Tages-Archiv 16. Mai 2013

Von Moreira nach Ibiza, San Antonio

“Wenn wir weg wollen, muessen wir jetzt aufstehen” - ?weg’, das ist MEIN Stichwort! Nur weg hier, weg von diesem Gerolle und Geschaukel. War Guernsey schlimmer oder doch nicht? Bevor ich mich lange mit solchen Ueberlegungen abgebe, schwinge ich mich in die volle Montur. Ganz wichtig ist ein waermendes Hals- und Ohrentuch! Die Brandung knallt mit Wucht an die Felsen vor und neben uns. Das war gestern Abend noch nicht so stark! Etwas bang gehen wir Anker auf und Werner schaerft mir nochmals ein, auch ja gleich abzudrehen, wenn der Anker oben ist. Das ist aber sowas von claro, Capitano!!!! Argwoehnisch behalte ich die gelben Bojen im Blick. Das Manoever klappt prima und um 08:30 sind wir Anker-auf und drehen ab. Gross setzen, und draussend auch gleich noch die Genua dazu. Eine eindrucksvoll felsige Kuestenlinie schiebt sich an uns vorbei. Ganz oben, wie Legoland so klein, kleben Haeuschen auf und an den Haengen. Da musste voll schwindelfrei sein, um da zu bauen oder zu wohnen. Ein paar Fischerboote kreuzen unseren Kurs. Alles problemlos. Am Horizont kann man sehr genau erkennen, wo der Frachter-Treck verlaeuft: da ist richtig was los Die Regenwolken von heute frueh verziehen sich, der Himmel wird blau, die Sonne lugt hervor. Die Temperaturen sind aber doch deutlich gesunken. Grosse Teile der Strecke nach Ibiza koennen wir segeln, hin und wieder muss die Maschine mitschieben. Dann geht der Wind auf deutlich unter 10 Knoten und damit kommt Frau Panzerkreuzer bei den hohen Wellen und auf Halbwind-Kurs nicht wirklich aus dem Quark. Zumindest nicht mit einer fuer uns zufriedenstellenden Geschwindigkeit. Wir aber moechten heute Abend auf jeden Fall San Antonio auf Ibiza erreichen und uns dort mal einen Tag Ruhe goennen. Ewig lange ragen die Felsen der Festlandkueste hoch hinter uns auf. Wir kreuzen den Frachtertreck etwas oberhalb des Verkehrstrennungsgebietes. Dank AIS sehr entspannt. Bei einem Frachter waren wir kurzfristig am ueberlegen, ob wir den Kurs aendern muessten. Kurze Zeit spaeter ein 2. Blick aufs AIS und aus dem gelb war ein gruen geworden - alles paletti. Frachter hatte seinen Kurs um wenige Grad geaendert, das reichte aus, um nicht mehr mit uns auf Kollisionskurs zu liegen. Und kaum richten wir unsere Aufmerksamkeit wieder voraus, da ragt doch auch schon ein Stueck Land im Wasser vor uns auf! Das muss Ibiza sein! Ja, aber noch gute 40sm entfernt. Wir tanzen die Wellen rauf und runter, im Schiff muss man sich staendig gut festhalten. Alles, was noch irgendwie purzeln konnte, liegt auf dem Boden. Aber nur unzerbrechliches wie Buecher oder ein Kalender. Der Rest ist ja gut verstaut. Kaum habe ich im letzten Reisebericht der Malwieder gelesen, dass deren Toilettenpumpe repariert werden musste, da muckt die unsere auch rum! Und ich hatte mich schon gefreut, dass sie solange ohne quietschen und aechzen ihren Dienst versah! Unaufhaltsam naehern wir uns Ibiza. Die vorgelagerten Felsen, Haeuser und die kleinen Leuchttuerme sind gut auszumachen. Urspruenglich wollten wir in irgendeiner Cala ankern. Da