Schiffer sein ist ein gnadenlos schweres Brot. Das ewige Kuemmern um Schiff, Crew und sich selbst ist stressig und macht krank, wenn, ja wenn nicht da die Momente waeren, wo man vielleicht eingeweht in irgendeinem Hafen liegt und endlich mal zur Ruhe kommt, sich so auch mal ein paar Gedanken machen kann um Schiff, Crew und sich selbst.

In dieser Lage befinde ich mich momentan. Gedanken um unser Schiff mache ich mir ja staendig. Aber gerade mache ich mir auch Gedanken um meine Crew. Elke kocht, putzt, raeumt auf, roedelt den ganzen Tag durchs Schiff und verrichtet damit Arbeiten, die in unserem Wertesystem nicht hoch angesiedelt sind, eben niedere Arbeiten. Ich, der ich das alles beaufsichtige, verrichte mit meiner Aufsicht wesentlich hoeher respektierte Arbeiten.

Besorgt um Elkes Psyche, habe ich den Kibbuzgedanken fuer uns entdeckt. Soweit ich informiert bin, wird in diesem System fuer geleistete Arbeit kein Entgeld gezahlt.  Entlohnt wird zum einen mittels Naturalien; jeder kann essen, niemand verhungert. Zum andern wird jedem die gleiche Achtung entgegengebracht, egal was er arbeitet.

Ein schwimmender Kibbuz loest also jede Menge Probleme. Meine Crew erfaehrt trotz Verrichtung niederer Arbeiten die gleiche Hochachtung wie ich mit meiner verantwortungsvollen Taetigkeit. Ich wiederum habe den psychischen Leidensdruck meiner Crew elegant, wenn nicht gar genial geloest.

Jetzt kann ich mich endlich mal um mich selbst kuemmern!

Werner