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EITS-Café - Restaurantterrasse (besteht eigentlich nur aus Terrasse) auf Stelzen mit tollem Blick in die Blue Mountains

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“Lobby” des Guesthouse - sehr gemütlich und einladend

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Bad - basic aber alles bietend, was Menschlein für die Körperpflege benötigt

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Schlüsselbrett des Guesthouse in den Blue Mountains

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Port Royal - Lobsterpott am Fischerstrand

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Fischer verschiedener Art friedlich nebeneinander - Port Royal

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zentraler Bus”bahnhof” in Downton Kingston

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Nochmal die Guesthouse Lobby

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Grill und Schmorfass des EITS-Café

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Cold Spring Heritage Gardens - dieses schöne alte Landhaus kann man mieten
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Blütenpracht im Heritage Garden von Cold Spring Estate

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Logenplatz für ranghohe Offiziere? Ziemlich weit oben in den Blue Mountains steht diese Kaserne mit Exerzierplatz und eigenem Friedhof. Leider nicht zu besichtigen

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Kaserne in den Blue Mountains - atemberaubende Aussicht. Ob die Soldaten das überhaupt geniessen? Und für den anderen Genuss gibt es etwas weiter unten ja den “Red Light District”

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Port Royal - Kingston

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Bob Marley im Museum - Statuen des grossen Rastafarai gibt es mehrere, nicht nur hier im Museum

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Im Bob Marley Museum

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Unser Guide hatte seine Haarpracht bislang unter einer Strickmütze eingetütet, enthüllt sie aber jetzt für ein Fotoshooting

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Bookshop an der Hope Road, etwas zurück gesetzt und leicht zu übersehen, innendrin aber total gemütlich und mit einer gemütlichen Kaffe-Ecke ausgestattet

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Wohnstrasse der upper middle class in Kingston, etwas erhöht, am Hang gelegen

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Devon House. Ein Landhaus in einem grossen Park, mitten in Kingston. Eine Oase

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Obstverkäufer in Downtown Kingston
Unterwegs in Downtown Kingston IMG_7120.jpg

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Auch Downtown Kingston, fast schon am Wasser ragen gesichtslose Betonklötze in den Himmel

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Ansichtskartensortiment einer kleinen Drogerie mit Bierverkauf - die Karten ruhen wohl schon etwas länger im Ständer, mangels potentieller Kunden. ICh kann gar nicht verstehen, warum der Käptn (sonst sehr Postkarteninteressiert) keine ersteht. Wär doch mal was anderes

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In den Blue Mountains - unsere Freundin kauft beim Rastaman Pflanzen für den Garten und gibt eine Kalabash-Lampenbestellung auf. Bin schon sehr gespannt, wie die dann aussehen

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Küche, Verkaufsstand, Aufenthaltsraum für die ganze Familie. Und mittendrin die Rastabibel

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Hah, die hab ich auch - in Deutschland auf der Fensterbank. Irgendwie mag ich die Dinger inzwischen sehr

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Familie Marley “macht” auch in Kaffee. Kein Wunder, bei den Preisen für die Bohnen sicherlich sehr gewinnträchtig.

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Blue Café in den Blue Mountains. Beliebtes Ausflugsziel für die besser verdienenden Jamaicaner. Kaffee und Kuchen sind aber auch echt lecker. Und der Blick von der Terrasse traumhaft schön

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Ah-ja. Wat es alles jibt und das mitten in den Blue Mountains

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typische Strassensiedlung in den Bergen

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Stammgäste werden im EITS-Café auf diese Weise geehrt

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Wo will der denn hin? Absturzgefährdete Bronzeskulptur im EITS Café in den Blue Mountains, direkt an der B1 gelegen

