18.12.2014 – Donnerstag – Abschied von Trinidad

Heut soll es sein, der Abschied von Trinidad soll stattfinden. Ullis Zweifel am guenstigen Wind werden von den Kaeptns abgeschmettert. Und dann ist ja auch noch das Overtime-Thema. Ankunft auf Grenada am Wochenende; da werden Gebuehren faellig. Geld, das wir doch lieber in Carib-Bier oder einer Pizza anlegen. Also auf zur Ausklarierung. Was haben wir fuer Horrorgeschichten von den hiesigen Beamten gehoert. Von Willkuer, Gebuehrenzahlungen die keiner so recht nachvollziehen konnte. Von Damen die wegen ihrer unzuechtigen Kleidung kurzerhand des Bueros verwiesen wurden. Von Overtime-Fees die sogar fuer eine Ausklarierung waehrend der Mittagszeit erhoben wurden.

Wir ruesten uns entsprechend, putzen uns die Zaehne (damit sie beim laecheln auch richtig strahlen), der Kaeptn zieht die langen Hosen an, die Bordfrau wirft sich ins Behoerdenkleid und haut sich noch eine (wenn auch fast durchsichtige) Bluse ueber die Schultern. Auch Peer & Uli sind ordnungsgemaess verhuellt. Auf in den Kampf.

Erste Station ist das Buero der Immigration. Ausklarieren? Yes, please. Wir bekommen die allseits beliebten Zettelberge und Kohlepapier in die Hand gedrueckt und fuellen alles brav aus. Ausser uns will heute wohl niemand weg von hier. Der Wachmann hat freien Blick auf den obligatorischen Fernsehbildschirm und die drei anwesenden Beamten schauen nicht gerade ueberarbeitet aus. Zwei davon kennen wir bzw. man(n) erkennt uns sogar wieder! Wir waeren doch auch in Charlotteville gewesen. Genau, da sitzt doch der Charlotteviller Beamte vor uns und mit der Lady daneben hatten wir auch schon zu tun. Wo es ihr besser gefalle? Auf Trinidad natuerlich. Sie ist hier geboren und stolz auf ihre Insel. Uli fragt noch nach den Casper Caves und ob wir dort evtl. noch ankern koennten bis morgen. Sure, wenn wir morgen gg. 11 Uhr endgueltig los segeln ist alles noch im gruenen Bereich. Mit herzlichem Laecheln und allgemeinen Wuenschen fuer die Weihnachtstage verabschieden wir uns.

Customs ist noch gefuerchteter, heute aber ueberwiegend mit maennlichen Beamten besetzt. Der oberste Beamte, adrett im weissen Hemd mit Schulterabzeichen gewandet, haelt hinterm Schreibtisch ein kleines Nickerchen und ist zustaendig fuer die Bareinnahmen sowie die Verwaltung des Quittungsblocks. Der uns abfertigende Beamte schaut zwar etwas grimmig drein, arbeitet aber korrekt und hoeflich. Keine Warterei, ob wir auch an Land gestanden haben? Haben wir, also Zettel der Marina vorzeigen. 50TT Navigional fee muessen wir berappen. Das ist eine saubere, fuer uns nachvollziehbare Rechnung. Oberboss ist mittlerweile aufgewacht, weil er ja den Quittungsblock rausruecken und die Geldscheine einsammeln musste. Ein kurzer Plausch und unter allgemeinen guten Wuenschen fuer die Fahrt und die bevorstehenden Feiertage ziehen wir auch diese Tuer von aussen zu.

Nochmal schnell Wetter checken, Peer braucht noch ein Feuerzeug, ich will das wurmverseuchte Mehl im Massyshop umtauschen, Werner hat die Hoffnung auf Bier im Duty-Free-Shop noch nicht aufgegeben und schaut dort nochmal rein. Und siehe da: die Lady hat Bier in stock!!! Wer haette das gedacht, es geschehen noch Wunder. Wieviel wir haben wollen. 5 Paletten??? No problem. Wow. Leider gibt es nur Stag, kein Carib aber immerhin. Fuer 130 TT pro Palette gegenueber 190 im Supermarkt und 155 TT im Smartprice kann man den Bestand hier doch gut aufstocken.

Als wir unsere Beute und 4 Segler im Dinghi verstaut haben, steht der Customschef oben auf dem Balkon und winkt uns noch lange nach. Mit dem Dinghi geht es weiter zur Tardieu-Marine, Canvas-Carlos arbeitet noch mit Hochdruck an unseren Lazybags und will auch noch die restliche Kohle fuer sein Werk sehen. Immer noch schwimmen viele tote Fische und Krabben im Wasser herum. Opfer der gestrigen OElpest in der Bucht, die mit einer Chemikalie beklaempft wurde. Unklar ist, was den Wasserlebewesen mehr zu schaffen gemacht hat, das OEl oder die Chemikalie.

