Monats-Archiv Mai, 2016

Erste Eindrücke

Kling, Glöckchen, kling …..

Wenn der Nikolaus dauerhaft bimmelt…..dann bist Du in Cartagena de Indias, genauer gesagt im Stadtteil Manga. Und es ist kein Nikolaus oder Santa Claus, obwohl die kleine Glocke am Eiswagen schon sehr weihnachtlich klingt. Eis passt auch besser zu den Temperaturen. Dauersauna ist angesagt und ganz übel wird es, wenn man eine gewisse Zeit in Räumen verbringt, die eher einem Kühlschrank ähneln. Hat Frau die erste Wallung erfolgreich gemeistert (kommt immer nach einigen Minuten in Air-Condition-Räumen) und tritt gut runter gekühlt wieder auf die Strasse, dann ist dasfast so, als würde sie/man gegen eine Hitzewand laufen.Die Brille beschlägt und frau schnappt automatisch erstmal nach Luft, Frischluft. Bringt aber nix, nur Schattenseite der Strasse aufsuchen hilft. Oder noch besser: einen Platz unter hohen, schattenspendenden Bäumen finden. Solche Plätze hat Cartagena einige zu bieten. Aber auch sonst nimmt uns die älteste Hafenstadt Südamerikas auf Anhieb für sich ein.

Unsere Kulisse am Ankerplatz besteht zwar vorwiegend aus Hochhäusern und einigen Hafenkränen. Geht man aber ein paar Meter vom Ufer weg, stehen zwischen all den Türmen immer wieder kleine, nette Wohnhäuser und sogar tolle, alte Villen. Die Wellblechdach-Ära vieler Karibikinseln ist hier endgültig vorüber. Sogar grün patinierte Kupferdächer entdecken wir. Und der Supermarkt Carulla schmiegt sich an eine wunderschön erhaltene und in den Markt integrierte alte Villa namens „Susana“.

Festungen, die alte Stadtmauer, viele alte Gebäude – Cartagena de Indias erinnert uns stark an den spanischen Namensvetter bzw. die Namensgeberin an der Mittelmeerküste. Nur grösser und in den Randbezirken ist die Bevölkerung Cartagenas wahrscheinlich auch ärmer. Davon ist in Manga wenig zu spüren oder zu sehen. Hier werden die Rassehunde der Penthouse-Bewohner von den Angestellten spazieren geführt, hier parken die dicken SUV’s vor den Häusern und liegen die grossen Motoryachten an den Stegen der verschiedenen Clubs. Obstverkäufer stehen mit ihren kleinen Verkaufskarren in den Strassen rund um den Supermarkt, unzählige Moto-Taxis schnappen den ebenso zahlreich vertretenen gelben Taxis der Marke Knutschkugel bestimmt einige Kunden weg. Fahrradtaxis gibt es weniger und Pferde- oder Eselkarren sieht man nur vereinzelt. Dafür quietschen auf den Durchgangsstrassen die relativ bunten Busse. Für 2.000 bis 2.5000 Pesos kann man bis zur Endhalte mitfahren. Ein klein wenig erinnert uns alles an Brasilien, an Salvador do Bahia. Und auch hier in Kolumbien sind die Busfahrer hilfsbereit, halten so an, dass wir nur noch wenige Meter bis zum Ziel laufen müssen.

