Jahres-Archiv 2012

Oh du froehliche Weihnachtszeit

Nach so anstrengenden Tagesaktivitaeten wie ausgiebig fruehstuecken, Waesche waschen, Neuankoemmlingen beim Anlegen helfen, Eric beim Keilriemenwechsel an seinem Renault helfen, ausgiebigen Kloenschnacks mit anderen „Nachbarn“, zieht es uns gegen Abend nochmal ins Staedtchen. Zu Fuss und mit Fleecepullovern und Jacke gegen die Kaelte gewappnet, machen wir uns auf den Weg zum Cafe Modelo. Auf dem Weg dahin lockt uns der Geruch frisch gebrannter Mandeln zu unserem ersten spanischen Weihnachtsmarkt! Auf einem Platz unter hohen Dattelpalmen sind Buden aufgebaut, aus Stoff und orientalisch anmutend. Orientalisch gekleidet sind auch die Verkaeufer. Und es duftet! Nach Gewuerzen, nach Mandeln, Gebaeck, nach allen Wohlgeruechen des Orients. Eine braune Ziege wird von ihrem Besitzer spazieren gefuehrt, kleine Kinder drehen auf Ponys ihre Runden ueber den Markt oder sitzen auf Elefanten und anderen Figuren aus Holz auf einem kleinen Karussell. Das wird per Fahrrad angetrieben. Der Betreiber tritt kraeftig in die Pedale und laesst dazu einen Ring mit Gloeckchen erklingen. Die Kleinen finden es toll. Gegenueber ist die „Barca Pirata“ kraeftig am schaukeln: in der Schiffschaukel sitzen ca. 12 kleine Piraten und werden von einem grossen Piraten immer wieder ins Schwingen gebracht. Stoffratten fliegen aus der Barca auf die Eltern und werden von diesen zurueck geworfen. An einem anderen Stand sind auf vielen Metern diverse Kuchen und sonstiges Gebaeck ausgelegt. Werner laeuft das Wasser im Mund zusammen. Und natuerlich darf auch die Krippe nicht fehlen: bevoelkert von Gans, Esel und Kuh. Nur letztere ist wahrscheinlich aus praktischen Gruenden aus Plastik!

Fotos koennen das ganze Ambiente nur ungenuegend einfangen, dazu sind die anderen Sinne zu sehr gefragt hier.

Wir reissen uns trotzdem los, nicht ohne zwe

Abschied

 

Der Hafen von Malaga - Blick von der Festung aus

Der Hafen von Malaga - Blick von der Festung aus

Kaum haben wir Katja und Markus vom Flughafen abgeholt, muessen wir uns schon wieder mit dem Thema “Abflug” beschaeftigen. Gibraltar haben wir in den vergangenen Tagen mehrfach und ausgiebig besucht. Sogar den Berg haben wir noch einmal bei herrlichstem Wetter “bezwungen”. Keine Wolke hat den Ausblick gestoert, Marokko sah ganz nah aus und die Kuestenlinien waren absolut klar. Fuer diese Tour hatten wir uns dann auch ein Taxi gegoennt. Fahrpreis pro Person 26,00 Euro incl. Eintrittstickets fuer die Hoehlen. Der Fahrer hat uns viel erzaehlt und erklaert und wir hatten reichlich Zeit, Michaels Cave - eine wirklich beeindruckende Hoehle mit Stalagmiten und Stalagtiten zu besichtigen, die Affen zu becircen (Katja und Markus haben sich hier besonders hervor getan), die alten Militaerhoehlen zu besichtigen und immer wieder die Ausblicke auf Mittelmeer und Atlantik zu bewundern. Ein absolutes Erlebnis!

 

 

 

 

Links das Mittelmeer - rechts die Strasse von Gibraltar und mittendrin Katja, Markus, Werner & Elke - mit dem Himmel um die Wette strahlend

Links das Mittelmeer - rechts die Strasse von Gibraltar und mittendrin Katja, Markus, Werner & Elke - mit dem Himmel um die Wette strahlend

 

 

 

 

