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Häuser im älteren Teil von Le Marin
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Steile Gasse zur Kirche hinauf - Le Marin

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Eye-Catcher vor einer kleinen Bar am Strand von Le Marin.
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Le Marin am Sonntagspätnachmittag - ziemlich “tot”

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Sonntagsruhe auch auf dem Wasser der Bucht

Sonntag — alles schlaeft. Sogar das Meer. Wie Oel liegt das Wasser der Bucht da. Die vor Anker liegenden Schiffe drehen sich voellig kontraer zueinander und richten sich in ganz neue Richtungen aus. Die Sonne schaut fuer eine Weile mal vorbei.Und unser Ankerball taucht auf! Voellig unvermutet, direkt neben dem Schiff und immer noch gut einen halben Meter unter der Wasseroberflaeche. Aus dem Dinghi heraus faengt ihn der Kaeptn mit dem Bootshaken ein, will einen Fender dran baendseln. Ploetzlich kommt Zug auf die Sache: “Ich kann den gleich nicht mehr halten” — kein Wunder, auch die Dinghileine kommt stramm, das Schiff will sich drehen. Also Dinghi vom Mutterschiff loesen und schon ist alles viel einfacher. Jetzt hopst unser blassorangefarbener Kugelfender auf dem Wasser rum und zeigt uns genau an, wo unser Anker geparkt ist.

Kurz darauf bewoelkt sich der Himmel schon wieder und beschert uns eine klatschnasse Heimfahrt vom auch Sonntagvormittags geoeffneten Leader Price Supermarkt. Fuers erste mag ich nicht mehr an Land fahren. Und so verdaddeln wir den zweiten, verregneten Tag hier auf Martinique mit Lesen und anderen sinnvollen Beschaeftigungen. Gegen Abend klart es wieder auf, wir starten zu einer Ortserkundung, wandern Richtung Kirche und Friedhof, passieren das verschlossene Marktgelaende. Still und fast wie ausgestorben sind die Strassen und der Fischerhafen.Am Strand ist eine kleine Bar geoeffnet und mangels Konkurrenz auch entsprechend belebt. Baden ist hier verboten. Und das ausgerechnet am einzigen Strandabschnitt des Ortes.

Der Ort wird renoviert, Strassenerneuerung ist angesagt. Ob dann auch die schon dem Zerfall ueberlassenen alten Haeuser wieder aufgepoliert und bewohnt werden? Zu wuenschen waere es. Aber vielleicht wohnt man auch hier lieber in den neu gebauten mehrstoeckigen Appartmentblocks weiter oben den Berg hinauf? Mit fantastischer Aussicht ueber die Bucht und die gegenueberliegende Seite mit ihren gruenen Huegeln?

Le Marin haelt Sonntagsruhe. Fast verschaemt laeuten die zarten Glocken der kleinen Kirche. Auf dem Platz davor haelt ein Bus und laesst einige aeltere Herrschaften aussteigen. Kaffeefahrt der Kirchengemeinde von Le Marin? Alles strebt nach Hause, zu Fuss oder man wird abgeholt von Angehoerigen, mit dem Auto.

In der Mango Bay Bar hat die Happy Hour die Lunchtime abgeloest. Laermend praesentiert sich dieser Teil des Ortes. Was fuer ein Kontrast zu den stillen, ausgestorben wirkenden Gassen des eigentlichen Ortes. Yachten laufen ein und aus, unaufhoerlich, ein nie enden wollender Strom an Segel- und Motorbooten. Die einen starten in den Urlaub, die anderen kehren zurueck, muessen ihre gecharterte Yacht abgeben. Trolleys und Reisetaschen werden auf den Stegen hin und her gekarrt, Waescheberge tuermen sich vor den Charterbueros, Schlauchboote liegen auf den Stegen, Schiffe werden verproviantiert, repariert, inspiziert.

