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Da muss also erst der Aussenborder defekt und ueberholungsbeduerftig sein, damit die Bord-Frau den Jonathan kennen lernt, den Aussenbordfachmann. Der sich einem anderen Skipper und mir gegenueber zwischen defekten Motoren outet und gesteht, dass heute sein Fastentag ist. Dass er jeden Mittwoch fastet und es ihm gut dabei geht. Er will damit Gott etwas zurueck geben. Zumindest hab ich das so verstanden. Normalerweise erzaehlt er das seinen Kunden nicht, weil er befuerchtet, wenig Verstaendnis dafuer zu bekommen. Wir beiden weisshaeutigen Menschen aber nicken verstehend und mein Mitleidensgenosse (sein Aussenborder ist aus 3 Metern Hoehe auf die Erde geplumpst) verfuegt ebenfalls ueber Insiderwissen zum Thema Fasten. 5 Tage seien der laengste Fastenzeitraum bei ihm gewesen. Da bin ich mit meinen 10-12 Tagen noch eine Erfahrung weiter.

So fachsimpeln wir also erst etwas ueber Aussenborder, dann ueber bloede Tragegestelle, die schon nach wenigen Monaten in der karibischen Sonne grad so zerbroeseln und die ihnen anvertrauten Motoren einfach fallen lassen und dann mal eben ueber Lebensphilosophien und Fasten. Als ich Jonathan helfe, unseren Aussenborder im Dinghi zu verstauen, bekomme ich noch ein “strong woman” und falls ich mal einen Job suche, solle ich mich bei ihm melden. Hmm, vielleicht komme ich drauf zurueck. Aussenbordmechanikerin, das waere doch eine steile Karriere. Zumindest brauche ich mir ueber mein Einkommen damit keine Gedanken machen, Aussenborder muessen weltweit repariert werden und gute, verlaessliche Fachleute sind rar. Gut, dass es hier Jonathan gibt. Der tatsaechlich nur die benoetigten Teile und den vereinbarten Service-Fixbetrag berechnet. Und das obwohl er unseren Aussenborder DREIMAL waschen musste, damit der ganze Sand eliminiert wurde.

Vor lauter Glueckseligkeit ueber den wieder heilen Mercury vergesse ich fast meine sonstigen Gepaeckstuecke, die ich auf dem Dinghy-Dock zwischengelagert hatte. Aber nur fast. Beim rausfahren treffe ich noch Margie, die ebenfalls mit dem Dinghi unterwegs ist. Heut ist wohl Frauen-Dinghi-Tag und Marcus steht an Deck der Island Kea und gibt uns das Startzeichen. Auf die Plaetze los. Margie gewinnt, ich bin noch etwas zaghaft unterwegs. Ist ja auch ein fremder und ziemlich neuer Aussenborder der unsere Gummiwutz noch antreibt. Trotzdem bin ich erste am Ziel, da ich direkt in der Tardieu Marina anlege, waehrend Margie den Umweg ueber Coral Cove waehlt. Vielleicht will sie ja noch das gute Wifi im Cafe Peeh Oh nutzen oder jemanden besuchen.

Ich dagegen besuche straight den guten Carlos. Wir schwatzen eine Weile ueber Werners Fieber, ueber Aerzte, Medizin. Seine Frau hat uns ein auf der Insel hergestelltes Mueckenschutzspray besorgt, rein biologisch, ohne DEET-Zusatz. Carlos ist von der Wirksamkeit ueberzeugt: “Das einzige Mittel, das wirklich hilft. Und man muss nur ganz wenig davon auftragen”. Der Selbstversuch wird zeigen, ob es auch bei uns Bleichgesichtern wirkt. Dann sucht er noch die Telefonnummer von Dr Meyer raus. Das klingt herrlich heimatlich. Der gute Doktor ist sehr populaer, ist in diversen Radiosendungen on air und beraet die Patienten telefonisch, arbeitet nach TCM. Das ist doch was fuer mich! Und vielleicht ja auch fuer den Kaeptn - falls er sich morgen nicht deutlich besser fuehlt. Auf der grossen Arbeitsflaeche strampelt derweil munter die drei Monate alte Tochter seiner Mitarbeiterin herum. Unterm Fliegengitter im Reisebett schlafen findet sie gar nicht gut. Aber auf einer dicken Schaumstoffmatte mitten im Geschehen zu sein, das stimmt sie friedlich. Carlos areitet ungeruehrt ums Baby rum und montiert mir noch den Wasserstutzen ins neue Vordeck-Sonnensegel. Damit koennen wir dann mit diesem Segel auch noch Regenwasser auffangen und via Schlauchstutzen direkt in den Tank leiten. Wieder ein Teil auf unserer Wunschliste abzuhaken. Irgendwann haben wir vielleicht wirklich alles, was wir uns so wuenschen …. nee, das bleibt wohl auch ein Wunsch! Und das ist auch gut so.

Ach, jetzt haette ich doch fast die Begegnung mit einer Echse vergessen. Die quert meinen Pfad auf dem Weg zum Aussenborder. Laeuft erst etwas aufgeregt und hochbeinig vor mir davon, bleibt dann aber stehen und laesst sich ganz entspannt fotografieren. Ganz stolz und aufgeregt praesentiere ich die Fotos auf der Voodoochile und Uli und Peer meinen, es handele sich um ein ausgewachsenes Tier. Davon wuerden wir auf den anderen Inseln noch einige sehen. Fuer mich wird diese erste und absolut unerwartete Begegnung aber sicherlich die eindrucksvollste bleiben.

Und mein erster richtiger Tag als Singlehand-Seglerin (wenn auch nur im Hafenmodus) war ziemlich anstrengend, voller Aktivitaet und Erlebnisse. Jeden Tag brauch ich das definitiv nicht, das Leben zu zweit ist doch bedeutend einfacher.Und ich bin heilfroh, als ich ohne Probleme am Mutterschiff festmachen und die schnell noch getaetigten Einkaeufe ausladen kann. Gar nicht so einfach, mit dem Gang raus und rein bei unserem Oldie-Modell von Motor. Da war der moderne Kollege mit der Gangschaltung direkt am Gas-und Steuergriff doch bedeutend einfacher zu handhaben. Gut, dass unser Dinghi aus Gummi ist, sonst haette Frau naja jetzt einen Kratzer mehr in der Haut.