Das neue Jahr beginnt gut — mit strahlend blauem Himmel, weissen Tuffwoelkchen, relaxtem abhaengen an Bord. Und mit Windstille — die Gelegenheit , unser nach fliegendem Fisch stinkendes Grosssegel hoch zu ziehen und einer Reinigung zu unterwerfen. Den Fisch, bzw. die Ueberreste haben wir noch im alten Jahr aus dem Lazybag raus gezogen, mit dem Schrubber weil das bloede Vieh praktischerweise mittig in unser “Netz” gerutscht war.

Da haben wir also dem herkoemmlichen Fischfang abgeschworen (zumindest die Bordfrau, sentimental veranlagt wie sie nun mal ist …. manchmal) und dann sowas. Egal, das Segel bekommt noch eine ordentliche Suesswasserspuelung (Regen ist manchmal echt praktisch), dann darf es in der langsam hoeher steigenden Jamaica-Sonne trocknen und wird zu guter letzt wieder fein aufgetucht.

Mist, jetzt haben wir das 2. Reff nicht wieder eingebunden. Irgendwas ist halt immer. Und jetzt ist es zu sp?t, der Wind brist wieder etwas auf, angenehm fuer uns, aber unangenehm wenn das Segel steht.Zumindest hier an der Mooring moegen wir das nicht so.

Gegen Mittag geht es auf ein Bier in die Marinabar. Mit Jean-Philippe, unserem Nachbarn . Der kann einem vorbeikommenden Sonderangebot in einer Plastiktuete nicht widerstehen und ersteht fuer seine gesamte vorhandene Barschaft eine Tuete voll mit fangfrischem Lobstergetier.Ich schaue weg

– keine Ahnung, wie man die Viecher zubereitet oder isst. Was der Bauer nicht kennt …. Nein, die Baeuerin ist da nicht so und da Jean-Philippe als waschechter Franzose und frueherer Barbetreiber weiss, wie’s geht und auch willens ist, dieses Wissen an uns zu vermitteln, verabreden wir uns fuer in 10 Minuten zum Lobsterfuttern an Bord seiner Little Wing. Wir muessen lediglich ein Ei fuer die selbst anzurührende Mayonnaise und kaltes Bier mitbringen. Kein Problem, das bekommen wir wohl noch hin.

So sitzen wir wenig spaeter am kleinen Cockpittisch der Little Wing und schauen gespannt zu, wie Jean-Philippe die zwischenzeitlich stark erroeteten Tierchen in fingergerechte Stuecke zerlegt. Lecker! Und keine technische Moeglichkeit, ein Beweisfoto für unsere Premiere zu schiessen! Mer….! Unser Koch lacht sich schlapp, kann kaum glauben, dass wir noch nie Lobster gegessen haben, erklaert mir aber geduldig, was man alles essen kann, wie man dran kommt und was er an Gewuerzen verwendet hat. Aus den Resten, dem Kochwasser und einigen vegetablen Zutaten soll dann am Abend noch eine leckere Suppe entstehen. Aber erstmal ist für unseren Gastgeber eine kleine Siesta anesagt und wir muessen dringend B&B (Bier und Brot) besorgen. Obwohl das Brot eigentlich noch nicht so notwendig waere, hat doch der Skpper gerade erst eines gebacken. Aber Brot kann man ja nie genug an Bord haben (zumindest wenn ein Werner an Bord lebt, seines Zeichens Brot- und Baeckereifetischist).

Im Ort ist es irgendwie ruhig. Ist wohl ein bisserl die Luft raus. Auch die Verkaufsfoerdernden Massnahmen in Form von laut bruellenden, gigantisch grossen Musikboxen sind entfernt worden – weitgehend. Die Strassenverkaeufer und notorischen Anquatscher kennen uns schon, halten irgendwie etwas mehr Distanz: ein kurzes Hello, how are you, das wars dann auch schon. So spielt sich alles ein und man wird ganz allmaehlich Bestandteil des gewohnten Strassenbildes, gehoert nicht dazu, ist aber auch nicht mehr gar ein solcher Fremdkoerper. In der Baeckerei bekommen wir gleich von 2 Damen freundlich erklaert, welche Brotgroessen es gibt, welche Sorten und wie man dran kommt: erst am vergitterten Schalter bezahlen, dann mit dem Bezahlbon zur Theke nebenan und das Brot einsacken. Das von uns erwaehlte verbringt nun schon fast 15 Tage an Bord der Little Wing im Plastikbeutel, ohne Anzeichen von Schimmelbildung oder sonstigen Qualitätsverlusten. Unglaublich, das muessen wir testen! Und so kommt es eben zum spontanen Broteinkauf.Und was wir da an Chemie futtern, darueber machen wir uns besser gar keinen Kopf. Andere Laender, andere Brotzutaten.