Monats-Archiv Mai, 2013

Von Moreira nach Ibiza, San Antonio

“Wenn wir weg wollen, muessen wir jetzt aufstehen” - ?weg’, das ist MEIN Stichwort! Nur weg hier, weg von diesem Gerolle und Geschaukel. War Guernsey schlimmer oder doch nicht? Bevor ich mich lange mit solchen Ueberlegungen abgebe, schwinge ich mich in die volle Montur. Ganz wichtig ist ein waermendes Hals- und Ohrentuch! Die Brandung knallt mit Wucht an die Felsen vor und neben uns. Das war gestern Abend noch nicht so stark! Etwas bang gehen wir Anker auf und Werner schaerft mir nochmals ein, auch ja gleich abzudrehen, wenn der Anker oben ist. Das ist aber sowas von claro, Capitano!!!! Argwoehnisch behalte ich die gelben Bojen im Blick. Das Manoever klappt prima und um 08:30 sind wir Anker-auf und drehen ab. Gross setzen, und draussend auch gleich noch die Genua dazu. Eine eindrucksvoll felsige Kuestenlinie schiebt sich an uns vorbei. Ganz oben, wie Legoland so klein, kleben Haeuschen auf und an den Haengen. Da musste voll schwindelfrei sein, um da zu bauen oder zu wohnen. Ein paar Fischerboote kreuzen unseren Kurs. Alles problemlos. Am Horizont kann man sehr genau erkennen, wo der Frachter-Treck verlaeuft: da ist richtig was los Die Regenwolken von heute frueh verziehen sich, der Himmel wird blau, die Sonne lugt hervor. Die Temperaturen sind aber doch deutlich gesunken. Grosse Teile der Strecke nach Ibiza koennen wir segeln, hin und wieder muss die Maschine mitschieben. Dann geht der Wind auf deutlich unter 10 Knoten und damit kommt Frau Panzerkreuzer bei den hohen Wellen und auf Halbwind-Kurs nicht wirklich aus dem Quark. Zumindest nicht mit einer fuer uns zufriedenstellenden Geschwindigkeit. Wir aber moechten heute Abend auf jeden Fall San Antonio auf Ibiza erreichen und uns dort mal einen Tag Ruhe goennen. Ewig lange ragen die Felsen der Festlandkueste hoch hinter uns auf. Wir kreuzen den Frachtertreck etwas oberhalb des Verkehrstrennungsgebietes. Dank AIS sehr entspannt. Bei einem Frachter waren wir kurzfristig am ueberlegen, ob wir den Kurs aendern muessten. Kurze Zeit spaeter ein 2. Blick aufs AIS und aus dem gelb war ein gruen geworden - alles paletti. Frachter hatte seinen Kurs um wenige Grad geaendert, das reichte aus, um nicht mehr mit uns auf Kollisionskurs zu liegen. Und kaum richten wir unsere Aufmerksamkeit wieder voraus, da ragt doch auch schon ein Stueck Land im Wasser vor uns auf! Das muss Ibiza sein! Ja, aber noch gute 40sm entfernt. Wir tanzen die Wellen rauf und runter, im Schiff muss man sich staendig gut festhalten. Alles, was noch irgendwie purzeln konnte, liegt auf dem Boden. Aber nur unzerbrechliches wie Buecher oder ein Kalender. Der Rest ist ja gut verstaut. Kaum habe ich im letzten Reisebericht der Malwieder gelesen, dass deren Toilettenpumpe repariert werden musste, da muckt die unsere auch rum! Und ich hatte mich schon gefreut, dass sie solange ohne quietschen und aechzen ihren Dienst versah! Unaufhaltsam naehern wir uns Ibiza. Die vorgelagerten Felsen, Haeuser und die kleinen Leuchttuerme sind gut auszumachen. Urspruenglich wollten wir in irgendeiner Cala ankern. Da diese aber total nach Westen offen und bei entsprechendem Wind sehr unruhig sein soll, verzichten wir dankend auf diesen Ankerplatz und gehen weiter zur grossen Bucht von San Antonio. Dort soll man vor der Marina auch noch ankern koennen. Zwischen 2 Regenfeldern laufen wir naeher an die Bucht von San Antonio ran. Vom Regen bleiben wir aber dieses Mal verschont. Als wir in die Bucht einlaufen, kommt nochmal richtig Wind auf und raumschots schieben wir mit ueber 7 Knoten Richtung Hafen. Der Schwell allerdings schiebt auch mit rein. Das Segel bergen wir also erst kurz vorm Hafen. Platz ist hier massig, keine Faehre ist in Sicht. Und bei diesem Ueberangebot an Spielraum flutscht das Grosssegel natuerlich nur so runter und ist zackig aufgetucht. Ein Blick durchs Fernglas: Au Backe, da liegen aber schon maechtig viele vor Anker! Nein, die liegen alle brav an Mooringbojen. Wir schieben uns durchs Feld, beaeugen die roten Bojen die teilweise auf den Vorschiffen liegen und fragen mal so rum. Ja, so genau weiss keiner was. Jeder haengt sich halt einfach an irgendwas dran. Ganz links aussen traeumt ein rotes Bojelein einsam und verlassen. Da waere ein Motorboot dran gewesen, das sei aber heute frueh weg. Ob der wieder komme? Keiner weiss was genaues. Also volles Risiko und Boje fangen. Gar nicht so einfach, wir brauchen wohl doch so einen speziellen Fanghaken. Unsere Bootshakenspitze ist ganz schoen dick fuer so eine fummelige Bojenoese. Endlich hab ich sie aber doch gefischt und Werner eilt zur Hilfe. Ganz schoen Zug drauf! Und jetzt?? Erst einmal faedeln wir eine Leine durch, somit haengen wir schon mal. Kurzer Kriegsrat und dann hangeln wir die Mooringleine hoch, machen an der Klampe fest und legen die Boje an Deck. Iiigiitt, was ist das denn?? Unsere Mooringleine lebt?. Natuerlich haben wir wieder die dicken Arbeitshandschuhe vergessen und prompt schneidet sich Werner in den Finger. Aus Schaden wird man klug. Jetzt werden umgehend die Handschuhe parat gelegt. Um 19:30 haengen wir also fest an der Mooring und bewundern das atemberaubende Panorama von San Antonio ;-) Ganz klein und verloren steht eine alte, urspuengliche Windmuehle zwischen all den Hotelbauten neueren Datums. Die Bucht ist nach West-Nordwest hin weit offen, aber wir liegen doch recht ruhig. Unsere Nachbarn sind auf jeden Fall sehenswert: eine schoene weisse Ketsch, eine wunderschoene und sehr gepflegte Gulet und ein ganz eigentuemliches Boot, einem Rettungskutter nicht unaehnlich. Mit einem runden Aufbau aus Holz und riesigen Luefterhutzen. Aber alles wirkt irgendwie sehr harmonisch. Die Sonne geht unter, Die Stadt illuminiert sich. Eine besonders dunkle Regenwolke schiebt sich ueber die Stadt, angestrahlt von der Abendsonne und verziert durch einen Regenbogen. Vorsichtshalber wird die unsere Kuchenbude hoch gezogen, die Seitenteile rein gefriemelt. So koennen wir das abendliche Hafenpanorama doch gut geschuetzt noch etwas laenger geniessen! Doch allzu lange wohl nicht. Wir sind wieder mal muede und reif fuer die Koje. Diese Nacht wird hoffentlich etwas ruhiger und mit erholsamerem Schlaf sein.