Kingston -  Blue Mountains Die Hauptstadt Jamaicas, für den Städtebegeisterten Käptn natürlich ein absolutes Muss. Und für die Bordfrau ebenfalls. Wohnt doch eine frühere Arbeitskollegin und Freundin schon seit einigen Jahren dort. So oft haben wir davon gesprochen: ?wenn ihr dann mit dem Boot unterwegs seid, müsst ihr uns auf Jamaica besuchen?. Und immer habe ich es abgetan mit den Worten ?noch sooooo weit weg, so lange hin, wer weiss ob das überhaupt was wird, ob wir überhaupt soweit kommen?. Und nun sind wir da, auf Jamaica und auf dem Weg nach Kingston. Mit dem Bus. Sicher ist sicher. Und wenn wir einmal irgendwo angekommen sind, haben wir es irgendwie auch nicht mehr so mit dem ?Buchten-Hafenhopping?. Haben wir jedenfalls irgendwann festgestellt und mittlerweile auch akzeptiert. So sind wir halt. Also sclagen wir auch alle Ratschläge der Freunde in den Wind, stürzen uns in das Abenteuer ?local Bus? und fahren für 450 JAD in einem der etwas grösseren Busse in die Hauptstadt. Grösser heisst, die Sitzplatzzahl liegt irgendwo so bei 25 ? offiziell. Auch hier das Motto: eine(r) geht noch. Wir quetschen uns zu dritt auf die allerallerletzte Sitzbank zu einem anderen Reisenden. Bank komplett ? denken wir. Doch eine üppig proportionierte Jamaica-Dame möchte gerne mit unserem französischen Nachbarn Jean-Philippe auf Tuchfühlung gehen, quetscht sich neben ihn. Sieht aber wenige Minuten später ein : ?thats not possible?. Jean-Philippe reisst die Augen auf und fragt den neben ihm ebenfalls erleichtert aufatmenden Käptn ?Qu? est-ce que c?est??. Irgendwann ist der Bus gut gefüllt und rumpelt los. Etwas über 50 Km geht es an der Küste entlang Richtung Ocho Rios. Am Kreisel dann nach links in die Berge bzw. deren Ausläufer. Parallel zu einem Flusslauf windet sich die Strasse am Hang entlang. Wir passieren den botanischen Garten ?Castleton Gardens? (Wortwechsel zwischen Käptn und Bordfrau: ?Oh, da möchte ich gerne nochmal hin und durchlaufen? ? ?Wieso, siehste doch jetzt, das reicht? ? so weit das botanische Verständnis meines Lebenspartners oder ist das Verständnis für meine Bedürfnisse, meine Wünsche? Ich denk da besser nicht allzu intensiv drüber nach). Immer wieder schrappt das Heck unseres Gefährts rechtsseitig über den Asphalt, vor allem in den etwas steileren Linkskurven. Wir kommen durch kleine Orte, die kaum den Namen Ort verdienen; Ansammlungen von Bretterbuden sind es meist nur, aber fast immer gibt es auf 3 Hütten eine Bar (mindestens) und einen kleinen Einkaufsladen. Aber auch bessere, massiv gebaute Häuser schmiegen sich an Strasse und Hang. Und natürlich eine Kirche. Faszinierend ? wie auch die Landschaft. Üppig grün, eine Wohltat fürs Auge, im Flussbett ruhen gigantisch grosse, dunkle und rund geschliffene Felsen. Monolithen, mit pelzig wirkendem Gras und einigen Büschen bewachsen ragen dahinter in den blauen Himmel. Dann wird es flacher, mehr Häuser säumen die Strasse, wir nähern uns ganz unverkennbar Kingston, fahren durch die Vororte, passieren Shoppingmalls und sind ganz plötzlich mitten drin. Verkehrsgewuhle, Hupen, Ampeln, Strassenverkäufer die zwischen den Autos rumspringen, die Bushaltestelle ?Half Way Three? gleicht einem Irrenhaus. Wir wagen gar nicht, auszusteigen und gondeln brav mit den letzten Fahrgästen bis Downtown. Mittendrin werden wir mehr oder weniger raus geschmissen. Wohin die verbliebenen 4 Leutchen fahren, erläutert uns niemand. Jean-Philippe hat Durst. Auf ein Bier. Doch irgendwie sind wir in einer Häuserschlucht gelandet, in der die Bardichte ausnahmsweise extrem dünn ist. In einer Art Drogerie bekommt er