Jahres-Archiv 2016

Am Limit

Am Limit Der grosse Regen hat aufgehört, ich bin zurück am Schiff. Stehe an Deck und schaue fassungslos durch den Cockpitboden in die Motorbilge: geflutet! Einer der Motorenarbeiter guckt mich erwartungsfroh an und ich stammele nur noch fassungslos: Aqua, mucho Aqua???!!!! Si, claro strahlt er mich an. Ich find das weder claro noch zum Strahlen. Erstmal umziehen! in unserem Schlafgemach ereilt mich der nächste Schlag in Form einer völlig durchnässten Matratze. Merde, ich hab das Luk nicht richtig geschlossen und der extrem starke Regen hat natürlich diese klitzekleine, pupsschmale Schwachstelle sofort erkannt und ausgenutzt. Somit sind jetzt noch der dicke Matratzenbezug, das Spannbettlaken, die Fleecedecke zu trocknen. Und das bei nicht wirklich gutem Wetter und zusätzlich zu der sonstigen Wäsche. Und dann noch Bilge leeren? Ich beschliesse, das ist zuviel des Guten und heule mich erst einmal bei Giuliana aus.

Die fackelt nicht lange und zerrt mich zu Senor Jesus, dem ich mein Herz ausschütte. Ein Griff zum Telefon, klärende Worte mit dem verantwortlichen Mechanico und wir werden aus dem Büro gewedelt mit den beruhigenden Worten, ich solle mir keine Sorgen machen, das Wasser käme von dort weil und überhaupt und würde natürlich auch wieder aus dem Schiff rauskommen. Alles wird gut und ich soll mir keine Sorgen machen. Na dann. Wenn Jesus das sagt …..

Bleibt meine Wäsche. Die grossen Teile packe ich kurzerhand im Aufenthaltsraum auf einige Stühle, der Rest muss sehen, wie er mit den Unbilden der Natur klar kommt.

Kurze Zeit später strahlt die Sonne und die Bilge ist wieder weitgehend trocken. Mir ist mittlerweile alles ziemlich wurscht und ich konzentriere mich auf den morgigen Tag. Packe nochmal um, verstaue noch ein paar Kleinigkeiten, räume den Kühlschrank endgültig leer. Gas abdrehen, Wassertank leeren, das Toilettenventil lässt sich partout nicht bewegen. Egal, unsere Lady kommt ja an Land, da sind geschlossene Seeventile nicht so elementar. Trotzdem ärgert es mich, das ich das Teil nicht bewegen kann.

Völlig erschöpft falle ich am frühen Abend auf den immer noch stellenweise etwas feuchten Schaumstoff und schlafe trotzdem relativ fest und tief. Da haben auch Piratas keine Chance.

Immigration und Sintflut

Fenster im Immigration-Gebäude

Fenster im Immigration-Gebäude

Immigration und Sintflut Das Immigration Büro von Cartagena ist in einem wunderschönen, alten Gebäude untergebracht. Einer Villa gleich liegt es hinter einem schmiedeeisernen Zaun in einem Garten. Die überdachte Terrasse auf der Rückseite des Gebäudes lässt Bilder vergangener Epochen aufsteigen. Dunkle, hohe Holztüren verbergen den Blick auf die dahinterliegende Büros und die hier in Cartagena in diesen Villen obligatorischen Schwingtüren mit bunten Glaseinsätzen dürfen auch nicht fehlen. Von der hohen Decke hängen verschnörkelte Lüster, der Fussboden besteht aus alten und erstaunlich gut erhaltenen Fliesen. Alles atmet Gediegenheit und den Prunk vergangener Zeiten.

Aber die Moderne hat hier Einzug gehalten. Zwar erinnert noch ein kleiner roter Nummernkasten, der sich verschämt in eine Ecke kauert an die Zeiten, wo man hier Wartenumern ziehen musste. Heute jedoch kommt man ohne eine online Terminvereinbarung kaum noch zu den Beamten. So ist die Zahl der Wartenden, die in den niedrigen Ledersesseln kauern, auch überschaubar.