Auf dem Weg ins historische Zentrum Cartagenas kommt man automatisch durch das alte Handwerkerviertel Getsemani. Die Seitengassen sind schmal und die Mauern oft bunt bemalt, mal mehr, mal weniger künstlerisch wertvoll. Viele Skulpturen verschiedener Art zieren die kleinen Plätze in Getsemani ebenso wie im Centro. Viele kleine Hostals, Bars, Restaurants gibt es. Die Fenster der Häuser zieren fast immer die klassischen Holzgitter, blühende Rankpflanzen und Bäume spenden Schatten und lockern alles optisch noch etwas auf. Auf Dachterrassen recken sich Palmen und andere Grünpflanzen in den Himmel, mächtige Holztore versperren den Zutritt zu den Häusern oder geben auch oft Einblicke in die dahinter liegenden Räume und Patios. Früher soll Getsemani ärmlicher gewesen sein, eine Gruppe engagierter Deutscher habe es zu dem gemacht, was es heute ist. Hören wir. Und geniessen das Resulat. Jeder Spaziergang durch die schmalen Strassen bietet neue An- und Einblicke. Und auch vertrautes ist auch beim 2. Oder 3. Mal noch einfach nur sehenswert. Freundlich gewährt man uns Einblick in die Patios oder grüsst uns auf der Strasse. Alte Frauen zwischen Einkauf und Zuhause, an einer Ecke wird Fisch verkauft – aus einer Plastikschüssel und schon von Fliegen umschwirrt. Wer den wohl mit nach Hause nimmt?

Strassenverkäufer bieten T-Shirts (20 Dollar das Stück …. Zu teuer ….. ok 15 Dollar …. Immer noch zu teuer … letztendlich bekommen wir vier Shirts für 20 Dollar angeboten ….. vielleicht …..manana), Zigarren (aus Kuba), Schmuck, gehäkelte Taschen, bunte Kunstwerke auf Leinwand, Strohhüte aller Art und vieles mehr an. Auf einem Platz bekommen wir obligatorischen Musik-CD’s angeboten. Lässig blocken wir mit der bewährten Ausrede ab: „wir haben keinen CD-Spieler“. No problemo meint der Meister der Verkaufskunst und zückt bunte USB-Sticks. Wir sind sprachlos, soweit sind die Strassenverkäufer auf Jamaica noch nicht. Aber das die Kolumbianer geschäftstüchtig sein sollen, haben wir schon des öfteren gehört. Nach dieser Kostprobe sind wir restlos überzeugt. Ein paar Brocken Deutsch kann auch fast jeder, die Namen der deutschen Fussballstars sind geläufig, so kommt man ins Gespräch mit den Touristas. Wir kaufen trotzdem nix. Vorerst. Kann sich ja noch ändern.

Den Käptn zieht es ins „Frühstückscafe unter deutscher Leitung, gleich gegenüber vom Hostal Jet-Set“. So lautet die Ortsangabe anderer Segler, die hier logiert und gefrühstückt haben. Das muss getestet werden. Ich prophezeie bittere Enttäuschung. Hätte ich vielleicht nicht tun sollen. Es ist wirklich nix dolles und wir sind uns einig, eines der vorher im vorbeilaufen verschmähten Cafés wäre vielleicht doch die bessere Wahl gewesen. Na, haben wir das zumindest schon mal abgehakt.

Bleiben noch ausreichend Programmpunkte. So suchen wir die verschiedenen Boatyards auf, um uns einen persönlichen Überblick zu verschaffen und aktuelle Angebote zu erhalten. Das führt uns in die Stadtteile Bosque und Albornoz. Weit weg von Mangaund mitten im Nix. Zumindest im touristischen Nix. Kein Supermarkt weit und breit, nur staubige Autopistas, Tankstellen, Industrieanlagen. Aber wir wollen ja auch die Boote parken bzw. daran arbeiten. Bewaffnete Wachmänner weisen uns jeweils freundlich den Weg zu den Oficinas und von den jeweiligen Gesprächspartnern bekommen wir dann das Gelände gezeigt. Der riesige Kran von Ferroalquimar beeindruckt uns sehr, die Freifläche bietet ausreichend Platz, ein Lotsenboot weist den Yachten den Weg zum Boatyard – hier haben wir mit unseren 2,40 Tiefgang keine Probleme. Manzanillo Yacht-Club dagegen punktet mit familärer Atmosphäre. Man nimmt sich Zeit für uns, es wird gelacht, Kaffee oferiert und ein Taxi geordert. Nein, zu Fuss können wir doch auf gar keinen Fall zum nächsten Ziel gehen. Gegenüber vom Boatyard hat sich jemand mit Pappe und alten Paletten eine Behausung errichtet, dicke LKW ziehen Container durch das Gassengewirr. Kontrastprogramm zu Manga und Bocagrande.

