Fix und mueh(d)?.grade mal 30 Seemeilen haben wir heute hinter uns gebracht und sind beide muerbe wie die Fastenbrezeln! Der Tag fing schon gut an: mit Flaute im Mar Menor (generell super, wenn man da vor Anker liegt und noch bleiben moechte), einer leeren Gasbuddel (immerhin ist nicht, wie zuerst vermutet, der Gasfernschalter defekt!) und einer Punktlandung vor der Kanalbruecke. Mit uns wollen noch zwei Segelboote raus, somit ist keine Staugefahr. Natuerlich pfluegen wir wieder wenige Meter vor der Bruecke durch den Schlick. Das Echolot zaehlt rasend schnell runter, landet dieses Mal gar auf 1,50 und Madam verharrt fuer eine Sekunde unwillig, um dann die geballte Masse von 17 Tonnen schiebend ins Spiel zu bringen. Noch ein paar Mal Luft anhalten wenn das Echolot deutlich unter 2,50 wandert, dann haben wir das Schlimmste hinter uns. Zwischen den letzten Fahrrinnenzeichen vor dem offenen Meer bremst unser Vordermann unerwartet noch einmal ab. Wat nu? Noch ne Untiefe?? Kann eigentlich nicht sein. Die Wellen lassen uns hier allerdings schon ganz schoen hoch und runter sausen, dementsprechend sausen auch die Tiefenangaben auf und nieder. Doppelte Achterbahnfahrt. Endlich sind wir in tieferem Wasser, setzen das Gro? und haben schon gleich das erste Wuhling: Vergesslichkeit raecht sich umgehend an Bord unserer Tohuwabohu! Die Lazy Jacks muessen dieses Mal dran glauben. Wir hatten vergessen, sie wegzunehmen und jetzt bleibt erst das Gross drin haengen bevor die Jacks nachgeben und vom Winde verweht werden. Eine Leine umgarnt liebevoll unseren (gluecklicherweise abgeschalteten!!) Windgenerator, die zweite verwickelt sich kunstvoll um unsere Reffleine. Irgendwann schaffen wir es trotzdem, auf Kurs zu gehen. Natuerlich wieder mal “Am Wind”?.. gibt es eigentlich auch andere Kurse??? Dazu droht der Himmel mit dunklem Grau und einigen Regentropfen. Mein Lieblings-Segel-Szenario, was hab ich es vermisst! Nur wenig spaeter befinde ich, dass wir zuviel Segelflaeche fuer Wind und Kurs haben. Bevor wir aber reffen oder einrollen, geben wir erstmal das beruehmte Schrick in die Schoten. Bevor ich noch weiter meckern kann, loest sich das Problem quasi von selbst. Uns fliegt naemlich die Backbordseitige Umlenkrolle fuer die Vorsegelschoten mehr oder weniger um die Ohren, da es sie naemlich grad mal so mir nix dir nix aus dem Deck hebelt! Haben wir da etwas wieder eine Stelle entdeckt, die NICHT mit selbstsichernden Muttern bestueckt war?? Und grad lang sehen die Schrauben auch nicht aus. Die stecken naemlich noch im Fuss der Rolle. Das Deck sieht sogar noch relativ heile aus, es sind wohl wirklich grad so die Schrauben rausgeflutscht. Eine kleine Macke im Suell unseres Plichtaufbaus, thats it. Mein tapferer Skipper begibt sich umgehend unter Deck: Muttern raussuchen, Werkzeug und dann wird peu a peu Schraube fuer Schraube wieder reingedreht. Und das alles bei weiterhin seitlicher Welle von gut 1,5 Metern Hoehe (muss ich anmerken, dass der Wetterbericht diese Wellenhoehe mit 0,5 Metern angibt?? - aber vielleicht hab ich ja auch einfach eine falsche Wahrnehmung). Wir passieren zwei Marineboote und ein riesiges Rescueschiff, das wir auch schon in Cartagena im Hafen gesehen haben. An Steuerbord liegt die Fischzuchtanlage, gut betonnt und schon von weitem erkennbar. Ansonsten haben wir freie Bahn und koennen doch tatsaechlich auch noch einige Meilen segeln!! Wir sind begeistert, fuehlen uns aber schnell leicht vera?., laesst doch glatt der Wind nach und dreht auch noch weiter auf Nord!! Unverschaemt, jetzt wo wir alles wieder einigermassen im Griff hatten. Fuer eine Weiterfahrt nach Calpe oder