Ich jedoch möchte zu Senor Jesus (schon wieder ein Jesus, Nomen est Omen) Suares, seines Zeichens Jeffe der zuständigen Abteilung für Visaverlängerungen. Ganz ohne übersetzende Unterstützung habe ich mich her gewagt, an diesem verregneten Dienstagmorgen, der die Strassen Cartagenas überflutet hat. Senor Jesus kommt somit auch schonmal zu spät und dann ist da noch eine andere Dame in seinem Büro. Aber dann bin ich schon an der Reihe und nehme Platz vor einem schlichten Holzschreibtisch der 60er Jahre.

Berit hat gute Vorarbeit geleistet, ich muss nur noch alle Dokumente vorlegen und dann wird ins Laptop gehämmert, geguckt, gescannt, gedruckt, gestempelt. Ich nutze die Zeit, um mir erst Senor Jesus (sein typisch kolumbianisches Perlenarmband hat es mir dabei besonders angetan) und dann das Interieur dieser Amtsstube etwas genauer anuschauen.

Hohe, blassgelbe Wände, nackt, kahl und unbarmherzig ausgeleuchtet von diversen Neonröhren. Auf dem Boden bilden auch hier alte Fliesen ein lebhaftes Muster. An einer Wand stapeln sich Kartons mit für mich undefinierbarem Inhalt. Drucker, Scanner, Telefon, Laptop und dahinter thront die fast überdimensional wirkende Standarde Kolumbiens. Ob die wohl immer so ein traurig herabhängendes Dasein in diesem Büro fristet? Jesus lächelt milde aus einem schlichten Goldrahmen auf uns herunter, am Fensterrahmen hängt ein Rosenkranz und auf der anderen Seite neben einem grossen Organisationsorganigram versucht ein kleines Aquarell mit einer Altstadtszene aus Cartagena fast verschämt, dem gemalten Jesus den Rang in Sachen Kunst abzulaufen.

Viel Zeit bleibt mir dazu nicht, denn schon kurze Zeit später hat der Drucker endlich das gewünschte Ergebnis geliefert und ich bekomme dieses in zweifacher Ausfertigung überreicht Mit dem Hinweis, das Herr Nagel jetzt bis zum 30.11. Zeit hat, auszureisen. Ich bin verblüfft. Das hätten wir doch auch schon letzte Woche dann so durchziehen können. Egal, ich strahle, bedanke mich vielfach und hüpfe frohen Mutes von dannen.

Es hat aufgehört zu regnen, die Strassen sind allerdings an strategisch wichtigen Stellen wie Kreuzungen immer noch geflutet. Spontan beschliesse ich, diesen Vormittag mit den besten Papa Rienas der Stadt zu krönen. Nur zwei Kreuzungen weiter und genau neben „unserer“ Tapizeria liegt die Terrassa No 19 an einer Ecke und verkauft u. a. diese leckeren frittierten Kartoffelteigbollen. Innendrin ein hartgekochtes Ei, ein paar Fleischkrümel und das ganze für 1500 Peseten. Bis zur Terassa muss allerdings jeder Schritt wohl überlegt sein und einige Umwege führen mich ein Stück in die Seitenstrassen hinein.

Cartagena bei sintflutartigem Regen - das ist auch für uns eine neue Erfahrung. Aus den höher gelegenen Grundstücken und den kleinen Seitenstrassen mit Gefälle schiesst das Wasser ungebremst auf die breiteren Hauptstrassen zu. Deren (falls überhaupt vorhandenes) Abwassersystem wird den Massen nicht Herr und ist entsprechend überflutet. Überall zischt und gurgelt es und in meinem Kopf kommen Bilder anderer Überschwemmungskatastrophen hoch. Jetzt kann ich verstehen, wie es dazu kommen kann. Die Autos bahnen sich mit eingeschalteter Warnblinkanlage im Schritttempo ihren Weg durch die Fluten. Hier sind die höheren SUV und Pickups eindeutig im Vorteil und so manches normale Auto fällt den Fluten zum Opfer, bleibt mitten auf der Strasse stehen und muss abgeschleppt werden. Die Uferstrasse in Manga scheint gänzlich unpassierbar zu sein und auch so manche andere Seitenstrasse wirkt eher wie ein Gebirgsbach. Und es regnet und regnet. Die Menschen suchen Schutz unter Vordächern, die Strassenhunde kauern sich unter die Plastiktische der Bars und vereinzelte Strassenverkäufer versuchen vergeblich, ihre Ware vor den Fluten zu schützen. Man watet vorsichtig durch die Fluten, die Schuhe geschützt durch Plastikhauben oder Gummistiefel und trotzdem fällt so manches Schuhwerk aus, wird durchweicht und halb aufgelöst einfach am Strassenrand seinem Schicksal überlassen. Sobald der Regen aufhört, läuft das Wasser relativ schnell ab Auf den Strassen der einfachen Barrios bleibt ein Gemisch aus Sand und Geröll zurück. Cartagena kehrt zur Normalität zurück - bis zur nächsten Sintflut.

