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Ob hier der Film-Held seine mueden Glieder ausgeruht hat? Die Deko in der Anchorage Bar ist auf
jeden Fall sehr piratig

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Im Inneren einer Filmkulisse sind die Schauspieler an die Wand gepinnt. Ausserdem sind die einzelnen Set-Tage dokumentiert und man erhaelt Informationen zu dem Bau der Kulissen. Ganz interessant

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Alte Telefone, Naemaschinen, Fernsehapparate, Schaltschraenke - alles dick mit Staub ueberzogen
und ohne jeglichen Hinweis darauf, wer das alles hier warum hortet

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Willkommen im Piratenland. Oder in dem, was davon uebrig geblieben ist. Nur noch wenige Requisiten erinnern an die Dreharbeiten zu “Fluch der Karibik”
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Festmachen in der Wallilabou Bay: Vor eigenem Buganker oder an einer Mooring, Heckleine zum nur noch halb vorhandenen Steg bzw. irgendwelchen Verankerungen an Land. Fuer uns gewoehnungsbeduerftig. Aber wir liegen hier ja auch nicht.

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Wir umrunden die Felsnase neben unserem Liegeplatz und schwupps, schon sind wir in der Wallilabou-Bay. Die hatten wir uns jetzt irgendwie groesser vorgestellt und frequentierter und ueberhaupt. Aber schoen ist sie trotzdem - irgendwie.

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Schwarzer Sandstrand in der Kearton Bay. In der Mittagssonne blitzt und funkelt es ganz mystisch

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Im Garten bzw. auf der Terrasse des Rock Side Café

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Die Bar des Rock Side Café - hier wirkt und wirbelt Orlando, Koch und Barkeeper in einer Person. Ausgebildet in Muenchen hat er hier eine neue, eigene Wirkungsstaette gefunden und fuehrt zusammen mit seiner Frau Rosi das Rock Side Café in der Kearton Bay auf St. Vincent

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Friedhof irgendwo an der Kueste zwischen Kingstown und Kearton Bay

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Die Kreuzfahrer sind los - bzw. fest. In Kingstown hat die Aida-Luna angedockt, die Passagiere spuelen jetzt Geld in die Kassen der Insulaner, mit Inselrundfahrten oder durch Souvenir-Einkaeufe

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Auf dem Markt in Kingstown stehen auch viele solcher mobilen Verkaufsstaende. Was da immer so angeboten wird, erschliesst sich uns nicht auf den ersten Blick

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Unser Liegeplatz in der Kearton Bay - mal vom Dinghi aus fotografiert

23.01.2015 - St. Vincent — Kearton Bay und Kingstown

Viele Segelboote lassen diese Insel einfach aus, springen direkt von Bequia oder einer der anderen Inseln nach St. Lucia. Zu viele “bad news” hoert man von St. Vincent, so heisst es. Ankern in der Wallilabu-Bay mit Heckleine zum Land, nein, darauf hat man keine Lust. Wir laufen sie trotzdem an. Auch, weil unsere derzeitigen Gaeste von hier aus ihren Rueckflug antreten.

Doyle sei Dank finden wir einen Hinweis auf die Keartons Bay, direkt neben der sagenumwobenen Wallilabu-Bay. Warum die in aller Munde ist, weiss keiner so recht. Fluchen doch alle ueber aufdringliche Boat-People, die von Lobster ueber extrem fresh fruit bis zu irgendwelchem Tuennef so ziemlich alles im Portfolio ihres kleinen, schwimmenden Untersatzes haben. Und auch sehr anhaenglich sind. Hat man das eine Produkt erfolgreich abgeschmettert, wird garantiert was anderes zwischen den Planken hervor gezaubert. Dazu ein vermeintlich charmantes Laecheln und die Beteuerung “no problem”. Irgendwie tun sie uns ja leid, die wirklich extrem verkaufstuechtigen Locals, die auch uns in der Kearton Bay gleich “ueberfallen”. Die vielleicht wirklich keine andere Einkommensquelle haben und sich irgendwie ueber Wasser halten — im wahrsten Sinne des Wortes.