diese aber total nach Westen offen und bei entsprechendem Wind sehr unruhig sein soll, verzichten wir dankend auf diesen Ankerplatz und gehen weiter zur grossen Bucht von San Antonio. Dort soll man vor der Marina auch noch ankern koennen. Zwischen 2 Regenfeldern laufen wir naeher an die Bucht von San Antonio ran. Vom Regen bleiben wir aber dieses Mal verschont. Als wir in die Bucht einlaufen, kommt nochmal richtig Wind auf und raumschots schieben wir mit ueber 7 Knoten Richtung Hafen. Der Schwell allerdings schiebt auch mit rein. Das Segel bergen wir also erst kurz vorm Hafen. Platz ist hier massig, keine Faehre ist in Sicht. Und bei diesem Ueberangebot an Spielraum flutscht das Grosssegel natuerlich nur so runter und ist zackig aufgetucht. Ein Blick durchs Fernglas: Au Backe, da liegen aber schon maechtig viele vor Anker! Nein, die liegen alle brav an Mooringbojen. Wir schieben uns durchs Feld, beaeugen die roten Bojen die teilweise auf den Vorschiffen liegen und fragen mal so rum. Ja, so genau weiss keiner was. Jeder haengt sich halt einfach an irgendwas dran. Ganz links aussen traeumt ein rotes Bojelein einsam und verlassen. Da waere ein Motorboot dran gewesen, das sei aber heute frueh weg. Ob der wieder komme? Keiner weiss was genaues. Also volles Risiko und Boje fangen. Gar nicht so einfach, wir brauchen wohl doch so einen speziellen Fanghaken. Unsere Bootshakenspitze ist ganz schoen dick fuer so eine fummelige Bojenoese. Endlich hab ich sie aber doch gefischt und Werner eilt zur Hilfe. Ganz schoen Zug drauf! Und jetzt?? Erst einmal faedeln wir eine Leine durch, somit haengen wir schon mal. Kurzer Kriegsrat und dann hangeln wir die Mooringleine hoch, machen an der Klampe fest und legen die Boje an Deck. Iiigiitt, was ist das denn?? Unsere Mooringleine lebt?. Natuerlich haben wir wieder die dicken Arbeitshandschuhe vergessen und prompt schneidet sich Werner in den Finger. Aus Schaden wird man klug. Jetzt werden umgehend die Handschuhe parat gelegt. Um 19:30 haengen wir also fest an der Mooring und bewundern das atemberaubende Panorama von San Antonio ;-) Ganz klein und verloren steht eine alte, urspuengliche Windmuehle zwischen all den Hotelbauten neueren Datums. Die Bucht ist nach West-Nordwest hin weit offen, aber wir liegen doch recht ruhig. Unsere Nachbarn sind auf jeden Fall sehenswert: eine schoene weisse Ketsch, eine wunderschoene und sehr gepflegte Gulet und ein ganz eigentuemliches Boot, einem Rettungskutter nicht unaehnlich. Mit einem runden Aufbau aus Holz und riesigen Luefterhutzen. Aber alles wirkt irgendwie sehr harmonisch. Die Sonne geht unter, Die Stadt illuminiert sich. Eine besonders dunkle Regenwolke schiebt sich ueber die Stadt, angestrahlt von der Abendsonne und verziert durch einen Regenbogen. Vorsichtshalber wird die unsere Kuchenbude hoch gezogen, die Seitenteile rein gefriemelt. So koennen wir das abendliche Hafenpanorama doch gut geschuetzt noch etwas laenger geniessen! Doch allzu lange wohl nicht. Wir sind wieder mal muede und reif fuer die Koje. Diese Nacht wird hoffentlich etwas ruhiger und mit erholsamerem Schlaf sein.