Outdoor-Bereich der Immigration-Residence

Outdoor-Bereich der Immigration-Residence

Arbeitsreich

Unsere Tage in Kolumbien sind gezählt, der Countdown läuft. Und plötzlich wird es für kolumbianische Verhältnisse fast hektisch. Charly, der Motorenmann, reisst sich förmlich darum, an najas Motor weiter werkeln zu dürfen. Ist fast empört, dass die Senora ja nicht am Boot war und das auch noch abgeschlossen war. Was denkt der Gute sich? Das ich den ganzen Tag an Bord sitze und darauf warte, dass seine Hoheit eintrifft? Das Vergnügen hatte ich gestern schon. Mit dem Ergebnis, dass Herrn Charly der Lunch wohl irgendwie auf den Magen geschlagen war - jedenfalls ward er nicht mehr gesehen in Najas Motorenraum. Dafür will er jetzt sogar am Sonntag an Bord kommen, zum Arbeiten wohlgemerkt. Na, bin gespannt. Ocho a la manana lautet die Zeitansage …. als wäre er jemals in den vergangenen Wochen um 8 Uhr in der Früh am Schiff gewesen! Na, die Hoffnung stirbt zuletzt. Zu dritt werkeln sie dann heute fleissig am Motor. Mit dem Ergebnis, dass ich 2 Schrauben unter die Nase gehalten bekomme mit der (zumindest verstehe ich es so) Ansage, dass man 8 solcher Schrauben kaufen müsse. Blond, nicht spanisch sprechend und mit Rock bzw. Kleid versehen reiße ich ganz weiblich die nicht vorhandenen Wimpern hoch und bin völlig verzweifelt: ich armes Frauchen soll jetzt solch merkwürdige Schrauben kaufen gehen, nicht dein Ernst???!!!! In solchen Situationen bin ich beinhart und ganz unemanzipiert. Charly guckt, guckt nochmal, wiederholt die Aufgabenstellung und scheitert mit der Bemerkung, dass er dann wohl mal mit Senor Jesus sprechen müsse. DAS finde ich absolut in Ordnung, der wird ihn schon einnorden. Die Taktik, vor dem Wochenende für irgendwelche Einkäufe noch mal eben ein paar Pesos aus dem Bauchladen der Gringos rauszuschlagen, die kenne ich schon. Aber da beisst er bei mir auf beinharten Schiefer. Wobei … Schiefer ist ja gar nicht sooo hart. Egal. Er zieht von dannen mit der Musterschraube in der Täsch - mehr wollte ich doch gar nicht. Kann natürlich sein, dass das Projekt Motorenendmontage dann jetzt erstmal ins Stocken gerät.

Als nächstes kündigt sich - ebenfalls für morgen und den Feiertagsmontag unser säumiger Schreiner an. Für den muss ich dann erstmal eine Geländebetretungserlaubnis beim Cheffe einholen, die mir natürlich gewährt wird. Bin gespannt, ob wir dann auf der nächsten Rechnung auch den für Fremdarbeiter fälligen Tagessatz finden. Wieweit wohl die Nächstenliebe von Jesus geht?

Wenn die jetzt alle kommen und hier auf dem Schiff rumwerkeln, sollte ich mir vielleicht schon mal ein Asyl suchen für diese Zeit, was möglichst nah am Schiff ist. Für den Fall der Fälle, das ich eine wichtige Entscheidung treffen muss. Abgesehen von Schrauben kaufen gehen.

Und so geht ein letztendlich doch arbeitsamer Tag (nicht für mich) zu Ende. Der Wind trägt von der gegenüberliegenden Party-Insel aus überdimensonalen Bassboxen den Beat herüber. Die Taxiboote sind auch wie entfesselt und fahren im 5 Minuten Takt an unserem Liegeplatz vorbei. Als wäre der heute bei dem Wind und der für hiesige Verhältnisse ungewohnten Welle nicht schon schaukelig genug, ganz ungewohnter Weise.