Waehrend die Herren in die jeweiligen Shops entschwinden, raekeln sich die Damen in der prallen Sonne auf den ebenso prallen Dinghi-Wuelsten. Es wird uns aber schnell zu heiss und wir verholen in den Schatten eines Baumes. „Wenn ich da jetzt reinfalle, dann bin ich verseucht“. In diese Bruehe fallen? Gott bewahre!

Irgendwann sind die wirklich allerletzten Einkaeufe getaetigt, alles ist bezahlt und abgeholt, wir sind geduscht, der Tank des Aussenborders ist gefuellt, Wasser ist aufgefuellt. Jetzt kommt Hektik auf. Schei…. Ist da noch viel weg zu raeumen, warum haengen eigentlich die Fender noch dekorativ uebers Schiff verteilt an der Reling rum? Hier noch die Waescheleine wegnehmen, das Dingi an Deck verstauen. Voodoochile wartet startklar und geduldig an der Mooring.

Dann geht es los. Hupen bei der Abraxas, Erika winkt uns zu. Segel setzen – mit den neuen Lazybags etwas ungewohnt. Dann geht es durch die bucht Richtung Boca de Monos. Und Werners Befuerchtungen, dass uns hier bereits ein heftiger Gegenstrom erwartet, bestaetigen sich nicht. Wir laufen ganz wunderbar und problemlos durch die Engstelle, Voodoochile kreuzt gar sportlich auf, waehrend wir faule Socken einfach den Motor laufen lassen.

Etwas ausserhalb der Landabdeckung empfaengt uns ein ordentlicher Wind, die Genua kommt dazu, die Maschine geht erst noch einen Moment im Leerlauf – passt, Motor aus! Wir segeln!!! Majestaetisch hebt sich die Voodoochile mit ihrer Ketschtakelung gegen die Abendsonne und ein zartes grau-orange ab. Die Linien der Inseln und der Landzunge Venezuelas bilden den malerischen, weichgezeichneten Hintergrund.

Grenada, wir kommen. Am Wind segelnd geht es gemuetlich in die Nacht. Die dann mit Regenboeen und Wind von bis zu 29 Knoten dann streckenweise etwas weniger gemuetlich wird, dafuer kommen wir dann aber auch schneller voran.

19.12.2014 – Freitag – Ankunft auf Grenada

Grenada wird immer deutlicher sichtbar. Die Voodoochile dagegen bleibt unsichtbar, segelt ca 7nm hinter uns, kann die Hoehe nicht mehr ganz so gut halten und der nachlassende Wind bringt sie auch nicht wirklich schnell vorwaerts. Das Dunkel der Nacht hat einer strahlenden Morgensonne Platz gemacht, blau-weiss dominiert und wir rauschen gemuetlich mit Geschwindigkeiten zwischen 4,4 und 5,5 Knoten durch den Atlantik. Der Bug hebt und senkt sich behaebig in den Wellen. Vergessen sind die Boeen der Nacht mit Lage und den bangen Fragen, ob wir nicht doch zu viel Segelflaeche fahren. Genua einrollen, Grosssegel oeffnen – das waren unsere Soforthilfemassnahmen.

Unbehelligt von anderen Schiffen am Wind segeln von Trinidad nach Grenada. Beim Studium der Wettervorhersage und Gribfiles hatte ich schon Zweifel, das wir segeln koennten. Aber wir koennen, schoen sogar. Und brav haelt unsere alte Dame die Hoehe. Nur einmal bringt sie ein maechtiger Wellenrums irgendwie aus dem Konzept. Kurzes von Hand steuern, dann sind wir wieder „in der Spur“ und zockeln langsam weiter, hart am Wind. Der naechste Rums gegen den Rumpf zeigt offenbar das Flautenende an und wir nehmen Fahrt auf. Eine Bohrinsel wird passiert, Lichter zeigen Schiffe um uns herum an. Keines kommt uns zu nahe. Alles bleibt entspannt.

Jede volle Stunde heisst es auf Kanal 10 „Voodoochile, Voodoochile …. Fuer Naja“ oder umgekehrt. Mal ist es ein Gespraech unterMaennern, mal plauschen die Damen, mal gibt es gemischte Konversation. Eine andere Yacht mit unaussprechlichem Namen und Heimathafen Five tummelt sich irgendwo zwischen uns. Nur hin und wieder anhand des AIS-Signals fuer uns erkennbar aber in Sichtweite der Voodoochile. Wir raetseln zeitweise, welches Licht wir hinter uns sehen.

