Jahres-Archiv 2014

Abschied von Trini und ‘Hello again Grenada’

18.12.2014 – Donnerstag – Abschied von Trinidad

Heut soll es sein, der Abschied von Trinidad soll stattfinden. Ullis Zweifel am guenstigen Wind werden von den Kaeptns abgeschmettert. Und dann ist ja auch noch das Overtime-Thema. Ankunft auf Grenada am Wochenende; da werden Gebuehren faellig. Geld, das wir doch lieber in Carib-Bier oder einer Pizza anlegen. Also auf zur Ausklarierung. Was haben wir fuer Horrorgeschichten von den hiesigen Beamten gehoert. Von Willkuer, Gebuehrenzahlungen die keiner so recht nachvollziehen konnte. Von Damen die wegen ihrer unzuechtigen Kleidung kurzerhand des Bueros verwiesen wurden. Von Overtime-Fees die sogar fuer eine Ausklarierung waehrend der Mittagszeit erhoben wurden.

Wir ruesten uns entsprechend, putzen uns die Zaehne (damit sie beim laecheln auch richtig strahlen), der Kaeptn zieht die langen Hosen an, die Bordfrau wirft sich ins Behoerdenkleid und haut sich noch eine (wenn auch fast durchsichtige) Bluse ueber die Schultern. Auch Peer & Uli sind ordnungsgemaess verhuellt. Auf in den Kampf.

Erste Station ist das Buero der Immigration. Ausklarieren? Yes, please. Wir bekommen die allseits beliebten Zettelberge und Kohlepapier in die Hand gedrueckt und fuellen alles brav aus. Ausser uns will heute wohl niemand weg von hier. Der Wachmann hat freien Blick auf den obligatorischen Fernsehbildschirm und die drei anwesenden Beamten schauen nicht gerade ueberarbeitet aus. Zwei davon kennen wir bzw. man(n) erkennt uns sogar wieder! Wir waeren doch auch in Charlotteville gewesen. Genau, da sitzt doch der Charlotteviller Beamte vor uns und mit der Lady daneben hatten wir auch schon zu tun. Wo es ihr besser gefalle? Auf Trinidad natuerlich. Sie ist hier geboren und stolz auf ihre Insel. Uli fragt noch nach den Casper Caves und ob wir dort evtl. noch ankern koennten bis morgen. Sure, wenn wir morgen gg. 11 Uhr endgueltig los segeln ist alles noch im gruenen Bereich. Mit herzlichem Laecheln und allgemeinen Wuenschen fuer die Weihnachtstage verabschieden wir uns.

Customs ist noch gefuerchteter, heute aber ueberwiegend mit maennlichen Beamten besetzt. Der oberste Beamte, adrett im weissen Hemd mit Schulterabzeichen gewandet, haelt hinterm Schreibtisch ein kleines Nickerchen und ist zustaendig fuer die Bareinnahmen sowie die Verwaltung des Quittungsblocks. Der uns abfertigende Beamte schaut zwar etwas grimmig drein, arbeitet aber korrekt und hoeflich. Keine Warterei, ob wir auch an Land gestanden haben? Haben wir, also Zettel der Marina vorzeigen. 50TT Navigional fee muessen wir berappen. Das ist eine saubere, fuer uns nachvollziehbare Rechnung. Oberboss ist mittlerweile aufgewacht, weil er ja den Quittungsblock rausruecken und die Geldscheine einsammeln musste. Ein kurzer Plausch und unter allgemeinen guten Wuenschen fuer die Fahrt und die bevorstehenden Feiertage ziehen wir auch diese Tuer von aussen zu.

Nochmal schnell Wetter checken, Peer braucht noch ein Feuerzeug, ich will das wurmverseuchte Mehl im Massyshop umtauschen, Werner hat die Hoffnung auf Bier im Duty-Free-Shop noch nicht aufgegeben und schaut dort nochmal rein. Und siehe da: die Lady hat Bier in stock!!! Wer haette das gedacht, es geschehen noch Wunder. Wieviel wir haben wollen. 5 Paletten??? No problem. Wow. Leider gibt es nur Stag, kein Carib aber immerhin. Fuer 130 TT pro Palette gegenueber 190 im Supermarkt und 155 TT im Smartprice kann man den Bestand hier doch gut aufstocken.

Als wir unsere Beute und 4 Segler im Dinghi verstaut haben, steht der Customschef oben auf dem Balkon und winkt uns noch lange nach. Mit dem Dinghi geht es weiter zur Tardieu-Marine, Canvas-Carlos arbeitet noch mit Hochdruck an unseren Lazybags und will auch noch die restliche Kohle fuer sein Werk sehen. Immer noch schwimmen viele tote Fische und Krabben im Wasser herum. Opfer der gestrigen OElpest in der Bucht, die mit einer Chemikalie beklaempft wurde. Unklar ist, was den Wasserlebewesen mehr zu schaffen gemacht hat, das OEl oder die Chemikalie.

Waehrend die Herren in die jeweiligen Shops entschwinden, raekeln sich die Damen in der prallen Sonne auf den ebenso prallen Dinghi-Wuelsten. Es wird uns aber schnell zu heiss und wir verholen in den Schatten eines Baumes. „Wenn ich da jetzt reinfalle, dann bin ich verseucht“. In diese Bruehe fallen? Gott bewahre!