Jose stiefelt oben auf dem Ponton vorbei, zeigt mal kurz die erhobenen Daumen als er die Männer werkeln sieht und setzt sich am anderen Ende auf einen alten Stuhl, nimmt seinen weissen Helm ab, legt die Füsse auf einen Poller, verschränkt die Arme hinterm Kopf und schaut einfach nur still und gelassen über die Mangroven und das Wasser der Bucht. Abendstille. Auf der Werft kehrt Ruhe ein. Auch die unermüdlichen Rostklopfer und Sandstrahler auf der Nachbarwerft haben die Arbeit eingestellt. Nichts zischt, faucht oder dröhnt von dort herüber.

Gleich wird der Wachmann seine Runde ziehen, mit der starken LED-Leuchte in die vielen dunklen Ecken auf dem Kranponton leuchten. Und trotzdem haben sie in einer Nacht versucht, von einem unbemannten, ebenfalls am Kran festgemachten Segelboot, das Dingi zu klauen. Auch Robertos nagelneue Flipflops waren anderntags nicht mehr vorhanden. Komisch das ich ausgerechnet in dieser Nacht meinen ersten und einzigen Albtraum hatte. In dem wollten dunkelhäutige Männer naja entern, um uns herum wimmelte es von kleinen Fischerbooten, die den Kran mit irgendwas bewarfen. Und ich hab sie alle nur angeschrien: ‚was wollt ihr, weg da, weg von meinem Schiff, lasst uns in Ruhe!!’ Da lag ich noch weiter vorne am Kran, in Sichtweite des Wachmanns. Jetzt liege ich hinten in der dunklen Ecke. Was den guten Jose mehr als beunruhigt. Von meinem Traum hab ich ihm nix erzählt. Am Ende hätten sie mich gleich an Land gesetzt oder ins Hotel verfrachtet. Sind schon alle sehr besorgt um mich hier.

Und so ganz ohne Schiss bin ich ja zugebenermassen auch nicht. Nicht umsonst ist unser Deck in der Nacht hell erleuchtet wie ein Christbaum mit allem, was wir beleuchtungstechnisch so zu bieten haben. Wenn ich jetzt noch die Moskitos in den Griff bekomme, das die sich auf evtl. Eindringlinge stürzen und die zu Tode beissen ….. Stattdessen arbeite ich daran, dass sie mich in Ruhe lassen. Schlucke Vitamin B Tabletten hochdosiert. Die sollen auch die Feldarbeiter nehmen damit sie den Einsatz in der Wildnis schadlos überstehen. Schaden soll die Dosierung angeblich nicht. Leider bleibt mir nicht mehr so viel Zeit, den Selbstversuch überzeugend durchzuführen. Denn am Mittwoch heisst es für uns: Auf Wiedersehen Kolumbien, bis zum nächsten Jahr!

El Motor kommt wieder an seinen Platz

El Motor kommt wieder an seinen Platz

Bild des Tages

Feierabend - Jose geniesst den Blick über die Bucht von Cartagena. Bald ist Feierabend, auf der Werft ist es schon ruhig geworden.

Füsse hoch - Feierabend

Füsse hoch - Feierabend

Bazurto und wahre Helden

Bazurto und wahre Helden

In jeder Stadt gibt es einen Markt. Hier in Cartagena heisst er „Bazurto“. Unzählige kleine Buden reihen sich aneinander, die schmalen Gänge überdacht mit Planen und dem schwarzen „Polysombra“, einem Gewebestoff, der die Sonne abhält.

Kleidung, Haushaltswaren, Schuhe, Plastikartikel, Styroporbehälter- und Becher werden hier angeboten. Nähmaschinen verkauft und repariert. Zubehör für Gasöfen, Glasscheiben für Fenster, Lederwaren, Schuhmacher - es gibt wohl nichts, was es hier nicht gibt. Am Ufer der Lagune sind die Fischverkäufer angesiedelt, dazwischen tummelt sich das Obst- und Gemüseangebot. Ein die Sinne verwirrendes Gemisch aus Gerüchen, Musik, Geschrei. Eine unglaubliche Mischung aus Farben und anderen Eindrücken. Fasziniert und abstossend zugleich. Jeder empfindet den Bazurto anders. Die einen meiden ihn wie der Teufel das Weihwasser, die anderen sind begeistert und lieben ihn. Weil das Angebot an Obst, Gemüse, Fisch gut und die Preise niedrig sind. Weil es eine ganz andere Welt ist wie die der durchgestylten ordentlichen Supermärkte.