Die Rückfahrt findet mit einem besonders poppigen Bus statt. Vorn blinkt es im Rhythmus der zischend und pfeifenden Bremsaktionen und die leicht defekten Bassboxen in unserem Rücken wummern dazu. Man tut gut daran, sich umgehend auf einen Sitzplatz zu begeben. Andernfalls ist beim ruppigen Fahrstil des Fahrers ein Freiflug durch den üppig breiten Mittelgang des Buses inclusive, was der Käptn am eigenen Leib zu spüren bekommt. Geht aber alles gut und er fällt ohne Blessuren auf den Sitz vor mir. Wie hält der Mensch da vorne das den ganzen Tag nur aus? Wir sind jedenfalls froh, als wir nach einer kleinen Stadtrundfahrt in der Nähe der Stadtmauer aussteigen können.

Einklarieren

Das wird in Cartagena in der Regel mit Hilfe eines sog. Agenten erledigt. Kostet natürlich was, ist aber insofern praktisch, dass man sich nicht selbst auf den Weg zu den Behörden machen muss, keine Formulare ausfüllen oder kopieren muss. Man trifft sich mit dem Agenten, übergibt die nötigen Dokumente und dann geht das Prozedere seinen Gang. In unserem Fall erfordert das einige konspirative Treffen in der Cafeteria des Carulla Supermarktes mit unserem Agenten Manfred. Oder man hat ein Date mit irgendwelchen Behördenvertretern direkt im Club Nautico. Manfred ist immer dabei, zückt die Papiere und verhandelt mit den Beamten. So läuft das für uns alles relativ entspannt ab, dauert aber auch mehrere Tage. Zum Abschluss möchte der Zollbeamte dann noch unsere Schiffe in natura angucken, nur Fotos sind ja langweilig. In unserem Fall kommt erschwerend hinzu, dass auf dem Typenschild unseres Motors PERKINS steht, auf dem Motor selbst aber CATERPILLAR. Ganz schwierig, muss in Augenschein genommen werden. Aber alle sind nett, höflich und wirken insgesamt umgänglich. Und von Manfred hören wir ganz nebenbei noch so manche interessante Story aus seinem bewegten Leben oder bekommen allerlei wichtige Informationen zu Land und Leuten. Damit wir 90 Tage kolumbianisches Feeling live erleben dürfen, berappen wir round about 210 Euro. Es geht auch etwas preiswerter, wenn man z.B. nur max 5-10 Tage im Land bleiben möchte.

Neue Bekanntschaften

In Kolumbien haben sich einige Deutsche nieder gelassen. Einer davon ist Sven, Inhaber des LABORATORIO ELECTRONICO ALLEMAN. Was für ein Name! Der schmale Laden ist voll gepropft mit Fernsehbildschirmen – sind wir hier wirklich richtig???- und sonstigen elektronischen Geräten aller Art. Wir zwängen uns an zwei emsig werkelnden Mitarbeitern herum und erreichen dann den grossen Meister. Der sitzt ganz hinten, umgeben von Radomen, Funkgeräten und und und. Nur ein schmaler Gang führt zu seinem Arbeitsplatz, jedes verfügbare Fitzelchen Boden, Wand oder Ablagefläche ist voll gestellt. Hier wird so schnell nix weg geworfen und so mancher nicht ganz so betuchter Segler wurde von Sven schon mit elektronischem Equipment ausgestattet. Auch unser Mikrofon fürs Funkgerät bekommt hier ein neues Kabel verpasst. Und gemäss Svens Instruktionen wird ein Kabel- und Antennentest für die Seefunke durchgeführt. Ergebnis: alles in Ordnung, unser Sendeproblem liegt wohl wirklich nur am Mikrofon. Der Testruf zum Laboratorio hin erfolgt mit dem neuen Kabel jedenfalls zur Zufriedenheit, wir sind wieder hörbar.Und Sven freut sich über unseren alten VDO-Autopiloten samt C-Trek Kompass. Wenn der Check positiv ausfällt, dann hat er schon einen neuen Abnehmer für das gute Stück, das uns ja leider immer wieder mal im Stich gelassen hat zu Beginn unserer Reise. Bei Sven jedenfalls kann man auch gut einige Zeit verbringen, mit ihm fachsimpeln oder sich guten Rat holen. Ein Laden nach unserem Geschmack ist es allemal.