aber das gewünschte, gut gekühlt und zu einem eindeutig günstigeren Kurs wie in Port Antonio. Wir dackeln etwas verträumt (J.P.) hinter dem Käptn her, fragen uns zum Busbahnhof durch, kämpfen uns durch das Gewühl zu den für uns in Frage kommenden Bussen durch und überlassen J.P. schnöde seinem Schicksal. Hoffentlich kommt ?unser? Franzose heute noch bei der Immigration an. Das ist nämlich sein Ziel: das Immigration-Office in Kingston, wo er sein Visum verlängern muss. Den französischen Staatsbürgern ist nur ein 30-tägiges Aufenthaltsrecht vergönnt. Danach muss eine Verlängerung für weitere 30 Tage beantragt werden. Wir freuen uns insgeheim schon sehr, dass wir gleich für 90 Tage einreisen durften. Manchmal ist man ja doch auch ganz gerne ?Deutsch?. Während sich J.P. also auf seine Irrfahrt durch Kingston begibt, machen wir eine Bus-Sightseeing-Tour durch einige Wohngebiete Kingstons zum Devon-House. Dort haben wir uns mit unserer Freundin verabredet. Alles klappt, der nette Busfahrer macht uns auf die passende Haltestelle aufmerksam, wir hüpfen aus dem Bus, kommen gleich schon wieder ins Gespräch mit einigen Strassenverkäufern die hier an der Ampel auf autofahrende Kundschaft lauern und erreichen überpünktlich unseren Treffpunkt. Devon House ist ein eindrucksvolles Herrenhaus, erbaut von einem dunkelhäutigen Jamaicaner, der erste nicht-weisse Millionär der Insel. Der seinem Reichtum mit diesem Haus und dem dazugehörigen Park ein Denkmal setzte, wie es schöner nicht sein könnte. Heute beherbergt Devon House ein Museum bzw. ist ein Museum. In den früheren Wirtschaftsgebäuden sind ein Cafe, kleine Shops, ein Eisgeschäft und ein Restaurant untergebracht. Alles sehr stilvoll und eine Oase in dieser trubeligen Stadt. Patties in allen Variationen, ein süsses Puddingstückchen und eine Riesen Eiswaffel wandern in unsere Mägen. Mittlerweile ist auch die Freundin eingetroffen und geniesst mit uns die Auszeit hier im Innen-Hof von Devon House bevor wir uns in den Feierabendverkehr stürzen, einen Supermarkt stürmen. Oft gehe sie hier nicht einkaufen. Auf dem Parkplatz fallen uns viele SUV?s aller Grössenordnungen auf und auch viele bekannte deutsche Automarken sind hier geparkt. Die Kunden gehören schon rein optisch eindeutig zur besser verdienenden Schicht und hier trifft man dann auch Botschaftsangehörige und deutschsprachige Bekannte oder Freunde. Die meisten leben schon lange auf der Insel, sind mit JamaicanerInnen verheiratet oder zusammenlebend. Haben sich etabliert, arrangiert und integriert. Man kennt sich. Und doch fühlt sich so manche(r) immer wieder mal als Fremde(r), als nicht zugehörig. Es gibt immer mal Problemmomente; Momente des sich-weg-wünschens. So ist das wohl überall, liegt vielleicht auch in der Natur der Menschen, gleich welcher Nationalität. Vorbei an gepflegten und teilweise stattlichen Villen geht es. Je höher, je besser. Die nobelsten Wohngebiete liegen etwas weiter oben am Hang, die Häuser sind von grossen Grundstücken umgeben. Unsere Freunde wohnen in einem schon sehr guten Wohngebiet, an der Grenze zu einem noch besseren. Eine Strassenseite weiter und schon sind die Unterschiede noch einmal sichtbarer. Zwischen arm-wohlhabend-reich sind es manchmal nur wenige Meter. Middle Class, middle upper class, upper class. Hier oben jedenfalls gibt es keine laute Musik, nur das fröhliche Geplapper der Kinder aus dem Nachbarhaus, ein paar verspätet trillernde Vogelstimmen. Irgendwo bellt ein Hund. Hin und wieder fahren Autos vorbei, hupen brav vor der Kurve (könnte ja einer überbreit entgegen kommen). Wir sitzen noch lange auf der gut gesicherten Terrasse (auch gegen Moskitos), erzählen von unseren Erlebnissen heute. Die Freunde können es kaum fassen, dass wir tatsächlich mit dem lokalen Bus von Port Antonio gekommen sind und uns auch per Bus durch Kingston bewegt haben. Auch ein Unterschied: die besser situierten Jamaicaner fahren mit dem Auto, die ärmeren mit Bus und Routetaxi, die ganz armen sind zu Fuss unterwegs ? teilweise ohne Schuhe, nur mit Lumpen um die Füsse gebunden. 