Gegen Nachmittag schliessen die meisten Stände, nur noch wenige Fische werden angeboten und verströmen in der heissen Nachmittagssonne ihren nun schon sehr starken Duft. Am Ufer der Lagune liegen die kleinen Fischerboote. Phantasievolle Zeltkonstrunktionen bieten ihren Besitzern Lebensraum in der Nähe ihres Arbeitsplatzes. Abfälle, meist aus Plastik bestehend, bestimmen das Bild. Weisse Kormorane, Pelikane und dazwischen auch mal eine Art Geier warten auf Beute oder verdauen das, was sie bereits ergattert haben. Eine bunt gescheckte Katze steht auf den Hinterbeinen an einem Eimer und schleckt irgendwas daraus. Die Käufer streben den Bussen zu. Bepackt mit Einkaufstüten und grossen Säcken. Viele wohnen etwas ausserhalb in den Barrios, die den Stadtrand bilden und deren Einwohner sich hier auf dem Bazurto preiswert versorgen. Schnell noch einen Tinto, den kleinen schwarzen Kaffee oder ein frittiertes Teigstück für den Heimweg erstehen, damit man für die lange Fahrt gestärkt ist. Der Bus hupt schon ungeduldig, mahnt die letzten Bummelanten eindringlich, dass es Zeit ist, sich auf den Heimweg zu begeben.

Die grüne Ameisenarmee der Müllentsorger ist schon unterwegs; versucht,der Müllberge Herr zu werden. Kehrt und schiebt zusammen, packt in Tüten und Kartons oder häuft einfach alles auf einen kleinen Berg. Damit die später anrückenden Müllautos nur noch aufladen müssen. Für einen kurzen Moment wird alles sauber sein. Um nur kurze Zeit später wieder die gleichen Müllhaufen zu produzieren.

Müll ist - wie in den meisten karibischen Orten - ein grosses Thema. In fast jedem Barrio gibt es kaum einen unbebauten Platz, der nicht mit den Abfällen der Menschen bedeckt ist. Dazwischen werden abgeschnittene Äste gelagert, ausrangierte Möbelstücke. Ein Dorado für die, die auch aus kaputten, unbrauchbarem noch irgendwas machen oder es für etwas umfunktionieren können. Abgerissene, magere, ärmlich gekleidete Gestalten durchforsten diese Plätze nach brauch- oder essbarem. Vollgepackte Container stehen dazwischen, warten auf ihre Abholung. Kaum sind die Plätze etwas gesäubert, beginnt das Spiel von vorne und nur wenige Tage später ist alles wieder vollgemüllt.

Müll, ein weltweites Thema. Verschandelt und lässt alles unansehnlich wirken. Wird in rauhen Mengen produziert. Mülltrennung steckt hier noch in den Kinderschuhen. Wer will hier auch was trennen, sortieren. Vielleicht die Obdachlosen, die aussortieren, was sich in irgendeiner Form zu Geld machen lässt, wie Pappe oder Getränkedosen. Eine andere Mentalität oder einfach zu viel Abfall einer Gesellschaft, die nicht gelernt hat, damit umzugehen. Die die Errungenschaften der vermeintlichen Zivilisation wie Plastikverpackungen etc. nutzt und dann achtlos wegwirft. Auf die Strasse, an den Strassenrand, wo man geht und steht. Da wird schnell mal eine leere Colaflasche aus dem Bus gekickt oder zur Seite geworfen. Viele Menschen, viele Abfälle. Immerhin gibt es eine Müllabfuhr und Strassenfeger. Die voll vermummt in dicken Arbeitsanzügen, mit Hüten auf dem Kopf und Tüchern vor Mund und Nase ihrer Aufgabe nachgehen und für mich, die extrem geruchsempflindliche, wahre Helden sind.

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