Der wichtigste Mann vor Ort ist für uns natürlich der TO-Stützpunktleiter und Einklarierungsagent, Manfred. Er regelt den ganzen Behördenkram für uns und von ihm bekommen wir auch einige Tipps zu Kolumbien bzw. zum Umgang mit den Kolumbianern. Klar verdient er Geld mit seiner Tätigkeit, aber manche Dinge sind einfach unbezahlbar.

Damit wären unsere ersten Eindrücke von Kolumbien und ein paar grundlegende Informationen schon mal erzählt.Unsere weiteren Erlebnisse und Erfahrungen folgen dann möglichst zeitnah und in Form von Tagesberichten.

Nix geschafft … und doch geschwitzt

Nix geschafft und doch geschwitzt

Die Augen brennen – vom Schweiss, der irgendwie permanent hinein rinnt. Meine Augenbrauen, von Mutter Natur als natürliche Schweissbremse vorgesehen, sind scheints viel zu dünn geworden in den letzten Jahren, um diese ihre ursprüngliche Aufgabe noch wirklich meistern zu können. Oder sind sie schlichtweg überfordert mit der Menge, die mein Körper in diesem Klima produziert? Ich jedenfalls wische und wische und es brennt trotzdem.

Der Rücken schmerzt, die Füsse fühlen sich leicht geplättet an – was haben wir heute eigentlich „geschafft“???? Schon das, was auf dem Tagesplan stand. Aber auch nur, weil wir unsere Tagespläne den Temperaturen angepasst haben. Galama heisst das Stichwort. Und trotzdem sind wir immer noch auf der Überholspur, gemessen am Tempo der Einheimischen. Wie kann eine so schmale Frau auf einem Gehweg so viel Platz beanspruchen? Mittig vor uns läuft eine Latina, gegen die sengende Sonne durch einen schillernden Regenschirm geschützt, vor uns her. Gemächlich und keinesfalls schweisstreibend. Der Käptn gibt Gas und überholt die Dame lässig, ich spurte mit meinen kurzen Dackelbeinen hinterher.

Unser Ziel, die Tapizeria Perrera in der Calle 30 (direkt neben der DHL-Station falls es jemand interessiert) erreichen wir relativ schnell. Umwege fördern zwar die Ortskenntnis, werden aber von uns um diese Tageszeit vermieden. Blöd nur, dass wir notgedrungen einen Umweg machen müssen: unser Ziel liegt Luftlinie direkt gegenüber unseres Liegeplatzes. Leider müssen wir aber eine Art Fluss queren, um vom Ortsteil Manga nach Pie de la Popa zu gelangen. Und es gibt nur zwei Brücken, um das Gewässer zu überwinden, beide gleich weit weg vom Ziel. Zumindest laut Google Maps. Gefühlt empfinden wir den einen Brückenweg später dann doch irgendwie als kürzer ….. oder ist er einfach nur abwechslungsreicher, vertrauter???

Egal. Wir schiessen in die Torfahrt der Tapizera und werden prompt mit bösem Gebell begrüsst. Heute ist der kleine Blonde Giftzwerg an einem eingemotteten Auto in der Einfahrt festgebunden. Zum Glück so kurz, dass er unsere Waden nicht erreicht. Der Fellnase traue ich glatt zu, dass er sonst mal reinbeissen würde. Weiter hinten begrüsst uns der Chef des Hauses. Inmitten einem Sammelsurium aus wunderschönen und sehr staubigen Pferdesätteln, alten Nähmaschinen, traumhaft schönen Holzstühlen, Arbeitstischen, Regalen und Vogelkäfigen fertigt German mit seinen beiden Mitarbeitern neue Sitzpolster für unsere Plicht. Und jetzt haben wir unser bisheriges Sonnensegel im Gepäck, als modelo für ein Neues. Der brasilianische Preiswertstoff hat das Ende seines Lebenszyklus erreicht, reisst immer mehr ein und ist doch schon ziemlich durchsichtig geworden. Schlauer geworden sind wir ja nun nicht, daher haben wir auch den hiesigen Billig-Sunbrella erworben. Daraus soll nun ein neues Sonnensegel gefertigt werden.

