Zeebruegge - Nieuwpoort (alles in Belgien) Das uebliche Procedere: aufstehen zwischen “Daach und Dunkel” (wie man bei mir zu Hause so schoen sagt), also um 5 Uhr, rin in die Segelklamotten, Leinen los und raus aus dem wirklich nicht anheimelnden Hafen hier. Noch im grossen Hafenbecken (um die Uhrzeit ist noch nicht so viel los) setzen wir das Gross - vorsichtshalber schon mal mit einem Reff. Man kann ja nie wissen. Gemeldet sind heute Windstaerke 4-5. Stutzig liess uns ja schon werden, das es im geschuetzten Hafen schon mit Staerke 4 blaest. Aber Bange machen gilt nicht. Schon in der Hafenausfahrt geht das Geschaukel los. Meine Fresse, sind das Wellen! Und von wegen Wind um 5, hier blaest es locker flockig mit Staerke 6, 7 und in Boen auch schon mal drueber. Wind und Welle sind somit wieder einmal gegen uns. Ich weiss gar nicht, was wir denen getan haben. Vielleicht opfern wir zu wenig..aber ich bin schon froh, das ich bislang nicht “opfern” musste :-) Immer noch tapfer rollen wir auch noch die kleinere Genua ein Stueck aus. Als Werner dann aber meint: “wir muessen jetzt da rueber” und exakt in die Richtung zeigt, aus der der Wind kommt, erbitte ich mir ein umdrehen. Das steh ich bis Calais nicht durch! Diesem Wunsch entspricht der Skipper auch bereitwillig. Zurueck im Hafen ueberdenken wir alles neu und sprechen mit einem in Dunkerque beheimateten Franzosen. Der empfiehlt uns Nieuwpoort, da gehe er auch hin. Also warten wir noch etwas ab und gehen dann gemeinsam mit 2 anderen Yachten Richtung Nieuwpoort.

"Muss das wirklich sein?" Bleibt die Frage, ob es auf das Foto oder die Wellen bezogen war ;-)Es weht immer noch ordentlich mit 5-6 Beaufort und die Wellen sind auch nicht so wirklich kleiner geworden. Aber die Sonne taucht das alles in freundlicheres Licht. Was Farben beim segelnden Volk (speziell bei mir) doch alles bewirken. Vielleicht ist es aber auch das Gefuehl, nicht alleine unterwegs zu sein. Einfach nur zu sehen, da gibt es noch mehr so Vollspacken, die sich bei so einem Wetter gegen Wind und Welle stemmen und ihre Boote quaelen, hat ganz offenbar eine beruhigende Wirkung auf meine Psyche. Wir gehen innen, also zwischen den Saenden, durch. Die geringste Wassertiefe ist einmal 4,80. 2 Bootslaengen links davon geht das Lot schon wieder auf ueber 8 mtr. hoch! Wir fahren genau nach Karte. D.h. Werner studiert Karte und Plotter und gibt mir Anweisungen, ob ich mehr abfallen oder anluven soll. Was zur Folge hat, dass uns das gereffte Gross um einen Knoten schneller werden laesst wie nur unter Maschine auf dem Kloeterkurs (so nenne ich das, weil das Gross mittig steht und der Baum trotz aller Festzurrversuche eifrig hin und her kloetert. Wie machen das eigentlich andere?? Tapfer steigt unser Schiff durch, ueber und manchmal auch unter die Wellen. Das Deck wird ordentlich gespuelt und wenn ich mich nicht schnell genug weg ducke, bekomme ich auch schon mal eine Ladung Salzwasser ins Gesicht. Die Augen brennen dann ordentlich, die Brille ist sowieso schon extrem verschleiert. Werner reicht mir einen Feudel. Toll, der trieft nur so vor Salzwasser, was soll ich mir mit dem denn aus den Augen wischen? Irgendwo finde ich einen halbwegs trockenen Zipfel, der mein Dilemma schnell beseitigt. Vorbei geht es an der liebreizenden belgischen Kueste: Schoene Sandstraende, leider zum Grossteil sehr mit Hochhaussiedlungen zugebaut. Einerseits verstaendlich, andererseits optisch ein Graus! Dann kommt auch schon die Hafenzufahrt in Sicht. Noch ein paar bange (fuer mich, die ich ja am Ruder stehe) Momente als wir mit Wind und Wasser nun von achtern zwischen die Wellenbrecher geeschoben werden. Von einer Minute auf die andere ist die Welt wieder eine andere. Angler stehen links und rechts Spalier, Boote laufen ein und aus. Nieuwpoort ist das Seglermekka Belgiens. Diverse Yachtclubs werben mit Schildern auf denen die jeweiligen Funkkanaele zum Anmelden angezeigt sind um Gaeste. Wir waehlen den ganz links und nach einigen Verstaendigungsschwierigkeiten (warum muessen Funkgeraete eigentlich immer so knistern und knattern wenn ich mich grad bemuehe, jemanden in einer anderen Sprache zu verstehen??) kapiere ich, dass wir in die Box B 06 gehen koennen. Ups, beinah dran vorbei gefahren. Der Wind drueckt uns auch noch etwas zur Seite, aber irgendwie schaffen wir es doch noch, in die Box rein zu kommen. Sehr komfortabel mit 2 Seitenstegen, abgepolstert an den Ecken und vorne mit Fangleine, da kann ja gar nix mehr schief gehen?. Wir klaren einigermassen auf und tigern dann zum Hafenmeisterbuero. Meine Guete, auf der anderen Seite ist ja noch ein riesiges Hafenbecken mit Liegeplaetzen! Trotz allem berappen wir hier 10,00 weniger fuer unser Schiff wie noch in Zeebruegge. Und das Ambiente alleine (von den Sanitaeranlagen und der Naehe zum Ort ganz abgesehen) ist um einiges besser. Sogar Fahrraeder bekommen die Gaeste hier gratis fuer eine Stunde zur Verfuegung gestellt. Kurze Zeit spaeter steht Manfred neben unserem Schiff. Seines Zeichens Mitglied im TO und Skipper der Hallberg Rassy “Butt”. Er hat die TO Flagge unter unserer Saling gesehen und versorgt uns schon gleich mit dem oertlichen Wetterbericht in gedruckter Form, fragt nach woher, wohin. Mit seiner Frau Marianne und Enkelin Maria ist er gerade wieder auf dem Boot und beide koennen uns von ihren zahlreichen Toerns viel erzaehlen. Wenn wir mal soviele Seemeilen unterm Kiel haben??wir gehen gemeinsam im Ort essen. Das empfohlene Restaurant “‘t Sailor” ist wirklich gut, auch wenn ich anschliessend das Gefuehl habe, selbst auf dem Holzgrill gelegen zu haben, auf dem das Fleisch zubereitet wird. Zumindest rieche ich wie gut geraeuchert. Jetzt ist die Zeit definitiv reif fuer eine ausgiebige Dusche, Salzwasserduschen und jetzt noch Holzkohlenrauch?.das verkrafte ich nicht. Platt sind wir beide. Das Schiff ist auch innen ordentlich mit Salzwasser gespuelt. Diesmal hat das Waschbecken weitgehend dicht gehalten, dafuer ist an anderen Ecken und Enden Wasser rein gekommen. Also alles raus zum Trocknen. Zum Glueck scheint die Sonne. Mitte der Woche soll das Wetter besser werden. Vielleicht bleiben wir ja morgen noch hier?. Ich jedenfalls haette nix dagegen und meine Schultern, Arme und Beine bestimmt auch nicht. 6 Stunden habe ich fast duerchgaengig am Ruder gestanden. Ich will nicht klagen, immer noch besser, wie ueber der Reling zu haengen :-) und habe fuer diese Leistung sogar ein Lob vom Skipper eingeheimst: “Maedchen, Du hast Dich echt gut gehalten heute, das haette ich nicht gedacht”. …..was soll ich sagen: ICH haette das selbst auch nicht gedacht ;-).