El Hierro – die letzte der Kanareninseln bevor es zu den Kap Verden weiter geht. Die kleinste – wenn man La Graciosa nicht dazu zaehlt. Was offenbar keiner macht. Und die juengste. Landschaftlich fuer uns jedenfalls die schoenste der Inseln. Eine Mischung aus Lanzarote, La Palma und Teneriffa. Vielleicht auch ein klein La Gomera.

Jedenfalls wird mir hier beim Autofahren nicht schwindelig wie auf la Gomera und die Orientierung verliere ich auch nicht so leicht (was wohl an der runden Form Gomeras gelegen hat). Die Strassen ziehen sich sanft die Abhaenge entlang. Eine Wanderinsel ist es aber auch. Und ein Paradies fuer Taucher mit dem klarsten Wasser, dass so mancher ueberhaupt je gesehen hat. Im Hafen von La Restinga wurden schon Pulpos, Schildkroeten und Muraenen gesichtet. Leider bislang nicht von uns.

Wir sichten dafuer jede Menge „weisse Pferde“ = Schaumkronen, zum Glueck nur draussen auf dem Meer und nicht im Hafen. Da reicht uns schon der Wind, der seit 2 Tagen mal mehr mal weniger stark aus Nord-Ost in den Hafen pfeift. Irgendwie hatte ich mir den Schutz der Berge anders vorgestellt. Die Schiffe legen sich am Steg auf die Seite, zerren an ihren Festmachern.

Und so manche Crew fluechtet regelrecht fuer einige Stunden in das ruhige, beschauliche Oertchen La Restinga. Wo die Maenner auf Baenken vor der kleinen Eckbar sitzen und auf den Hafen schauen. Mit unbewegten Mienen, junge und alte, mit Sonnenbrillen oder Hueten zum Schutz gegen die Sonne am blitzblauen Himmel. Hier gehen die Uhren nochmal anders. Die Post hat taeglich eine Stunde geoeffnet und man steht nicht vor einem Tresen sondern nimmt bequem Platz auf 2 Stuehlen. Denn es kann auch schon mal etwas laenger dauern. Wenn der Herr ueber die Briefmarken das aufzugebende Paeckchen wiegt und nochmal wiegt, den Preis dafuer in einer Tabelle abliest und uns verzweifelt klar zu machen versucht, dass wir genau 370 Gramm ueber dem guenstigeren Tarif liegen. Tja, ist aber nix dran zu machen – es muss nix mehr dazu und es kann auch nix rausgenommen werden. So fuegt er sich in unser Schicksal und berechnet uns den Tarif fuer ein 2 KG Paeckchen. Tststs, wo wir doch nur 1370 gramm verschicken wollen. Bloede Waage! Dafuer gibt es reichlich Klebestreifen ueber den Adressaufkleber. Und eine Verabschiedung mit Handschlag.

Vom Postoffice wandern wir weiter in die kleine aber feine Ausstellung zum Thema Vulkanausbruch auf El Hierro. Ausfuehrliche Erklaerungen auf Englisch und diverse Filme spaeter verlassen wir die Ausstellung, nicht ohne den Hinweis des netten Senors, dass wir in den Gassen des Ortes immer mal einen Blick nach oben werfen sollen. Bei dem starken Wind kann schon mal was von den Daechern geflogen kommen.

Hier werden keine Haustueren oder Autos abgeschlossen, hier steckt auch schon mal ein Autoschluessel im Zuendschloss. Was die Abholung bzw. Rueckgabe des Leihwagens nochmal vereinfacht. Aber ist dann ein Autodiebstahl hier ueberhaupt ein Diebstahl??

Mit dem Auto haben wir die Insel an einem Tag umrundet, fast alles gesehen. Kennen gelernt – eher nicht. Dafuer braucht es doch mehr als einen Tag. Mit einem Gelaendewagen ist man hier jedenfalls gut beraten. Die ein oder andere geteerte Fahrbahn endet in einem Schotterweg mit tiefen Furchen oder Loechern. Und dann will man diese Piste zum Leuchtturm dem kleinen Renault dann doch nicht zumuten. Steinschlag ist auch hier ein Thema. Wenn auch nicht in dem Ausmass wie auf La Gomera.

Pferde, Ziegen und sogar ein paar Kuehe stehen auf den von uralten Steinmauern umsaeumten Weiden. Mandelbaeume bluehen, der Wald besteht aus hohen und kerzengeraden Pinienbaeumen. Die dicke Nadelschicht auf dem Waldboden wird an einigen Stellen zusammen geharkt und auf die Ladeflaechen der hier so beliebten Pick-Ups oder Kleinlastern verladen. Da muessen die Hunde, die sich dort sonst immer den Fahrtwind um die Nase wehen lassen, mal zu Hause bleiben oder ins Wageninneren ausweichen.