Vor Anker in der Bucht von Moraira

Ein enttaeuschter Blick ins Cockpit der Mari-Luise: gaehnende Leere! Kein Fruehstueckstisch gedeckt, kein Kaffee, keine Bananenpfannkuchen?..von der zur Zeit 3-koepfigen Crew ist weit und breit nix zu sehen. Gestern Abend ist es aber auch wieder beim kloenen spaet geworden. Die Mini-Malu hat uns erst gegen 01:30 wieder zurueck an Bord unserer Naja gebracht. Wir geben uns die allergroesste Muehe, Iris, Steffi & Robert mit Motor an, Kommandorufen beim Ankerauf, Kettenrasseln, Anker geraeuschvoll am Beschlag andocken lassen etc. Sogar das Segel setzen wir noch am Ankerplatz. Alles vergeblich! Resigniert richten wir unseren Bug auf die Hafenausfahrt und schleichen uns betruebbelt und unbewinkt von dannen. Am Ankerplatz im Hafen von Torrevieja bleibt die Mari-Luise allein zurueck. Bis bald! Am Muelle de Sal wird die gestern so schwerhoerige Caecilie mit dem weissen Gold Spaniens beladen. Der gestern noch so unbelebt wirkende Kai war ueber Nacht von der Caecilie, einem Frachter, und von der Clara C, einem grossen Rettungsboot, belegt worden. Sogar ein Marineboot lief noch ein und parkte in der Marina Salinas ein. Bis auf die Caecilie sind aber schon alle bereits ausgelaufen. Heute praesentiert sich das Mittelmeer von der eher zurueckhaltenden Seite: dezenter Schwell, kaum Wind. Also wieder dieseln! Diesig-dunstig ist es entlang der Kueste von der wir uns weit entfernt halten. So ziehen all die Touristenhochburgen mehr oder weniger ungesehen an uns vorrueber. Der Skipper moechte die Selbststeueranlage wieder aktivieren und ordnet Kreise ziehen an. Nachdem es Schiff, Autopiloten und Rudergaengerin nach 3 Kreisen zwar schwindelig geworden ist, der Autopilot selbst aber noch nicht wirklich beeindruckt ist von der Aktion, wird das ganze abgebrochen. Mit der schlichten Memory-Funktion arbeitet er auch zufriedenstellend und fortan hab ich Zeit fuer ausgedehnte Nickerchen und die Haende frei fuer den Fotoapparat. Aber die beeindruckenden Gebirgsmotive sind ja selbst fuer das Tele viel zu weit weg?.Und dann kommt auch noch ein Gewitter auf. Alles ist grau in grau, der Wind legt minimal zu und dreht natuerlich auch wieder auf Nord. Es regnet und donnert. Blitze sind keine zu sehen. Kurze Zeit spaeter hat sich alles verzogen und die Konturen der Berge werden wieder sichtbar. Der Navigator zeigt sich einsichtig und aendert den Kurs auf Fotoabstand. Am beeindruckenden Felsen Monte de Ifach geht es vorbei. Erinnert uns ein klein wenig an unseren lieb gewonnenen Rock of Gibraltar. Auch wenn er deutlich kleiner ist. Die sich dahinter oeffnende Bucht gefaellt uns auf Anhieb. Vor der Kulisse hoher Berge reihen sich zwar auch hier die Haeuser aneinander. Aber der Baustil ist doch sehr dezent. Hochhaeuser sucht man hier vergebens. Beim Naeherkommen erkennt man die schroffen Felsenabschnitte. Die Marina liegt gut geschuetzt und sehr idyllisch in der Bucht von Morfaira. Da kann man gut verstehen, dass die Dauerlieger hier nicht mehr weggehen. Und wer sichs leisten kann..! Alles wirkt sehr edel und gepflegt und natuerlich parken auch die passenden Autos unter den noblen Sonnenschutzdaechern. Nobel sind dann aber auch die Preise: 66 Euro sollen wir fuer unser Schiffchen fuer die eine Nacht berappen. Und das ist Vorsaison-Preis. In der Hochsaision wuerden wir schon knapp an der 100 Euro-Marke kratzen! Das koennen, nein, das wollen wir nicht ausgeben. Da nutzt auch nix, dass die Naturfelswaende gekonnt in das Marinambiente integriert wurden, dass prachtvolle Bougainvilleen ein wahres Bluetenfeuerwerk entzuendet haben. Also wieder raus und in der Bucht vor Anker. Meine Hoffnung, das sich der hier doch gut bemerkbare Schwell nachlaesst, hat sich bislang leider noch nicht bestaetigt. Dafuer durften wir einen weiteren Regenguss mit anschliessendem Doppelregenbogen geniessen. Jetzt gehen in den Haeusern am Berg vor uns die Lichter an. Musik - Floete oder Klarinette - dringt von irgendwoher herueber und legt sich leicht ueber das Brandungsgeraeusch. Und es schaukelt und schaukelt und schaukelt. Unser Schiff kann sich drehen und wenden wie es will, es wird nicht wirklich besser. Aber zumindest haelt der Anker bislang. Ob ich bei dem Geschaukel aber schlafen kann??? Etwas ruhiger ist es ja geworden und inzwischen hat unser Schiff ja auch alle Lagen ausgetestet und heraus gefunden, dass Bug Richtung Anker und Poppes Richtung Meer die bequemste Lage ist - zumindest fuer mich. Werner macht sich bettfertig ?ich werde aber sicherheitshalber im Wohnzimmer naechtigen. Besser iss das.