Dann ist die Nacht vorbei. Grenada ist zeitgleich auf dem Kartenplotter und in natura sichtbar. Wir naehern uns zuegig, koennen die Prickly Bay super gut anliegen und segeln bis kurz vor der Bucht. Segelbergen. Noch etwas holperig. Da steht dann schon mal die Genua back, haengt der Bullenstander noch fest, ist der Baum nicht mittig. Soooo geht das nicht. Kommando zurueck. Die Nase unserer Lady bleibt auch nicht wirklich im Wind – irgendwie bekommen wir das Segel trotzdem runter und es verschwindet noch nicht optimal gefaltet im grosszuegig geschneiderten Lazy Bag. Wow, kein Segel vor der Nase haengend, keine Reffleinen die sich wie Schlingen drohend vor meinem Hals ringeln oder eine innige Verbindung mit dem Gashebel einzugehen drohen. Das sieht ja richtig ordentlich aus.

Davon kann im Rest des Schiffes keine Rede sein. Das uebliche Chaos halt. Ausserdem ist nullkommanix an Reffleine auf der Trommel der Genuarollanlage drauf. Sauber aufgerollt ist auch was anderes. Aber jetzt geht es erst einmal quer durchs Ankerfeld. Dieses Mal sind wir (d.h. ich) viel mutiger und kreuzen quer bis vor die Marina zwischen den Booten herum. Ach, da ist ja auch die Doertita. Heiner schwingt sich gleich ins Dinghi und belegt unsere Leinen an einer freien Mooring in seiner Nachbarschaft. Als wir spaeter im Marinabuero den Weihnachtspreis von 15 USD pro Tag hoeren, treten wir unsere Mooring umgehend und grosszuegig an die spaeter eintreffende Voodoochile ab.

Um 9 Uhr sind wir also fest in der Prickly Bay. Tuedeln und machen, bis ich die Panik ins Auge bekomme: vielleicht sollten wir die Bojenfrage doch erstmal klaeren und vor allem auch einklarieren.

Also Behoerdenfein gemacht, Dinghi gewassert (natuerlich andersrum, sonst ist das nix mehr mit dem „fein“), Landgang. Nachdem die Bojenfrage geklaert ist (wir ankern, wie bereits erwaehnt), geht es die Stiege zu Immigration und Customs hinauf. Dieses Mal kennen wir ja den „Haupteingang“. Trotzdem ueberraschen wir den Immigrationbeamten beim Nickerchen. Customs glaenzt durch Abwesenheit, macht sich wahrscheinlich grade mal frisch. Beide Beamte laufen aber umgehend zur Hochform auf, als es darum geht , das neue elektronische Checkin-System zu nutzen. Peinlich, dass ich doch tatsaechlich ein etwas anderes Passwort verwendet habe wie gewohnt und mir das erst jetzt (oder zum Glueck wenigstens) und hier einfaellt. So ist der bereits im November angelegte Account zackig bereinigt und wir sind quasi „drin“. Alles noch ausdrucken, Stempel in die Paesse, Geld her. 92 ECD sind faellig. Fuer meine Flugreise darf ich auch gleich noch ein Zettelchen ausfuellen, der untere Abschnitt ist wichtig, den muss ich am Flughafen vorzeigen. Oh Gott, hoffentlich geht der nicht verloren in meinem Reisepass; bis zum 27.12. kann ja noch sooo viel mit einem so kleinen Zettel passieren.

Fertig, das war easy. Ob wir Weihnachten hier sind? Yes, Sir. Dann kann man ja mal ein Bier zusammen trinken, unten in der Bar. Klar, warum nicht. Die karibischen Customsbeamte werden noch unsere besten Freunde.

Jetzt aber flugs zurueck an Bord, die Voodoochile angefunkt und informiert. Dann laeuft sie auch schon ein. Wir raeumen die Boje, Werner leistet mit dem Dinghi Mooringhilfe, ich kreuze derweil mit dem Panzerkreuzer durchs Ankerfeld. „Mach mal langsam“ – der Kaeptn hat Schwierigkeiten laengsseits zu gehen. Die Damen haben sich derweil schon einen Ankerplatz ausgeguckt, jetzt muss nur noch der Chef ueberzeugt werden. Jetzt, wo’s ernst wird, sieht das irgendwie doch wieder ganz schoen eng aus. Wir probieren es, das Eisen faellt auf 7 Meter Tiefe, 30 Meter Kette rauschen hinterher. Rueckwaertsgang rein – Madam ruckt energisch an der Kette und die gibt keinen Zentimeter nach. Uff. Geschafft. Kommen wir jetzt der Aluyacht an Backbord vielleicht doch etwas zu nahe? Der Tag wird es zeigen. Wir bleiben erst einmal an Bord, raeumen weiter auf und eine heisse Bohnensuppe mit frischem Kaffee so als Spaetstueck, das klingt nicht schlecht in des Kaeptns Ohren. Vergessen ist der kurze Streit um die Mooringfrage.

Nach dem Essen folgt ein erfrischendes Bad im tuerkisfarbenen Wasser. Ist das herrlich! Seglersleben kann so schoen sein.