Irgendwann sind die wirklich allerletzten Einkaeufe getaetigt, alles ist bezahlt und abgeholt, wir sind geduscht, der Tank des Aussenborders ist gefuellt, Wasser ist aufgefuellt. Jetzt kommt Hektik auf. Schei…. Ist da noch viel weg zu raeumen, warum haengen eigentlich die Fender noch dekorativ uebers Schiff verteilt an der Reling rum? Hier noch die Waescheleine wegnehmen, das Dingi an Deck verstauen. Voodoochile wartet startklar und geduldig an der Mooring.

Dann geht es los. Hupen bei der Abraxas, Erika winkt uns zu. Segel setzen – mit den neuen Lazybags etwas ungewohnt. Dann geht es durch die bucht Richtung Boca de Monos. Und Werners Befuerchtungen, dass uns hier bereits ein heftiger Gegenstrom erwartet, bestaetigen sich nicht. Wir laufen ganz wunderbar und problemlos durch die Engstelle, Voodoochile kreuzt gar sportlich auf, waehrend wir faule Socken einfach den Motor laufen lassen.

Etwas ausserhalb der Landabdeckung empfaengt uns ein ordentlicher Wind, die Genua kommt dazu, die Maschine geht erst noch einen Moment im Leerlauf – passt, Motor aus! Wir segeln!!! Majestaetisch hebt sich die Voodoochile mit ihrer Ketschtakelung gegen die Abendsonne und ein zartes grau-orange ab. Die Linien der Inseln und der Landzunge Venezuelas bilden den malerischen, weichgezeichneten Hintergrund.

Grenada, wir kommen. Am Wind segelnd geht es gemuetlich in die Nacht. Die dann mit Regenboeen und Wind von bis zu 29 Knoten dann streckenweise etwas weniger gemuetlich wird, dafuer kommen wir dann aber auch schneller voran.

19.12.2014 – Freitag – Ankunft auf Grenada

Grenada wird immer deutlicher sichtbar. Die Voodoochile dagegen bleibt unsichtbar, segelt ca 7nm hinter uns, kann die Hoehe nicht mehr ganz so gut halten und der nachlassende Wind bringt sie auch nicht wirklich schnell vorwaerts. Das Dunkel der Nacht hat einer strahlenden Morgensonne Platz gemacht, blau-weiss dominiert und wir rauschen gemuetlich mit Geschwindigkeiten zwischen 4,4 und 5,5 Knoten durch den Atlantik. Der Bug hebt und senkt sich behaebig in den Wellen. Vergessen sind die Boeen der Nacht mit Lage und den bangen Fragen, ob wir nicht doch zu viel Segelflaeche fahren. Genua einrollen, Grosssegel oeffnen – das waren unsere Soforthilfemassnahmen.

Unbehelligt von anderen Schiffen am Wind segeln von Trinidad nach Grenada. Beim Studium der Wettervorhersage und Gribfiles hatte ich schon Zweifel, das wir segeln koennten. Aber wir koennen, schoen sogar. Und brav haelt unsere alte Dame die Hoehe. Nur einmal bringt sie ein maechtiger Wellenrums irgendwie aus dem Konzept. Kurzes von Hand steuern, dann sind wir wieder „in der Spur“ und zockeln langsam weiter, hart am Wind. Der naechste Rums gegen den Rumpf zeigt offenbar das Flautenende an und wir nehmen Fahrt auf. Eine Bohrinsel wird passiert, Lichter zeigen Schiffe um uns herum an. Keines kommt uns zu nahe. Alles bleibt entspannt.

Jede volle Stunde heisst es auf Kanal 10 „Voodoochile, Voodoochile …. Fuer Naja“ oder umgekehrt. Mal ist es ein Gespraech unterMaennern, mal plauschen die Damen, mal gibt es gemischte Konversation. Eine andere Yacht mit unaussprechlichem Namen und Heimathafen Five tummelt sich irgendwo zwischen uns. Nur hin und wieder anhand des AIS-Signals fuer uns erkennbar aber in Sichtweite der Voodoochile. Wir raetseln zeitweise, welches Licht wir hinter uns sehen.

Dann ist die Nacht vorbei. Grenada ist zeitgleich auf dem Kartenplotter und in natura sichtbar. Wir naehern uns zuegig, koennen die Prickly Bay super gut anliegen und segeln bis kurz vor der Bucht. Segelbergen. Noch etwas holperig. Da steht dann schon mal die Genua back, haengt der Bullenstander noch fest, ist der Baum nicht mittig. Soooo geht das nicht. Kommando zurueck. Die Nase unserer Lady bleibt auch nicht wirklich im Wind – irgendwie bekommen wir das Segel trotzdem runter und es verschwindet noch nicht optimal gefaltet im grosszuegig geschneiderten Lazy Bag. Wow, kein Segel vor der Nase haengend, keine Reffleinen die sich wie Schlingen drohend vor meinem Hals ringeln oder eine innige Verbindung mit dem Gashebel einzugehen drohen. Das sieht ja richtig ordentlich aus.