Tohuowabohu nach Torrevieja

Fix und mueh(d)?.grade mal 30 Seemeilen haben wir heute hinter uns gebracht und sind beide muerbe wie die Fastenbrezeln! Der Tag fing schon gut an: mit Flaute im Mar Menor (generell super, wenn man da vor Anker liegt und noch bleiben moechte), einer leeren Gasbuddel (immerhin ist nicht, wie zuerst vermutet, der Gasfernschalter defekt!) und einer Punktlandung vor der Kanalbruecke. Mit uns wollen noch zwei Segelboote raus, somit ist keine Staugefahr. Natuerlich pfluegen wir wieder wenige Meter vor der Bruecke durch den Schlick. Das Echolot zaehlt rasend schnell runter, landet dieses Mal gar auf 1,50 und Madam verharrt fuer eine Sekunde unwillig, um dann die geballte Masse von 17 Tonnen schiebend ins Spiel zu bringen. Noch ein paar Mal Luft anhalten wenn das Echolot deutlich unter 2,50 wandert, dann haben wir das Schlimmste hinter uns. Zwischen den letzten Fahrrinnenzeichen vor dem offenen Meer bremst unser Vordermann unerwartet noch einmal ab. Wat nu? Noch ne Untiefe?? Kann eigentlich nicht sein. Die Wellen lassen uns hier allerdings schon ganz schoen hoch und runter sausen, dementsprechend sausen auch die Tiefenangaben auf und nieder. Doppelte Achterbahnfahrt. Endlich sind wir in tieferem Wasser, setzen das Gro? und haben schon gleich das erste Wuhling: Vergesslichkeit raecht sich umgehend an Bord unserer Tohuwabohu! Die Lazy Jacks muessen dieses Mal dran glauben. Wir hatten vergessen, sie wegzunehmen und jetzt bleibt erst das Gross drin haengen bevor die Jacks nachgeben und vom Winde verweht werden. Eine Leine umgarnt liebevoll unseren (gluecklicherweise abgeschalteten!!) Windgenerator, die zweite verwickelt sich kunstvoll um unsere Reffleine. Irgendwann schaffen wir es trotzdem, auf Kurs zu gehen. Natuerlich wieder mal “Am Wind”?.. gibt es eigentlich auch andere Kurse??? Dazu droht der Himmel mit dunklem Grau und einigen Regentropfen. Mein Lieblings-Segel-Szenario, was hab ich es vermisst! Nur wenig spaeter befinde ich, dass wir zuviel Segelflaeche fuer Wind und Kurs haben. Bevor wir aber reffen oder einrollen, geben wir erstmal das beruehmte Schrick in die Schoten. Bevor ich noch weiter meckern kann, loest sich das Problem quasi von selbst. Uns fliegt naemlich die Backbordseitige Umlenkrolle fuer die Vorsegelschoten mehr oder weniger um die Ohren, da es sie naemlich grad mal so mir nix dir nix aus dem Deck hebelt! Haben wir da etwas wieder eine Stelle entdeckt, die NICHT mit selbstsichernden Muttern bestueckt war?? Und grad lang sehen die Schrauben auch nicht aus. Die stecken naemlich noch im Fuss der Rolle. Das Deck sieht sogar noch relativ heile aus, es sind wohl wirklich grad so die Schrauben rausgeflutscht. Eine kleine Macke im Suell unseres Plichtaufbaus, thats it. Mein tapferer Skipper begibt sich umgehend unter Deck: Muttern raussuchen, Werkzeug und dann wird peu a peu Schraube fuer Schraube wieder reingedreht. Und das alles bei weiterhin seitlicher Welle von gut 1,5 Metern Hoehe (muss ich anmerken, dass der Wetterbericht diese Wellenhoehe mit 0,5 Metern angibt?? - aber vielleicht hab ich ja auch einfach eine falsche Wahrnehmung). Wir passieren zwei Marineboote und ein riesiges Rescueschiff, das wir auch schon in Cartagena im Hafen gesehen haben. An Steuerbord liegt die Fischzuchtanlage, gut betonnt und schon von weitem erkennbar. Ansonsten haben wir freie Bahn und koennen doch tatsaechlich auch noch einige Meilen segeln!! Wir sind begeistert, fuehlen uns aber schnell leicht vera?., laesst doch glatt der Wind nach und dreht auch noch weiter auf Nord!! Unverschaemt, jetzt wo wir alles wieder einigermassen im Griff hatten. Fuer eine Weiterfahrt nach Calpe oder gar Ibiza fuehlen wir uns dann aber doch zu kaputt. Und Torrevieja liegt schon zum Greifen nah. Also nix wie rein. Das uebliche Gemecker vom Skipper beim Grosssegelbergemanoever im Hafen. Aber da es hier drin ja kaum noch Wind und schon gar keine Wellen gibt, bekommt er das Segel auch trotz meiner miserablen Fahrkuenste gut aufgetucht. Er ist ja auch schon ziemlich abgehaertet :-), der Gute. Dann noch etwas Gemaule meinerseits angesichts des angeblichen Ankerplatzes und wir gehen somit erstmal weiter in den Hafen rein. Sieht irgendwie alles sehr ziemlich unbelebt aus hier. An der Tankstelle (ebenfalls unbelebt) gehen wir laengs und klarieren erstmal unsere Leinen. Der von irgendwoher aufgetauchte Tankwart erlaubt uns gnaedig, eine halbe Stunde hierzubleiben. Also heisst es, die Zeit nutzen. Werner macht sich klar zum aufentern und faedelt die Lazy Jack Leinen wieder ein. Der Tankwart ist wieder entschwunden, das kleine Office abgeschlossen. Ich mache mich auf die Suche nach einem Marina-Office zwecks Preisrecherche fuer einen evtl. Liegeplatz. Eine nette Dame im Jeanneau-Verkaufsoffice sucht mir freundlicherweise - sogar per Telefon - die Preise fuer eine Uebernachtung raus. 42 (Marina Salinas) und 39 ? (Marina Internacional) klingen in den Ohren unserer Bordkasse aber gar nicht gut! Also doch weiterfahren oder nicht oder doch oder nicht. Laut unserem betagten Revierfuehrerbuch soll man im Hafenbecken vor den Marinas ankern koennen. Nicht wirklich duerfen. Es sei geduldet, solange der Schiffsbetrieb nicht gestoert werde. Wer wagt gewinnt, wir verkruemeln uns zwischen Marina Internacional und einer inneren Steinmole und lassen das Eisen auf 3,80 Wassertiefe fallen. In dem Punkt bin ich zwar immer noch leicht sensibel, aber es wird langsam besser.

