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Brillentest - diese Sonnenbrille mit eingebautem, sehr speziellem Nasenschutz, findet Rainers Zustimmung
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Blau-Pausen. Faszinierende Farben an einem ansonsten eher regnerischen Tag auf Grenada

Regen, Regen, Regen

Sollte die Regenzeit nicht vorbei sein? Irgendwie ist davon nichts zu merken. Seit unserer Ankunft regnet es haeufig bis durchgehend. Der Wind dreht ordentlich auf, Schwell steht in der Bucht und laesst das Schiff ordentlich rollen. Kurze Blaupausen am Himmel verleiten zu kurzfristigem Optimismus, der innerhalb von Sekunden wieder in dunkelgrauen Regenwolken versinkt.

Wenigstens ist meine Seele jetzt auch angekommen. Hat dieses Mal doch etwas laenger gedauert. Liegt das an dem neuen Familienmitglied, haelt mich sein zahnloses aber liebreizendes Laecheln noch in Deutschland gefangen, so rein emotional? Oder ist es das Alter, das mich sentimentaler werden laesst?

So tiefschuerfende Gedanken sind ja nicht so meins und bevor ich mich noch tiefer in eine Heimwehdepri fallen lasse, konzentriere ich mich auf das Bordleben. Zu viert ist eben doch anders. Wetterbedingt sind wir auch erst einmal zu Bordaktivitaeten “verdonnert”. Immerhin ist der Windgenerator wieder angebaut, die Trittstufe wird angeschraubt und einen Ausflug nach St. Georges haben unsere Besucher ebenfalls ueberlebt.

Rainer hat seine teure Brille beim zweiten Badesprung ueber die Reling in den Fluten der Prickly Bay versenkt. Kommt uns das etwas bekannt vor? Joh, hat doch der Skipper die seine erfolgreich auf Tobago versenkt.Und Reiner, als uralter Freund, wollte offenbar in nichts nachstehen. Jetzt versorgt ihn Freund Gerd mit Lesebrillen und Sonnenbrillen mit Lesestaerke. Der Brillentest verlaeuft positiv, die Sonne kann kommen.

Da die sich aber noch etwas Zeit laesst und wir stattdessen in den Genuss eines weiteren kraeftigen Regenschauers kommen, vertreiben wir uns die Zeit mit Doennekes aus alten Zeiten, Reste essen (Pizza und Kuchen) und Ankerkino. Die vertraute Waipiti laeuft die Flaeche direkt an unserer Backbordseite an, laesst den Anker fallen, gibt Kette und rueckt der dahinter liegenden deutschen Bavaria ziemlich nah auf den Bug. Kette wieder rein, Anker hoch, erneuter Anlauf — etwas weiter vorne. Aus Sicht der Fachleute an Bord der naja aber noch nicht weit genug vorn. “Ich wuerd ja…..”. Vom Bug der Waipiti erschallt das Kommando “Starboard”, vom Ruder her kontert die Steuerfrau und steuert nicht weisungsgemaess. Kann ich gut verstehen, haett ich auch nicht gemacht, da sich die Distanz zu uns damit unangenehm verringern wuerde. Beim 3. Versuch schlurt der Anker ueber den Grund, Waipiti gibt auf und zieht an unserem Bug Richtung einer freien Mooringboje ab. Auch eine Loesung.

“Kann man dem Wetter trauen?” Der Kaeptn fragt es in die Runde. “Man kann, es wird gleich wieder regnen” — warum wird man dann gleich als ,Pessimistenpack’ beschimpft, nur weil die Einschaetzung der Himmelsfaerbung realistisch ist? Versteh ich nicht. Der Rest der Crew ist aber offenbar meiner Meinung und laesst sich willig weiterhin durchschaukeln, bewundert die Farben des Meeres und haengt relaxt ab.

Gegen 12 Uhr packt uns alle der Hunger, Ganz ungeachtet der Tatsache, dass das ueppige Fruehstueck noch nicht wirklich lange zurueck liegt. Die Stammcrew nutzt eine laengere Regenpause, um mittels Kanistern die Wasservorraete aufzufuellen. Bei der Gelegenheit wird dann gleich auch noch der Aussenborder-Tank voll gemacht. Praktisch, dass man das im Marina-Office erledigen kann. Vielleicht zu einem hoeheren Preis, aber dafuer muessen  wir den schweren Tank auch nicht bis zur doch etwas entfernter liegenden Tankstelle schleppen. Hat halt alles seinen Preis.An Bord wird derweil geschnippelt und gebrutzelt was die Pantry hergibt. Und uns empfaengt ein ueppiges Sauerlaender Mahl, bestehend aus Bratkartoffeln mit Speck und in der Pfanne gebratener Rinderwurst mit Zwiebeln. Ein klein wenig erinnert mich die Masse an das norddeutsche Labskaus, nur eben in grau. Aber sowas von lecker!

Danach versinken wir nur noch in wohliges Nichtstun und doesen. Stellen mit Erschrecken fest, dass es bereits halb sieben und dunkel geworden ist! Wo ist der Tag hin? Langsam weg gespuelt im Regen des Vormittags. Gerd erzaehlt am Telefon seiner Frau, dass wir noch keinen Meter gesegelt sind. Was am anderen Ende der Leitung einen Lachanfall ausloest. Meine Namensvetterin war ganz offenbar noch nie in der Karibik :-).

Sauerlaender Spezialitaeten - die auf dem Tisch und die dahinter gehoeren auch dazu!