Aktuelle Position: 05?17.121N und 052?35.357W - Angekommen am 25.09.2014 nach mehreren Stunden unter Maschine und gefuehlt zu wenigen segelnd.

Iles du Salut - (Ile Royale, Ile du Diable und Ile Saint Joseph) weltbekannt durch den Film Papillon (oder auch nicht). Von 1887 bis 1937 genutzt als Gefaengnisinseln. Jetzt liegen sie vor uns bzw. wir liegen vor der groessten, der Ile Royale. Landgang. In 60 Minuten kann man die Insel einmal komplett umrunden. Es sei denn, man legt derart viele Fotostops ein wie wir. Was fuer ein Panorama. Die Insel ist komplett bewachsen, zwischen Baeumen, Palmen und sonstigem Gruenzeug lugen dicke Basaltbrocken hervor. Wege sind angelegt, Mauern stuetzen die Haenge. Ehemalige Gefaengnisgebaeude sind teils gut erhalten, teils werden sie von der Pflanzenwelt zurueck erobert, versinken im Gruen des Vergessens. Wie viel Leid, wie viel Schmerz, wie viele Klagelaute hat diese Insel erlebt. Fuer uns heute kaum vorstellbar. Oder doch? Die Zellengroesse erinnert an Schweinestaelle. Manche sind nur schwarze Loecher, kein Fenster, kein Ritz laesst Licht herein. UEberall sind noch eingemauerte Ringe erkennbar, selbst im Krankentrakt. Das Krankenhaus fuer die Bewacher dagegen ist gross und pompoes gebaut, was den Zerfall aber auch nicht aufhalten kann. Die Wohnhaeuser der Bewacher werden heute offensichtlich als Ferienhaeuser genutzt. Vor jedem steht eine Muelltonne, elektrisches Licht erhellt den betonierten Pfad zwischen den Haeusern. In einem der Gebaeude ist eine Forschungsstation untergebracht, ein anderes dient heute als oeffentliche Toilette, einige andere sind als “privat” gekennzeichnet, werden gerade frisch saniert und umgebaut. Die Gendamerie hat sich ein besonders repraesentables Gebaeude als Sitz ausgesucht und im ehemaligen Wohnhaus des Commandanten ist heute eine Museum, was aber leider nicht geoeffnet ist. UEberhaupt herrscht hier so etwas wie Nachsaison. Wenige Gaeste beleben das recht grosse Hotel- und Restaurantgebaeude. Die von Kourou kommenden Ausflugscats haben nur wenige Passagiere an Bord. IAlles verlaeuft sich. Wo ist die Schulklasse in den strahlend gelben T-Shirts abgeblieben, die eben noch lautstark die Treppen hochstolperte? Oder unsere franzoesische Seglergemeinde? Im grossen Inselhotel erstehen wir noch einige Postkarten samt Briefmarken. Die junge Dame hinterm Tresen bedauert sehr, aber die Post wird wohl erst am kommenden Montag auf den Weg gebracht. Was macht das schon, bei dem weiten Weg nach Deutschland? Auf der schattigen Terrasse beim Kaffee sitzend schreiben wir die Karten. Herjeh, die Briefmarken sind ja riesig und es sollen auch noch zwei davon drauf. Wifi gaebe es auch, aber das arbeitet derzeit leider nicht wird uns mitgeteilt. Wir vermuten ja mehr, dass es den Hotelgaesten vorbehalten ist. Oder zumindest denjenigen, die sich einen Tisch fuer die “Plate du jour” zum respektablen Preis von 26 Euro reservieren lassen. Mit zwei Espresso zu je laecherlichen 1,60 koennen wir da nicht punkten. Macht nix. Karten in den Postkasten und weiter. Die Kirche wurde 1940 von dem mit seinen Bildern vom Gefaengnisleben auf der Insel beruehmt gewordenen Francis Lagrange (genannt Flag) gestaltet. Ob hier auch die Gefangenen am Gottesdienst teilnehmen durften? Gleich nebenan wurde der Leuchtturm erbaut, leider nicht fuer uns zugaenglich. Und ganz neuzeitlich wurde