Und draussen, direkt gegenueber unseres Liegeplatzes verirrt sich ein grosser Cat auf die Flachstelle. Die liegt direkt neben der Fahrrinne, leuchtet gelblich durch das blaue Wasser. Auch Catamarane koennen aufsitzen. Ein grosser ueberdimensionaler Fender wird mit Kompressoren aufgeblasen und zwischen den Ruempfen platziert, hebt das Schiff an. Mehrere Schlauchboote umschwirren den beweungsunfaehigen Cat wie Ameisen ihre Koenigin. Und irgendwann schafft man es, das Boot wieder frei zu bekommen. Anblicke, die irgendwie Gaensehaut und Unbehagen ausloesen. Zeugen doch hier in der Bucht einige Schiffwracks davon, wie es ausgehen kann, so ein Stranden, Auflaufen. Beklemmende Anblicke und das Versprechen an unser Schiff, immer gut auf es aufzupassen, damit uns und ihr so etwas nicht passiert. Vielleicht doch ganz gut, wenn Frau ein kleiner Schisshase ist und immer etwas rumzickt, wenn die Wassertiefe abnimmt.

Der Kaeptn nutzt den Montagvormittag, um auf der Werft ein Stueck Teakholz als Podest fuer die neue Ankerwinschzu ergattern und auch gleich in die passende Form zu bringen. Der Schreiner verkauft das Holz und stellt ihm die Maschinen zur Verfuegung. Dann geht es an die Demontage der bisherigen Ankerwinsch. Die wir hier am Ankerplatz vornehmen wollen. Warum in die Marina umziehen oder an eine Mooring? Muesste doch auch so machbar sein.

Und in all diesen Aktivitaeten, zwischen Gespraechen mit anderen Seglern ueber Sinn und Unsinn unseres Lebens, ordnen wir uns neu. Dieses Jahr wird es nicht mehr nach Kuba und Jamaica gehen. Die Hurricansaison wird entweder auf Grenada oder Curacao verbracht werden. Wir wollen uns mehr Ruhe und Zeit fuer Inseln wie Dominica und Guadeloupe goennen. Spueren aber auch, dass wir gar nicht alle Inseln sehen wollen. Hast Du eine gesehen, kennst Du fast alle. Dieser Satz schwingt in uns nach. Genau wie die Aussage “haette ich den Sport nicht, das Tauchen und Kiten, ich wuerde sicherlich nach Europa gehen. Das finde ich landschaftlich und kulturell viel interessanter, die Staedte sind sehens- und erlebenswert”. Das Klima ist fuer viele noch ein Punkt, fuer andere ist es einfach nur belastend. Und die anfaengliche Verwunderung darueber, dass es einige Yachten bereits nach einer Karibiksaison bereits wieder nach Europa zieht, weicht einem gewissen Verstehen. . Mit einem gewissen Erstaunen registrieren wir aber auch eine andere Veraenderung, bei uns selbst: all das gibt uns eine gewisse, innere Ruhe. Nimmt Agression und Ungeduld aus dem Umgang miteinander. Laesst uns gelassener werden, friedlicher.

So plaetschern die Tage dahin, im Takt der Wellen. Mit Regen, Sonne, immer gleich bleibenden Temperaturen, Tag und Nacht ist es gleichbleibend warm und selbst der Regen bringt keine sonderliche Abkuehlung. Einkaufen, in der Bar sitzen, Besuchern, dem Studium von Montage- und Bedienungsanleitungen, Emails schreiben, Fotos sortieren, Lesen, Kochen. Wie lange kann man es an einem Platz wie diesem aushalten? Samirena liegt seit November hier in der Bucht. George und Giselle sind Franzosen, vielleicht deshalb? Oder ist es die gute Infrastruktur, sind es die unuebersehbar franzoesischen Einfluesse auf der Insel, die insbesondere die Franzosen und Kanadier hier halten? Aber auch einige deutsche Flaggen sind nun schon laengere Zeit hier sichtbar, bewegen sich nicht aus der Bucht heraus. Wir sind also auch hier wieder einmal kein “Einzelschicksal”. Irgendwie ja auch beruhigend.