gar Ibiza fuehlen wir uns dann aber doch zu kaputt. Und Torrevieja liegt schon zum Greifen nah. Also nix wie rein. Das uebliche Gemecker vom Skipper beim Grosssegelbergemanoever im Hafen. Aber da es hier drin ja kaum noch Wind und schon gar keine Wellen gibt, bekommt er das Segel auch trotz meiner miserablen Fahrkuenste gut aufgetucht. Er ist ja auch schon ziemlich abgehaertet :-), der Gute. Dann noch etwas Gemaule meinerseits angesichts des angeblichen Ankerplatzes und wir gehen somit erstmal weiter in den Hafen rein. Sieht irgendwie alles sehr ziemlich unbelebt aus hier. An der Tankstelle (ebenfalls unbelebt) gehen wir laengs und klarieren erstmal unsere Leinen. Der von irgendwoher aufgetauchte Tankwart erlaubt uns gnaedig, eine halbe Stunde hierzubleiben. Also heisst es, die Zeit nutzen. Werner macht sich klar zum aufentern und faedelt die Lazy Jack Leinen wieder ein. Der Tankwart ist wieder entschwunden, das kleine Office abgeschlossen. Ich mache mich auf die Suche nach einem Marina-Office zwecks Preisrecherche fuer einen evtl. Liegeplatz. Eine nette Dame im Jeanneau-Verkaufsoffice sucht mir freundlicherweise - sogar per Telefon - die Preise fuer eine Uebernachtung raus. 42 (Marina Salinas) und 39 ? (Marina Internacional) klingen in den Ohren unserer Bordkasse aber gar nicht gut! Also doch weiterfahren oder nicht oder doch oder nicht. Laut unserem betagten Revierfuehrerbuch soll man im Hafenbecken vor den Marinas ankern koennen. Nicht wirklich duerfen. Es sei geduldet, solange der Schiffsbetrieb nicht gestoert werde. Wer wagt gewinnt, wir verkruemeln uns zwischen Marina Internacional und einer inneren Steinmole und lassen das Eisen auf 3,80 Wassertiefe fallen. In dem Punkt bin ich zwar immer noch leicht sensibel, aber es wird langsam besser.

Kurze Zeit spaeter kommt eine SMS von der Mari-Luise. Die ist auf dem Weg von Alicante ins Mar Menor. Der Ankerplatz vor Alicante war wohl doch zu schwellig auf Dauer und die Marinapreise sicherlich ebenfalls gesalzen. Auf unsere Mitteilung, dass wir den Standort gewechselt haben kommt nur die Frage: “wenn bei euch kein Schwell ist, kommen wir auch!”. Na, mal sehen, was die Hafenbehoerde zu gleich 2 deutschen Ankerliegern sagt :-)). Zur Belohnung kommt noch etwas die Sonne raus und nach der nachmittaeglichen Windstille frischt auch der Wind wieder etwas auf. Mal sehen, ob er wirklich wie vorher gesagt dreht. Dann koennten wir morgen doch in einem durch Richtung Ibiza gehen. Jetzt beobachten wir erst einmal die um uns herum duemplenden kleineren Motor-, Ruder- u. Schlauchboote. Am Strand wird sich gesonnt, die lange Front der Strandbars wirkt noch etwas verschlafen-leer. Einige besonders mutige gehen sogar baden. Eine Bavaria mit Namen Esperanza und spanischer Gastlandflagge unter der Saling aber ohne Nationale am Heck umkreist uns freundlich winkend. Schoen, wenn man so wenig Tiefgang hat und unbesorgt seine Kreise bis dicht an den Strand ziehen kann. Im Funk wird auf spanisch eine Caecilia gerufen. Da ich direkt vor der Funke sitze und die Lautstaerke auf ziemlich hoch steht, falle ich vor Schreck fast vom Sitz. Caecilie dagegen zeigt sich offenbar unbeeindruckt und reagiert auch auf mehrmalige Anrufe offenbar nicht. Wird schon wissen, warum. So, und jetzt geh ich aus dem Keller und geniesse noch etwas die Abendsonne. Und Beide werden wir jetzt unsere Gedanken auf die Reise nach Deutschland schicken, wo sie heute schon des oefteren waren. Vielleicht war dieser Tag auch deshalb so wie er war, vielleicht war unser Schiff auch deshalb wieder einmal etwas bockig. Wenn man mit dem Herzen woanders ist, sollte man nicht segeln.