Es gibt so Tage, an denen keimt ein fuerchterlicher Verdacht in mir auf. Der Verdacht, dass wir gar kein Holz- sondern ein gut getarntes Stahlboot haben. Mit dem feinen Unterschied, dass bei uns die Rostnasen inwendig sitzen (bis auf kleine aeusserliche Ausnahmen). Unglaublich, was in unserem Schiff langsam vor sich hin gammelt. Stainless steel – entlockt uns nur noch ein muedes Laecheln.

Juengstes Opfer ist der Wassersammler fuer unser Motorkuehlwasser. Keine Ahnung, wie der Pott korrekt heisst. Jedenfalls fristet er ein dunkles, stickiges Dasein unter unserem Fussboden. Und zwar passgenau eingebaut. Quasi fuer die Ewigkeit. Weil man da ja niiiiieee mehr ran muss. Auf einem Segelboot sollte man wohl vorsichtig sein mit dem „nie mehr“.

Wir jedenfalls muessen DA jetzt ran. Haben wir doch beim Abfahrtscheck festgestellt, dass es aus eben diesem Pott rinnt. Ein feines Kuehlwasserrinnsal ergiesst sich in unsere Bilge. Konsistenz und Geruch lassen den Rueckschluss zu, es handelt sich um Kuehlwasser. Ergo muss es aus dem Pott kommen. Und der Gesamtoptik des Edelstahlbehaelters nach zu schliessen, wird wohl irgendwo eine Korrosionsstelle sein. Also raus mit dem Ding. Darueber hat aber Neptun besagte Bodenbretter „gestellt“. Teil I der Aktion heisst, die beiden Kuehlwasserschlaeuche abmontieren. Das ist schon schwierig genug und laesst beim Kaeptn den Schweiss in Stroemen ueber Ruecken und Stirn fliessen. Immerhin geben die widerspenstigen Gummiteile letztendlich doch nach.

Da der Pott aber eine innige Verbindung mit dem Fussboden eingegangen ist und genau zwischen zwei Bodenluken sitzt, kommen wir erstmal nicht weiter. Also Stichsaege in Anschlag nehmen, ansetzen und schon beginnt die Operation am offenen Boden. Natuerlich verlaesst die Sage einmal ihre eigentliche, geplante Flugplan. Wenigstens gibt es keinen Schnitt in irgendeinen Finger oder einen Fusszeh ….

Ich bekomme die Verantwortung fuer die Staubsaugerentleerung und nehme diese schnell und gruendlich im Cockpit vor. Eine einfallende Windboe verteilt die feinen Saegespaene auf dem kompletten Boden. Also Staubsaugereinsatz auch hier draussen. Der zweite Entleerungsversuch erfolgt dann erfolgreich und ordnungsgemaess ins Flusswasser.

Zwischendurch hoert der Regen auf, die Sonne scheint. Wir lernen Heiko kennen, einen Deutschen der mit seinem 50-Fuss Catamaran von Namibia nach Brasilien gesegelt ist und weiter in die Karibik moechte. Nach einer Nacht vor Anker liegt der wirklich schoene Catamaran am Marinasteg. „Meine Frau mag das nicht, mit dem Dinghi und so, was macht man nicht alles fuer die Frauen“. Irgendwas mach ich falsch …… oder doch nicht?! Abgesehen von leichten Schlafstoerungen finde ich Ankern ganz o.k.

Na jedenfalls hat auch dieses Schiff so seine Probleme, elektronische oder elektrische sind es. Und fasziniert lauschen wir der Erzaehlung des Eigners, dass man bei seinem Schiff alle Elektronik, den Inverter, die Batterien etc. via Teamviewer und Laptop steuern und kontrollieren kann. Boah, nach einer Schrecksekunde klappe ich die Kinnlade relativ schnell hoch. Wer kommt denn auf so Ideen???? Jetzt jedenfalls hat er den Salat, kann nur einen wirklichen Fachmann dran lassen, sonst geht hinterher noch weniger wie jetzt schon. So ganz verstehe ich die Sach- und Problemlage ja noch nicht. Ich glaub, ich will das auch gar nicht so genau wissen … klingt irgendwie technisch-kompliziert, das ist ja nicht so meins.

Paul , der irische Suedafrikaner, macht eine Stippvisite in der Marina. Nach seinem Umzug von einem Segelboot in ein Zimmer hier in der Marina hat er spontan in einem Ortsteil von J.Pessoa ein kleines Haeuschen angemietet, mittendrin. Lebt jetzt seit Samstag dort, geniesst den Blick auf die Kokospalmen in „seinem“ Garten und wird fuer wenige Reais zusaetzlich auch noch bekocht. Miete ca. 70 Euro und Essen knapp 30 – dafuer nimmt er auch mangelnden Luxus in Kauf. Immerhin hat er fliessend Wasser und Strom.Er ist happy, will aber seinen Plan, als Crewmitglied weiter in die Karibik zu segeln auch noch nicht aufgeben.

Mittlerweile geht die Demontage unseres Fussbodens weiter. Ich mag gar nicht hinschauen. Muss es aber doch, weil ich zum Bilgeputzen verdonnert werde. Bei dem Versuch , zwei Absaugschlaeuche (fuer das Restwasser in der Bilge) richtig zu positionieren, d.h. einen in den Eimer, einen in die Bilge, und zeitgleich die Bohrmaschine mit der Lenzpumpe drauf zu betaetigen, saue ich mich auch erstmal mit schwarz-oeligem Bilgenwasser ein. Hast du fein gemacht, Maedel. Also auf die bewaehrte Wischlappenmethode umsteigen. Funktioniert aber nur auf der einen Seite der Bilge, steuerbords steht definitiv zu viel Wasser drin, ist dafuer aber sauber (Regenwasser durch den Mast??). Mein Gymnastikprogramm wird heute durch zusaetzliche, aeusserst akrobatische Uebungen aufgelockert. Die Niedergangstreppe ist ja demontiert und jetzt muss Frau bei einer Koerpergroesse von grad mal 1,70 (also eine Handbreit hoeher wie ein sitzendes Schwein - O-Ton Kaeptn) ca 1,55 ueberwinden, wenn sie raus will. Und das will sie. So viel Tee aus Cocablaettern kann ich gar nicht trinken, dass mir Giraffenbeine wachsen. Also auf die Spuele klettern, dann an den Griffen links und rechts vom Niedergang festhalten, hochziehen und schon ist es geschafft. Mal gespannt, wie lange meine Knochen das mit machen. Gut, das ich noch so “jung” bin …. oder zumindest manchmal so aussehe :-)))) !

Die Maenner sind derweil an Land mit dem defekten Pott, suchen den Schweissfachmann und wollen vorher noch entrosten damit man ueberhaupt mal sieht, wo es loechelt. Vertreib ich mir halt die Zeit mit Skype-Gespraechen nach Argentinien, wo Man(n und Frau) sich gerade an besagtem Cocatee laben damit sie besser mit der duennen Luft auf ueber 2000 Metern klar kommen - hoffentlich bekommt ihr jetzt keinen richtigen Hoehenrausch liebe Kassiopeia-Crew - und Bericht schreiben.

Massarbeit - unser Kuehlwasser-Sammeltopf sitzt genau zwischen zwei Bodenluken

Massarbeit - unser Kuehlwasser-Sammeltopf sitzt genau zwischen zwei Bodenluken

Die Kuehlwasserschlaeuche sind schon mal erfolgreich demontiert

Die Kuehlwasserschlaeuche sind schon mal erfolgreich demontiert