Kurze Zeit spaeter kommt eine SMS von der Mari-Luise. Die ist auf dem Weg von Alicante ins Mar Menor. Der Ankerplatz vor Alicante war wohl doch zu schwellig auf Dauer und die Marinapreise sicherlich ebenfalls gesalzen. Auf unsere Mitteilung, dass wir den Standort gewechselt haben kommt nur die Frage: “wenn bei euch kein Schwell ist, kommen wir auch!”. Na, mal sehen, was die Hafenbehoerde zu gleich 2 deutschen Ankerliegern sagt :-)). Zur Belohnung kommt noch etwas die Sonne raus und nach der nachmittaeglichen Windstille frischt auch der Wind wieder etwas auf. Mal sehen, ob er wirklich wie vorher gesagt dreht. Dann koennten wir morgen doch in einem durch Richtung Ibiza gehen. Jetzt beobachten wir erst einmal die um uns herum duemplenden kleineren Motor-, Ruder- u. Schlauchboote. Am Strand wird sich gesonnt, die lange Front der Strandbars wirkt noch etwas verschlafen-leer. Einige besonders mutige gehen sogar baden. Eine Bavaria mit Namen Esperanza und spanischer Gastlandflagge unter der Saling aber ohne Nationale am Heck umkreist uns freundlich winkend. Schoen, wenn man so wenig Tiefgang hat und unbesorgt seine Kreise bis dicht an den Strand ziehen kann. Im Funk wird auf spanisch eine Caecilia gerufen. Da ich direkt vor der Funke sitze und die Lautstaerke auf ziemlich hoch steht, falle ich vor Schreck fast vom Sitz. Caecilie dagegen zeigt sich offenbar unbeeindruckt und reagiert auch auf mehrmalige Anrufe offenbar nicht. Wird schon wissen, warum. So, und jetzt geh ich aus dem Keller und geniesse noch etwas die Abendsonne. Und Beide werden wir jetzt unsere Gedanken auf die Reise nach Deutschland schicken, wo sie heute schon des oefteren waren. Vielleicht war dieser Tag auch deshalb so wie er war, vielleicht war unser Schiff auch deshalb wieder einmal etwas bockig. Wenn man mit dem Herzen woanders ist, sollte man nicht segeln.

