Havenwelten - Wilhelmshaven

Bremerhaven, Cuxhaven - das sind unsere Havenwelten. Die „Schwester“ Wilhelmshaven dagegen wird von uns ziemlich vernachlässigt. Warum eigentlich? Ist es das Image Marinestützpunkt? Entfernung, Erreichbarkeit und Lage können es eigentlich nicht sein. Am südlichen Jadebusen gelegen wirbt diese relativ junge Stadt (1869) mit Hafenfeeling pur, mit City Life, maritimen und kulturellen Attraktionen. Es gibt eine Lange Nacht der Kultur, ein Heissluftballonmeeting, das internationale Street-Art Festival und das Lichter-Meer. Aber uns geht ein bisschen so wie den grossen Schiffsgesellschaften, die Wilhelmshaven als einziger wirklicher Tiefwasserhafen Deutschlands mit guter Erreichbarkeit auch (noch) nicht so recht annehmen. Eigentlich spricht vieles für Wilhelmshaven und doch …..

Die Hafengesellschaft des JadeWeserPort wirbt mit den grössten Containerbrücken der Welt und dass man hier Containerschiffe mit mehr als 18.000 TEU be- und entladen kann, tidenunabhängig versteht sich. Mit TEU bezeichnet man übrigens die 20-Fuss-Container. Auf den grossen Containerschiffen werden allerdings meist die bekannteren 40-Füsser verwendet. Im Info-Center erfährt man interaktiv noch einiges mehr zum Hafen und seiner Umgebung und kann von hier aus auch eine Tour mit dem Hafenbus machen. Seit 2012 ist der Hafen in Betrieb und kann sich immer noch nicht richtig gegen den alt eingesessenen Kollegen Hamburg behaupten. Für uns stellt sich schon die Frage, warum man viele Euros in die Hand nehmen will, um mit einer Elbvertiefung den Hamburger Hafen für die tiergehenden Containerschiffe zugänglich zu machen, während hier ein passender Hafen seinen Dornröschenschlaf hält.

Die A29 ist ruhig, wenig Verkehr. Genau wie in Wilhelmshaven selbst. Mitten in der Woche, keine Schulferien mehr und doch ist die Anzahl der Verkehrsteilnehmer äusserst überschaubar. Gar kein Vergleich zu anderen Städten. Parken in einer Seitenstrasse - überhaupt kein Problem. Lebt hier jemand? Liegt es am nicht ganz so guten Wetter, an den kühlen Temperaturen, dass uns nur wenige Zwei- und Vierbeiner begegnen. Selbst die Möwen scheinen sich zu verstecken, nur vereinzelt dreht eine ihre Kreise über unseren Köpfen oder hopst ziemlich unverfroren vor uns auf der Hafenpromenade herum. Vorhafen, Marinehafen, Nordhafen, Arsenalhafen, Ausrüstungshafen, Grosser Hafen, Handelshafen, Kanalhafen ….. so viele Häfen, da verlieren wir etwas den Überblick und konzentrieren uns auf den nahegelegenen Grossen Hafen. Der Museumshafen bzw. der Bontekai (benannt nach dem Kommodore Bonte Friedrich und ursprünglich als Liegeplatz für die Zerstörer der Marine gebaut)  beherbergt ganze 3 Schiffe, irgendwie ist alles noch im Winterschlaf. Das gilt auch für die gegenüberliegenden Sportbootstege. Und obwohl das Küstenmuseum mit dem Slogan „Betreten erbeten“ und einer Sonderausstellung mit dem Thema „Willst Du mit mir segeln gehen“ wirbt, hat die Receptionistin hier ebensowenig zu tun wie die nette Dame im Infocenter des Jade-Weser-Ports. Der liegt weit draussen vor der Stadt und liegt ebenfalls im (Dauer) Winterschlaf. Immerhin läuft ab Mai eine weitere namhafte Reederei den Hafen an und nutzt die Entlademöglichkeiten. Auf den Strassen im Hafengebiet begegnen uns aber bislang nur wenige LKW und die wirken ebenso desorientiert angesichts der grossen Leere wie wir. Dürfen wir da jetzt weiterfahren? Wir wenden vorsichtshalber und fahren zurück zur Stadt.

Am Innenstadtbereich mit Fussgängerzone sind wir schnell vorbei. Der Skipper ist halt auch nicht so der Fan von solchen Bereichen. Und ansonsten reizt uns irgendwie wenig, anzuhalten und die Stadt zu Fuss zu erkunden; mal ganz abgesehen vom immer noch nicht sehr freundlichen Wetter.

Über die Kaiser-Wilhelm-Brücke geht es auf den Flieger-Deich, wir umrunden den Grossen Hafen. Im alten Pumpwerk hat das Kulturzentrum der Stadt Wilhelmshaven eine Heimat gefunden und auf der anderen Strassenseite reihen sich im Sommer sicherlich gut besuchte Restaurants und Cafés aneinander. Sitzen mit Blick aufs Hafenbecken und die alte Deich-Brücke, sicherlich idyllisch. Aber davon ist man hier noch ein paar Tage entfernt.

Wir eiern noch ein wenig durch die Peripherie, auf der Suche nach weiteren Hafenbereichen. Würden gerne mal Boote gucken. Die sehen wir nämlich von der Strasse aus, so um zwei Kanalbiegungen herum, finden aber keine Zufahrt. Ein kleiner Seitenweg am Kanal entlang führt lediglich zu diversen Gebrauchtwagenhändlern mit angeschlossener Reparaturwerkstatt zweifelhafter Qualität. Selbst im angrenzenden Gewerbegebiet vermissen wir die Betriebsamkeit anderer Gebiete dieser Art. Hierher scheinen sich in der Woche nur wenige Kauflustige zu verirren. Schiffe gucken, Segelschiffe genauer gesagt, das knicken wir jedenfalls für heute. Und suchen unseren Weg zurück zur Autobahn, zurück nach Hause.

Wilhelmshaven hat sich uns auch heute nicht so wirklich eröffnet. Man bemüht sich hier, zweifelsohne. Es gibt zahlreiche Museen, nette Gastronomiebetriebe, Veranstaltungen, Konzerte. Vielleicht sollten wir diesem Teil der Havenwelten eine zweite Chance geben, wenn es etwas wärmer und die Stadt dann belebter ist. Dann entdecken wir vielleicht auch das wahre Flair der maritimen Meile und finden auch noch das Wattenmeer Besucherzentrum oder das Aquarium oder werfen auch mal einen Blick übern Deich, aufs Wasser.

Aber erst einmal zieht es uns nach Emden und Leer, nach Hooksiel oder Greetsiel oder oder - die Region bietet ja reichlich interessante und abwechslungsreiche Ziele!

Wenn mal so viele LKW hier am JadeWeserPort wie Schafe unterwegs sind .....

Wenn mal so viele LKW hier am JadeWeserPort wie Schafe unterwegs sind .....

Bedrohliche Szenerie und doch mit einem Lichtschein - JadeWeserPort Wilhelmshaven

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Kaiser-Wilhelm-Brücke im Grossen Hafen

Kaiser-Wilhelm-Brücke im Grossen Hafen

Bontekai - viel Promenade, wenig los. Und eine einsame Möwe beäugt uns neugierig

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Die Arcona, Heimat des Shantychors und auch für Übernachtungen zur Verfügung stehend

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Vom Winde verweht am Fliegerdeich

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