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Alles schmerzt, Schulter, Halswirbel, Kopf …. Von Land droehnen schon wieder die Trommeln herueber. Unglaublich, bei der Distanz! Letzte Nacht hat es haeufig geregnet und ganz kurz kam der Gedanke, die geplante Weiterfahrt doch noch mal zu verschieben. Zumal St. Pierre uns wirklich gut gefaellt, die Bucht, der Ort — einfach alles. Das die Boucherie und der Supermarkt geschlossen sind, kreiden wir mal dem unvermeidlichen Karnevalsgedoens an und sehen wohlwollend drueber weg. Ist halt Ausnahmezustand, kennen wir ja von good old Germany. Wobei mein Motto ja eh lautet: “wer das ganze Jahr die Narrenkapp traegt, muss sich an Karneval nicht noch besonders damit hervortun”. Mag sich jetzt angesprochen fuehlen, wer will.

Immerhin haben wir uns in St. Pierre noch den Rosenmontagszug angeschaut. Der war ganze 5 Wagen lang und hat den kompletten Durchgangsverkehr fuer Stunden blockiert. Och, da kommt ja noch ein Karnevalswagen! Die Teilnehmer sind ueber und ueber mit trockenen Blaettern behaengt, es raschelt bei jedem Schritt und sieht ganz entzueckend aus. Auf dem Wagen zwei Maenner, kleidungsmaessig zu Damen mutiert und mit langhaarigen Peruecken geziert. Das Jawort geben sie sich unter dem Gegroele aller Umstehenden, Ring und Kuss werden getauscht, dann ziehen Wagen und Fussgruppe weiter, die xte Flasche Sekt koepfend. Das wird eine Hochzeitsnacht!

Aber das war gestern und heute ist halt Kontrastprogramm: ueber dem Hausberg von St. Pierre, dem vor ueber 100 Jahren zuletzt Feuer und Verderben spuckenden Montagne Pele?, haengen graue Regenwolken. Die uns nicht davon abhalten, den Anker hoch zu nehmen und in einen wundervollen Regenbogen hinein zu fahren. Der zieht sich in einem kompletten Bogen ueber die Bucht und gleich, ja gleich fahren wir in das eine Ende hinein…… denkste Puppe, ich muss in den Wind drehen, Grosssegel setzen ist angesagt. Ad? Regenbogenende.

Immer wieder bescheren uns Fall- und Regenboen starken Wind von bis zu 30 Knoten. Gut, dass die Steuerfrau sich fuer den heutigen Tag das 2. Reff gewuenscht und bekommen hat. Ausgewogen segelt la grande Dame so vor sich hin. Wenn es trotzdem mal zu viel wird, weil zu viel an Genuatuch draussen ist, dann wird angeluvt und abgefallen, bis auch der muedeste Skipper kapiert, dass da was weg muss.

Martinique gefaellt uns bis zum letzten Zipfel. Die Wiesen zwischen den Waldstuecken, der hohe Vulkankegel, noch ein, zwei kleine Ortschaftenliegen zwischen die Huegel gekuschelt. Zwischen den Inseln kommen dann auch die Wellen wie vorher gesagt. “2,20 Meter (exactement)” und “la mer est agite?” — was hab ich diese Ansage vermisst!!! Vermisst???? Hab ich das jetzt grad wirklich gedacht, welche Basstrommel ist mir denn in die Gehirnwindungen gestiegen und hat auch den letzten Rest an Verstand weg gehauen?? Vermisst! Wie kann man so was vermissen. Erinnerung an die rauhe Fahrt entlang der europaeischen Nordsee- und Kanalkueste. Was haben wir geflucht beim Anblick des taeglichen Wetterberichtes. Und haben bitter lernen muessen, dass man generell mal Minimum 1-2 Beaufort oder 5-10 Knoten an Wind drauf haut auf das, was der Wetterbericht so vorhersagt. Dann liegt man richtig. Das gilt auch fuer die Karibik. Und die Inseln haben eh eigene Gesetze, Bergbestimmt. Dazwischen dann die Duesen. Wasser und Wind druecken sich zwei Landmassen hindurch und feiern ihre Freiheit. Klatsch, Bumm, Wusch — eine Megawelle rauscht mit Getoese uebers Schiff hinweg. Gut, dass ich grad in die andere Richtung geschaut hab!

Dominica kommt in Sicht. Vor uns laeuft ein Catamaran den gleichen Kurs, mal etwas links, mal etwas rechts vor unserem Bug. Lange bleibt die Distanz gleich. Von achtern schieben sich andere Yachten in unser Blickfeld. Der Skipper wird etwas unruhig, sobald die Logge unter 6 Knoten geht. “Soll ich nicht die Genua nochmal wieder rauslassen?” — “Ja, wenn die naechste Regenwolke durch ist, jetzt besser nicht”. Kaum gesagt, schon fauchen wieder 25-30 Knoten Wind ueber uns hinweg. Gleich danach haben wir nur noch um die 15 Knoten Wind und das Gefuehl, auf der Stelle zu stehen. Weich setzt sie ein, la grande Dame. Die moderate Besegelung bekommt ihr wirklich gut.

In Hoehe von Rosseau verabschiedet sich unser Wind. Troestend, dass auch die anderen Yachten einrollen, Segel wegnehmen und unter Maschine weiter fahren. Wir lassen das Grossoptimistisch stehen und koennen tatsaechlich einige Meilen weiter auch wieder segeln. Die “Konkurrenz” bleibt beim einmal gefassten Motor-Beschluss.

Wir segeln — fast die komplette Strecke bis zur liebreizenden und volltoenenden (Trommeln im modern Style, was sonst) Bucht von …. Gott, jetzt hab ich das schon wieder vergessen, diese Namen aber auch….. Prince Rupert Bay! Genau, das wars. Und der Ort (ist das ein Ort??) traegt den Namen Portsmouth. Hab ich das jetzt richtig geschrieben???

Am Nordende der Bucht ballt sich alles an Schiffen, was geht. Nur wenige Aussenseiter ankern weiter suedlich. Klar, wo es uns hinzieht oder? Wir wollen ja auch nur rasten, ausruhen, ein paar Stunden schlafen. Gar nicht einklarieren, nix anschauen, kein Dinghi ins Wasser lassen und morgen gleich weiter ziehen zu den Illes des Saint. Wo unsere Freunde warten oder noch hinkommen.

Aber hier und jetzt kommt uns erst einmal Alexis entgegen. In einem gelben Fischerboot. “How are you, is all fine? Alexis will see you on the anchorage” Aha, das ist gar nicht Alexis? Oder spricht er ueber sich selbst in der 3. Person?? UEber die Boatboys haben wir ja schon gelesen. Und auch auf dem Funk schon einiges mitbekommen. Sehr gefragt, die Jungs. Sie offerieren verschiedene Dienste, bieten Moorings an und sorgen laut dem Revierfuehrer auch etwas fuer Sicherheit auf dem Ankerplatz. Na, in unserer Abseitsecke wohl eher weniger. Wer hier liegt, ist selbst schuld.

Von Land her trommelt es schon wieder, unentwegt. Manche Ryhthmen verursachen bei mir Herzrasen, loesen Atemnot und Kreislaufbeschwerden aus. Dieser hier ist kurz davor. Dank Rotwein aus Le Marin ueberstehe ich den Abend einigermassen. Den Rest macht der Schlafmangel aus der Nacht zuvor. Ob die kommende Nacht allerdings ruhiger wird, bei dem anhaltenden und fast sogar die Musik uebertoenenden Rauschen der Brandung? Welcher Segler schlaeft da schon wirklich ruhig?