Ankern im Mar Menor 11. und 12. Mai 2013

11. Mai - Abschied von Cartagena, Abschied von der Carino, von Bruni & Fredy. 3 Tage Cartagena mit Reparaturen, Bummeln, Sightseeing und abendlichen Tapas-Bar Besuchen liegen hinter uns. Der Abschied faellt wieder einmal schwer. Wir lassen noch das Feld der Regattasegler aus dem Hafen hinaus ziehen, dann heisst es “Leinen Los”. Halb segelnd, halb motorend geht es die knapp 30 Seemeilen zum Mar Menor vorbei an einer kargen, kaum bebauten Kueste entlang. Wen wundert es auch: die Berge fallen steil ins Wasser, nur wenige schmale Buchten freigebend. Brr, ich stehe am Ruder und mich froestelt trotz der warmen Mittelmeersonne. Hatte ganz vergessen, wie kalt einem bei Am-Wind-Kursen der Wind in die Ohren pustet! Wir runden das Cabo de Palos. Der Leuchtturm ist weithin sichtbar. Und dann sehen wir auch schon andere Yachten, die vor der Einfahrt zum Mar Menor an Mooringbojen liegend auf die Brueckenoeffnung um 18 Uhr warten. Alle 2 Stunden wird in einem schmalen Zufahrtskanal eine Strassenbruecke fuer die Yachten geoeffnet. Die Zufahrt ist schwer erkennbar und wir tasten uns einfach mal den anderen hinterher. Gaaanz langsam, immer wieder Gas wegnehmend geht es in den Kanal. Die Wassertiefe nimmt immer wieder bedenklich ab und die Minuten bis zur vollen Stunde ziehen sich wie Kaugummi. Endlich hebt sich die Bruecke, das Schiff hinter uns kommt uns bedenklich nahe und ich gebe Gas. So wie die Geschwindigkeit hochgeht, nimmt die Wassertiefe ab! Das Echolot zaehlt runter: 1,70!! Naja verneigt sich kurz und rutscht ueber den Hubbel weg. 2,10Meter werden angezeigt. Ufff, tief ausatmen, das weggenommene Gas wieder hochziehen und vorsichtig weiter. Vor uns kurzer Stau: einige Yachten biegen in die grosse Marina Tomas Maestre ab, einige gehen - wie wir - ins Mar Menor. Hier haben wir durchweg eine Tiefe zwischen 4,80 und 5,2. Damit kommen wir gut klar. Wir halten Kurs auf zwei kleinere Inseln im Sueden des Mar. Dahinter soll ein “idyllischer Ankerplatz liegen, gut geschuetzt bei Nord-Ost Winden”. Hmmm. Idyllisch. Naja, Geschmack ist eben vielfaeltig. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass das 1. Ankermanoever gruendlich misslingt, wir den Anker beim rueckwaerts geben in einem eleganten Bogen gut sichtbar hinter uns her durchs Wasser ziehen und beim Aufholen jede Menge Gras dran haben. Mir verhagelt solche Ankermaenoever ja immer gleich die Petersilie. Dazu immer der Blick aufs Echolot: mit Tiefen zwischen 3,6 und 3,80 bleibt uns nicht so wirklich viel Spielraum. Der 2. Anlauf ist dann erfolgreich. Mittlerweile ist es kurz vor 20 Uhr, wir sind voellig geschafft, wozu auch unsere Erkaeltung beitraegt. Ja, Erkaeltung! Gefangen in Cartagena, als der Wind voll in Cockpit und Schiff blies und wir das wohl etwas unterschaetzt hatten. Wir beobachten noch etwas unsere Position und die beiden anderen Ankerlieger. So wie der Himmel dunkler wird, wird die Kueste um uns herum hell beleuchtet. Nur wenige dunkle Streifen sind dazwischen. Dunkel liegt auch das karge Inselchen vor uns. Einige wenige Baeume sind darauf erkennbar und Ruinen hat es offenbar auch. Abendessen findet seit langem mal wieder unter Deck statt und dann nix wie ab in die Koje. Ueber dem Uralt-Tatort schlafen wir ein. Die Nacht ist etwas unruhig, teils durch immer wiederkehrende Hustenattacken, verstopfte Nasen oder eben Ankerkontrolle.

Sonntag, 12.Mai - zwischen dem Einheits-Himmelsgrau zeigen sich immer wieder mal kleine blaue Luecken. Der Wind hat deutlich zugenommen und selbst hier im angeblich so ruhigen Mar Menor bewegt sich unser Schiff am Anker wie ein etwas zu faules Schaukelpferd. Jetzt am hellen Tag und mit zunehmendem Sonnenschein kann man die Insel besser erkennen. Ausflugsboote umrunden Insel und Ankerlieger. Jetskis drehen ebenfalls eine Runde und nehmen dann Kurs aufs Festland. Die Ruinen auf der Insel sind besser erkennbar, sogar einen Anlegesteg scheint es zu geben. Ansonsten scheint es Leben nur in Form von Moewen zu geben. Fruehstueck gibt es im Sonnenschein in der Plicht, der Appetit ist allerdings maessig, die Fruehstueckseier zu lange gekocht und das Brot hat den Backofen ebenfalls etwas zu lange von innen gesehen. Scheint nicht so mein Fruehstuecksmorgen zu sein. Werner bringt noch die Ankerkralle aus, nimmt seine Medikamente und verzieht sich wieder in die Koje. Fuer mich heisst es “Fotos nachbearbeiten”. Aber erst noch das Segelkleid uebers Gross werfen. Dazu konnten wir uns gestern auch nicht mehr aufraffen. Aus der Tuerkei kam eine SMS von Wolfgang und Hilke, die muss noch beantwortet werden. Und die Mari-Luise ankert vor Alicante. Liegepreis IM Hafen fuer ihre Schiffslaenge wuerde 67Euro!!! betragen….und das ist Vorsaisonpreis! Wir fragen uns immer wieder, wer solche Preise bezahlen kann. Zum Glueck fuer uns Langfahrer mit etwas weniger Budget gibt es ja noch erschwingliche Alternativen oder eben kostenfreie Ankerplaetze. So langsam muss ich mich allerdings wohl wieder etwas mehr mit unserem ICOM Funkgeraet vertraut machen. Auf Dauer wird das mit SMS und Email schwierig werden, da ist die Kurzwellen-Funke bestimmt besser fuer das Social Live geeignet. Aber jetzt gehe ich noch etwas die Sonne geniessen….

Von Almerimar nach Cartagena -7.und 8.5.2013

Sternenstrasse am hellichten Tag

Sternenstrasse am hellichten Tag

Sollen wir nach Cartagena fahren oder doch nicht? Mit den Gedanken sind wir in Deutschland, trauern um Werners Schwager Walter, der fuer uns nun doch sehr unerwartet und viel zu frueh ueber den Regenbogen gegangen ist. Werner hadert mit sich, ob er fuer einige Tage nach Deutschland fliegen, fuer seine Schwester da sein soll. Etliche Telefonate spaeter entscheiden wir uns fuer Cartagena. Sind doch auch schon unsere Deutschlandfluege fuer Mai gebucht und der Liegeplatz fuers Schiff auf Mallorca bereits angezahlt. Und wir wissen: Walter hat immer unsere Reise mitverfolgt, sich fuer uns gefreut und haette nicht gewollt, dass wir unterbrechen. Vielleicht hat er uns ja die vielen Sternschnuppen letzte Nacht und die froehlichen Delfine heute frueh vor Cartagena geschickt?

Wir haben oft an ihn gedacht, nicht nur die letzten Tage seit seinem Weggang.