Davon kann im Rest des Schiffes keine Rede sein. Das uebliche Chaos halt. Ausserdem ist nullkommanix an Reffleine auf der Trommel der Genuarollanlage drauf. Sauber aufgerollt ist auch was anderes. Aber jetzt geht es erst einmal quer durchs Ankerfeld. Dieses Mal sind wir (d.h. ich) viel mutiger und kreuzen quer bis vor die Marina zwischen den Booten herum. Ach, da ist ja auch die Doertita. Heiner schwingt sich gleich ins Dinghi und belegt unsere Leinen an einer freien Mooring in seiner Nachbarschaft. Als wir spaeter im Marinabuero den Weihnachtspreis von 15 USD pro Tag hoeren, treten wir unsere Mooring umgehend und grosszuegig an die spaeter eintreffende Voodoochile ab.

Um 9 Uhr sind wir also fest in der Prickly Bay. Tuedeln und machen, bis ich die Panik ins Auge bekomme: vielleicht sollten wir die Bojenfrage doch erstmal klaeren und vor allem auch einklarieren.

Also Behoerdenfein gemacht, Dinghi gewassert (natuerlich andersrum, sonst ist das nix mehr mit dem „fein“), Landgang. Nachdem die Bojenfrage geklaert ist (wir ankern, wie bereits erwaehnt), geht es die Stiege zu Immigration und Customs hinauf. Dieses Mal kennen wir ja den „Haupteingang“. Trotzdem ueberraschen wir den Immigrationbeamten beim Nickerchen. Customs glaenzt durch Abwesenheit, macht sich wahrscheinlich grade mal frisch. Beide Beamte laufen aber umgehend zur Hochform auf, als es darum geht , das neue elektronische Checkin-System zu nutzen. Peinlich, dass ich doch tatsaechlich ein etwas anderes Passwort verwendet habe wie gewohnt und mir das erst jetzt (oder zum Glueck wenigstens) und hier einfaellt. So ist der bereits im November angelegte Account zackig bereinigt und wir sind quasi „drin“. Alles noch ausdrucken, Stempel in die Paesse, Geld her. 92 ECD sind faellig. Fuer meine Flugreise darf ich auch gleich noch ein Zettelchen ausfuellen, der untere Abschnitt ist wichtig, den muss ich am Flughafen vorzeigen. Oh Gott, hoffentlich geht der nicht verloren in meinem Reisepass; bis zum 27.12. kann ja noch sooo viel mit einem so kleinen Zettel passieren.

Fertig, das war easy. Ob wir Weihnachten hier sind? Yes, Sir. Dann kann man ja mal ein Bier zusammen trinken, unten in der Bar. Klar, warum nicht. Die karibischen Customsbeamte werden noch unsere besten Freunde.

Jetzt aber flugs zurueck an Bord, die Voodoochile angefunkt und informiert. Dann laeuft sie auch schon ein. Wir raeumen die Boje, Werner leistet mit dem Dinghi Mooringhilfe, ich kreuze derweil mit dem Panzerkreuzer durchs Ankerfeld. „Mach mal langsam“ – der Kaeptn hat Schwierigkeiten laengsseits zu gehen. Die Damen haben sich derweil schon einen Ankerplatz ausgeguckt, jetzt muss nur noch der Chef ueberzeugt werden. Jetzt, wo’s ernst wird, sieht das irgendwie doch wieder ganz schoen eng aus. Wir probieren es, das Eisen faellt auf 7 Meter Tiefe, 30 Meter Kette rauschen hinterher. Rueckwaertsgang rein – Madam ruckt energisch an der Kette und die gibt keinen Zentimeter nach. Uff. Geschafft. Kommen wir jetzt der Aluyacht an Backbord vielleicht doch etwas zu nahe? Der Tag wird es zeigen. Wir bleiben erst einmal an Bord, raeumen weiter auf und eine heisse Bohnensuppe mit frischem Kaffee so als Spaetstueck, das klingt nicht schlecht in des Kaeptns Ohren. Vergessen ist der kurze Streit um die Mooringfrage.

Nach dem Essen folgt ein erfrischendes Bad im tuerkisfarbenen Wasser. Ist das herrlich! Seglersleben kann so schoen sein.

Dieselpest in Chaguaramas

Jetzt haengen wir wochenlang hier rum, pendeln zwischen den diversen Boatyards und Dinghidocks, zwischen Canvasworkern und anderen Dienstleistern, Bankomat (hier ATM genannt), Lebensmittelshops hin und her, haben trotzdem das Gefuehl, nicht wirklich was geschafft zu haben. Und ganz unmerklich naehern wir uns DEM Datum des Jahres, Weihnachten. Und ebenso unmerklich damit auch meinem Abflugtermin von Grenada nach Deutschland. Oh Schreck — und wir haengen immer noch hier auf Trinidad rum? Wie hatten wir vollmundig beim Einlaufen verkuendet? Hier sind wir ganz schnell wieder weg. Denkste Puppe.