hier auch ein Hubschrauberlandeplatz angelegt. Die Inseln sind im Besitz der CNES und liegen genau gegenueber von Kourou bzw. des Spacecenters. Bestimmt werden einige der Gebaeude hier in erster Linie von Gaesten der CNES genutzt. Wir beobachten freilaufende Huehner, dazwischen bewegt sich eine Art Mega-Meerschweinchen. Die Affen allerdings verstecken sich vor uns. Dafuer begegnen uns zwei junge Gendameriebeamte auf ihrer Inselpatrouille. Die Dienstkleidung besteht aus knappen Shorts, T-Shirts und festem Schuhwerk. Was fuer ein Job! Aufpassen, dass niemand wild campt oder Feuer macht oder sich an der Tierwelt vergreift. Ein Krokodil gibt es hier, im grand bassin, erklaeren sie uns und Haie naturellement. Aber nicht hier an der Kueste und es gab noch keinen Unfall. Zero wird mit den Fingern verdeutlicht. Wie beruhigend fuer Madame. Die beschliesst dann aber gleich mal, ihre Schwimmausfluege immer schoen dicht am dicken Wal namens naja entlang zu unternehmen. Die Affen, ja die kommen normalerweise um die Mittagszeit von den Baeumen. Hmm, heute wohl nicht. Sind ja auch schon genug Monkeys auf den Wegen unterwegs ;-). Wir schwitzen und verschnaufen ein ums andere Mal im Schatten. Vor allem beim Anstieg auf die hoechste Erhebung der Insel mit gut 47 Metern. Gut vorstellbar, wie moerderisch dieses Klima fuer Menschen war, die schlecht ernaehrt und ohne ausreichend trinkbares hier schwere Steine aufschichten mussten oder Wege pflastern. Es heisst, die meisten Gefangenen haetten nicht laenger als 6 Monate hier ueberlebt. Fuer manche vielleicht eine “gerechte” Strafe, aber wie viele haben hier aus politischen oder sonstigen Gruenden gelitten. Waren einfach jemandem im Weg. Und heute toben kleine Kinder in den Gefaengniszellen herum. Malerisch liegt die Teufelsinsel gegenueber im tuerkisgruenen Wasser. Einzige Verbindung dorthin war eine Art Kabelbahn uebers Meer. Das bricht sich tueckisch an den schwarzen, glitschigen Felsen vor der Inselkueste. Grosse Schilder warnen vor gefaehrlichen Stroemungen und rutschigen Steinen. Baden strengstens verboten. Wir wandern weiter durch diesen tropischen Inseltraum, der seinerzeit fuer so viele ein Alptraum war. Schildkroeten tummeln sich im Wasser, ganz nah. Schwimmen, tauchen ab, bleiben ewig lange unter Wasser, tauchen wieder auf, drehen die Koepfe, wedeln mit den Beinen und tauchen wieder ab. Stundenlang koennten wir zuschauen, im Schatten der Palmen stehend. Eine leichte Brise faechelt uns Abkuehlung zu. Unter uns schaukeln die vor Anker liegenden Segelboote sanft in der Duenung auf und ab. Haette das nicht letzte Nacht so sein koennen? Bei Windstaerken ueber 20 Knoten ging es da ganz anders zur Sache und ein ums andere Mal war ein Lagecheck notwendig. Gut, wenn der Anker vertrauensvoll fest sitzt. Nach dieser Nacht jedenfalls koennen wir unbesorgt laengere Zeit an Land bleiben. Unten am ehemaligen Hafen wird heute Strom erzeugt und Wasser entsalzt. An einem Pontoon landen die Ausflugscats kurz an, machen Tauch- und Angelboote fest, um ihre Passagiere zu uebernehmen. Im Hotel verkuendete ein Schild, dass der letzte Cat nach Kourou um 16:15 ablegt. Wir legen auch ab, mit dem Dinghi. Rick und Joyce, die Westkuestenamerikaner, lassen sich bereits spritsparend von der Stroemung zu ihrer Full Tilt tragen. Wir vertrauen lieber auf die Antriebskraft unseres launischen Motoerchens.