05.01.2015 ? One Love Wir sind noch einmal auf uns gestellt. Unsere Freunde sind beruflich noch eingespannt, wir werden in der Nähe des Bob Marley Museums ?ausgesetzt?, wandern zu Fuss die breite Hope Road hinunter. Vorbei an einem kleinen Bookstore. Die Ladentür ist verschlossen, in der Tür hängt aber ein Schild ?Open?. Aha, hier kommt man nur rein, wenn man klingelt und einigermassen vertrauenswürdig aussieht. Leider ist das von uns gesuchte Buch über Bob Marley (Empfehlung von der Voodoochile) zwar bekannt aber nicht vorrätig. Schade. Im Museumsshop sollte es aber zu haben sein, meint die junge Dame hinterm Tresen noch. Wir trollen uns. Obwohl ich diese Mischung aus Cafe und Buchladen gerne noch etwas genossen hätte, irgendwie fühlt sich das hier gut an, behaglich. Ob ich vielleicht später doch auch ein Lese-Cafè ?..? Zukunftsvisionen. Weit weg. Also wieder raus in die Sonnenglut. Wo ist denn jetzt dieses Museum? Die Hope Road zieht sich doch ganz schön lange. Aber dann erreichen wir unser Ziel. 25 USD berappen wir pro Person für den Eintritt, in den Ohren die warnenden Worte der Freundin ?ich würde nicht nochmal hingehen, finde es nicht empfehlenswert?. Wir wagen es trotzdem und werden auch gleich von einem Rasta-Guide in Schlepp genommen. Mit ca 15 anderen Bob Marley Fans geht es an grossen Fotowänden vorbei und in das Wohnhaus des grossen Meisters. Absolutes Film- u. Fotografierverbot, von wegen Urheberrechten und so. Schade. Allein das Ambiente des Hauses wäre einige Fotos wert gewesen. Die ganze Truppe trabt brav hinter dem Guide her, bestaunt die zahlreichen Auszeichnungen, die Grammys, Awards, die Gold- und Platinlabels, das Tonstudio, das Schlafzimmer inclusive (sehr wichtig) dem letzten Joint ? warum er den nicht mehr geraucht hat, erfahren wir leider nicht, diese Frage stellt aber auch irgendwie keiner und mir fällt sie auch erst jetzt ein - die (spartanische) Küche. Erfährt, das B.M. bevorzugt Kürbis- und Sonnenblumenkerne gekaut hat; dass er seine Interviews gerne vor der Haustür sitzend gegeben hat, relaxt im Schatten der Veranda. Oder unter dem grossen Baum im Garten die Nachbarn mit seinem Gesang und seiner Musik zur Weissglut und zum Telefonhörer (zwecks Alarmierung der Polizei) getrieben hat. Das er 7 Söhne und 5 Töchter mit diversen Frauen in die Welt gesetzt hat, dass aber nur Rita Marley seine wahre Ehefrau und rechtmässige Thronfolgerin ist (sag ich doch auch immer: ich dulde keine anderen Göttinnen neben mir). Was sie äusserst geschäftstüchtig und gewinnbringend umsetzt und was wiederum diversen Foundations und Projekten zu Gute kommt. 