Seit gestern sind die Freunde mit ihrer Voodoochile ebenfalls wieder im Wasser, haengen an der Nachbarmooring. Und Peer draengelt. Schaut Wetter und beschliesst den Abfahrtstermin. Entweder Donnerstag, maximal noch Freitag oder wir haengen hier noch ueber Weihnachten rum. DAS geht ja gar nicht. Also jetzt Carlos, unserem Canvasworker Dampf machen. Die Lazybags muessen fertig werden. Und da lassen wir mal unsere Nationalitaet raushaengen, da ist es uns wurscht, ob die Naehmaschine den Geist aufgibt oder irgendjemand vom “Chicken-Wing” Fieber (eigentlich ja Chikungunya genannt, aber uns gefaellt Rainer’s Verballhornung) dahin gerafft wird. Und so turnen der Kaeptn und Carlos schon um 8 in der Frueh mit den tatsaechlich ueber Nacht fertig gewordenen Lazybags an Deck herum, ziehen, montieren, passen an.

Tote Fische treiben massenhaft an den Booten vorbei. Jean-Paul, der fast nur englisch sprechende immer gut gelaunte Niederlaender, der allein auf seiner dunkelblauen Yacht unterwegs ist und den wir schon von Sal her kennen, klaert uns auf: die gestrige Dieselpest wurde wohl mit Chemikalien bekaempft. Das war das braune, schleimig wirkende, auf dem Wasser treibende Zeug. Jean-Paul ist fest davon ueberzeugt, dass diese Chemikalie fuer die Fische und Schildkroeten noch viel schlimmer ist und das Massensterben bewirkt hat.

Jean-Paul ist es auch, der uns den Carlos entfuehrt. Hat wohl auch noch was an seinem Boot zu arbeiten. Dafuer entfaellt fuer uns die Rueckfuehrung des fleissigen Canvasworkers zur Tardieu Marine. Sehr praktisch.

Derweil kaempfen Rosi und Ludwig auf ihrer Cacique mit einer ganz anderen Dieselpest. Bei ihnen heisst es: Algen im Tank, verstopfte Filter, Motorprobleme. Gut, dass sie noch am Steg der Peakes Marina liegen und das Malheur nicht erst beim losfahren, womoeglich in der Durchfahrt Boca do Monos mit ihren starken Querstroemungen, bemerkt haben. Das waere wieder ein Fall fuers Abschleppteam geworden. Nur fuehlt sich hier keiner wirklich angesprochen in einem solchen Fall. Das haben die Beiden ja schon bei ihrer Ankunft mitbekommen. Das Seglernet auf Kanal 68 hat es dann gerichtet, eine Yacht lief aus und schleppte die Cacique ein. Weder die Marinas noch die Behoerden reagierten auf den entsprechenden Funkruf der Cacique. Jedenfalls bekommt die Cacique jetzt hier eine Tankreinigung verpasst und wird dann mit frischem, hoffentlich sauberen Diesel befuellt.

Am Abend dann heisst es Einkaufen, die allerallerletzten TT-Dollar (nur auf Trinidad und Tobago was wert) muessen unters Volk. Schwer bepackt tuckert das Naja-Taxizum Ankerplatz. Nicht ohne einen Zwischenstopp im Cafe mit Internetzugang. Wetterdaten sind jetzt besonders interessant fuer uns. Und gleich haben wir schon Diskussionen, ob und wann wir abfahren sollen. Einig sind wir uns jedenfalls darin, dass es in der kommenden Woche ganz schlecht aussieht. Fui zuvui Wind. Wir schlafen nochmal eine Nacht drueber.

Beruehrende Begegnungen in Port of Spain

IMG_6359.JPG

IMG_2143.JPG
Busbahnhof-Verkaeufer. Was in den braunen, wasserdichten Papiertueten verpackt ist, haben wir nicht heraus gefunden

IMG_2136.JPG
Gute Namenswahl

IMG_2132.JPG
Leuchtturm in Port of Spain

IMG_2121.JPG
Weihnachts”hasen”koestume - der Kaeptn war echt entaeuscht ueber die Kaufunlust
der Bordfrau

IMG_2116.JPG
CD-Laden in Port of Spain

IMG_2112.JPG
Pfarrgarten in Port of Spain

IMG_2111.JPG
Frisch eingetroffen: die brandneuen Modelle sind sicherlich der Renner bei den diesjaehrigen Weihnachtsgeschenken

IMG_2094.JPG
Im Coffeeshop “Chapel” in der Frederickstreet

IMG_2092.JPG
Coffeeshop von aussen - nicht gleich als “Gourmettempel” erkennbar

IMG_2080.JPG
Schlafplaetze im Schatten

IMG_2076.JPG
Museum of Art in Port of Spain - Weihnachtlich dekoriert und leider geschlossen

Krankenhaus die zweite.Schon fast Routine: frueh aufstehen, mit verschiedenen Maxitaxis (zu unserem Ziel faehrt keines direkt) in die Elisabethstreet zum St. Claire’s Medical. Im Hospital werden wir direkt ins Labor dirigiert.Waehrend die Rezeption der Notaufnahme heute gleich doppelt besetzt ist, glaenzt die Dame hier noch durch Abwesenheit. Also warten. Brrr, kalt ist es hier ebenfalls. Wird wohl nicht lange dauern, dann liege ich flach — mit einer richtigen Erkaeltung. Fuehle mich jedenfalls wie Tiefkuehlware.