So drehen wir also doppelt schwermuetig unsere Abschiedsrunde im Puerto von Almerimar. Thomas ist seit heute frueh mit seiner Aventura auch wieder im Wasser und plant seine Abreise fuer morgen. Iris & Robert warten noch auf letzte Arbeiten an ihrer Lichtmaschine. Dann waere ihr Ladeproblem hoffentlich auch geloest. Zusammen mit Frank koennten sie sicherlich eine Doktorarbeit darueber schreiben, was mit nicht richtig montierten Teilen an Bord fuer Probleme mit der Lichtmaschine entstehen koennen.

Heidi & Dieter werden ihre 2. und somit vorerst letzte Woche an Bord ihrer WoC noch geniessen. Bruni & Fredy haben sich auch schon verabschiedet – die Deutschen zieht es alle weiter! Zurueck bleiben Alex, Udo, Lefko, Gonzo und alle anderen, die wir kennen und schaetzen gelernt haben in den 3 Wochen Almerimar.

Unter Maschine mit Tarnungssegel laufen wir gegen Mittag endlich aus. Eine Nachtfahrt liegt vor uns und wir haben keine Eile. Das eindrucksvolle Cabo de Gata haben wir noch bei Tageslicht querab, einige Fischer sind unterwegs. Fern am Horizont ziehen grosse Schuhkartons an uns vorbei. Ein Segelboot segelt mit Gross und Spis tapfer in unsere Richtung und erzielt dabei doch immerhin 3 Knoten Fahrt (AIS machts moeglich). Das ist uns aber doch zu wenig. Bei uns bleibt Dieselwind angesagt.

Gegen 18 Uhr verabschiede ich mich zu einer Schlafstunde. 1 ½ Stunden schlafen, noch eine halbe Stunde rumturnen, anziehen, Toilette, wach werden. Dann ist Ruderwechsel angesagt. Denn unser Autopilot hat wieder einmal Anzeichen von Alzheimer light und seine Memoryfunktion ist out of order. Das fuehrt zu gewaltigen Ausschlaegen am Ruder und wir geigen wie volltrunken ueber das nur leicht bewegte Mittelmeer. Anfangs hatten wir das Verhalten ja noch mit irgendwelchen starken Unterstroemungen entschuldigt, aber das konnte nicht sein.

Es wird dunkel, am Ufer sind erstaunlich viele unbeleuchtete Abschnitte zu sehen. So nach und nach werden immer mehr Sterne am Nachthimmel erkennbar. Links ueber uns steht der grosse Wagen, das Sternbild welches ich ueberall und immer erkenne. Was man als Kind lernt, vergisst man offenbar wirklich nie mehr. Mit einigen Meilen Abstand und naeher an der Kueste laeuft ein Segelboot parallel mit uns, einige strahlendhell beleuchtete Grosschiffe kommen uns mit gebuehrendem Abstand entgegen. Dann naehert sich relativ schnell ein weisses Toplicht ueber der rot-gruenen Positionsbeleuchtung. Zoll, Küstenwache, Marine?? Relativ dicht faehrt er uns entgegen und als die Lichter auf gleicher Hoehe sind, werden wir auch noch angestrahlt, gleich zweimal!! Jetzt mache ich mir schon so meine Gedanken, werden wir gleich kontrolliert? Vorsichtshalber wecke ich Werner. Natuerlich voellig unnoetig, der Dampfer duest weiter und ist schnell achteraus verschwunden.

Dafuer hat sich unser Gaszug offenbar so sehr ueber die Aktion erschrocken, das er sich mal eben verabschiedet! Die Drehzahl unseres Motors geht langsam aber stetig runter und dann tuckern wir im Standgas vor uns hin. Vorwaerts kommen wir natuerlich so auch nicht mehr. Mein erster Gedanke ist: jetzt hat uns auch ein Fischernetz erwischt. Natuerlich voellig unlogisch, aber so im Dunkeln und weitgehend allein auf weiter See kommt Frau schon mal auf so abstruse Gedanken. Werner spurtet zum Motorraum und hat den wahren Uebeltaeter schnell lokalisiert. Kleines Teil, grosse Wirkung: eine nur wenige Zentimer lange „Connection de Morse“ hat es zerbroeselt. Zu dem Zeitpunkt gehen wir aber noch davon aus, dass wir den Gaszug komplett erneuern muessen. Mit Draht gelingt dem Skipper eine Art Ueberbrueckung und wir fahren weiter. Kurze Ueberlegungen, ob wir nach Caroucha abdrehen sollen, werden schnell verworfen. Anlegen in der Nacht in einem unbekannten Hafen mit einer nicht einwandfrei funktionierenden Schaltung bzw. nicht kontrollierbarer Fahrt – das dann doch nicht. Wir bauen auf die Weitlaeufigkeit des Hafens von Cartagena und einer eventuellen Hilfestellung seitens der Marineros.

Nach zwei weiteren Aussetzern brummelt der Motor nun friedlich und vertraut vor sich hin und mit einem wunderbaren Sonnenaufgang liegt die Bucht von Cartagena vor uns. Wie ein weiche gespuelter schieferfarbener softer Teppich breitet sich das Meer um uns aus. Die schroffen und kargen Felsen wirken geglaettet, entgratet, soft alles. Dicht ueber dem Wasser liegt ein feiner Dunstschleier, der die Konturen der Boote davor scharf hervorhebt. Momente zum tief durchatmen. Delfine flitzen ums Schiff, als wir in den Wind drehen, um das Grosssegel zu bergen. Als sie merken, dass wir mit Kurs Cartagena wieder abdrehen, verlieren sie schnell das Interesse und eilen weiter, neuen Spielgefaehrten entgegen. Ein uns kurz zuvor noch ueberholendes schwimmendes Hotel laeuft gerade noch so eben als dunkler Klotz erkennbar in die Bucht ein, diverse Marineboote gleiten leise und langsam aus der Bucht heraus. Auf einem schroffen Felsen links von uns steht ganz klitzeklein das Tuermchen, das uns mit seinem Feuer schon viele Stunden vorher den Weg nach Cartagena gewiesen hat. So klein und so viel Leuchtkraft! An Backbord und hinter dem Felsen oeffnet sich Buchten, fjordaehnliche Einschnitte, kaum bewachsen und Haeuser sind auch nicht erkennbar. Wer will hier auch wohnen, wo der Berg so abrupt ins Wasser uebergeht? Kein Strand, alles unwirtlich, schroff und abweisend wirkend – mehr etwas fuer absolute Abgeschiedenheit mit Meerblick suchende Einsiedler.