Nur allzuoft paddeln sie ueber die Bucht von Boot zu Boot. Verkaufsstrategie oder ist wirklich kein Aussenborder vorhanden? Bei 40% Einfuhrsteuer und entsprechenden Preisen fuer Aussenbordmotoren kann man letzteres durchaus in Betracht ziehen und fast schon verstehen, warum diese Antriebe so beliebte Objekte der Begierde sind und des oefteren ihrem urspruenglichen Besitzer abhanden kommen.

Aber zurueck zu den Verkaufsstrategen. Denen wir ebenfalls charmant und sehr bedauernd laechelnd mitteilen, dass wir auf Bequia eingekauft haben und absolut nichts benoetigen. So sorry, maybe tomorrow — was natuerlich die Sache lediglich vertagt. Als in der Bucht bekannt wird, dass wir bei Rosi und Orlando zum Abendessen sind, laesst man uns weitgehend in Ruhe, hilft lediglich beim Anlanden unseres Blei-Dinghis.

Das laesst sich im tiefschwarzen, in der Abendsonne funkelnden Lavasand nur schwer aufs Trockene hieven. Da sind vereinte Kraefte gefragt. Mit einem etwas unsicheren Gefuehl wird es einem Ast anvertraut, einen Stamm zum festschliessen erreichen wir trotz langem Sicherungskabel nicht. Und trotzdem sind die bereits gefuellten Wasserkanister zu vorgerueckter Stunde noch im Dinghi und selbiges noch an Ort und Stelle. Ob es vielleicht auch potentiellen Dieben zu schwer war?? Oder versetzt doch der Glaube auch hier Berge und verbannt potentielle Diebe aus unserem Dunstkreis? Wer weiss es schon. Wir glauben jedenfalls weiterhin an das Gute im Menschen, auch im karibischen.

Aber erst einmal sitzen wir extrem entspannt auf der Terrasse des Rock Side Caf? und lassen uns von Orlando bekochen. Geniessen den Blick auf die Bucht und unser im Sonnenuntergang daliegendes Schiff. Am Nebentisch schwelgt eine 8-Koepfige, oesterreichische Chartercrew. Deren Catamaran liegt an der Boje neben uns und man ist schon mal von Bord zu Bord kurz ins Gespraech gekommen.

Das Essen ist reichhaltig, creolisch gepraegt und sehr gut. Der Pinot Grigio aus Kalifornien hat den Begruessungscocktail abgeloest (Orlando ist gelernter Barkeeper) und nach dem Dessert setzt sich die Chefin Rosi noch zu uns. Erzaehlt aus ihrem und dem Inselleben waehrend Huendin April mit uns anbandelt. Die anderen vier Hunde halten mehr Distanz, sind aber nicht unfreundlich.

Im paradiesischen Garten des Rock Side Caf?s kann man ja auch nur freundlich sein. Eine schattige Terrasse bietet auch Schutz vor dem ploetzlich einsetzenden Regen. Bequeme Stuehle, aufmerksames “Personal”, persoenliche Betreuung durch die Hausherren — was geht’s uns doch gut! Unser Schiff liegt derweil gut vertaeut zwischen Bug- und Heckboje. Joint gefaellig? Ein sehr lockerer Insulaner schlendert zwischen den Cocktailschluerfenden Essensgaesten hindurch und bietet sein wahrscheinlich selbst angebautes Kraut an. Ich kapier das natuerlich wieder nicht umgehend, wundere mich nur, dass die Vendors selbst vor Privatgrundstuecken kein Halt machen. Rosi wedelt den ungebetenen Menschen weg.

An der Bar prangt ein uns bekanntes Schild “To-Stuetzpunkt”, daneben ein Bericht aus einer der Vereinszeitschriften mit dem Hinweis auf den neuen Stuetzpunkt hier auf St. Vincent. Aber nicht nur deshalb fuehlen wir uns hier wohl. Geniessen es, wenn auch spartanisch aber doch sauber und warm duschen zu koennen. Waesche koennten wir waschen lassen und den Wassertank fuellen ist ebenfalls moeglich. Alles in allem eine gute Alternative zur Wallilabu-Bay. Die schauen wir uns am naechsten Tag noch an. Mit dem Dinghi knattern wir um den Felsen, bestaunen den engen Durchlass, durch den die kleinen Fischerboote immer mit voll Speed fahren.