Dann geht alles ganz schnell. Anmelden, bei der Kasse bezahlen, wieder zurueck, Blutprobe entnehmen und wieder warten. Diesmal im etwas waermeren Empfangsbereich der Notaufnahme. Mit einem extra heissen loeslichen Kaffee und dem Wachmann links von uns, der heute kein Nickerchen haelt, sondern Kreuzwortraetsel oder sowas aehnliches loest oder mit seinem Mobiltelefon spricht.

Die sich wiederholenden Lautsprecherdurchsagen ignorieren wir geflissentlich. Das kann doch kein Mensch verstehen geschweige denn, sich angesprochen fuehlen. Fuer wen die wohl bestimmt sind? Ausser uns luemmelt sich noch ein behueteter Mann auf den bequemen Stuehlen rum und nutzt die schuetzende, schattenspendende Hutkrempe, um eine gut getarnte Augenpflege zu betreiben.

Dann noch mal Arztgespraech. Eine Frau Doktor kuemmert sich heute um den Patienten. Ist hochzufrieden mit den Ergebnissen der Blutuntersuchung und entlaesst uns in die Freiheit. Aber vor diese hat die Hospitalverwaltung einen weiteren Boxenstopp bei den Rezeptionisten gesetzt. Der Skipper ist irritiert, nochmal was zahlen???? Wieso jetzt??? Er unterstellt mir indirekt schwache Englischkenntnisse und folgt mir nur widerstrebend. Warum ueber Kasse, wenn man doch den Umweg ueber den Hautpeingang nehmen kann? Die nochmalige Nachfrage ueberzeugt aber dann auch ihn, ohne Bezahlung keine Freiheit. Die so nett aussehend nuschelnde Dame hinterm Schreibtisch druckt eine schoene Rechnung aus und nimmt die Kreditkarte entgegen. Zum Glueck ist kein weiterer Wortwechsel dafuer notwendig. Die Aussprache ist so quer wie die Wimpern lang sind.

Waerme empfaengt uns; wo ist Schatten? Seitenwechsel. Gro?britannien und Deutschland teilen sich direkt gegenueber eintraechtig ein Botschaftsgebaeude. Sowas ist also auch moeglich, Sparmassnahmen in beiden Laendern? Gaaaanz langsam gehen wir Richtung Frederikstreet. Es ist gerade mal 10 Uhr, schon ziemlich warm und so ein Museumsaufenthalt erscheint uns angebracht. In kuehlen Raeumen die Zeit bis zur Lunchtime angenehm verbringen.Die “National Art Gallery and Museum” ist zwar wunderschoen weihnachtlich dekoriert und knallt mit roter Weihnachtspracht in die Kameralinse.

Allein, die massive Holztuer ist fest verschlossen. Ach ja, da war doch was. Und tatsaechlich verkuendet ein grosses Schild die OEffnungstage — zu denen der Montag definitiv nicht gehoert.

Wir kuehlen uns erstmal mit entsprechenden Erfrischungsgetraenken an einem kleinen Stand herunter. Die Ruhepause auf einer schattigen Bank im gegenueberliegenden Park faellt kurz aus. Die Schattenplaetze sind von schlafenden, nicht sehr wohlhabend aussehenden Maennern besetzt und die naechste Bank duftet stark nach Toilette. Das ist jetzt nix fuer meine morgendlichen Geruchsnerven, wir fluechten. Vielleicht gewaehrt uns ja der Coffeeshop der kirchlichen Gemeinde schon Einlass.

Auf der Treppe zum eigentlichen Kirchenraum raekelt sich ein Wachmann. Der uns mitteilt, dass wir ruhig schon eintreten koennen, alles geoeffnet: Book- und Coffeeshop. Leer ist es noch und der Suppentopf glaenzt noch durch Abwesenheit. Aber Kaffee bekommen wir. Und zwischen Kaffeemaschine und Kasse ein Gespraech, das uns tief anruehrt. Die grauhaarige Dame an der Kasse fragt uns aus, will wissen woher wir kommen und wie wir leben. Neben uns steht eine kleine ebenfalls grauhaarige, freundlich dreinblickende Dame in gruener Bluse und gruenem Rock. Stellt sich als Schwester Mari-Ann vor. Ich muss wohl etwas erstaunt schauen, denn die Erklaerung folgt sofort: ihr Orden erlaube ihr, auch ohne Habit auszugehen, sie kann aber muss es nicht tragen. Kommt mir bekannt vor, finde ich auch sehr sinnvoll in diesen Klimazonen. Aus Deutschland sind wir. Ob wir denn auch von den Morden auf Tobago gehoert haben. Tief betroffen seien alle gewesen, das sei nicht typisch fuer die Inseln. Aber es gaebe auch hier immer wieder Verrueckte. Man spraeche mittlerweile sogar von einem Serienmoerder. Aber auch sie als Einheimische meiden einsame Straende, halten sich an gewisse Vorsichtsregeln, suchen bestimmte Orte nur in der Gruppe auf und bewegen sich am Abend mit Bedacht und Vorsicht. Dann folgt noch ein Exkurs in die Arbeit der Kirchengemeinde. Armenspeisung ist ein grosses Thema, alle Speisen die sie hier anbieten, sind selbstgemacht und vom Verkaufserloes werden die Armen der Region unterstuetzt. Mir gefaellt der Name der kirchlichen Gemeinde: LWC steht fuer ,Living Water Community’. Wasser, das lebensspendende Element.Am Heiligen Abend werden beduerftige Familien eingeladen und mit Essen, Trinken und Geschenken bedacht. 2.500 solcher “Lunch-Pakete” sollen dieses Jahr ausgegeben werden.

