wollen und koennen wir ja nicht den ganzen Tag zubringen. Also geht es, bewaffnet mit Infomaterial auf Deutsch und einem Busfahrplan (fuer ein englisches Pfund pro Person kann man mit der Buslinie 7 oder 7a eine Inselrundfahrt machen) ziehen wir weiter, kommen aber nur bis zum Bootsshop. Haben wir ueberhaupt eine spanische Gastlandflagge?? Portugal haben wir, da sind wir uns sicher, aber Spanien??? Die kommt mir so fremd vor, hab ich in unserem Flaggenbeutel noch nicht gesichtet. Also wird sie eingesackt. Nachdem wir schon mehrere Boote mit Frankreich- und Holland-Flaggen eindecken koennen, kommt es auf eine 2. Spanienflagge auch nicht mehr an. Bevor ich noch mehr kaufbares finde, zerrt mich der Skipper aus dem Laden raus. In Treguier soll es den groessten Bootsshop Europas geben, ich solle mir meine Kaufgelueste doch bitte fuer den aufheben. Dabei geht das hier doch grade erst so richtig los: ein Laden am naechsten, Kleidung, Schuhe und Schmuck, Schmuck, Schmuck. Auch einige Elektronik-Laeden gibt es und ich vergleiche mehr wie unschluessig die Preise der ausgestellten Digicam’s. Ach lassen wir das! Wir lauschen

St. Peter Port - von den umliegenden Restaurants und Geschaeften gesponserte Strassenmusiker

St. Peter Port - von den umliegenden Restaurants und Geschaeften gesponserte Strassenmusiker

lieber zwei Strassenmusikern die vor einer Brasserie Saxophon und Trompete spielen, Street-Jazz nennt sich der Stil und ist wirklich gut und hoerenswert. Vom 21.- 28. Juli findet hier ein Strassenmusik/ -Kuenstler-Festival statt. Deshalb wahrscheinlich auch gestern Abend die Musik auf der Festung. Etwas abseits vom Touristentrubel und den Einkaufsmeilen offenbart sich dann das wahre Leben in St. Peter Port: viele Laeden stehen leer oder sind mit obskurem “Inhalt” gefuellt. Die Haeuser stehen eng zusammen, die Muellsaecke liegen in irgendwelchen Ecken herum und warten auf Abholung. Hier hat der Ort eine ganz andere Wirkung und wir sind fast froh, als wir wieder im Trubel sind. Der sich jetzt, nach Ladenschluss aber auch schon etwas legt. Wir essen - Ich: Muscheln, was sonst! - in der Brasserie und nutzen nochmal das Wifi hier fuer den Download eines Testprogramms fuer die Umwandlung von uebers Funkgeraet empfangenen RTTY Daten auf dem Laptop. Mal sehen, ob das wirklich funktioniert. Ich friere jetzt, die Sonne geht langsam unter, St. Peter Port liegt jetzt im Schatten und mir ist kalt. Morgen werden ich mir auf jeden Fall einen Pullover einpacken, egal, wie des Skippers Rat lautet! Dem ist uebrigens warm, sagt er. Mir aber auch egal, ich friere, bin schon wieder muede und will eigentlich nur noch “heim”. Aber nein, wir muessen ja nochmal unser Glueck bei der Josh versuchen. Und dieses Mal ist die Crew auch da: der Eigner hat sich auch ein Jahr Zeit gegeben und bringt mit wechselnden Crewmitgliedern das Schiff ebenfalls Richtung Spanien, geht dann aber auf die Kanaren, Kap Verden und weiter. Ich draengele jetzt aber doch, will zurueck. Vielleicht sieht man sich morgen oder irgendwann in einem anderen Hafen. Eilig hat es die Josh auch nicht, will aber direkt von Guernsey aus ueber die Biskaya. Unser kleines graues Walross-Gummiboot liegt ganz alleine auf der Rampe - aber immerhin noch komplett. Nur der Aussenborder will sich nicht wieder aus seiner Schrauben-schonenden Fastliege-Stellung in Fahrtstellung aufrichten lassen. Werner holt sich schwarze Haende und bastelt eine ganze Weile am Motoerchen rum. Endlich klappt er nach hinten-unten weg und springt auch brav an. Zwischenzeitlich ist die Crew eines anderen Beibootes in dieses geschienen und ich kann die Falttechnik der beiden bewundern: in einem Bombard AX2 ist halt doch nicht soviel Platz fuer 2 erwachsene Menschen und einige Einkaufstueten. Hier in der ruhigen Bucht geht das ja, aber ich stelle mir die beiden gerade auf dem Ankerplatz in der Braye Bay bei dem vorgestrigen Wellengang vor. Da kann man wahrscheinlich auch gleich schwimmen oder sollte die Ueberfahrt nur in Komplettmontur namens Oelzeug unternehmen. Wir kommen jedenfalls schnell und gut an unserem Schiff an und kuscheln uns gleich in waermende Pullover. Durch den Wind ist hier auf dem Wasser halt doch nix von der ganz grossen Sommerhitze spuerbar. Zuviel schwitzen ist ja auch gar nicht gesund! Jetzt klingt der Abend langsam aus, in der Plicht mit einem Rotwein und Seglers Bibel, dem Reeds. Werner rechnet schon wieder mit High and Low-Water, mit Stroemungen, Abfahrts- und Ankunftszeiten. Am Montag wollen wir weiter, aber vorher werden nochmal saemtlichte Dieseltanks und -kanister sowie der Aussenborder-Tank gefuellt. Bei einem Preis von 77 Pence per Litre (Diesel) muss das einfach sein! Die Schlepperei in Fecamp haetten wir uns definitiv sparen koennen! Aber wir waren uns da ja noch nicht so ganz sicher, ob wir die Kanalinseln anlaufen wuerden.

In der Fussgaengerzone von St. Peter Port findet man viele Laeden, die "very british" gestaltet sind

In der Fussgaengerzone von St. Peter Port findet man viele Laeden, die