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Was da wohl so an “sensiblen Daten” vor sich hin muffelt?

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Eigentlich wollten wir uns nur kurz die Füsse vertreten; mal gucken, was in ?Town? so los ist, an diesem grauen, kühlen Sonntag. Wir treffen die Vektor?s, mOnika und Harald. Und die sind wanderlustig, haben im brandaktuellen Reiseführer gelesen, dass es irgendwo auf einem Berg ein Hotel mit Mittelklasse-Restaurant (preislich gesehen) geben soll. Also erklimmen wir die steile, schmale Strasse irgendwo hinter der Kirche und hangeln uns von einem atemberaubenden (oder doch eher zurück bringendem) Ausblick zum nächsten. Zwei alte Kanonen liegen dekorativ am Wegesrand, leider etwas zu schwer für unser Marschgepäck ? und überhaupt, wohin damit an Bord? Ein Fiat Panda ist von einem Baum okkupiert worden ? nein, so parken kann kein Mensch. Erst der Fiat, dann der Baum. Wie lange der wohl schon hier vor sich hin gammelt, der Fiat?? Verwunschen, zugewachsen und fast so marode wie das Auto stehen die Gebäude des gesuchten Hotels. Ein am Boden liegendes Schild lässt keinen Zweifel zu: ?Bonne View Plantation Hotel?. Der Gift-Shop hat auch noch geöffnet ? das Angebot lässt aber doch zu wünschen übrig: im Rack wölben sich verschiedene Ansichts- und Glückwunschkarten zu diversen Anlässen. Zwei, drei kleine Flechtkörbchen wirken schon sehr mitgenommen, die Kalabash-Rassel fällt beim Anfassen in diverse Teile und was die merkwürdigen kleinen Strickpötte darstellen sollen ?..?? Heute ist jedenfalls Selbstbedienung, bei der übersichtlichen Ware irgendwie verständlich. Da rechnet sich doch keine Verkäuferin. Griff in die Kasse entfällt, das altertümliche Teil lässt sich auch von Haralds handwerklich versierten Händen nicht zur Öffnung bewegen. Vielleicht mal mit nem Zauberspruch versuchen, nach dem Motto ?Sesam öffne Dich?. Dafür öffnen sich einige Türen, zu Räumen die einstmals als Herberge für müde Urlauber dienten und in denen immer noch einiges an Mobiliar vor sich hin gammelt. Korbstühle, Bettgestelle, Kommoden, Spiegel, Badkeramik, Gardinen, Matratzen, sogar ein Paar Flip-Flops finden wir. Und mit ein bisschen Staub wischen und zurecht rücken könnte man das Büro glattweg wieder als Arbeitsraum nutzen. An der Wand hängt eine Tafel auf der ein Umrechnungskurs für JAD in USD aus dem Jahre 2007 angepinnt ist. Zwei gerahmte Bilder liegen auf den Matratzen, lehnen an der Wand. Ob man wohl?? Ist das dann Kunstraub?? Der verwunschen-zugewucherte Garten zieht uns ebenfalls magisch an. Rote, fedrige Blüten und rutschige Blätter bedecken den Boden, Ein Betonweg führt in den hinteren Teil und zum Pool. In diesem schimmert grünlich das Regenwasser, einige Nebengebäude lassen ihre ursprüngliche Bestimmung nur noch vage erahnen. Aber der Blick auf die Berge, der bleibt von hier ? mehr oder weniger. Auf der vorderen Terrasse mit Blick auf Port Antonio bekommt unsere Phantasie Flügel: so wohnen, mit einer solchen Terrasse, diesem Ausblick. Tief unten liegen unsere Boote in der Bucht; klein wie Spielzeug. Wie in einer anderen Welt fühlen wir uns, wie es wohl früher hier gewesen ist, wie sich die Hotelgäste hier gefühlt haben? Warum ist hier kein Leben mehr, wer lässt ein solches Kleinod brach liegen und vermodern? Ein idealer Ort, um eine Alten-WG zu gründen? Der steile Aufstieg lässt uns davor zurück schrecken. Vielleicht doch wieder eine touristische ?Verwertung?? Man könnte aus Bambusstangen so eine Art Schlitten bauen, ähnlich denen auf Madeira, und die Hotelgäste den Berg hinunter chauffieren, was für eine Gaudi! Besonders wenn die Ziegen und Hunde bellend und meckernd die Verfolgung aufnehmen oder eines der Routetaxis sich den Berg grad hinauf quälen will. Nur schwer lösen wir uns von unserer Entdeckung. Mit federnden Schritten kommt uns ein Rastaman bergauf entgegen. An einer kleinen Bar (war ja klar, dass es auch hier eine solche gibt), werden wir freundlich gegrüßt ?nice day today?. Ja, finden wir auch. Und ideal für eine solche Bergtour. So ganz allmählich offenbart Port Antonio uns seine kleinen Geheimnisse. Man muss sich nur einmal von den bewährten und bekannten Pfaden lösen. Und es muss gar nicht gleich ein Dschungel oder Urwald sein, Entdeckungen machen und sich wie ein kleiner Abenteurer fühlen kann man auch hier, fast mitten im Ort.