Radebrechend und mit tatkräftiger Unterstützung eines dicken gedruckten Langenscheidt Wörterbuches sowie dem App-Pendant machen wir German klar, was wir wie möchten. Und wo wir keine Worte mehr finden, geht es halt mit Händen und Füssen irgendwie voran. Jedenfalls haben wir nach gut einer Stunde Schwitzen (trotz Schatten und Ventilator-Abkühlung) das Gefühl, das die Arbeit zu unserer Zufriedenheit erledigt wird. Die neuen Sitzkissen sind auch schon in Arbeit und wir können gleich noch ein paar Fragen dazu beantworten. Läuft!

Soviel Action macht durstig. Links oder rechts? Klare Sache für die Bordfrau: rechts ist doch gleich ein kleiner Bäckerei-Imbiss im Blick und lockt mit blauen Plastikstühlen im Schatten! Nix wie hin. Da sitzen wir dann, mit einem süssen Bollo für den Käptn und einem überraschend leckeren herzhaften für die Bordfrau. Ohne lang zu fragen, dem Instinkt gefolgt und voll zufrieden: eine Kartoffelmasse mit hartgekochtem Ei und etwas Fleisch, alles zusammen kross frittiert. Kalorienbombe hoch 3 aber voll sättigend und gut. Ein Einheimischer läuft vorbei und grinst zu uns her, ein fröhliches, freudiges Grinsen. So als würde er es gut finden, dass wir da sitzen und das essen, was die ganz normalen Kolumbianer eben auch essen, so zwischendurch, auf die Hand.

Hier geht die Calle 30 in die Avenida Herrera über, eine Hauptverkehrsader Cartagenas. Mopedtaxis, futuristisch gestylte Busse, die kleinen gelben Taxis, normale Pkw, wuchtige Pick-Ups und Offroader, exotisch wirkt ein Radfahrer auf einem Faltrad. Stadt abseits der touristischen Plätze.

Derart gestärkt fällt uns der Rückweg leicht und auch der Einkaufsstopp im Carulla-Supermarkt lässt sich gut überstehen. Immer noch stehen die kleinen Tandler mit ihren Ständen auf den Strassen und bieten Obst, Lottoscheine an. Die Kaffeeverkäufer haben ihr Tagesgeschäft schon längst beendet, ihre Zeit ist eher der frühe Morgen. Dann stehen sie vor der Marina und bieten aus unzähligen Thermoskannen Kaffee an. Auch der Eismann scheint seine Kundschaft anderweitig zu suchen oder ist bereits nach Hause.

In der Marina treffen wir die Crew der Vitania, unsere Nachbarn. Der Skipper hat heute etwas zu viel Sonne abbekommen und ist entsprechend wortkarg und müde. Dafür haben wir grosses Verständnis. Suchen wir doch auch hier wieder die Strassenseiten mit dem meisten Schatten und machen unsere Orientierungspausen vorzugsweise ebenfalls im Schatten. Langes Stehen in der Sonne gilt es zu vermeiden, ein Hut oder Basecap ist dringend mitzunehmen. Und trotzdem bleibt immer die Frage, was haben wir eigentlich geschafft heut? Und oft haben wir das Gefühl, nix wirklich geschafft zu haben. Dabei waren wir irgendwie doch einen Grossteil des Tages in Bewegung, haben viel gesehen und erlebt. Aber in Europa, in Deutschland würden wir wahrscheinlich locker das zigfache an Pensum abarbeiten. Es ist einfach affenartig heiss hier und schweisstreibend. Wieviel Schwitz kann ein normaler Mitteleuropäer eigentlich ab, so auf Dauer?

