RIMG1236.JPG

Alex, der Russe und Werner, der Sauerlaender- auch
RIMG1235.JPG
Alex, der Russe, und Werner, der Sauerlaender - Partisanen-Brueder und Werner wurde auch schon
von der Coast Guard mit Alex verwechselt: “What is your name?” “Werner” “No, thats not possible” - aaahja

RIMG1229.JPG
So plant es sich leicht und angenehm: mit dem Finger auf der bunten Karte in der Palaba-Bar

RIMG1215.JPG

Blick von oben auf unser Security-Team. Die Frauenquote wird hier - zumindest bei den Zweibeinern - voll erfuellt

Werftleben

Morgens in aller Fruehe huschen leicht bekleidete Gestalten in Richtung Sanitaerraeume, bewaffnet mit kleinen Eimerchen. Was die machen? Tja, wer an Land steht hat mit einer Seetoilette beim naechtlichen “Ich muss mal” (und es muessen erstaunlich viele Segler nachts mal) schlechte Karten. Also nutzt man statt der Toilette ein kleines Eimerchen, das dann natuerlich auch geleert werden muss. Manche schaemen sich dafuer, manche sind ganz erstaunt ueber diese, ihnen bislang unbekannte Vorgehensweise. Was hatten sie sich doch zu dem Thema Gedanken gemacht und jetzt ist die Laesung so simpel.

Als naechstes dann trudeln die ersten Werftmitarbeiter ein, sitzen erst noch entspannt mit der Zeitung auf einer Holzbank vorm Office, ratschen etwas und lassen den Tag langsam angehen. Die Marinaverwaltung faehrt standesgemaess im blitzsauberen weissen Q5 bzw. in einem silbergrauen Sportwagen vor, der Trailerfahrer donnert unueberhaerbar auf einem Werner-liken Motorrad durchs Tor. Nach Ablegen von Lederjacke und stylischem mattschwarzen Oldtimer-Helm kommt die Arbeitskleidung in Form von weissem T-Shirt, blauen Jeans zu Tage, ergaenzt durch die oblgatorische Sonnenbrille. Cooler Typ, der “Traktorist” von Curacao Marine.

Kurze Zeit spaeter wogt die liebreizende Buerodame mit ihrem Klemmbrett unter Arm vorbei. Das schwarze Haar kunstvoll aufgetuermt und mit einer Bluete geschmueckt, ein Laecheln auf den pinkfarbenen Lippen, den Kaerper in enge, vorzugsweise scharze Hosen und bunte Oberteile gepresst. Ein Guertel betont heute die faktisch nicht wirklich vorhandene Teile. Bewundernswert, diese Grazie, dieses Kaerpergefuehl. In Deutschland wuerde sich eine Frau dieser Gewichtsklasse in weite, wallende Gewaender huellen, hier wird das alles fein betont und stolz praesentiert.

Am Nachbarschiff versammelt sich die Arbeitsmannschaft zum Abschleifen und Antifouling-streichen. Die Jungs haben richtig Spass, lachen, singen und erzaehlen sich was in einer Tour. Beim schleifen herrst allerdings Vermummungs-Gebot: dann wird zum Overall noch eine Haube ueber den Kopf gestuelpt und eine Maske aufgesetzt. Verstaendlich, wenn man Tag fuer Tag mit dem Giftzeugs zu tun hat, sollte man auf jeden Fall vorsichtig sein. Die Eigner des derart bearbeiteten Bootes liegen derweil entspannt an Deck im Schatten, lesen oder lassen es sich sonstwie gut gehen. So kann Werftleben also auch aussehen. Was machen wir nur falsch?? Oh, zu frueh gelaestert: der Skipper fuehlt sich durch seine Nachbarn animiert, der eigenen Ankerkette auch mal einen Landgang zu erlauben. Na, eine ganz profane, ziemlich rostige Zinkkette haetten wir bei dem ansonsten durch gestylten Schiff jetzt aber nicht erwartet. So kann man sich taeuschen, erwartet ja auch keiner bei unserem soliden Bauarbeiter-Buegelanker eine Edelstahlkette hintendran.

Wir wirbeln — vorzugsweise ganz frueh ab 6, also wenn es hell ist und dann wieder am spaeten Nachmittag. Ein bewaehrtes Arbeitszeitschema. Die heissesten Stunden des Tages verbringen wir an Deck. Abends auf ein Bier in die Palaba-Bar — bis auf wenige Ausnahmen faellt das eher flach. Was Pierre, den Arbeitsorganisator der Marina und unser Kontaktmann der ersten Stunde, verwundert. Die Deutschen wuerden doch immer Bier trinken, er wuerde uns in der Bar vermissen. Und animierend gibt es einen extra Hinweis fuer uns, dass am Freitag ein Mini-Barbecue stattfindet, zu dem alle Boots-Crews eingeladen sind. Ein kleiner Trost in unserer Dichtungs-Frustphase und Gelegenheit, noch einmal gesellig mit anderen Seglern beisammen zu sitzen.

Und Werner kann mit seinem russischen Partisanenbruder Alex nochmal ein Bierchen trinken. Oder mit J?rgen und Arno die weiteren Reisepl?ne besprechen. Und ich kann den Wachhunden auf dem Weg von der Dusche zum Schiff zupfeiffen und sie hinter den Ohren kraulen. Und am Morgen wieder mein Eimerchen ausleeren gehen …. und und und. Wenn nur diese verflixte Leiter hoch und runter nicht so anstrengend waere ….