Eiiigentlich wollten wir ja heute ganz frueh nach Roscoff starten… wie gestern bereits erwaehnt: Plaene sind gut, Plaene sind aber auch gut zu aendern :/). Die heutige Planaenderung geht voll auf mein Konto. Die letzte Nacht hat mich “fertisch” gemacht. Unser Rolling Home ist in der Ankerbucht zur Waschmaschine mutiert und ich hab mich gefuehlt wie mit voller Schleuderzahl durch die Mangel gedreht. Dazu die Geraeuschkulisse - unglaublich, mit welchen neuen Geraeuschen unsere grand old dame aufwarten kann. Da quietscht und aechzt es auf einmal an Stellen, von denen wusste man bis dato gar nicht, das die sich bewegen. Wecker hat es fuer mich heute keinen gebraucht, im Stundenrhytmus stand ich sowieso an Deck - wo es sich natuerlich alles gar nicht mehr so schlimm anhoerte. Aber die Bewegungen der Nachbarn waren sehr anschaulich. Wie der in dem kleinen Boot sich wohl fuehlen mag? Das tanzt wie ein Gummiball auf und ab und hoch und nieder. Ich schwanke zwischen “mir wird nicht schlecht” und “ich gebe mich meinem Unwohlsein hin”. Ersteres siegt zwar, aber meine Stimmung ist auf einem absoluten Tiefpunkt. Tueren klappern oder fliegen auf, unterm Kiel scheint eine Riesentrommel im Minuten-Takt den Klangkoerper “naja” auf Weiterleitung zu testen. Dann 30 Sekunden Stille - kein Ton, keine Bewegung!! Ist der Zauber etwaas vorbei? Weit gefehlt, das ist nur wie ein tiefes Luftholen, ein Durchatmen vor dem naechsten Einsatz. Ich sitze in der Plicht und beobachte 2, 3 tapfere Segelboote, die sich durch die Wellen draussen stampfen. Der Himmel ist grau, es nieselt - also die perfekte Kulisse fuer meine Stimmung! Werners Kopf taucht im Niedergang auf, fragend schaut er mich an. Und ich antworte prompt:”Entweder fahren wir jetzt gleich los oder wir gehen drueben in den Hafen an die Visitor-Pontoons, das hier stehe ich jedenfalls nicht laenger durch”. Ich darf es mir tatsaechlich aussuchen und nachdem das 4. Boot heftig nickend und wenig voran kommend draussen langs geht, moechte ich bitte schoen in den Hafen nebenan. 75-80 Seemeilen nickend….nach der Nacht - das kann ich mir nicht so wirklich vorstellen. Also Anker auf und rueber. Natuerlich sind noch fast alle Plaetze belegt, man liegt auch hier gemuetlich in 3-Reihe nebeneinander. Am warteten zur Marina ( die aufgrund eines sog Suells in der Zufahrt nur zu bestimmten Wasserständen erreicht werden kann) ist noch eine Luecke fuer uns frei. Also erstmal ran und mit einem der Marina-Mitarbeiter, die hier schon um diese Zeit scharenweise in ihren flachen Booten rumflitzen, verhandelt, was wohin und wie weiter. In den Hafen kommen wir nicht, bei unserem Tiefgang winkt er ab. Wir sollen an einen der hinteren Visitor-Stege hier im Faehrhafen gehen. Leicht gesagt: wie gesagt, alles ist gut belegt. Endlich finden wir einen passenden, einzelnen Nachbarn und gehen rueckwaerts daneben. Das Manoever gehoert nicht zu unseren gelungensten. Aber wir liegen! Zwar auch mit etwas Schwell, aber fuer mein Empfinden ist das so gut wie gar nicht vorhanden. Jetzt sehen wir zum erstenmal, wie das Suell in die Marina trocken faellt und auch das Nachbar-Hafenbecken ist total trocken! Wissen und sehen sind halt doch zweierlei. Und wenn man das Suell so in diesem Zustand sieht, kann man auch gut nachvollziehen, warum so viele Jachten auch bei einem Wasserstand von 2 Metern ueber dem Suell sehr, sehr vorsichtig daruber fahren! tja, und jetzt, eine herrliche Dusche spaeter, immer noch ohne Wifi (ausgerechnet heute ist das Marina-WLAN out-of-order!) sitzen wir bei einem leichten Wind um 3 Bft mit viel Sonnenschein auf unserer Terrasse und beobachten die An- und Ablegemanoever der anderen Boote. Man lernt ja nie aus. Nach Werners Mittags-Nachtnachhol-Schlaefchen werden wir nochmal die paar Meter zum Dinghi-Steg rudern und an Land gehen. Der Vormittag war aufregend genug. Und morgen hab ich dann wahrscheinlich die A-Karte gezogen, weil der Skipper auf jeden Fall die Wahl haben wird und mit Sicherheit nach Roscoff moechte. Da muss ich dann durch. ;-) Nebenan versucht gerade Frankreich, die Niederlande platt zu machen, wird aber vom niederlaendischen Skipper der makellos und perfekt daliegenden schwarzen Yacht erfolgreich abgewehrt, sowohl verbald (go away french idiod) als auch in Form von Wegschubsen eines franzoesischen Crewmitgliedes beim Versuch, Holland zu entern. Frankreich kam zwar schnell angeflogen, verpasste England (SY Hiphooray) nur knapp, scheiterte aber letztendlich an dem Kugelblitz aus NL und versucht jetzt sein Glueck drei Stege weiter. Ich hab - auch nach unseren eigenen Problemen heute frueh - vorsichtshalber mal alle nicht anderweitig benoetigten Fender an unsere freie Seite gehaengt. Man kann ja nie wissen.

Jetzt sitzen wir wieder mal in der heimeligen Touristinfo, deren WIFI Code wir schonnauswendig können, und studieren das Wetter. Alter Falter, da setzt sich aber ein fettes Tief um Irland fest! Mal sehen, wo wir das aussitzen können. So ganz allmählich werden auch wir unruhig, wollen über die Biskaya.