Erste Fotos

Erste Fotos von Cartagena, vom Ankerplatz. Unsere Eindrücke sind vielfältig, Cartagena ist eine tolle Stadt! Demnächst mehr darüber.

Und hier gibt es - wie fast immer - noch mehr Fotos, auch für Nicht-Facebooker anzuschaun:


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Kolumbien und neues Crewmitglied

„Warum fahrt ihr denn nach Kolumbien und nicht nach Panama? Das ist ein hart am Wind Kurs mit viel Welle“. Schreibt uns ein Freund der es wissen muss. Wir wissen es besser und der Abstecher nach Grand Cayman hat uns neben einigen anderen positiven Aspekten auch ein definitiv besseres Wetterfenster für den Trip nach Cartagena beschert. Moderate Winde, teilweise zu moderat und keine hohen Wellen sind vorher gesagt. Und da der Sonntag ja beim letzten Start irgendwie kein guter Tag war, wählen wir dieses Mal den Montag.

Ganz viel gäbe es darüber zu schreiben, über diese 6 Tage und 5 Nächte auf See. Der Hintern ist ziemlich platt, die Kissen auch aber ansonsten ist es einfach Segeln vom Feinsten. Zumindest wenn man auf Am- und Halbwindkurse steht. Windstärken zwischen 8 und 15 Knoten maximal, Wellenhöhe zwischen 0,8 (wenn überhaupt) und max 1,20 Metern. Segeln kann schon fein sein.

Da fällt kaum noch ins Gewicht, dass die Reffleine der Genua reisst, zwei Mastrutscher sich vom Grosssegel verabschieden, der Hörer vom Funkgerät ein unbekanntes Problem hat und wir nicht mehr verständlich sind. Oder der Autopilot bevorzugterweise in der Nacht kurzzeitig mal den Dienst quittiert. Was ein in-den-Wind drehen samt eleganter Pirouette unseres Schiffes und kurzzeitiger Desorientierung der Crew zur Folge hat. Warum das immer kurz nach dem Wachwechsel passiert, weiss der Geier.

Aries Dream steht uns jedenfalls hilfreich und tröstend zur Seite. Als dann die Funke nicht mehr mitspielt, gibt es sogar ein „Ersatzhörer von Schiff zu Schiff reichen“. Mittels Affenfaust, einer dünnen Leine und einer weitgehend wasserdichten Box wird ein Ersatzhörer in voller Fahrt von der Aries zur Naja übergeben. Hätten wir das also auch mal gemacht. Und ich bekomme eine Ahnung davon, wie es sein mag, bei hoher Welle von einem Schiff abgeborgen zu werden. DAS muss ich definitiv nicht machen.

Aries bleibt noch etwas an unserer grünen Seite. Weil Murphy lässt grüssen meint der Skipper. Und da kommt mir die Idee: wir setzen Murphy einfach auf unsere Crewliste, gewähren ihm freie Kost und Logis bei uns an Bord. Seine ständigen und unerwarteten Überraschungsbesuche sind ja doch sehr nervenaufreibend und anstregend. Wie viel einfacher wird es sein, ihn ständig bei uns zu wissen, kontrolliert und überwacht. Die letzten 4 Jahre hat er sich so viel Mühe gegegeben, uns zu zerstreuen und zu unterhalten – das muss doch eigentlich belohnt werden. Ist ja für ihn auch viel einfacher und angenehmer, muss er uns doch nicht ständig hinterher reisen, kann bequem an Bord mitfahren. Und wenn es ihm langweilig werden sollte – auf den Ankerplätzen, die wir besuchen, findet er bestimmt ein weites Betätigungsfeld. Und wir sind ihn dann auch wenigstens kurzzeitig mal los. Also Leute, nehmt euch in Acht: wenn ihr das gelbe Lazyback irgendwo seht, dann ist Murphy nicht weit!

