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Genug gesehen von Nevis, uns zieht es nach St. Kitts. Mit der Faehre, waehrend Frau naja brav an der Nevis’schen Mooring haengen bleibt. Puenktlich zum Ausflugstag haengen Regenwolken ueber dem Inselberg. Der uebrigens den schlichten Namen “Nevis Peak” traegt.

Optimistisch wie wir nun mal sind deuteln wir eine Luecke im Wolkengewimmel als Wetterbesserung, packen die Regenjacken ein und duesen los. Ticket fuer die Faehre kaufen, 25 ECD pro Kopf. Am Schalter nebenan sitzt eine zweite Dame und rueckt gegen 1ECD pro Faehrticket ein weiteres Ticket raus. “Portfees” — fuer was auch immer. Wahrscheinlich fuer die Betonabnutzung auf dem Weg zur Faehre oder was auch immer unter dieser Hafennutzungsgebuehr zu verstehen ist.

Mit nur 10 Minuten Verspaetung duest die Faehre St. Kitts entgegen. Leider sind die Fenster derart blind, dass man optisch nichts von der Fahrt hat. Die Kreuzfahrtschiffe am Terminal von St. Kitts sind aber trotzdem nicht zu uebersehen. Vor der Marina ankern vier tapfere Yachten und werden tatsaechlich ganz schoen hin und her geschaukelt. Stimmt also, was man sich unter Seglern von diesem Ankerplatz so erzaehlt. Ausnahmen bestaetigen wohl auch hier die Regel.

Basse Terre, die Hauptstadt von St. Kitts, praesentiert sich uns quierlig und regenfeucht. Etwas unschluessig sondieren wir die Lage. Vielleicht erstmal in den Supermarkt, Fruehstueck holen? Nee, lieber gleich mit dem Bus Richtung Fort. Unser erstes Ziel lautet “Brimstone Hill Fortress”. Die beeindruckende Anlage haben wir schon bei der Fahrt von St. Barth nach Nevis vom Wasser aus bestaunt. Der Bus spuckt uns am entsprechenden Abzweig ab und im Nieselregen tappern wir den Fahrweg hinauf. Puuuh, man sieht es nicht so wirklich, spuert die Steigung aber in den Beinen und den Atemwegen. Ich zumindest. Der Kaeptn strotzt natuerlich nur so vor Energie und Ausdauer. Ein Schild mit der Aufschrift “Lime Kiln” zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ein gigantischer Schornstein aus rauen Steinen mit Treppenaufgang, Stuetzboegen und Feuerstellen rundrum — leider keine weiteren Hinweise, welchem Zweck die Anlage diente. Die Erlaeuterung bekommen wir spaeter auf der Festungsanlage: hier wurden Steine “gekocht”, zur Herstellung einer Art Moertel. Eine aehnliche, wenn auch deutlich kleinere, Anlage sehen wir spaeter noch auf dem Gelaende der Wingfield Manor Distillerie.

“Wirst sehen, jetzt ist es angenehm bewoelkt und regnet. Und wenn wir dann oben sind, scheint die Sonne und wir haben blauen Himmel”. Die Bordfrau sprichts und schmeisst die dampfende Regenjacke vom Koerper. Skurrile Baeume begleiten unseren Weg, ein hoher Schornstein im Wiesental weist auf eine alte, verfallene Zuckerrohrplantage hin. Das Lied vom Schornsteinfeger geht mir durch den Kopf. Und in einer scharfen Rechtskurve steht ein kleines Holzhaeuschen neben einer Schranke. Zwei Katzen davor und ein aelterer Herr in wichtiger Uniform darin. Durchs kleine Fenster winkt er uns heftig die Strasse weiter hinauf. Nur weiter, wir sind schon richtig. Hinter uns ertoent ordnungsgemaess und wie von kleinen Holztafeln vor Kurven gefordert, eine Hupe. Ein rotes! Polizeiauto faehrt an uns vorrueber, hupt uns auch nochmal froehlich und aufmunternd zu. Dann stehen wir vorm Kassenhaeuschen und loesen unsere Tickets. Gleich zwei Damen warten hier in ihren Holzhaeuschen auf die Besucherstroeme die auch prompt einsetzen. Busladungsweise werden die Kreuzfahrer und sonstige Touristen angekarrt, durch das wirklich enge Steintor gefahren und oben auf dem Parkplatz vorm Besucherzentrum ausgespuckt. Ein Video erzaehlt sehr anschaulich die Geschichte und Renovierung des Forts. Schon erstaunlich, dass erst Vandalismus und die Natur diese eindrucksvolle Anlage fast zerstoert haetten. Vieles musste rekonstruiert werden und manches ist nur noch als wirkliche Ruinen uebrig geblieben. Gute drei Stunden wandern wir durch Brimstone Hill Fortress und koennen dank meiner trefflichen Wetterprognose auch noch einen faszinierenden Ausblick auf St. Kitts und die Nachbarinseln Statia und Nevis geniessen.