Dann empfaengt uns auch schon ein kuenstlicher Pirat aus Pappmach?. Ein Galgen droht mit der Hoechsstrafe fuer Piraterie, an der ehemaligen Filmkulisse lehnen diverse einfache Saerge. Zahlreiche Fotos und Texttafeln erzaehlen von den Filmarbeiten zu “Fluch der Karibik”. Kanonenrohre, Holzkisten, Baumwollballen erinnern noch an diese Zeit. Warum in einem der offenbar original alten Gebaeude aus echtem Stein jede Menge schwarze Uralttelefone, Naehmaschinen und aehnliches gebunkert werden, erschliesst sich uns leider nicht. Eine dicke Staubschicht liegt ueber allen Artefakten aus frueheren Zeiten.

Ein paar Tueren weiter residiert der Customsbeamte. Von 17 bis 18 Uhr und ganz puenktlich trifft er in seinem spartanisch moeblierten Buero ein. Hier kann man ein- und ausklarieren. Da wir auf St. Vincent ja zwei unserer Crewmitglieder “verlieren”, muessen wir allerdings auch noch zur Polizeistation in Barroualie. Oder zur Immigration in Kingstown. Dort waren wir heute frueh schon zwecks Crewliste bereinigen. Jetzt ist immerhin dokumentiert, dass 2 Leute St. Vincent nicht auf eigenem Kiel verlassen. Klar haetten wir auch schon ausklarieren koennen. Da wir aber noch nicht genau wissen, wann wir weiterfahren wollen, verschieben wir das eben auf spaeter. Und ausserdem lernen wir so dann ja auch noch die anderen Behoerden kennen.

Vor dem Office kommen wir mit der Besatzung einer Rustler 36 ins Gespraech. Das Schiff haben wir auch schon in der Bucht von Bequia gesehen, eine Insel weiter trifft man sich wieder. Waehrend wir ueber woher-wohin sprechen schaut sich Reiner ganz fasziniert das Anlegemanoever einer ankommenden Yacht an: Buganker fallen lassen, lange Heckleine an einen Helfer im Dinghi uebergeben, der diese wiederum an Land festmacht. Links und rechts haengen schon die Verkaufsboote an der Yacht, die Bordfrau scheint empfaenglich fuer die Angebote zu sein und tritt umgehend in ernsthafte Verkaufsverhandlungen ein. Ein ebenfalls einlaufender Cat dreht nach kurzer Lagesondierung umgehend wieder ab und zieht weiter.

Wir genehmigen uns einen kuehlen Drink auf der pittoresk mit Piratenelementen gestylten Terrasse des Restaurants mit Blick ueber die Bucht. Eine Reinke 10M zieht unsere Blickenicht nur wegen der rot-weiss-rot gestreiften Nationale auf sich und die jungen Maenner am Nebentisch outen sich schnell als zugehoerig. Fuer laengere Reinke-Fachsimpeleien bleibt allerdings keine Zeit, wollen wir doch unser 4. Crewmitglied nicht allzulange alleine an Bord lassen. Am Ende glaubt der noch, wir seien unter die Piraten gefallen und schickt Orlando als Suchtrupp los! Ach nein, geht ja gar nicht. Der Gute ist ja in Kingstown als Taxibootfahrer unterwegs und kehrt erst spaeter am Abend zurueck. Immerhin rechtzeitig, um auch heute wieder fuer uns zu kochen. Auch der Nebentisch ist wieder besetzt: von der Nachbarbucht reisen Amerikaner mit dem Dinghi an. Und machen sich einige gesellige Stunden spaeter mit etwas wackeligen Beinen auf den Nachhauseweg. Zumindest die Damen sehen sehr wackelig aus. Kein Wunder, dass es am Nachbartisch extrem laut und lustig zuging. Orlandos Rumpunsch kam wohl extrem gut an.