5 seiner Söhne sind ihm ins Musikgeschäft gefolgt und das auch noch erfolgreich. Ein Sohn betreibt eine Kaffeeplantage. Früher eine Familie auf die man eher herabsah, heute bestimmt zu den einflussreicheren gehörend. Im hinteren Hof des Museums (früher war hier Busch) sitzt der ehemalige Koch vor einer gemalten Szene aus dem einfacheren Leben Bob?s und vor einem Portrait von sich selbst. Auf seinem Fahrrad. Georgie (so heisst er) macht uns auf das Kunstwerk aufmerksam und das er das sei. ?I cooked for Bob?. Ich verkneife mir die Frage, für wen er heute kocht, scheint Georgie doch auch schon dank eines dicken Joints wieder in früheren Zeiten verschwunden zu sein. Geistig zumindest und seinem verklärten Blick nach zu urteilen. Etwas weiter hinten steht ein anderer Weggefährte Bob Marleys etwas verloren in seinem bunten Gewand unter einem Sonneschirm, zwischen CD?s und Musikinstrumenten. Was wohl aus den Jungs geworden wäre, wenn Bob sich nicht so früh aus dieser Welt verabschiedet hätte? Filmvorführung mit etwas Musik (wir vermissen den grossen Hit ?Stand up ?.? ), der Landrover Bobs ist seit kurzem restauriert und ausgestellt ? kaum ein Aspekt seines Lebens bleibt unerwähnt und selbst die Einschusslöcher aus dem Attentat auf ihn werden vorgeführt. Auch die intensive Beziehung zu dem König der Könige, Haile Selassi, der Messias der Rastafari wird ausführlich erläutert und mehrfach stimmt unser Guide Lieder Bob Marleys an, lässt uns in Refrains einstimmen und Liedteile wiederholen, mitsingen. Die grosse Mehrheit der Truppe scheint recht textsicher zu sein (im Gegensatz zu mir), trotzdem lässt die Lautstärke zu wünschen übrig. Unterm Baum dann noch ein Fotoshooting mit entfesselter Rastafari-Zopfpracht. Unglaublich, wieviel Meter Haar sich da unterm Strickhut versteckt hielten! Nochmal Rastafarai Lobgesang, noch ein paar Dankesworte ins Gästebuch. Warum die sozialkritischen Apsekte seines Lebens nicht erwähnt werden fragen wir. Rastafari sind nicht politisch. Ja, das wissen wir, aber darum geht es doch nicht, er war doch sozialkritisch ?. Wir vermissen seinen grossen Hit ?Stand up ?? der nirgendwo erwähnt wird. Die jamaicanische Regierung möchte Frieden auf der Insel. Aha, und der ist gefährdet, wenn man im Museum auch diesen Aspekt Bob Marleys würdigt und öffentlich macht? Offenbar. Der Guide ist sichtlich bemüht, uns los zu werden. Unser Tipp fällt ihm wohl auch etwas zu dürftig aus, der Händedruck ist lasch und irgendwie schal. Schade. Aber insgesamt doch ein beeindruckendes Erlebnis, wir gehen wahrscheinlich kein 2. Mal rein (warum auch) aber sind doch froh, das Bob Marley Museum besucht zu haben. Gegenüber sichten wir eine Bushaltestelle. Googlemaps bietet sogar Nummern der für uns in Frage kommenden Buslinien an. Wir wollen nach Port Royal. Das liegt am Ende einer schmalen Landzunge, far away von Kingston Stadt. Früher war es eine kleine Insel. Der Verbindungsdamm ist irgendwie natürlich entstanden und von Menschenhand verfeinert und erweitert worden. Heute liegt hier der Flughafen von Kingston, der Royal Yachtclub ist hier beheimatet, diverse maritime Institute. Und am Abend ist der breite Fussweg ein beliebter Joggingweg für die sportlich bewussteren Jamaicaner. Auch viele Frauen joggen hier entlang, sogar allein. Hauptanziehungspunkt für die Touris ist das weitläufige und recht gut erhaltene Fort. Bedrohlich wirken die schwarz glänzenden Kanonen von weitem. Der Eintrittspreis von 10 USD und das kurz vor Toresschluss lässt uns von einer weiteren Besichtigung allerdings absehen. Ein Blick durchs Tor, ein paar Fotos von aussen, wir wandern zurück in den Ort, vorbei an der kleinen, sich in Renovierung befindlichen Kirche. Der kleine Ort Port Royal selbst ist etwas verschlafen und besteht irgendwie aus relativ vielen ?Reihenhäusern?. Am Ufer sitzen Fischer, Reiher, Möwen und Pelikane einträchtig nebeneinander und verarbeiten den Fang des Tages jeder auf seine Weise. Eine Frau wirft immer wieder Lobster in einen dampfenden Kochtopf, ein junger Mann zieht sie nach kurzer Zeit aus dem Kochwasser und stopft sie in einen Sack. Nur wenige Menschen begegnen uns sonst. Bis