Die See ist ruhig und so koennen wir in aller Ruhe noch vor dem Hafen Leinen und Fender vorbereiten. Dann geht es im leichten Slalomkurs zwischen den Wellenbrechern und vorbei an zwei Kreuzfahrtschiffen Richtung Marina. Festungsanlagen auf den Bergen ringsum zeugen von kriegerischen Zeiten. Aber auch heute noch ist das Militaer hier in Form eines Marine-Stuetzpunktes sehr praesent. Einige graue Marineschiffe liegen an den verschiedenen Kais festgemacht oder laufen gerade aus.

Via Telefon und VHF nehmen wir Kontakt mit dem Yachtport Cartagena auf. Der ist fuer uns seit Anfang Mai der guenstigere Hafen. Die high season beginnt hier erst am 01.06., waehrend im Real Club de Regattes bereits seit 01.5. die Hochpreis-Zeit begonnen hat!

Der sehr gut englisch sprechende Marinero erwartet uns bereits auf einem Seitenausleger, der direkt in Schussrichtung zur Einfahrt liegt. Also sind keine grossen Manoever notwendig. Ganz vorsichtig nimmt Werner das Gas noch weiter weg, kuppelt aus. Leichter Wind kommt auf – ausgerechnet jetzt! Den haetten wir gerne frueher genommen! – und schiebt uns gegen den Steg. Die Fender sind gut platziert, die Leinen fuer ein Aufstoppen damit parat und unerwartet sutsche (sanft) legen wir an. Was hatten wir fuer uns Gedanken um dieses Manoever gemacht!

Jetzt erstmal einen Kaffee, was essen und dann macht sich der Skipper auch schon an die Reparatur. Von der netten Dame in der Capitaneria haben wir bereits erfahren, wo wir evtl. Ersatzteile bekommen koennen und man koennte uns auch einen Techniker organisieren. Aber Werner will es erstmal selbst versuchen.

Kurze Zeit ist dann Stress an Bord: Oben auf dem Kai stand ein Service Auto, entsprechend der Beschriftung koennte die dazugehoerige Firma Tecni-Boat fuer uns ja evtl hilfreich sein. Leider ist weit und breit kein Techniker zu sehen. Und bis ICH in die Hufe komme, und eine entsprechend beschriftete Visitenkarte am Auto anbringen kann, hat sich dieses schon davon gemacht. Werner ist sauer und Gegenargumente, dass er schliesslich auch und ueberhaupt….werden nieder gemetzelt. Der Unfrieden haelt aber nicht lange an, er demontiert tapfer weiter. Am Nachbarschiff, ein Riesentrumm von Ketsch, wird lautstark ebenfalls gewerkelt. Und dann klopft John bei uns an, entschuldigt sich fuer die Laermbelaestigung. Er sei Kapitaen der AIO mit Heimathafen Lagos. Spontan wird er gefragt, ob er wisse, wo wir einen Gaszug bekommen und wie der alte an der Steuersaeule zu demontieren ist. Schwupps kommt er ueber die Reling, outet sich als Schiffsingenieur, faehrt schon seit vielen Jahren auf den verschiedensten Schiffen als Kapitaen und ihm ist so gut wie nichts an Reparaturarbeiten fremd. Ausserdem ist er Suedafrikaner mit englischem Ursprung, sein Englisch ist also richtig gut verstaendlich und wir fuehlen uns so angenehm an Eric in La Linea erinnert. Und doch ganz anders. Wenige Minuten spaeter sind die beiden Maenner an unserem Maschinenraum zu Gange, das wahre Problem wird lokalisiert, wir bekommen einen Tipp zur Ersatzteilbeschaffung und noch einige Background-Infos zur Mentalitaet von Suedafrikanern und Englaendern. Ein klein wenig Deutsch versteht John auch, da seine Frau deutsche Wurzeln hat. Er verabschiedet sich mit dem Hinweis, wenn wir nicht weiterkaemen, sollten wir ihm Bescheid sagen. Ein Freund koenne dann evtl mit einer Bestellung des benoetigten Teils (wo auch immer) weiterhelfen.

Aber er ist sicher, dass wir hier beim Ship-Chandler fuendig werden.

Und so lernen wir innerhalb kurzer Zeit diverse Bootszubehoerhaendler und einen Hersteller von Metallteilen aller Art kennen. Letzterer nur spanischsprechend aber sehr freundlich und hilfsbereit. Zur Not wuerde er uns das benoetigte Teil auch drehen, dafuer muss er aber die genauen Masse wissen. Aber erst einmal schickt er uns einige Meter die Strasse zurueck zu „Suministros Generales Escombreras“ und wir sollen nach Pedro fragen. Der Laden, eben noch Siestamaessig geschlossen, ist jetzt geoeffnet und erweist sich als wahre Fundgrube fuer Bootszubehoer aller Art. Und auch wenn die nette Dame im Bootsshop im Fischereihafen bedauernd den Kopf schuettelnd uns lediglich einen kompletten Gaszug haette verkaufen koennen, hier bekommen wir unser Conection und nehmen gleich noch eine mit. Man weiss ja nie und fuer 5 Euro das Stueck….