Heute aber treffen sich hier vorwiegend aeltere Gemeindemitglieder zum Plausch bei Kaffee und Kuchen oder zum Lunch. Bueroangestellte aus der Umgebung nehmen ihr Mittagessen entweder in Styroporboxen mit oder verzehren es vor Ort. Eine schlanke Dame wirbelt mit ihren Enkelkindern durch die Reihen, versorgt die Kinder mit Wasser, ist ganz offenbar bekannt hier. Sieht irgendwie wohlhabend aus. Wir sitzen direkt gegenueber der netten Kassen-Dame und bekommen zum Kaffee ganz unerwartet zwei kleine Kuchenstuecke. Das sei — neben dem heute leider nicht vorraetigen Rueblikuchen — eine weitere Spezialitaet. Mit ganz viel Rum. Wir sind hin und weg — ist das lecker! Mit unserer Tischnachbarin plauschen wir. Immer wieder die Frage, woher wir kommen. Fachfragen folgen, wieviel Fuss unser Boot lang ist und ob wir einen Mast oder zwei haben, ob sie als Sloop getakelt ist. Deutschland, die Tochter ihrer Schwester ist dort verheiratet. Eine andere Lady hat ihre Gehhilfen am Tisch geparkt und widmet sich Weihnachtspaeckchen, die sie hingebungsvoll beschriftet. Irgendwann ist alles verpackt und fertig und sie verabschiedet sich. Wo die Paeckchen hin verschwunden sind, hab ich gar nicht mitbekommen ……

Schwester Marie-Ann kommt wieder vorbei, verabschiedet sich von uns und versichert, dass sie fuer uns beten wird. Beten ist ja jetzt nicht so unser Thema, aber an sie denken werden wir sicherlich oft und das nette Gesicht der kleinen Dame wird uns auch ohne Foto in lebhafter Erinnerung bleiben. Das freut auch die Dame an der Kasse und auch ihr Laecheln und ihre Liebenswuerdigkeit wird noch lange haften bleiben. Coffeeshop Chapel in der Frederickstreet — ein Ort zum verweilen, um Menschen kennen zu lernen, nette Gespraeche zu fuehren, ein Gefuehl von Zugehoerigkeit zu bekommen. Wir sind tief beeindruckt und beruehrt von Herzlichkeit, Anteilnahme und Zuwendung der Menschen hier. Ein Laecheln, ein froehliches “morning, morning” und alle sind nett und freundlich zu uns, nehmen uns auf, vermitteln den fluechtigen Besuchern einen Eindruck davon, wie es sein koennte, wenn sie hier leben wuerden.

Draussen empfaengt uns dann die normale Alltagswelt Port of Spains. Mit lauter Musik aus den Boxen der Strassenverkaeufer, bunten Schaufenstern, vollen Gehwegen und sich dicht an dicht durch die Strasse draengenden, hupenden Autos. Ich fotografiere ein Weihnachts-”Hasen”-Kostuem, wahlweise auch in blau und anderen Farben erhaeltlich. Der Kaeptn meint, das wuerde mir bestimmt auch gut stehen. Ich hab da so meine Zweifel und so bleibt auch dieses Kleidungsstueck ungekauft. Nix mit sexy hexy Weihnachtsfrau. Der Kaeptn zieht ne Schnute und konzentriert sich auf CD’s mit Steel-Pan Musik.

Langsam reicht es. War ganz schoen viel Aktionismus fuer den Skipper nach einer Woche mehr oder weniger Nichtstun und kaum Bewegung. Noch schnell ein Foto vom Leuchtturm, fuer die Sammlung. Dieser hier in Port of Spain ist ziemlich klein und geht im Verkehrsgewuehl fast unter. Ausserdem steht er ziemlich schief. Ob er wohl irgendwann die Fassung vollends verliert und zusammen bricht?

Diese Gefahr besteht bei den an der Sammelstation stehenden Maxi-Taxis derzeit eher nicht. Wir haben die freie Auswahl und heute, um diese Uhrzeit ist es mal umgekehrt: die Taxis warten auf die Fahrgaeste und nicht andersherum. Die Strecke nach Chaguaramas kennen wir mittlerweile schon gut. Vieles ist vertraut und doch entdecken wir auch heute noch was Neues. Einfach auch, weil wir jetzt eine andere Focussierung haben

Hospital

Hospital Port of Spain (5)k.JPG

Hospital Port of Spain (4)k.JPG

Hospital Port of Spain (3) k.JPG

Die eine(n) sind in der Frueh zum Tennis verabredet, die anderen streben einem Krankenhaus zu. 6:45 Abfahrt hat Ulli angedroht. Und wir stehen parat, schon vor der Zeit. Ein Blick in den Stadtplan von Port of Spain hat ergeben, dass es in einer Strasse direkt am St. George V Platz (hier sind die von Ulli angestrebten Tennisplaetze) auch ein Krankenhaus geben muss. Also nix wie hin und die Gunst der Leihwagenstunde voll ausgenutzt.