wir um eine Hausecke biegen und plötzlich wissen, wo all die Touristen sind, die es angeblich hierher zieht. Und nicht nur die. Auch viele Einheimische sitzen hier und geniessen den besten Fisch Kingstons. Das Restaurant ?Gloria?s? ist gut gefüllt, die Küche ist am Limit bzw ausverkauft, wir warten ewig, dass überhaupt jemand unsere Bestellung aufnehmen will. Irgendwann wird es auch uns zu blöd (erstaunlich, wie lange es der Käptn aushält ? ob er solchen Hunger hat?), wir verlassen die für uns ungastliche Stätte und pilgern zurück zum Bus. Es ist schon dunkel, als wir in Downtown ankommen. Der nächste Bus steht aber bereits parat und bringt uns ohne weiteres Umsteigen zu unserem Ziel, der Kirche Stella Maris. Die liegt in Laufnähe zum Haus unserer Freunde und ist ein guter Anhaltspunkt für uns. So erreichen wir nach einer weiteren, interessanten Fahrt durch das abendliche Kingston und einem kurzen Fussmarsch durch ruhige Wohnstrassen wohlbehalten unsere derzeitige Herberge. Viele Eindrücke, viel erlebt, viel gesehen ? wir finden uns schon ganz gut zurecht in Kingston. 06.01. Blue Mountains Eine Fahrt in die Berge, in die berühmten Blue Mountains. Hier wächst Kaffee, es gibt einige Kaffeeplantagen. Ab einer gewissen Höhenlage darf die braune Bohne sich entweder Highland Coffee oder gar Blue Mountain Coffee nennen ? je höher, je besser, je teurer. Wie bei den Menschen, naja so ähnlich. Des Käptns Knieprobleme lassen uns von einer Kaffeeplantagentour absehen. Lieber lassen wir uns von Ulla mit ihrem Suzuki Vitara die kurvenreichen Bergstrassen hoch schaukeln. Durch den ?Red Light District? z.B.. Ob der auch heute noch seiner ursprünglichen Bestimmung entspricht, nämlich die menschlichen Bedürfnisse der weiter oben angesiedelten Soldaten (und wahrscheinlich auch anderer Herren aus der Stadt) zu befriedigen, entzieht sich allerdings der Kenntnis unserer Reiseführerin. Anzeichen hierfür können wir grad keine entdecken, aber es ist ja auch noch früh am Tag. An die steilen Berghänge schmiegen sich immer wieder Guesthäuser oder private Villen. Aber auch einfache Hütten und Häuser. Ziemlich weit oben (mit der besten Aussicht auf Kingston) liegt eine militärisch genutzte Anlage, das Military Training Wing. Exerzieren die Soldaten kann man die Strasse nicht weiterfahren, muss warten, da diese quer über den Exerzierplatz führt. Unterhalb des Platzes stehen die ?Kasernengebäude? und ein Friedhof ist zu sehen. Wir fahren hier allerdings nicht weiter. Die Strasse soll bis auf die Nordseite führen, wird aber wohl im weiteren Verlauf sehr schwierig und schlecht befahrbar. An einer Engstelle kommt uns ein Lastwagen entgegen. Der hat Wasser geholt von der Blue Water Zapfstelle. Hier vermarktet ein cleverer Jamaicaner das Quellwasser, füllt es in Flaschen oder Tankwagen und verkauft das kostbare Nass. Viele Bergbewohner bekommen es dagegen frei Haus, sprudelt das Wasser via Leitung doch direkt in ihre Häuser oder nahe daran vorbei. Besichtigungsstop in einem alten Landhaus. Früher Kaffeeplantage, heute ein schön gelegenes Guesthouse, das man komplett mieten kann und welches von einem üppigen Garten umgeben ist. Der beherbergt neben einheimischen Gewächsen auch einige europäische Pflanzen und fügt sich wundervoll in den ihn umgebenden Tropenwald ein. Heritage Gardens at Cold Spring, so der offizielle Name. Und wir fühlen uns etwas zurückversetzt in der Zeit, als wir im Haus über die knarrenden, aber sehr gepflegten Dielen wandeln und uns die Räume begucken. Man weiss ja nie, vielleicht mieten wir uns ja doch einmal hier ein, hier oben in den Blue Mountains. Oder