Hektik, die Zeit laeuft uns davon. So viel noch zu erledigen und wir muessen ja auch noch nach Bremerhaven fahren. Der Hund nimmt sich heute eine Extra-Portion Zeit zum Gassi-gehen, irgenwie haben Tiere wohl ein besonderes Gespuer fuer so etwas! Werner ruft schon das 2. Mal an: wo seid ihr??
Endlich ist alles im Auto verstaut und wir sind auf der Autobahn. Natuerlich haette man auch alles mehr in Ruhe vorbereiten koennen…aber Job, Besuch der Kinder und damit verbundene Sightseeing-Touren sowie eine kurzfristig anberaumte Grillparty haben wieder einmal keinen Spielraum fuer solche langweiligen Aktionen gelassen. Typisch halt für die Nagel’s!
Auch die geplante Vorbereitung unseres Bordhundes fuer sein erstes „an-bord-gehen“ (oder besser gesagt: gehoben werden) ist sang- und klanglos in den anderen Aktivitaeten unter gegangen. Jetzt wird er ohne grosse Ankuendigung in die eigens noch angeschaffte Schwimmweste gepackt, von seinem starken Frauchen (aechz) vom Steg Richtung Skippers starken Armen gehoben. Ein zittriger, verwirrter Hund weiss gar nicht wie ihm geschieht, rutscht erst einmal mit gespreizten Pfoten uebers ungewohnte Deck und landet nach einigem Hin und Her und gutem Zureden endlich wohlbehalten im Cockpit. Uff, das waere schon mal geschafft.
Beim Ablegemanoever haben wir wieder einmal tatkraeftige Hilfe einiger Segelfreunde, was bei dem herrschenden Wind auch dringend notwendig ist. Prompt bandelt unser Buegelanker mit dem Bugkorb der Timbat an, die beiden werden aber sofort wieder getrennt und es geht ohne groesseren Schaden ab.
Schleuse, Weser – alles wie gehabt. Auch die Wellen…. Wind gegen Welle – Buster’s 1. Tag auf See wird ruppig. Wir laufen unter Motor, die Wellenhoehe ist 1,5-2mtr und selbst unser Schiff eiert ziemlich rum. Prompt wird mir etwas unwohl, der Hund zittert und weiss nicht so recht, wohin. Wenn er koennte, wuerde er mit Sicherheit diesen wackligen Ort umgehend verlassen. Sein bevorzugter Platz ist zwischen Steuerrad und Beinen des Rudergaengers, also quasi die engste Stelle in unserem Cockpit. Fuer den Rudergaenger heisst das: die Fuesse still halten und aufpassen, dass die Hundeschnauze nicht das Steuerrad blockiert. Denn auch das hat unser Hund schnell heraus gefunden: die Speichen des Ruderrades eignen sich hervorragend als Ablage für muede Hundenasen.
Erst als wir unter Segel Richtung Cuxhaven laufen, wird das Wasser und damit auch der Hund ruhiger. In der Elbmuendung muessen wir wieder motoren, haben aber nur noch eine leichte Duenung.
Nach 21 Uhr erst laufen wir in Cuxhaven ein und wie erwartet sind alle Boxen belegt. Die Paeckchen bestehen auch schon meist aus 5 oder 6 Schiffen, wie sollen wir da den Hund von und an Bord bekommen? Buster wiegt immerhin ueber 30 KG und findet getragen werden nicht besonders spassig. Kurzerhand laufen wir den Notfall-Kopfsteg an. Meine Guete, welch ein Aufruhr: aus allen Nachbarschiffen springen Leute, helfen uns zwar beim anlegen, weisen aber auch umgehend in allen moeglichen Sprachen (sehen wir irgendwie wie Auslaender aus???) darauf hin, dass wir hier auf gar keinen Fall festmachen koennen. Ich deklariere uns kurzerhand zum Notfall, schliesslich muss unser Hund nach mehr als 10 Stunden tapferem Ausharren dringend an Land, halte mich gerade eben noch so davor zurueck meinen ersten Mord zu begehen, und nachdem sich die ersten Wogen geglaettet haben, bleiben wir einfach liegen.
In einem der Paeckchen entdeckt Werner die „Cappuccino“ mit Rotraud und Lutz und wir sind ueberrascht, dass deren 5woechiger Bootsurlaub schon wieder vorbei sein soll!
Der Hafenmeister reisst uns am anderen Morgen uebrigens nicht den Kopf ab: „wer so spaet kommt, kann dort ruhig festmachen“.
Trotzdem aergere ich mich ein wenig: wie haette man uns denn eigentlich einen echten Notfall ansehen wollen? Kann man die Leute nicht erstmal in Ruhe anlegen lassen und dann debattieren? Das war nun schon der 2. Vorfall in dieser Richtung und ich weiss echt nicht mehr, wie ich beim naechsten Mal reagieren werde.
Wie auch immer, wir sind gestartet und haben unsere erste Etappe geschafft. Nach Urlaub fuehlt es sich allerdings noch nicht so wirklich an. Als unerschuetterliche Optimistin denke ich: es kann nur besser werden!