Bei uns hat er sich jedenfalls erstmal ausgetobt. Und wechselt prompt auf die Aries Dream. Bei der platzt der Schlauch zur Heckdusche. Wasseralarm, die Bilgenpumpe pumpt und und pumpt, der Skipper kann das Problem aber relativ schnell lokalisieren und beseitigen. Und was ist Süsswasser schon gegen unseren Salzwasservorrat in der Bilge. Obwohl – wir wollen ja nicht meckern: der hält sich bei diesem Törn extrem in Grenzen, ist kaum der Rede wert. Ist der Steuerbordbug vielleicht nicht geschwindigkeitsmässig aber wassermässig gesehen der bessere Bug? Oder haben wir per Zufall irgendeines der Löcher gestopft, durch die das Wasser normalerweise seinen Weg in unser Schiff findet? Ob wir dieses Rätsel wohl irgendwann doch noch einmal lösen?

Aber jetzt geniessen wir erst einmal, sitzen weitgehend entspannt (der Hintern…) im Cockpit, beobachten den Himmel und das tintenblaue Meer. Ein Mann mit Hut jagt auf einem an das Don Quiqote Pferd erinnernden Grauschimmel über den Abendhimmel. Wenige Minuten später zerfransen die Konturen, lösen sich auf und werden überlagert von anderen Wolken. Eine andere erinnert an ein Gesicht. Wolken-Bilder, man könnte sie malen, die Figuren und Gesichter, die man mit einiger Phantasie in den tuffigen Gebilden am Himmel entdecken kann.

Immerhin funktioniert unser Kurzwellengerät samt Pactor bestens. Emails werden abgesetzt, Wetterdaten abgerufen. Und das rasend schnell. Trinidad ist nur selten „occupied“ und antwortet umgehend. Und dank rechtzeitig eingeworfener Antikotz-Tablette namens Tramamin bin ich in der Lage, mich auch längere Zeit unter Deck aufzuhalten. Abgesehen davon, dass mir der Schweiss in Strömen aus den Poren rinnt und ich das Gefühl habe, in einer Dauersauna zu sein incl. Aufguss. Vielleicht sollte ich noch ein paar Worte zu meiner Seekrankheit sagen: es hat sich bei mir bewährt, ein bis zwei Stunden vor Abfahrt eine Tablette einzunehmen. Bisher habe ich Stugeron genommen. Gibt es irgendwie in Deutschland nicht, aber in der Schweiz. Nachteil: man wird schon sehr müde davon. Allerdings habe ich nur diese eine Tablette nehmen müssen, auch bei mehrtägigen Törns. Irgendwie gewöhnt sich mein Körper dann wohl doch an die Schiffsbewegungen und ich kann mich sogar längere Zeit unter Deck aufhalten, kochen, funken etc. Seit Grand Cayman bin ich auf Stramamin umgestiegen. Ein amerikanisches Produkt, das den Müdigkeitseffekt nicht haben soll. Testen wir mal, dachte ich. Und es hat gut funktioniert. Eine Tablette, wie gewohnt, sonst war nichts mehr nötig. Da ich mich selbst als ziemlich hartnäckigen Seekrankheitsfall bezeichne und schon so einiges ausprobiert habe, weiss ich sehr genau, von was ich spreche. Und vielleicht funktioniert mein „Rezept“ ja auch bei anderen, bislang hoffnungslosen Fällen? Vielleicht bekomme ich ja irgendwann mal ein Feedback dazu. Positiv am besten!

