San Antonio. Zum Greifen nah liegt der Ort um uns herum. Das Dinghi zu Wasser lassen und mal eben rueber fahren - kein Problem. Aber so wirklich reizt uns dieser Tag nicht zu einer solchen Aktion. Lieber kontrollieren wir mehrfach die Mooringleine und beobachten die ein- und auslaufenden Yachten oder die Faehre, die sich geschickt an die Pier manoevriert. Eine Boe nach der anderen jagt durch. Der Wind hat auf Suedwest gedreht und legt teilweise auf bis zu 30 Knoten zu. Klingt nicht soooo viel, fuehlt sich aber nach viel an. Und unser Schiff bewegt sich entsprechend hin und her. Man muss sich schon festhalten auf dem Weg nach vorn. Werner telefoniert mit einem Freund aus uralten Reutlinger Studenten- u. Kneipenzeiten. Da kommen Erinnerungen an wilde Hippiezeiten auf Ibiza hoch - vor gut 40 Jahren. Und nicht zum ersten Mal denke ich, er sollte mir vielleicht doch mal seine Memoiren diktieren. Ansonsten lesen wir in den Balearen-Handbuechern, planen unsere Weiterfahrt. Ich schreibe Emails, eine SMS von der Mari-Luise trifft ein. Die hatten im Mar Menor sogar 40 Knoten Wind und sind vorsichtshalber in einen Yachthafen statt an den Anker gegangen. Ich stelle mir bildhaft vor, wie es jetzt in der Bucht von Moraira aussieht?..aber ich glaube, bei soviel Wind haette der Skipper das Liegegeld mir zuliebe und der Sicherheit wegen dann doch berappt! Naechste SMS: die Entensegler melden sich - immer noch Melilla! Auch sie werden vom Wind dort festgehalten. Aber in den kommenden Tagen soll es dann ebenfalls nach Ibiza gehen. Dann sind wir schon wieder weiter gezogen. Die naechsten Ankerbuchten suchen wir jedenfalls streng nach den Gesichtspunkten des Windschutzes fuer die zu erwartenden Windrichtungen der naechsten Tage aus. Den ganzen Tag fahren die kleinen Pendelboote hin und her. Angeblich bringen sie Touristen von einer Seite der Bucht zur anderen. Das Geschaeft scheint jedoch schleppend anzulaufen, die Saison ist halt auch hier noch nicht im vollen Gange. Einer faehrt immer ganz dicht an unsvorbei, kuendigt sich aber durch laute Musik fruehzeitig an. So verlaeuft unser Fruehstueck entsprechend unterhaltsam. Die Bordeigene Disco koennen wir uns jedenfalls ersparen. Auch vom Ufer dringt immer wieder mal Musik herueber. Ein riesiger, edelgrauer Katamaran laeuft aus und setzt sein schwarzes! Grosssegel!! Auf einer eher tradtiionell geriggten grossen Yacht mit 8 Mann Crew geht das Setzen des Gross aehnlich wie bei uns (manchmal) ab: das Boot liegt nicht exakt im Wind und das Segel geht die ersten paar Meter noch tadellos hoch, aber dann rutscht nix mehr, der Wind faehrt rein und es dauert und dauert. Na, geht also auch anderen noch so. Kleinere Speedboote duesen mit Karacho parallel zum Strand und ziehen ueberdimensionale Reifen oder so eine Art Badeinsel hinter sich her. Immer wenn dann auf dem Rueckweg der Wind unter das gezogene Teil fassen kann hebt sich dieses vorne gefaehrlich aussehend hoch. Draussen wird eine Art Gleitschirm hinter einem Boot hergezogen. Mich erinnert die ganze Szenerie an unsere Fahrt mit einem Glasbodenboot?vor gut 22 Jahren. Nix war zu sehen durch das dicke Glas. Noch nicht einmal ein ganz normaler Fisch kam vorbei geschwommen. Wir haben es mit Humor getragen und unsere Witze gemacht. Gegen Abend bekommen wir einen neuen Nachbarn. Eine franzoesische Stahlyacht laeuft ein. Ein wahres Raumwunder bei der Bauweise, meint der gut informierte Skipper. Ich beaeuge eher das Schaukelverhalten des Raumwunders. Der Anker haelt auch nicht, das Schiff naehert sich samt Besatzung bedenklich sowohl uns als auch dem anderen franzoesischen Mooringlieger. Es wird fuer einen Moment spannend - gibt der etwa noch mehr Kette?? Nein, der Anker kommt wieder hoch und Werner weist die Besatzung auf die noch freie rote Boje hin. Die wird dann auch umgehend geentert und ich frage mich, wo die zweite Mooringleine herkommt. Wir haengen nur an einer und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich die noch Hahnepot-maessig auf die andere Klampe haette bekommen sollen. ?das muessen wir noch genauer eruieren, denn auch der Hollaender hinter uns liegt derart festgemacht an seiner Mooring. Allerdings wird das ganze schon auf Mallorca hinfaellig da die Festmachetechnik in den Posidonia-Seegrasbereichen eine andere sein wird. Und die habe ich zumindest theoretisch durch eine Zeichnung schon kennengelernt und sogar verstanden! Und jetzt pendeln wir noch weiter munter durch den Abend und sind gespannt, wann der Wind nachlaesst. Einen Vorteil hat das Hin und Her ja: das Panorama veraendert sich immer leicht und bleibt abwechslungsreich!

Ach ja, noch ein Hinweis: sobald wir wieder mal eine Internet-Verbindung haben, folgen auch noch Fotos!!