vielleicht doch lieber in einem Guesthouse der etwas anderen Art? Z.B. im Mount Edge. Das gehört zum Eits Café-Restaurant (EITS = Europe in the Summer, auch als 17 Miles Post bekannt) und besteht aus mehreren kleinen Häuschen, die sich teils abenteuerlich und auf Stelzen an den Berghang ducken. An einem Bord in der Lobby hängen derart viele Schlüssel ? wo sind denn die ganzen Räume dazu? Die Lobby selbst ist eher eine Kunstausstellung. Anstelle eines Tresens beherrschen ein Piano sowie gemütliche Sitzmöbel und viele Bilder den Raum. Dazu der fantastische Blick hinaus in den Wald und auf die gegenüberliegenden Berge ? traumhaft. Auch unter der Lobby verbergen sich Gästezimmer. Bad auf dem Flur, erfrischend schlicht: geduscht wird in einer altertümlich wirkenden Badewanne, der Raum ist mit einer Person schon fast überfordert, erfüllt aber alle wesentlichen Anforderungen die ein Gast an ein Bad stellen kann. So geht es auch. Im Restaurant sind kleine Namensschilder an der Brüstung angebracht, einige Namen sind unserer Freundin bekannt. Wohl Stammgäste des EITS und davon gibt es offenbar viele. Das Café punktet mit frischen Zutaten für die Küche, direkt aus der dazugehörigen Farm auf den Tisch der Gäste. Das mögen viele Kingstoner und dementsprechend beliebt ist der Platz am Wochenende. Geparkt wird entlang der so schon engen Strasse, ich kann mir das kaum vorstellen. Auch das Blue Café, unser nächster lukullischer Stop, ist beliebt. Der Blue Mountain Café stammt zum Teil aus der Marley-Plantage, man kann handgetöpferte Mugs mit Löwe und Marley-Schriftzug ebenso erwerben wie die Kaffebohnen. Wir beschränken uns auf ein Tässchen frisch gebrühten und ein Stück Kuchen. Auf der Terrasse mit Aussicht ins Grün, herrlich. Finden auch andere Gäste mit denen wir ins Gespräch kommen. Es geht gegen Abend. Immer mehr Minibusse und Routetaxis kurven die Strasse hoch. Lastwagen bahnen sich bedrohlich brüllend und dauerhupend ihren Weg. Platz da, jetzt kommen wir! Unmissverständlich, unüberhörbar, alles in Deckung! Boxenstop an einer kleinen Bretterbude. Kalabash hängen und liegen an einer geöffneten Luke, mittendrin die Rastafarai-Bibel. Ein kleiner Rastafari unschätzbaren Alters verkauft hier Pflanzen aller Art und Kalabash-Produkte. Im dunklen Schuppen stapelt sich die dazugehörige Familie, die Bretter innen sind rauchschwarz, es riecht auch entsprechend. Vom Wickel- bis zum Schulkind sind 4 Kinder vertreten, 2 Frauen, ein jüngerer Mann; im ?Garten? stakt ein farbenprächtiger Hahn unter der eher unscheinbar grau-blauen Wäsche umher. Ob die auch hier drin wohnen? Dafür wäre es dann aber vielleicht doch etwas zu klein ?. Oder doch nicht? Ulla, unsere Freundin, möchte gerne Kalabash als Lampenschirme im Garten aufhängen, zeigt ein Foto und tritt in Verkaufsverhandlungen für diverse Pflanzen. Die Kalabash-Lampen müssen erst noch in Produktion gehen. Telefonnummern werden ausgetauscht: mit einem Messer spitzt der Rastaman seinen Bleistift an und ritzt Ulla?s Nummer in eine Kalabash-Schale. Ulla steht daneben und tippt seine Nummer gleich in ihr Mobilphone. Kommunikation in den Blue Mountains. Mit gut gefülltem Kofferraum geht es weiter bergab. Noch einmal Supermarkt, im nebenan gelegenen Souvenirshop erstehe ich ein T-Shirt ? ?One Love Jamaica?, passt doch irgendwie. Auch wenn das mit der Jahreszahl 1962 (mein Geburtsjahr und gleichzeitig Unabhängigkeitsjahr für Jamaica) auch sehr gut gepasst hätte). Ein letzter Abend in einem Haus auf Jamaica. Am anderen Tag geht es mit dem Auto (wir bekommen einen Lift) und dem Bus wieder zurück nach Port Antonio.