Mit uns ist heute Abend auch nicht mehr viel anzufangen. Der Tag war anstrengend und das, obwohl wir die geplante Sightseeing-Tour mit einem Privattaxi kurzerhand haben ausfallen lassen. Der junge Mann war uns doch etwas zu geschaeftstuechtig. War gestern noch die Rede von 2 weiteren Rundfahrtgaesten, soollten wir uns heute frueh mit 3 Erwachsenen und 2 Kleinkindern in den 7-Sitzer quetschen. Sardinenbuechsenfahrt fuer 20 USD pro Person? Da haben wir alle keine Lust drauf. Die Alternative heisst Taxi-Van. Und der Fahrer, den wir hier “erwischen” lehrt uns fuer 4 ECD pro Kopf das Fuerchten! Mit Vollgas geht es ueber die schmalen, kurvigen Strassen Richtung Kingstown. Bremsen, Gas geben. Kinder und Hunde koennen sich nur durch beherzte Spruenge in Sicherheit bringen. In jeder Kurve beten wir, dass Achse, Bremse etc. durchhalten moegen. Gewagte UEberholmanoever erzuernen nicht nur uns sondern auch die einheimische beleibte Dame neben uns. Laute Kritik aeussert niemand, die erste Reihe ist offenbar bekifft oder volltrunken. Jedenfalls wird jede Kurve mit lautem Gekicher kommentiert, was den Fahrer offenbar zu weiteren Hoechstleistungen mit dem Gaspedal antreibt. Selbst eine Baustelle kann ihn nicht wirklich bremsen. Als Entschaedigung bekommen wir von Rosi so einiges erzaehlt ueber die Insel und die vorbeifliegenden Buchten. Neben ihr sitzt ein Lehrer, der noch etwas zur Geschichte beitraegt und mit Zahlen aufwartet. Die Fahrt ist also fuer uns doppelt kurzweilig, fuer unsere Freunde einfach nur haarstraeubend. Nur schwer koennen die Beiden nachvollziehen, dass wir uns freiwillig und sehr haeufig auf diese Art und Weise fortbewegen. Ob wir keine Angst um unser Leben haetten? Wenn da in einer Kurve die Bremsen versagen, nicht auszudenken — freier Flug in den Abgrund …. Aber immerhin mit einem schoenen Ausblick. Galgenhumor. Wir denken ueber so etwas nicht wirklich nach, stellen wir zu unserer eigenen UEberraschung fest.

Aufatmen, als wir in Kingstown ueberraschendweise unversehrt ankommen. In Kingstown reiht sich an der Lower Mainstreet ein Obst- und Gemuesestand an den anderen. Dazwischen kurven die Taxi-Vans herum, hupend und nach Kundschaft Ausschau haltend. Hier haben die Vans keine Nummern, nur phantasievolle Namen und eine teilweise noch phantasievollere Bemalung. Wir sehnen uns schon wenige Minuten spaeter nach der Ruhe der Kearton Bay zurueck. Aber wenn wir schon mal hier sind. Reiner will die letzten Travellerschecks in Bargeld verwandeln. Freitag = Banktag. In so ziemlich jeder der zahlreich vorhandenen Banken bilden sich lange Schlangen vor den Schaltern. Nutzt ja nix, geduldig reiht sich unser Freund ein.

Am Faehrterminal hat die Aidaluna fest gemacht. An Bord befinden sich ehemalige Nachbarn. Leider klappt die Kommunikation nicht wie gewuenscht, die Kreuzfahrer befinden sich auf einem Ausflug und wir haben keine Lust, uns bis 17:30 und der um diese Uhrzeit avisierten Rueckkehr an Bord hier die Zeit zu vertreiben. Auch botanischer Garten, das Fort oder die Wasserfaelle koennen unsere Gaeste nicht mehr reizen. Die Beiden wollen den letzten Tag lieber an Bord verbringen, relaxen und geniessen. Und so geht es mit einem deutlich teureren, aber dafuer sehr entspannt fahrenden Taxi zurueck in die Bucht und an Bord. Die weiteren Aktivitaeten des Tages hab ich ja schon weiter oben beschrieben.