Immer wieder ziehen sich Lavafelder bis ans Meer hinunter, wo die Brandung heftig gegen Strand oder Klippe laeuft und die Wellen hoch hinauf wollen. Auch das kleinste Hotel El Hierros hat eine wellenumtoste, exponierte Lage in Las Puntas. Seine 4 Zimmer haben alle Meerblick, das Restaurant verschanzt sich hinter einen Steinmauer. Alles wirkt irgendwie bewohnt und doch leer und verlassen. Fast abweisend wirken die dunklen Steinmauern. So wird auch heute noch hier oft gebaut, mit dunklem Lavastein werden die Hauswaende verkleidet, werden Mauern um die Gaerten und Felder errichtet. Diese Bauten fuegen sich dann fast unsichtbar in die Landschaft ein, verschmelzen damit. Auch Cesar Manrique hat das bei der Gestaltung des Aussichtspunktes „La Pena“ beruecksichtigt. Durch die grossen Glasfronten des Restaurants allerdings hat man eine fantastische Aussicht ueber El Golfo.

Kalt und windig ist es ueberall in den hoeheren Lagen der Insel. Aber immerhin gibt es aufgrund des starken Windes keinen Nebel. Selbst Valverde praesentiert sich uns heute nebelfrei! Noch ein Abstecher zum Faehrhafen La Estaca , zum Mini-Flughafen der Insel und in so kleine Orte wie La Caleta oder El Tamaduste. Richtung Sueden geht es durch einen einspurigen Tunnel , vorbei am Roque de la Bonanza und Las Playas (mit superkomfortabler Grillstation direkt am Strand) zum Parador de Tourismo. Das entpuppt sich als ein Hotel und kurz danach ist die Welt fuer unser Auto dann auch zu Ende. Hier wohnen, den Namen der Haeuser nach zu urteilen, deutsche „Auswanderer“ in schicken und hinter Mauern und Toren weitgehend verborgenen kleinen aber sehr schoenen „Casas“. Wenden auf der schmalen Fahrbahn ohne Servolenkung – das gibt Muckis.

Im letzten Sonnenlicht schrauben wir uns die Windungen der breiten Strasse nach La Restinga hinunter, fahren durch San Andres und El Pinar. Vorbei an der kleinen Busstation in El Pinar, wo wir umsteigen muessen wenn wir mit dem Bus nach Valverde oder Frontera fahren wollen. Manchmal steigt auch der Fahrer mit um und chauffiert den kleinen Bus mit max 15 Sitzplaetzen oder den grossen Linienbus von A nach B weiter. Immerhin gibt es hier auch eine Bonocard, fuer 12 Euro kann man 15 Fahrten machen. Alles geht tranquilo, da faehrt einem kein Bus vor der Nase weg. Man kennt sich und es wird auch schon mal mitten auf freier Strecke angehalten, weil ein aelterer Herr offenbar zu irgendeinem seiner Aecker moechte.

Wie war das Skipper? Hier kommt Dir doch eh kein anderes Auto entgegen .... nee, Auto nicht, dafuer gleich zwei solcher LKW!

Wie war das Skipper? Hier kommt Dir doch eh kein anderes Auto entgegen .... nee, Auto nicht, dafuer gleich zwei solcher LKW!

Eremita Nuestra Senora de los Reyes

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El Golfo

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Das kleinste Hotel El Hierros steht in Las Puntas

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Geoeffnet oder vielleicht doch eher nicht? Sogar ein Restaurant gibt es im kleinsten Hotel El Hierros

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Beliebter Treffpunkt am Hafen von La Restinga

Beliebter Treffpunkt am Hafen von La Restinga

Da bekommt der Begriff "Steingarten" eine ganz neue Dimension. Dieser hier wurde vor eine Wohnhoehle in der Naehe von La Restinga angelegt

Da bekommt der Begriff

Bluehende Mandelbaeume, Pinienwald, Felder mit alten Steinmauern

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Brandung - unterwegs im Lavafeld bei La Restinga

Brandung - unterwegs im Lavafeld bei La Restinga

Kunstwerk - im Lavafeld bei La Restinga

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Skulptur unterhalb von Valverde, an der Strasse zum Flughafen - wir sind alle irgendwie Koenige!

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Hund an Bord

Hund an Bord

Unterwegs im Lavafeld bei La Restinga

Unterwegs im Lavafeld bei La Restinga