Sommer am Rhein bei Lorch

Sommer am Rhein bei Lorch

Jetzt steh ich hier gefühlt schon eine Ewigkeit an Land, im heissen Kolumbien, auf dem staubigen Platz der Ferroalquimar Werft. Stehe mir den langen Kiel in den dicken Bauch und schwitze vor mich hin. Ab und zu bin ich im Weg, dann kommt der Kran, packt mich in seine starken Gurtarme und setzt mich ein paar Meter weiter wieder ab. Das ist ein schönes Gefühl, fast so, als wäre ich wieder im Wasser, schwebend und leicht fühle ich mich dann. Dauert nur nicht lange.

Meine Crew will irgendwie nix mehr von mir wissen, die sind auf und davon. Ab und zu sehe ich merkwürdige Fotos. Auf denen sind dann komische Boote an einem braun-grün-grauen Fluss; Motorboote nennen sie die. Ich find die hässlich und kann gar nicht verstehen, warum sie mit so viel Begeisterung fotografiert werden. Aber meine Bordfrau hat ja ein Faible für das nicht ganz so schöne. Schönheit liege im Auge des Betrachters, sagt sie. Ich muss da irgendwie blind sein ……! Letztes Wochenende dann die Krönung: besichtigen die doch so komische Kästen auf 4 Rädern. Wohnmobile sollen das sein. Und ich frage mich, was macht man damit??? Die Duschkabine ist so eng, das man nur aufrecht darin stehen sich aber ja nicht bewegen kann. Vom Klo kann man kaum aufstehen (dafür aber auch nicht runterfallen, hat ja auch was), die Pantry ist offenbar nur zum angucken und nicht zum kochen ausgelegt. Antirutschkanten hab ich ja schon sehr filigrane, aber hier sind gleich gar keine vorhanden. Naja, wahrscheinlich schaukelt es in so einem Ding nicht so beim kochen. Oli Sailor meint, die würden nicht schwoijen und nicht schaukeln, dafür ziemlich viel Diesel verbrauchen, Krach machen und Gestank verbreiten. Will meine Crew etwa allen Ernstes in sowas einziehen und damit über Land gondeln??? Ich und auch viele unserer Freunde können sich das nicht vorstellen. Aber meine Crew guckt so ernst und nachdenklich, das ist kein gutes Zeichen …. ich kenn sie ja jetzt doch schon ein paar Jahre, um das deuten zu können. Hoffentlich redet denen noch mal jemand ins seglerische Gewissen. Was soll denn dann aus mir werden???

Überhaupt finde ich ja, das es echt Zeit wird, dass die wieder zu mir zurück kommen. Deutschland ist schön, das gebe ich ja auch zu. Aber ich würd gern auch mal wieder was anderes sehen und vor allem Wasser unter meinem Bauch fühlen. Das plätschern und gurgeln hören; fühlen, wie die Wellen mich kitzeln und mit Delfinen um die Wette durchs Wasser pflügen. DAS wäre fein ….. seufz. So wie es aussieht, muss ich darauf noch ein bisschen warten.

Einen Vorteil hat die Sache ja: ich hab hier jetzt die Wortgewalt von meiner Bordfrau übertragen bekommen. Sie hätte ja nicht wirklich was zu berichten meint sie. Na, ich ja auch nicht so wirklich. Was ja irgendwie auch nicht schlecht ist. So ein bisschen Ruhe nach den äusserst bewegten letzten 4,5 Jahren tun mir in meinem hohen Alter auch ganz gut. Solange mir das Ruderblatt nicht einrostet …. ;-). Viele Grüße an euch alle aus Cartagena de Indias! Und von meiner Crew soll ich aus Deutschland grüssen.

Einsam und verlassen auf dem Boatyard

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Wohnmobilbesichtigung

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