Bergab geht es sich leichter. Der Wachmann hat sein Haeuschen verlassen, fragt uns, ob uns das Fort gefallen hat. Laechelt stolz, als wir das bejahen. Begleitet wird unser Abstieg vom unermuedlichen und extrem ausdauernden Hupkonzert der ebenfalls abfahrenden Touristentaxis. An der Hauptstrasse angekommen geht es mit dem fast zeitgleich eintreffenden Maxitaxi-Bus zum naechsten Ziel, Romney Manor und Wingfield Estate. Auch hier ist ein kurzer Fussmarsch notwendig. Wir koennten natuerlich auch in eines der zahlreichen und mit Touristen gut bestueckten Taxis einsteigen. Oder auf einer Art motorisiertem Planwagen Platz nehmen. Beide Varianten bringen die Touristen den Berg hinauf zur alten Zuckerrohrplantage und Rumdestillerie. Unterwegs haelt man an einer Art Voliere an. Die beherbergt die kleinen Affen, die kreischend den Touristen praesentiert werden. Gegenueber sitzt ein ganz kleines Affentier bei zwei Maennern auf einem kleinen Betonklotz. Ob die Affen hier als eine Art Haustier gehalten werden? Vorbei an aermlich wirkenden Haeusern, meist aus Holz, naehern wir uns der Destillerie. Der hohe Schornstein weist auch hier den Weg. UEber ein trockenes, tiefes und felsiges Flussbett fuehren alte Schienen. Alles ist informativ beschildert und natuerlich hat auch hier die EU ihr finanzielles Scherflein dazu beigetragen. Weltkulturerbe. Schade, dass das Wasserrad am AEquaduct nicht mehr vorhanden ist. Von hier aus startet dann ein Unimog mit Kletterfreudigen. Die werden ausgeruestet mit Klettergurten und Sicherheitsequipment. Nix fuer uns. Wir stiefeln durch die Reste der Wasserradbetriebenen Rumerzeugungsstaette. Kennen wir zwar schon vom Prinzip her, ist aber trotzdem interessant. “Wo ist jetzt Wingfield Manor? Da den Weg hoch??” Nein, ich stehe schon mittendrauf, nur noch ein paar Mauern sind davon uebrig geblieben. Zwischen den steinernen Gebaeuderesten tummelt sich die unvermeidliche Ziegenherde.

Regenwald umgibt uns auf dem kurzen Weg zum Romney Manor. Geschaeftstuechtig hat der aktuelle Besitzer hier die Batikwerkstatt “Caribelle Batik” mit angeschlossenem Verkaufsladen und Regenwaldbar integriert. Das Batikverfahren wird hier anschaulich erlaeutert, der Hauptfokus liegt allerdings auf dem Verkauf der vielfaeltigen Stoffe, Kleider, Blusen, Roecke etc. Ein Geruch von heissem Wachs wabert durch die gut besuchen Verkaufsraeume. Draussen flattern bunte Tuecher auf einer Leine und praesentiert sich ein wunderschoener Garten, umgeben von hohen Baeumen. Einer faellt besonders in Auge: 400 Jahre ist der “giant Saman Tree”; sogar ein Gedicht huldigt seiner eindrucksvollen und inspirierenden Erscheinung.

Das System der Maxi Taxis auf den Inseln ist genial: kaum sind wir unten im Ort angekommen, haelt schon eines neben uns an und wir fahren wieder Richtung Basse Terre. Bis zur Abfahrt der vorletzten Faehre um 16 Uhr haben wir noch etwas Zeit, den Ort zu erkunden. Aber so recht will keine Erkundungsstimmung mehr aufkommen. Zu viele Eindruecke fuer einen Tag, zu quierlig und unruhig die Stadt. Der Baecker (obligatorisches Ziel bei unseren Stadtrundgaengen) entpuppt sich als “American Bakery”. Na, ob das ein Qualitaetspraedikat ist? Nach den bisherigen Erfahrungen haben wir so unsere Zweifel. Regen setzt wieder ein, wir verbringen die restliche Wartezeit unter dem schuetzenden Dach an der Faehre, beobachten die anderen Fahrgaeste oder Besucher der kleinen Imbissbuden ringsum. Im Regen geht es dann mit der Faehre nach Nevis hinueber. Einige der Fahrgaeste doesen in ihren schwankenden Sitzen. Zwei Schulmaedels neben mir beschaeftigen sich mit Handy, Laptop oder geraeuchertem Fisch aus der Alufolie. Boah, was ein Geruch! Hingebungsvoll beugt die Kleine ihren Schleifenbewehrten Schopf ueber die Folie und rupft kleine, fettige Stueckchen von den Graeten. Wird die bald mal fertig? In meinem ansonsten weitgehend leeren Magen ueberlegt sich die vor der Abfahrt gegessene Rosinenschnecke gerade ihren weiteren Werdegang; bleibt aber gluecklicherweise kooperativ zurueckhaltend. Meine Nachbarin bearbeitet hingebungsvoll den zugeklappten Deckel des Laptops, Marke Dell, oder beaeugt kritisch ihre glitzernden goldglaenzenden Puppenschuhe. Die UEberfahrt ist deutlich ruppiger und wirkt etwas holperig. Wir kommen trotzdem nach knapp 45 Minuten unbeschadet auf Nevis an. Das Dinghi hat es relativ weit unter die Landebruecke geschoben. Schnell noch 50 Liter Wasser in die Kanister fuellen, dann geht es endgueltig nach Hause. Wir sind geschafft und fallen entsprechend frueh in die Koje.

St.Kitts und Nevis, aehnlich und verschieden. Fuer uns werden es aber immer die Inseln der Ziegen bleiben. So viele freilaufend und grosse Ziegenherden haben wir noch auf keiner anderen Insel gesehen.