20.09.2014 - Erster Tag in Franzoesisch Guyana Samstag und nix mit ausschlafen. Die Nacht war extrem ungewohnt ruhig. Keine Bewegung, nur ein schwacher Lufthauch verirrt sich in unser Schlafzimmer. Puh, waelzen von links nach rechts was jetzt trotz einigermassen Verdraengungsmasse auch nicht wirklich Bewegung in die Luft bringt. Verquerer Traum, wach werden, Lage peilen: meine Guete, ist das dunkel hier!!! Weiterschlafen, irgendwie tief und fest, nein, eigentlich mehr schwer. Egal. Wir sind sightseeingdurstig und wollen mit der Kuaka-Crew ein Auto mieten. Gesagt, getan. Die Herren zwitschern ab nach Cayenne und die Damen widmen sich der Bordarbeiten. Auf den Funkkanaelen herrscht reger Verkehr und einige der Schiffsnamen kommen uns sehr bekannt vor. Auch mit Trident kommt endlich wieder eine Verbindung zustande. Rob und Shirley kamen etwas zu spaet gestern Abend an und haben die letzte Nacht vor Anker zwischen den Inseln verbracht. Dann noch schnell unser Dinghi startklar machen und los geht es. Waehrenddessen laufen mehrere Yachten nacheinander ein. Auch Trident hat den Weg hierher jetzt gefunden und ankert in unserer Naehe. Also muessen wir erst noch dorthin, Hallo sagen. Das nimmt uns der Aussenborder wohl uebel. Jedenfalls streikt er erst einmal und wir muessen einige Startversuche unternehmen, bevor wir mit Vollgas Richtung Yettie duesen koennen. Kurz vorm Steg geht unserem Antrieb wieder die Puste aus. Mit langem Arm rette ich uns an ein anderes Dinghi. Um die Problemloesung kuemmern wir uns spaeter, Charlotte und Serge warten schon. Staunend geht es ueber den Steg, der mehr wie eine Sperrmuellsammelstelle wirkt. Auf einem Bootsdeck brummt eine ueberdimensionale Klimaanlage, ueberall wird irgendwie gebastelt. Meiner Schaetzung nach werden 80% der hier festgemachten Schiffe so schnell nicht weiterfahren. Aber wir fahren jetzt erstmal mit dem Leihwagen los. Es geht nach Kouro, ca. 60 Kilometer entfernt. Das Space- Museum ist unser Ziel. Und da heute irgendein besonderer Tag hier in Franz. Guyana ist, gibt es den Eintritt gratis. Na, das ist doch nett. Wir melden uns gleich zu einer Vorfuehrung im Planetarium an. Das entpuppt sich als eine Art Igluzelt in gross. Trotzdem habe ich so meine Bedenken, ob all die versammelten Menschen (inclusive Kinder) dort reinpassen. Sie passen. Gespannt sitzen alle auf dem Boden um einen kleinen Tisch herum. Die Vorfuehrung beginnt und begleitet von kindlichen ?Ooooh’s und Aaaahs wird der Sternenhimmel erklaert, der AEquator wird eingeblendet und Sternbilder werden gezeigt. Ich verstehe zwar hoechstens 20%, da die Erlaeuterungen in franzoesischer Sprache sind, aber das ist wurscht. Wir wandern durch das Museum, lesen staunend Details ueber Raumsonden und Raketen, ueber die ersten bemannten Weltraumstarts, begutachten die verschiedenen Ariane-Designs und verlieren uns im Kosmos zwischen Sonne, Venus, Orion und anderen. Immer wieder werden Filme gezeigt oder ein Hologram namens Christian erklaert, wo er arbeitet und beantwortet via Tastendruck verschiedene Fragen. Etwas unheimlich ist er ja schon, seine Augen verfolgen uns und immer wieder fuehlt man sich von ihm angesprochen. Einige Schritte weiter wird uns eindrucksvoll deutlich, was uns eigentlich die Nutzung von AIS, GPS etc. moeglich macht. “Die fliegen mit Raketen zum Mond und wir schaffen es mit Ach und Krach mit unserem Dinghi zum Steg” - dreistimmiges Gelaechter der anderen zu meiner Bemerkung. Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Es ist ja auch sehr angenehm, sich in den klimatisierten Raeumen wie eine Weltraumsonde treiben zu lassen. Viele Familien mit Kindern nutzen die zahlreichen Angebote fuer die Kleinen und etwas Groesseren Nachkoemmlinge und verbringen den Nachmittag hier im Museum. Wir melden uns noch fuer eine Bustour ueber das Spacegelaende an, die allerdings erst am Montag um 8 Uhr stattfindet. Dann geht es relaxt noch zur Marina von Kourou. An einem Steg liegen einige Wohnboote, mit zahlreichen Planen schuetzt man sich vor der gnadenlosen Sonne und vor dem Regen. Auch ein Boot, das wir schon von El Hierro kennen, sehen wir hier wieder. Der Skipper, junger