Praktischerweise ist das Hospital direkt gegenueber der Tennisanlagen.Wir sind die ersten Patienten in der Notaufnahme und werden wahrscheinlich nicht nur deshalb sehr freundlich behandelt. Muede ist das Personal allerdings auch etwas. So schlaeft doch der schon etwas aeltere Wachmann am Emergency-Eingang schon mal auf seinem Stuhl ein und auch der junge Mann am Schreibtisch, der die Patientendaten erfasst und die Abrechnung macht, legt mal kurz den Kopf auf den Tisch. UEber allem laeuft in einem modernen Flachbildschirm die daily soap. Bequeme Couchen und Sitze laden zum verweilen ein, es wird Wasser, Tee und Kaffee gereicht. Fehlt eigentlich nur noch das Gebaeck …. Eine Rampe weiter oben geht es derweil hinter blauen Vorhaengen zur Sache. Dr. Kumar und Dr. Bocaje kuemmern sich ruehrend um den Kaeptn. Den plagt jetzt schon seit fast einer Woche das Fieber, er ist ungewohnt schlapp und muede. Chikungunya argwoehnen hier. Ein von Moskitos uebertragener Virus, dem Dengue-Fieber aehnlich. Der Bluttest kann das nicht bestaetigen. Dafuer wird ein zu hoher Insulinwert festgestellt und dehydriert ist er, der Mann. Kein Wunder. Was da letzte Nacht rausgeschwitzt wurde, das kann kein Mensch trinkend nachfuellen!Also ab auf die Liege und Tropf an. Blutdruck normal, Temperatur immer noch zu hoch. Ich vertreibe mir die Wartezeit mit Zeitschriften und einem zu starken Kaffee, bin froh ueber die von Ulli flugs entliehene leichte aber langaermelige Strickjacke. Die (also Ulli, nicht die Jacke) ist schon frueh mit ihrer Tennisstunde fertig, muss aber den Leihwagen auch schon bald wieder zurueckgeben. Wir werden schon mit einem Taxi irgendwie wieder zurueck kommen, keine Bange. Sichtlich erleichtert macht sie sich von dannen, boah ist das kalt hier drin! Klar, ihre Jacke waermt ja auch mich.Dann sind auch wir entlassen. In der Apotheke nebenan sollen wir noch Tabletten holen und am Montag wieder erscheinen. Da wir die Medikamente bar bezahlen, muessen wir noch einmal ins Krankenhaus.

Der vermeintliche Geldautomat entpuppt sich als Kasse, an der die Patienten ihre Rechnungen begleichen muessen. Mit der Quittung geht es wieder zurueck in die Apotheke, deren Tuer nur nach klingeln geoeffnet wird. Dann stehen wir in der prallen Vormittagshitze und halten Ausschau nach einem Maxi-Taxi. Gelbe Streifen — das ist gut, fahren die doch in unsere Richtung .Leider nicht komplett. Nur bis zur Westwood Shoppingmall wird uns erklaert. Und dann? Umsteigen halt. O.k. sind wir wenigstens schon mal ein Stueck weiter.

An besagter Haltestelle und einer 6-spurigen Strasse stehen wir uns die Fuesse eine Weile platt. Irgendwann hab ich das System verstanden: Daumen Richtung Wasser heisst Richtung Chaguaramas, Daumen den Hang hinauf, heisst irgendwo da vorne rechts abbiegen. Aber irgendwie faehrt keiner in unsere Richtung und wenn, dann nur bis Carenage. Das bringt uns jetzt auch nicht wirklich viel. Ein Privatwagen haelt und nach kurzer UEberlegung faehrt er uns nach Chaguaramas, fuer 16TT. Das ist nur unwesentlich hoeher wie der Maxi-Taxi-Tarif. Und das ist es uns wert, nicht laenger in der Hitze an einer stark befahrenen Strasse rumstehen zu muessen.

Und so lernen wir also die Elisabeth-Street und das St. Clair Medical Centre kennen.

Von Aussenbordern und Leguanen

IMG_6304.JPG

IMG_6302.JPG

IMG_6296.JPG

Da muss also erst der Aussenborder defekt und ueberholungsbeduerftig sein, damit die Bord-Frau den Jonathan kennen lernt, den Aussenbordfachmann. Der sich einem anderen Skipper und mir gegenueber zwischen defekten Motoren outet und gesteht, dass heute sein Fastentag ist. Dass er jeden Mittwoch fastet und es ihm gut dabei geht. Er will damit Gott etwas zurueck geben. Zumindest hab ich das so verstanden. Normalerweise erzaehlt er das seinen Kunden nicht, weil er befuerchtet, wenig Verstaendnis dafuer zu bekommen. Wir beiden weisshaeutigen Menschen aber nicken verstehend und mein Mitleidensgenosse (sein Aussenborder ist aus 3 Metern Hoehe auf die Erde geplumpst) verfuegt ebenfalls ueber Insiderwissen zum Thema Fasten. 5 Tage seien der laengste Fastenzeitraum bei ihm gewesen. Da bin ich mit meinen 10-12 Tagen noch eine Erfahrung weiter.

