Erster Weihnachtstag. Ruhig ist es um uns herum, nichts ruehrt sich. Hoppla, doch, da rasselt doch eine Ankerkette!! Der Catamaran hinter uns geht ankerauf. DIE Gelegenheit, noch zusaetzliche 10 Meter unserer Kette raus zu lassen. Das gibt dem Kaeptn mehr Ruhe und dem Schiff mehr Sicherheit — soweit die Theorie. Aber auch in der Praxis vertrauen wir auf den gut und mit ordentlich Rueckwaerts eingegrabenen Buegelanker sowie das Gewicht der 10mm Kette.

Mitten im Kettenrasseln schiesst ein Dinghi heran. Francois, in seiner bewaehrten Fahrtechnik (mitten im Dinghi mit der Bugleine in der Hand stehend, den Motor mit Hilfe der Pinnenverlaengerung mit Vollgas steuernd) kommt laengsseits. Grosses Hallo, ist er doch der Retter in der Not von Chaguaramas, hat uns mit dem defekten Starterkabel unseres Aussenborders an Land gebracht. Wann er angekommen ist, wo er liegt (oh UEberraschung, nicht weit von uns). Jetzt, wo ich das Schiff so sehe, faellt es mir wieder ein: da ist doch gestern morgen eine dunkelblaue Yacht durchs Ankerfeld gefahren. Und ich dachte, die sei aus der Marina raus gegangen. So kann Frau sich taeuschen. Dabei hab ich doch sonst einen Blick fuer Schiffe.

Na, jedenfalls folgt Francois unserer spontanen Einladung zum Kaffee. Aus dem wird dann zwar ein Tee, aber der Weihnachtskuchen von Werner kommt ebenfalls gut bei unserem Besucher an. Und dann erzaehlt er, der Francois. Ziemlich freimuetig und auf eine lustige Art und Weise. Das er zwar als Singlehander unterwegs ist, aber dringend eine Frau sucht, die mit ihm reist. In Holland gibt es doch so viele segelbegeistere Meisjes, ist denn da keine geeignete dabei? Nein, nein, sie soll nur mit dem Leben auf einem Boot gut klar kommen. Segeln koennen soll sie auf keinen Fall und schon gar nicht besser wie er. Und das waere das Problem bei den Hollaenderinnen, die koennten meist gut segeln. Aber eine Frau, die ihm dann sagt, wie es geht — nee, da macht das ja keinen Spass mehr, geht gar nicht. Die Versuche mit anderen Nationalitaeten scheiterten ebenfalls. Zuletzt an Aids. Die in Mindelo gemachte Bekanntschaft einer an der Stange in einem Club tanzenden Maid endete naemlich mit einem HIV-Test, der dann ueberraschenderweise (zumindest fuer Francois) positiv fuer die Dame ausfiel. Er schwebte dann noch einige Wochen in der Angst, sich infiziert zu haben. Was zum Glueck nicht der Fall war. Die Dame jedenfalls blieb dann doch in Mindelo zurueck, waehrend der tapfere Francois mit seiner geringen Segelerfahrung den Sprung ueber den Atlantik wagte. Und gut in der Karibik ankam. Gut, dass er so einen leichten Schlaf hat, Tiefschlafphasen kennt er quasi nicht.

Jetzt ist er wild entschlossen, sich eine asiatische Dame an Bord zu holen. Chattet mit Philippininen. Die seien doch eher noch fraulich, meint er. Na, wir sind gespannt, wie das ausgeht. Ganz sicher werden wir ihn auf dem Weg nach Panama und evtl. auch im Pazifik immer wieder treffen. Vielleicht dann ja mit Bordfrau.

Spontan bietet er jedenfalls an, Werner jederzeit zu helfen, falls es irgendwelche Probleme mit dem Anker gibtwaehrend ich nicht an Bord bin. Dann koenne ich in Deutschland ja doch sicher ruhiger schlafen.

Nach weiteren Stories von seinen Erlebnissen mit den Dienstleistern der Chaguaramas-Bay (er wird wohl keinen Auftrag mehr ohne vorherige Angebotsabgabe erteilen) duest er froehlich winkend wieder vondannen. Ein angenehmer Mensch, der ehemalige Coffeeshop-Betreiber aus Amsterdam mit wenig Segelerfahrung aber viel Liebe zu seinem Schiff und viel Selbstbewusstsein.