Vor Anker in der Bucht von Moraira

Ein enttaeuschter Blick ins Cockpit der Mari-Luise: gaehnende Leere! Kein Fruehstueckstisch gedeckt, kein Kaffee, keine Bananenpfannkuchen?..von der zur Zeit 3-koepfigen Crew ist weit und breit nix zu sehen. Gestern Abend ist es aber auch wieder beim kloenen spaet geworden. Die Mini-Malu hat uns erst gegen 01:30 wieder zurueck an Bord unserer Naja gebracht. Wir geben uns die allergroesste Muehe, Iris, Steffi & Robert mit Motor an, Kommandorufen beim Ankerauf, Kettenrasseln, Anker geraeuschvoll am Beschlag andocken lassen etc. Sogar das Segel setzen wir noch am Ankerplatz. Alles vergeblich! Resigniert richten wir unseren Bug auf die Hafenausfahrt und schleichen uns betruebbelt und unbewinkt von dannen. Am Ankerplatz im Hafen von Torrevieja bleibt die Mari-Luise allein zurueck. Bis bald! Am Muelle de Sal wird die gestern so schwerhoerige Caecilie mit dem weissen Gold Spaniens beladen. Der gestern noch so unbelebt wirkende Kai war ueber Nacht von der Caecilie, einem Frachter, und von der Clara C, einem grossen Rettungsboot, belegt worden. Sogar ein Marineboot lief noch ein und parkte in der Marina Salinas ein. Bis auf die Caecilie sind aber schon alle bereits ausgelaufen. Heute praesentiert sich das Mittelmeer von der eher zurueckhaltenden Seite: dezenter Schwell, kaum Wind. Also wieder dieseln! Diesig-dunstig ist es entlang der Kueste von der wir uns weit entfernt halten. So ziehen all die Touristenhochburgen mehr oder weniger ungesehen an uns vorrueber. Der Skipper moechte die Selbststeueranlage wieder aktivieren und ordnet Kreise ziehen an. Nachdem es Schiff, Autopiloten und Rudergaengerin nach 3 Kreisen zwar schwindelig geworden ist, der Autopilot selbst aber noch nicht wirklich beeindruckt ist von der Aktion, wird das ganze abgebrochen. Mit der schlichten Memory-Funktion arbeitet er auch zufriedenstellend und fortan hab ich Zeit fuer ausgedehnte Nickerchen und die Haende frei fuer den Fotoapparat. Aber die beeindruckenden Gebirgsmotive sind ja selbst fuer das Tele viel zu weit weg?.Und dann kommt auch noch ein Gewitter auf. Alles ist grau in grau, der Wind legt minimal zu und dreht natuerlich auch wieder auf Nord. Es regnet und donnert. Blitze sind keine zu sehen. Kurze Zeit spaeter hat sich alles verzogen und die Konturen der Berge werden wieder sichtbar. Der Navigator zeigt sich einsichtig und aendert den Kurs auf Fotoabstand. Am beeindruckenden Felsen Monte de Ifach geht es vorbei. Erinnert uns ein klein wenig an unseren lieb gewonnenen Rock of Gibraltar. Auch wenn er deutlich kleiner ist. Die sich dahinter oeffnende Bucht gefaellt uns auf Anhieb. Vor der Kulisse hoher Berge reihen sich zwar auch hier die Haeuser aneinander. Aber der Baustil ist doch sehr dezent. Hochhaeuser sucht man hier vergebens. Beim Naeherkommen erkennt man die schroffen Felsenabschnitte. Die Marina liegt gut geschuetzt und sehr idyllisch in der Bucht von Morfaira. Da kann man gut verstehen, dass die Dauerlieger hier nicht mehr weggehen. Und wer sichs leisten kann..! Alles wirkt sehr edel und gepflegt und natuerlich parken auch die passenden Autos unter den noblen Sonnenschutzdaechern. Nobel sind dann aber auch die Preise: 66 Euro sollen wir fuer unser Schiffchen fuer die eine Nacht berappen. Und das ist Vorsaison-Preis. In der Hochsaision wuerden wir schon knapp an der 100 Euro-Marke kratzen! Das koennen, nein, das wollen wir nicht ausgeben. Da nutzt auch nix, dass die Naturfelswaende gekonnt in das Marinambiente integriert wurden, dass prachtvolle Bougainvilleen ein wahres Bluetenfeuerwerk entzuendet haben. Also wieder raus und in der Bucht vor Anker. Meine Hoffnung, das sich der hier doch gut bemerkbare Schwell nachlaesst, hat sich bislang leider noch nicht bestaetigt. Dafuer durften wir einen weiteren Regenguss mit anschliessendem Doppelregenbogen geniessen. Jetzt gehen in den Haeusern am Berg vor uns die Lichter an. Musik - Floete oder Klarinette - dringt von irgendwoher herueber und legt sich leicht ueber das Brandungsgeraeusch. Und es schaukelt und schaukelt und schaukelt. Unser Schiff kann sich drehen und wenden wie es will, es wird nicht wirklich besser. Aber zumindest haelt der Anker bislang. Ob ich bei dem Geschaukel aber schlafen kann??? Etwas ruhiger ist es ja geworden und inzwischen hat unser Schiff ja auch alle Lagen ausgetestet und heraus gefunden, dass Bug Richtung Anker und Poppes Richtung Meer die bequemste Lage ist - zumindest fuer mich. Werner macht sich bettfertig ?ich werde aber sicherheitshalber im Wohnzimmer naechtigen. Besser iss das.