So fachsimpeln wir also erst etwas ueber Aussenborder, dann ueber bloede Tragegestelle, die schon nach wenigen Monaten in der karibischen Sonne grad so zerbroeseln und die ihnen anvertrauten Motoren einfach fallen lassen und dann mal eben ueber Lebensphilosophien und Fasten. Als ich Jonathan helfe, unseren Aussenborder im Dinghi zu verstauen, bekomme ich noch ein “strong woman” und falls ich mal einen Job suche, solle ich mich bei ihm melden. Hmm, vielleicht komme ich drauf zurueck. Aussenbordmechanikerin, das waere doch eine steile Karriere. Zumindest brauche ich mir ueber mein Einkommen damit keine Gedanken machen, Aussenborder muessen weltweit repariert werden und gute, verlaessliche Fachleute sind rar. Gut, dass es hier Jonathan gibt. Der tatsaechlich nur die benoetigten Teile und den vereinbarten Service-Fixbetrag berechnet. Und das obwohl er unseren Aussenborder DREIMAL waschen musste, damit der ganze Sand eliminiert wurde.

Vor lauter Glueckseligkeit ueber den wieder heilen Mercury vergesse ich fast meine sonstigen Gepaeckstuecke, die ich auf dem Dinghy-Dock zwischengelagert hatte. Aber nur fast. Beim rausfahren treffe ich noch Margie, die ebenfalls mit dem Dinghi unterwegs ist. Heut ist wohl Frauen-Dinghi-Tag und Marcus steht an Deck der Island Kea und gibt uns das Startzeichen. Auf die Plaetze los. Margie gewinnt, ich bin noch etwas zaghaft unterwegs. Ist ja auch ein fremder und ziemlich neuer Aussenborder der unsere Gummiwutz noch antreibt. Trotzdem bin ich erste am Ziel, da ich direkt in der Tardieu Marina anlege, waehrend Margie den Umweg ueber Coral Cove waehlt. Vielleicht will sie ja noch das gute Wifi im Cafe Peeh Oh nutzen oder jemanden besuchen.

Ich dagegen besuche straight den guten Carlos. Wir schwatzen eine Weile ueber Werners Fieber, ueber Aerzte, Medizin. Seine Frau hat uns ein auf der Insel hergestelltes Mueckenschutzspray besorgt, rein biologisch, ohne DEET-Zusatz. Carlos ist von der Wirksamkeit ueberzeugt: “Das einzige Mittel, das wirklich hilft. Und man muss nur ganz wenig davon auftragen”. Der Selbstversuch wird zeigen, ob es auch bei uns Bleichgesichtern wirkt. Dann sucht er noch die Telefonnummer von Dr Meyer raus. Das klingt herrlich heimatlich. Der gute Doktor ist sehr populaer, ist in diversen Radiosendungen on air und beraet die Patienten telefonisch, arbeitet nach TCM. Das ist doch was fuer mich! Und vielleicht ja auch fuer den Kaeptn - falls er sich morgen nicht deutlich besser fuehlt. Auf der grossen Arbeitsflaeche strampelt derweil munter die drei Monate alte Tochter seiner Mitarbeiterin herum. Unterm Fliegengitter im Reisebett schlafen findet sie gar nicht gut. Aber auf einer dicken Schaumstoffmatte mitten im Geschehen zu sein, das stimmt sie friedlich. Carlos areitet ungeruehrt ums Baby rum und montiert mir noch den Wasserstutzen ins neue Vordeck-Sonnensegel. Damit koennen wir dann mit diesem Segel auch noch Regenwasser auffangen und via Schlauchstutzen direkt in den Tank leiten. Wieder ein Teil auf unserer Wunschliste abzuhaken. Irgendwann haben wir vielleicht wirklich alles, was wir uns so wuenschen …. nee, das bleibt wohl auch ein Wunsch! Und das ist auch gut so.

Ach, jetzt haette ich doch fast die Begegnung mit einer Echse vergessen. Die quert meinen Pfad auf dem Weg zum Aussenborder. Laeuft erst etwas aufgeregt und hochbeinig vor mir davon, bleibt dann aber stehen und laesst sich ganz entspannt fotografieren. Ganz stolz und aufgeregt praesentiere ich die Fotos auf der Voodoochile und Uli und Peer meinen, es handele sich um ein ausgewachsenes Tier. Davon wuerden wir auf den anderen Inseln noch einige sehen. Fuer mich wird diese erste und absolut unerwartete Begegnung aber sicherlich die eindrucksvollste bleiben.

Und mein erster richtiger Tag als Singlehand-Seglerin (wenn auch nur im Hafenmodus) war ziemlich anstrengend, voller Aktivitaet und Erlebnisse. Jeden Tag brauch ich das definitiv nicht, das Leben zu zweit ist doch bedeutend einfacher.Und ich bin heilfroh, als ich ohne Probleme am Mutterschiff festmachen und die schnell noch getaetigten Einkaeufe ausladen kann. Gar nicht so einfach, mit dem Gang raus und rein bei unserem Oldie-Modell von Motor. Da war der moderne Kollege mit der Gangschaltung direkt am Gas-und Steuergriff doch bedeutend einfacher zu handhaben. Gut, dass unser Dinghi aus Gummi ist, sonst haette Frau naja jetzt einen Kratzer mehr in der Haut.

« Previous PageNext Page »