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Weihnachten unterm Mandelbaum

Weihnachten in der Karibik. Unser 3. Weihnachtsfest unterwegs. Temperaturmaessig steigern wir uns von Jahr zu Jahr. Dieses Jahr soll es Weihnachten unterm Mandelbaum sein, am Strand der Prickly Bay auf Grenada. Die Crews von sechs Yachten haben sich zusammen gerottet, eine oesterreichisch-deutsche Coproduktion solles sein. Mit gegrilltem und hausgemachten Salaten. Jeder steuert was zu.

Am 24.12. trifft man sich erst am fruehen Morgen in der Bar. Skypegespraeche mit den Lieben zu Hause. Mein schoenstes Weihnachtsgeschenk: meinem Enkel via Skype in die grossen dunklen Augen zu sehen. Moderne Technik — manchmal Fluch, manchmal Segen.

Zwischen diversen Emails tauscht sich Frau aus, ueber Weihnachtsgeschenke z.B. “Schenkt ihr euch was zu Weihnachten?”. Meist lautet die Antwort dann “Nein”. Denn das groesste Geschenk, da sind sich alle einig, ist dieses Leben, ist die Reise mit dem Boot von Land zu Land, von Insel zu Insel. Und wenn dann noch eine Salzwasserpumpe in der Pantry installiert wird und diese auch noch super funktioniert, das Salzwasser nur am gewuenschten Platz ins Schiff kommt, dann strahlt die Bordfrau uebers ganze Gesicht und vielleicht mehr wie beim auspacken eines Schmuckstueckes. Wie anspruchslos man doch wird, wie sich die Prioritaeten doch aendern.

Dann geht es zum zweiten Treffpunkt, der Shoppingmall ,zwischen Prickly Bay und St. Georges gelegen. Zwei Stunden spaeter sieht man uns schwer bepackt wieder zurueck zum Busstopp wanken. Der Skipper bricht unter der Last eines schweren Rucksackes fast zusammen, lehnt aber auch jedwede Hilfe ab. Wahrscheinlich will er sich und uns beweisen, dass er nach der Fieberattacke wieder fit ist.

Der Rest des Tages vergeht ratzfatz mit Salatzubereitung und Tasche packen fuers Strandbarbecue. Meine Guete, das ist ja fast der halbe Hausstand, der da mit muss/soll! “Die Voodoochile’s sind schon weg, jetzt aber los”. Schliesslich zeichnen wir fuer die Grillkohle verantwortlich.

Am Strand erwartet uns schon ein festlich gedeckter Tisch der Marke “Klapp und Camping”. Mit Tischtuch und Weihnachtsbaeumchen. Sogar Sitzgelegenheiten sind ausreichend vorhanden, keines der Dinghies muss dafuer herhalten.Ulli dreht am ebenfalls mitgebrachten Musikwuerfel und zaubert zwar keine Weihnachtsmusik aber sehr ansprechende Rhythmen aus dem kleinen Ding.So nach und nach treffen alle anderen Crews ein. Wie Scherenschnitte heben sich Dinghies und ihre Insassen gegen den Westhimmel ab. Die Sonne laesst Sterne auf der Wasseroberflaeche funkeln . Das Wetter ist uns hold: keine Regenwolke mehr in Sicht! Auch die befuerchtete Okkupation unserer Grillstelle durch Locals bleibt aus. Lediglich ein Auto haelt auf dem kleinen Parkplatz, spuckt seine Insassen zum weihnachtlichen Badevergnuegen aus. Die quietschen und lachen eine gute Stunde etwas entfernt von uns im Wasser herum, dann sind wir wieder alleine. Fotoshooting mit Weihnachtszipfelmuetzen: reihum wandern die roten Attribute des Nikolaus. Dann geben wir uns dem Salatbuffet und den meisterlich gegrillten Wurst- und Fleischwaren hin. Zufriedenes Sch….weigen herrscht am Tisch, dezent uebertoent von oesterreichischem Reggaebeat und anderen wenig weihnachtlichen Melodien.