Zurück zu unserem Törn: dreht der Wind jetzt doch noch mal auf Nord? Angekündigt war das und ich hab mich voll darauf verlassen. Leider zuckt er erstmal kurz Richtung Süd und dem Käptn entgleisen die Gesichtszüge angesichts unserer Kurslinie. „Siehste, wir hätten doch mehr Höhe laufen sollen“. Ich bleib ganz cool und glaube fest an meine Norddrehung, spätestens wenn wir auf Höhe Kolumbiens sind. Und dann können wir super anluven und unser Ziel auch mit weniger Wind erreichen. Weniger Wind? Vor der Küste Kolumbiens, diesem berühmt-berüchtigten Teil der Karibik, in dem es immer ordentlich fetzt und die Wellen beängstigende Höhen haben? Ja, wir erleben diesen Teil von seiner angenehmen Seite. Der Wind dreht tatsächlich langsam Richtung Nord, wir laufen ruhig und aufrecht unseren Kurs, müssen immer mal wieder etwas korrigieren. Hab ich also doch Recht behalten. So kommt am Samstagvormittag erst auf unserem Kartenplotter die Meldung, dass wir uns umgehend bei der Port Control via VHF 16 zu melden haben und dann die Hochhaus-Silhouette Cartagenas in Sicht. Das mit der Meldung bei Port Control klappt bei uns nicht ganz so gut, entweder mögen die uns nicht antworten oder sie hören uns nicht (aus oben näher beschriebenem Grund). Aries Dream bekommt jedenfalls die Erlaubnis einzulaufen sobald der auslaufende Frachter XYZ sich vom Acker gemacht hat. Kurz darauf schieben wir uns in die grosse Zufahrt zur Bucht, passieren Untiefen- und Ansteuerungstonne, staunen über die vielen entgegenkommenden Motorboote. Wochenende, die Cartagener gehen ihrem Freizeitvergnügen nach und fahren wahrscheinlich zu den vorgelagerten Inseln.

Cartagena begrüsst uns mit dem ganzen zweifelhaften Flair einer grossen Stadt: Industrieanlagen, vor Anker liegende Tanksschiffe, die Feuersäule einer Raffinerie leuchtet weithin, es stinkt irgendwie nach Katzenklo, das Wasser ist schmuddelig braun-grün und über allem hängt eine graue Dunstglocke, die dem karibischblauen Himmel keinen Raum lässt, ihn völlig verblassen lässt. „Und wo sind jetzt die Berge???“ Wieder nicht aufgepasst, so ein Mist. Die sind doch weiter oben, bei Santa Marta und Baranquilla – klärt mich mein allwissender Käptn auf. Dort kommen die Kordilleren ganz nah ans Meer heran. Ah, das sind doch die von Karl May, Winnetour und Old Schmetterhand.Oder doch nicht?

Egal. Wir sind jedenfalls in Kolumbien. Nochmal: WIR SIND IN KOLUMBIEN! So ein klein wenig waren diese insgesamt über 800 Meilen von Cuba hierher meine karibische Biskaya. Was hatten wir uns im Vorfeld Gedanken gemacht, ob und wie, ob überhaupt oder lieber doch nach Panama oder oder. Wie oft haben wir Sätze gehört wie „zu spät dran – falsche Richtung – kann man schon, aber…“ etc etc. Nicht gerade angetan, sich auf einen solchen Törn zu freuen oder ihn entspannt anzugehen.

Aber jetzt liegen wir hier, im grossen Ankerfeld vor dem Club Nautico, vor der Hochhaus-Kulisse. Hinter uns ragen Verladekräne in den Himmel und wir fühlen uns ein klein wenig an Bremerhaven erinnert. An Land gehen mögen wir noch nicht. Ein wenig aufräumen, das Dinghi klar machen, den Nachbarn (es liegen zweit weitere deutsche Yachten in unserer Nähe) Hallo sagen. Abendessen, noch ein wenig die ungewohnte Abendkulisse vom Vorschiff aus geniessen und hoffen, dass unsere Schlafkammer bald etwas besser durchlüftet ist. Bis dahin liegt der Käptn im Cockpit und schläft schonmal ne Runde. Und ich bewundere die Zielstrebigkeit der hier mit Vollspeed durchrauschenden Motorboote. Einmal durchs Ankerfeld ohne irgendwo anzuecken. Das hier, liebe Trixi, das ist Ankern wie auf dem Mittelstreifen der A1 zur Ferienzeit! Dagegen war der Ankerplatz auf Grand Cayman idyllisch ruhig! Und trotzdem, wir sind an einem unserer Traum-Wunschziele angekommen. Resümieren noch einmal die bisherigen grossen Ziele wie Lissabon, die Kanaren, Kap Verden, Salvador do Bahia in Brasilien, Jamaika, Cuba und jetzt Kolumbien.

- Fotos folgen noch! -

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