Martinique empfaengt uns mit etwas Bewoelkung, mit elender Tonnensuchererei: “wo ist die gruene, ich seh nur eine rote ….. Du musst Dich weiter links halten ….. da wird es aber deutlich flacher …… mach Dir nicht ins Hemd, Du hast doch noch ueber 20 Meter Wasser ….. Nein, hab ich nicht, eben waren es “nur” noch 17 Meter…. Da, da ich seh sie, jetzt ist sie wieder weg, jetzt hab ich sie wieder….. wenn ich weiter rechts fahre, zeigt das Echolot deutlich mehr Wasser an …. Sinnieren darueber, ob man mehr Wasser sagt in diesem Fall …. Nimmt dieser Sch… kanal denn gar kein Ende? ….. was macht denn der? Ist hier Linksverkehr? …. Weich doch nach links aus …. Das find ich kacke, aber gut ….. ui, da ist es bestimmt schon sehr flach, das schimmert ja schon goldgelb durchs Wasser …. Jetzt nur ja nicht aus dem Tonnenstrich kommen ….. wo wollen wir ankern? … keine Ahnung, war hier ja auch noch nicht …. Ach, echt nicht? ….. da liegt die Sapphire, die hat 2,10 Tiefgang, dann wird es fuer uns wohl auch noch reichen ….. fahr mal da rechts von dem Cat bis an dessen Heck …. Das reicht hinten raus nie, dann ruecken wir dem Wharram auf den Bug …. Was haelst Du davon, links von dem Cat den Anker fallen zu lassen ….. dann kommen wir Sapphire zu nahe ….. nee, wenn wir so …. Dann mach halt” Ich mache und die Wassertiefe reicht auch, auf 9,80 faellt unser Anker — ohne Ankerwinsch, denn die streikt nach den ersten drei Umdrehungen schon wieder und klingt auch nicht so, als liesse sie sich noch einmal zu einem Arbeitseinsatz ueberreden.

Nichtsdestotrotz gehen 40 Meter Kette runter. Die als Aufholhilfe gedachte Trippleine samt Styroporboje verschwindet in den Tiefen der Bucht. Wie lang war die Leine? Eigentlich lang genug, aber wenn der Anker vielleicht drauf liegt ….. Jedenfalls wird das nix mit der Trippleine fuers Ankeraufgehen.

Dafuer gehen wir erstmal an Land. Die Sapphire-Crew faehrt flott vorneweg durchs Ankerfeld zum Dinghisteg des “Leader Price”, auch liebevoll Karibik-Lidl genannt. Wie praktisch, Einkaufswaegelchen direkt vorm Dinghi, der Supermarkt gut bestueckt und fuer karibische Verhaeltnisse preiswert, leckeres Baguette gleich nach dem Eingang, der Rotwein steht etwas weiter links ….was will Frau mehr?? Ich bin schon mal gluecklich (so leicht geht das nicht immer) und der Einkaufswagen ist in der dreiviertel Stunde, die wir bis zum Meeting-Point mit Brigitta und Horst zur Verfuegung haben, schnell und effektiv vollgepackt. 150 Euro fliessen von der Geldboerse in die Supermarktkasse. Das war wohl erst der Anfang einer groesseren Shoppingorgie. Im Eiltempo zurueck zum Schiff. Hinter uns wackeln die Bojenlieger. Aus- und einraeumen, dann geht es schon zum naechsten Stopover: die Yachtzubehoerlaeden stehen an. Wir suchen — was wohl! — eine Alternative zur defekten Ankerwinsch! Und einen Wassersammler aus Plaste, als Ersatz fuer den mueden und loechrig gewordenen Stahlkameraden. Gleich drei Laeden stehen zur Auswahl, jeder hat irgend etwas spezifisches, der eine ist auf Motoren und Zubehoer spezialisiert. Keilriemen haengen von der Decke und die Auswahl an Ausspuffwassersammlern laesst jedes Skipperherz hoeher schlagen. Die Preise allerdings auch. Autsch, wohl doch nicht in Europa angekommen. Meiner Meinung nach handelt es sich ja hier auch nur um ein europaeisch angehauchtes Eiland. Europa, das ist fuer mich das Festland, viele Seemeilen entfernt Richtung Nordosten.Trotzdem fuehlen wir uns im Wassersportparadies. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt, von Rollanlagenzubehoer ueber Winschen, OEfen, Schaekeln, Fendern, schicken Klamotten zu Schuhwerk und Literatur. Gastlandflaggen, Seekarten, Handbuecher — alles da. Nur kein weisser Rettungsring. Der soll naemlich auf die Sapphire und ist partout nicht zu erwerben. WIR waeren ja mit dem gelben zufrieden, aber der passt wirklich nicht zum eleganten Dunkelblau der schoenen Northwind.

Wieder ab ins Dinghi, eine Station weiter, zum einklarieren im Marinaoffice. Die Ladies haben in Erwartung des nahen Feierabend schon alle PC’s deaktivtiert. Horst laesst seinen Charme spielen und bringt ein schlagendes Argument: wir liegen sooo weit draussen und der Weg hierher ist so weit mit dem Dinghi. Wenn wir den jetzt umsonst gemacht haben und morgen nochmal her muessen. Das ueberzeugt. Zwei PC’s werden gestartet. Wir brauchen ja nur einen, aber zwei sind noetig, damit EINER das Anmeldeprogramm oeffnet. Technik. Wir wursteln uns mit Horstens Hilfe durch das Formular. Was ist das denn fuer eine Tastatur?? So viele Tippfehler hab ich ja noch nie gemacht! Ah, die Buchstaben sind ganz anders angeordnet, das bringt meine Blindschreibfinger ordentlich durcheinander. Und die Zahlen gehen nur uebers rechte Zahlenfeld. Wenn man sich erstmal dran gewoehnt hat. Ob das eine Option waere, Geld zu verdienen indem man “blinden” Seglern die Daten eintippert?? Wir berappen 5 Euro fuer die PC- und Druckernutzung, printen unser Formular, bekommen einen Stempel von den Officedamen drauf und das wars. Ausklarieren geht genauso. Wie einfach kann doch Seglers Welt sein!

Darauf genehmigen wir uns ein Bier (Grimbergen!!!) in der Bar gleich neben dem Marinaoffiice. Der Sonnenuntergang ueber den zahlreichen Masten kann ueber das flackernde Barlicht auch nicht hinweg troesten, ausserdem sind wir hungrig. War da nicht was mit Pizza? Die gibt es ein Stockwerk tiefer und schmeckt richtig gut. Dann uebermannt uns die Muedigkeit und im stockdusteren flitzen wir wieder um die ganzen Stege rum. Komisch, da ist ein riesen Fleck freies Wasser. Warum liegen da denn keine …… rumms, der Aussenborder haut hoch und schaltet entnervt ab. Ursachenforschung. Das Paddel wird eingesetzt und stoesst wenige Zentimeter unter dem Dinghiboden auf Grund! Aufgelaufen mit dem Dinghi, das kann auch nur uns passieren. Wir sind wohl etwas zu weit links gefahren, haetten uns mehr an den ankernden Yachten orientieren sollen. Paddelnd schaffen wir es in tieferes Wasser, dann geht es weiter. Das Sapphire-Dinghi samt Horst kommt uns entgegen, man hat sich schon gesorgt. Wie schoen. Entwarnung, alles ist in Ordnung.

Fuer heute reicht es uns an Erlebnissen. Morgen ist auch noch ein Tag!