Gesaettigt und hochzufrieden lehnt man sich — soweit moeglich — zurueck. Laechelt und seufzt zufrieden: “Ist das nicht schoen”.Es wird sinniert, ob das jetzt wirklich Mandelbaeume um uns herum sind. Und ob wir jetzt Weihnacht unterm Mandelbaum oder doch unter Palmen feiern. Denn davon stehen ebenfalls einige dekorativ am Strand herum, bilden den Rahmen fuer weitere Fotoshootings vor dem abendlich gefaerbten Himmel. Schwarze Silhouetten vor nachtblauem Himmel an dem eine schmale Mondsichel haengt. Und auf dem Tisch leuchten die mitgebrachten Laternen stimmungsvoll, animieren zum Absingen diverser Weihnachtslieder. Schon komisch, in die Kirche hat es heute keinen von uns gezogen (behaupte ich zumindest mal), aber an alten, fest verwurzelten Traditionen wie den Weihnachtsliedern kommen auch wir irgendwie nicht vorbei. Leider sind wir nicht wirklich textsicher. Und Christiane von der Spica haelt alleine auch nicht lange durch. Also doch wieder Musik aus der Retorte.

Die oben auf der Strasse vorbeifahrenden Autos verlangsamen ihr Tempo nur allzuoft, die Insassen schauen zu uns herunter, wundern sich sicher, was die Gringos da an ihrem Beach veranstalten. Ob die drueben in der Marinabar auch so viel Spass haben wie wir? Sailors Midnight ist schon laengst vorrueber, als es uns in die Kojen zieht. Uli schlaeft schon mal eine Runde im Dinghi vor. Alles wird fein saeuberlich weg gepackt, auch gegen den Protest des Enya-Skippers, warum wir ihm den Hocker wegnehmen, ob wir wirklich alle schon nach Hause wollen. die Muelltuete wandert zwecks Entsorgung in unsere Gummiwutz. Vorsicht mit der noch etwas warmen OEllampe! Die vertraegt sich sicherlich nicht mit den Gummiwuelsten. Nochmal alles ableuchten — da liegt doch tatsaechlich noch eine Sonnenbrille auf dem Boden. Was ist mit den Aschenbechern in Form von halben Kokosnuessen? Die bleiben hier, kann man sicher weiter verwenden. Dann ist alles verstaut und die fahrbaren Untersaetze schieben sich durch die sanfte Brandung in die Bucht hinaus.

Kurzfristig herrscht teilweise leichte Irritation hinsichtlich der einzuschlagenden Richtung. “Wisst ihr, wo wir hin muessen?” toent es aus dem Nachbardinghi. Wissen wir, unser niedrig haengendes, aber extrem helles Automatiklicht weist uns zielsicher den Weg durchs Ankerwirrwarr. Das uns dabei die Nachbarn zweimal gefaehrlich nahe kommen und der Skipper mich anraunzt, ob ich die denn nicht sehe, laesst mich in meiner Entspanntheit ziemlich kalt.

Etwas spaeter duest das Dinghi der Blue Felix an uns vorbei. Nanu, die liegen doch ganz woanders? “Wisst ihr, wo die Enya liegt — so ungefaehr?” Wissen wir, aber irgendwie ist links nicht rechts und voraus wohl eher seitwaerts. Ob sie die Enya noch finden werden? Die nimmermuede Jugend will hier noch weiter tagen, uns zieht es nur noch in die Koje.

Halt, da war doch noch was!!! Ein Paeckchen aus Verden ruft “heute ist Auspacktag”. Zum Vorschein kommen eine BVB-Cap fuer den Kaeptn, eine Weihnachtsmannschneekugel und aromatisches Duschgel fuer die Bordfrau. Jetzt haben wir also doch noch ein Weihnachtspaeckchen ausgepackt und freuen uns wie kleine Kinder drueber.

Dann heisst es “Stille Nacht, heilige Nacht”. Sanft und ruhig liegt das Wasser der Bucht um uns herum, ganz sanft nur schaukelt uns naja in den Schlaf. Von Land dringt Musik und Gesang herueber, irgendwo ist eine Weihnachtsparty noch im vollen Gange. Wir haben genug gefeiert und vor allem: schoen gefeiert. Weihnachten 2014 — unterm Mandelbaum und so ganz anders wie alle vorherigen Weihnachten. Aber wir denken gerne an 2012 und 2013 zurueck, an La Linea und an Teneriffa, an Freunde, die jetzt ganz woanders sind, viele Seemeilen von uns entfernt und gedanklich doch so nah. Friede sei mit Euch.