Vorbei am sooo lecker duftenden Fischrestaurant mit Aussicht auf die Lieferanten und ihre Fangutensilien geht es zurueck zu unserem schwelligen, windig-kalten (der jetzt etwas frischere Westwind, grrr, weht uns voll in Plicht und Schiff, frio!) Liegeplatz, wo sich Werner umgehend an den Einbau begibt. Das ist auch nicht so einfach, prompt ist alles zu stramm und wir laufen nur noch Vollgas. Das geht natuerlich gar nicht. Der hilfreiche John ist leider wieder entschwunden, also probiert mein tapferer Tecnico alleine weiter.

Etwas skeptisch betrachten wir das Innenleben unserer Schaltbox. Das Aluminum weist doch einige Spuren von Korrosion auf. Ob wir vielleicht vorsichtshalber schon mal eine Whitlock-Mamba kompatible Schaltbox besorgen sollten…..???

Wie war das gleich? Wir reparieren uns um die Welt und Segler kennen in den meisten Staedten und Haefen auf jeden Fall alle Arten von Zubehoer- und Ersatzteillieferanten sowie diverse sonstige Werkstaetten?? So langsam befuerchte ich, dass wir auch zu dieser Gruppe der „Wissenden“ gehoeren werden…..

Der erste Tag in Cartagena neigt sich dem Ende. Wir werden noch mal richtig geschuettelt von der Guardia Civil, die mit deutlich ueber 3 Knoten max. Speed Limit quer durch den Hafen brettert, Werner schraubt die voreilig zusammengebastelte Schaltbox wieder auseinander, weil unser Motor immer noch volle Lotte im Leerlauf roehrt…. an Sightseeing ist jedenfalls heute nicht mehr zu denken…..

Oder doch? Werner kapituliert. Eine Nacht drueber schlafen hat ja schon bei so mancher Problemloesung geholfen.

Wir erkunden also noch kurz die Marina in der wir liegen und besuchen dann die Cariño. Bruni & Fredy haben kurzerhand im Real Club de Regattes festgemacht, liegen laengsseits und sehr ruhig am Kai und sind der Meinung, dass dieser Club immer noch preisguenstiger ist. Hier am Kai haetten wir auch mit unserem defekten Gaszug anlegen koennen, haetten fast die volle Laenge zum aufstoppen zur Verfuegung gehabt. Ausser der Cariño liegt nur noch ein Traditionssegler ganz am Ende des Steges. Nach einem kurzen Schnack von Pier zu Schiff laufen wir in die Altstadt. Ueber einen prachtvoll gestalteten Treppenaufgang geht es auf die Stadtmauer und wir stehen direkt vor den Midshipman Barracks, erbaut in 1748 u.a. als eine Academy. Auf der Stadtmauer stehen, oft von Baeumen versteckt, hohe Rechtecke aus Edelstahl mit integrierter Beleuchtung. Mal einzeln, mal winkelfoermig zueinander angeordnet. Moderne Beleuchtungskunst? Das wird sich uns mit zunehmender Dunkelheit sicherlich noch erschliessen.

In der Fussgaengerzone werden wir vor dem „Naval Headquarter Palace“ noch Zeuge einer Szene, die wir in der heutigen Zeit nicht mehr erwartet haetten: Auf dem Balkon des Palace wird von einer Soldatin und einem Soldaten feierlich und unter Musikbegleitung (vom Band) die spanische Flagge eingeholt! Mit stillstehen, Nationale, zusammenfalten und allem pi-pa-po. Zum Abschluss wuenscht eine Stimme vom Band noch „Buenas Noches Cartagena“, die beiden Hauptakteure treten von ihrer kleinen Buehne ab, ein im Hintergrund wartender 3. Mann schliesst die Balkontueren. Ende der Vorstellung. Unter den Zuschauern auf dem Platz sind auch viele Jugendliche, die teilweise lachen und ihre Witzchen machen. Die nehmen das Zeremoniell wohl auch nicht so wirklich ernst. Wir schlendern weiter durch fast schon vertraute Gassen in der Fussgaengerzone, auf der Suche nach einer Tapa-Bar. Eine erweist sich als nicht ganz das gewuenschte, 2 sehr versteckt in einer Seitenstrasse liegende sind brechend voll. Die werden wir wohl noch mal aufsuchen. Es ist spaet geworden und wir haben keine Lust mehr, an runden Faessern zu stehen. Ein letzter Versuch bei Antonio, allerdings haben wir jetzt keinen Appetit mehr und einfach so zum Wein dazu bekommen wir keine Tapas. Ist das hier keine Sitte mehr? Noch nicht mal ein paar Olivas :-(. Auf das von Werner vergebene Qualitaetspraedikat „da sitzen viele Einheimische, muss gut sein“ ist also auch kein Verlass mehr! Oder sind wir zu un-einheimisch?? Der Vino Blanco schmeckt jedenfalls lecker, aber wenn das ein secco ist… Uns zieht es zurueck zum Schiff, in die Koje. Auf dem Rueckweg entdecken wir noch einige vielversprechend aussehende kleine Bars, da ist wohl morgen Abend ein etwas ausgiebigerer Testlauf faellig ;-)

Sonnenaufgang kurz vor Cartagena

Sonnenaufgang kurz vor Cartagena

Karger Felsruecken vor der Bucht von Cartagena - das kleine Leuchtfeuer darauf haben wir in der Nacht schon lange vor Ankunft gesehen

Karger Felsruecken vor der Bucht von Cartagena - das kleine Leuchtfeuer darauf haben wir in der Nacht schon lange vor Ankunft gesehen

Und noch mehr Fotos gibt es hier:

http://www.facebook.com/media/set/?set=a.506414159407817.1073741835.194932657222637&type=3&uploaded=33

Tschuess Almerimar - entlang der Costa del Plastico geht es nach Cartagena

Tschuess Almerimar - entlang der Costa del Plastico geht es nach Cartagena

Liegeplatz in Cartagena mit Aussicht auf die Kreuzfahrtschiffe

Liegeplatz in Cartagena mit Aussicht auf die Kreuzfahrtschiffe

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