Familienvater, arbeitet fuer 6 Monate in Kourou, die Familie lebt solange auf dem Boot. Die Sanitaergebaeude an Land sind sehr gepflegt und in maritimem Ambiente gestaltet, ein Securitymann verstellt uns allerdings den weiteren Weg und macht uns klar, dass wir hier nichts zu suchen haben. Ein Steg weiter dann eine komplett andere Welt. Im trueben Flusswasser treiben unzaehlige tote Fische, dazwischen lebende Exemplare mit merkwuerdigen Augen, die kurz ueber der Wasserlinie zu sehen sind. Am Steg sind vorwiegend Fischerboote und Ausflugscatamarane festgemacht. Einer davon kommt gerade zurueck, gut besetzt. Die Illes des Salut sind wohl ein beliebtes Wochenendausflugsziel. Auf einem Fischerboot ruht ein dunkelhaeutiger Mann. Auf franzoesisch angesprochen kann er allerdings keine aufschlussreichen Angaben zur Wassertiefe hier im Fluss machen. Dafuer verfolgt er unser untereinander auf Englisch gefuehrtes Gespraech offensichtlich sehr aufmerksam. Denn als Charlotte und Serge uns auf unsere NAJA-Ohrringe ansprechen und Werner die Story von den Fischern erzaehlt, deren Begraebnis an fremden Gestaden von den goldenen Ringen bezahlt werden sollte, da kommt ein Kommentar aus dem Deckshaus des Fischerbootes von ihm, er streckt den Kopf unter der schattenspendenen Plane hervor und nickt zustimmend. Wir schauen etwas verwundert. Das hatten wir nicht erwartet. Der Skipper des Ausflugscatamarans ist ebenfalls sehr redselig und erzaehlt uns gerne ein bisschen vom Fluss, der Barre, der Wassertiefe hier, dass die Dinghis der Ankerlieger am anderen Steg festmachen und hier auch viel geklaut wird. Zum Abschied wuenschen wir ihm viele Gaeste und er uns eine gute Reise. Oben an Land schlendern wir ueber einen merkwuerdigen Betonplatz zurueck zum Auto. Der Beton ist unterbrochen von Palmen und Bueschen, die in Reih und Glied stehen. Trotzdem erschliesst sich uns der Sinn und Zweck dieses Platzes nicht wirkich. Unter einem kleinen Pavillion versammeln sich einige Maenner, spielen Ball, haben eine Haengematte gespannt. Viele Asiaten und Dunkelhaeutige Menschen begegnen uns, ein bunter Voelkermix hier in Kourou. Tankstop. Unser Aussenbordertank ist ziemlich leer. Vielleicht ist ja auch das unser Problem. Was heisst Benzin auf franzoesisch?? Gut, dass Serge und Charlotte die Sprache perfekt beherrschen. Es ist schon dunkel, als wir zurueck sind am Steg. Auf dem findet gerade ein grosses Sit-in statt. Alles, was hier wohl lebt, hat sich aufgereiht und sitzt Spalier. Die unvermeidlichen Hunde beschnueffeln und begleiten uns ein Stueck den Steg entlang. Franzoesische Witzeleien fliegen hin und her, ich verstehe kaum ein Wort, gruesse aber immer schoen artig links und rechts mit Bonsoir. Naja liegt als einzige noch ohne Ankerlicht. Mit dem schnell nach Hause fahren wird es allerdings erstmal nix. Der Aussenborder hat ja viele Stunden Zeit gehabt, ueber sein weiteres Arbeitsverhalten nachzudenken und da wir in einem franzoesischen Department sind, beliebt er, auch weiterhin zu streiken. Springt zwar immer wieder an, um dann aber gleich wieder auszugehen. Irgendwann hat ihn der ausdauernde Skipper so weit, dass wir losfahren. Das Kuaka-Dinghi bleibt in Sichtweite. Mit Vollgas geht es unter der Bruecke und zwischen den Mooringleinen hindurch. Auf halbem Weg ist es dann wieder aus mit der Lauffreude. Beim 3. Anreissversuch ist dann auch noch das Starterkabel durchgerissen. Klein-Kuaka nimmt uns in Schlepp. Die Armen! Gegen das ablaufende Wasser und mit einem deutlich schwaecheren Aussenborder keine leichte Arbeit, aber wir kommen heil an. Trident jetzt noch das mitgebrachte Baguette zu uebergeben, koennen wir allerdings vergessen. Stattdessen gibt es Gulasch mit Baguette und anschliessend macht Werner es sich im Dinghi bequem und versucht sich als Streikbrecher und Monteur. Das Starterkabel ist bald wieder heile und wahrscheinlich liegt das Problem unseres Aussenborders in einer nicht richtig funktionierenden Luftklappe, auch Shoke genannt. Wie das allerdings zu loesen ist, erschliesst sich uns noch nicht. Evtl. muessen wir morgen frueh den Taxidienst von Klein-Kuaka noch einmal in Anspruch nehmen.