Am Donnerstag, dem letzten Novembertag leihen wir uns kurz entschlossen noch einmal das Auto von Eric und kurven bei strahlendblauem Himmel die Strasse nach Tariva entlang. Eine gruene, huegelige Weidelandschaft breitet sich links und rechts der Strasse aus. Rinder (Stiere??), Schafe und einige Pferde sind zu sehen. Katja jubelt: „jetzt seh ich doch tatsaechlich nochmal Andalusier! Wer haette das gedacht“. Viele Windraeder saeumen die Grate der Berge und sind weder zu uebersehen noch zu ueberhoeren. Aber hier an dieser wahrscheinlich windigsten Ecke von Spanien machen sie durchaus Sinn. Nicht umsonst wird Eon unten in Alcerias seinen Sitz haben. Fantastische Ausblicke auf die Strasse von Gibraltar haben wir von hier aus. Und dann liegen Tarifa und der Atlantik vor uns! Ein kilometerlanger, heller, sauberer Sandstrand zieht sich an der Kueste entlang Richtung Norden. Hier tummeln sich die „Beachboys“ mit ihren Kiteschirmen. Die Wellen donnern an die Kueste und ich konstatiere „der Atlantik ist schon schoen, irgendwie schoener als das Mittelmeer“.  In der Bucht vor dem Hafen liegt ein einsamer Katamaran vor Anker und wiegt sich mal mehr mal weniger in der Duenung. Wenn die grosse Katamaranfaehre nach Marokko vorbei donnert, eher mehr. Ansonsten ist das ein geschuetztes Plaetzchen und wir raetseln eifrig, ob wir mit unserem Tiefgang hier wohl auch ankern koennten.  Schilder auf beiden Seiten des Weges weisen auf das jeweilige dahinter sichtbare Meer: „Atlantico“ und „Mediterraneo“. Das Schild muesste Katja eigentlich mitnehmen, fuer Segelmachers Laden im Bremerhavener Mediterraneo. Das alte, weit vorgelagerte Kastell mit dem kleinen Leuchtturm koennen wir leider nicht anschauen: ein grosses verschlossenes Tor versperrt uns den Weg. Also ab zum Strand, Beachboys gucken. Katja guckt schon ganz verklaert. Ich gebe die abgeklaerte, aeltere Dame die sich von so etwas nicht mehr beeindrucken laesst. Dabei wuerde das jung halten, wird mir gesagt.  Hmm, da bleibe ich vielleicht dann lieber doch etwas „aelter“…. Und so wirklich eindrucksvoll sind die Jungs eigentlich auch nur, wenn sie mit ihren Brettern ueber die Wellen flitzen, weit hinaus zischen und wieder zurueck kommen. Das finde ich schon stark, stelle mir sehr plastisch vor, wie sich die Schnuere „meines“ Schirmes wohl mit denen eines anderen Kitesurfers verwursteln wuerden…… von der Tatsache mal ganz abgesehen, dass ich wohl nicht so elegant ueber die Wellen flitzen sondern mehr als Tauchtonne durchs Wasser gezogen wuerde ;-) Fuer so etwas sind wir definitiv zu unsportlich und wenden uns daher lieber wieder unserer Lieblingsbeschaeftigung zu: Innenstaedte zu duchwandern, alte Haeuser und andere Gebaeude zu bewundern.

Schnell geht die Sonne tiefer, Markus wuerde gerne noch einmal im Hellen von einem Aussichtspunkt oben an der Strasse einen Blick aufs Wasser, auf Marokko und Gibraltar werfen. Also verkuerzen wir die Sigthseeing-Tour durch die wirklich sehenswerte Altstadt von Tarifa. Der Blick von dem Huegel oberhalb der Stadt ist ebenfalls grandios, die Sicht heute wieder extrem gut. Ceuta ist zu erkennen und „the Rock“ ist auch von hier ebenso eindrucksvoll wie die marokkanische Kuestenlinie und die Weite der beiden Meere.

 

Am Strand von Tarifa

Am Strand von Tarifa

 

 

 

 

Und jetzt ist es soweit: ungewohnt frueh aufstehen, nur einen Kaffee auf die Schnelle, dann geht es mit dem Leihwagen im Stockdunkeln Richtung Malaga. Dem Auto ist das wohl zu frueh, die eh schon hakelige Schaltung des Automatikgetriebes bockt und muckt, immer wieder muessen wir anhalten, Motor aus, wieder neu starten, weiter geht die Fahrt. Bis zum naechsten Ruckeln des Getriebes. Irgendwann gibt der Wagen seinen Widerstand auf und wir kommen fruehzeitig auf dem Flughafen an. Grosse Abschiedsszenen sind unser aller Thema nicht, die beiden meinen, sie seien schon gross genug und koennten die restliche Zeit auch alleine auf dem Flughafen verbringen. Wir vrabschieden uns und machen uns auf zur Erkundung Malagas.

Hier ist die Verkehrsfuehrung mehr als gewoehnungsbeduerftig, wir vermissen die praktischen Kreisel. Aber irgendwie finden wir doch zum Yachthafen, wo auch ein schoener weisser Leuchtturm steht. Die Yachten hier gehoeren wohl alle zum Yachtclub und liegen an Moorings mit viel Platz zum Nachbarn. Ein grosser schwedischer Traditionssegler hat laengsseitss festgemacht. Die Promenade sieht neu aus und ist ansprechend gestaltet. Insgesamt ein geschuetzter, schoener Hafen zu Fuessen der alten Festung. Aber leider eben kein Platz fuer durchreisende Yachten.

 

Leuchtturm am Hafen von Malaga

Leuchtturm am Hafen von Malaga

 

 

Den Berg hinauf geht es zur Festung. Wir parken unter dem Hinweisschild, dass dies der Lebensraum der Chamaeleons sei, sehen aber leider keines. Ein aelterer Mann gibt hier den Parkplatzwaechter, sitzt auf seiner Vespa und wartet auf die zu dieser Jahreszeit sicherlich nicht allzu zahlreichen Besucher. Er weist uns den Weg zum Eingang der Festung, den wir prompt vor lauter Gucken aber verpassen. Klar, wer nur nach links und aufs Meer schaut, laeuft naturgemaess am rechtsseitigen Eingang vorbei! Immer weiter windet sich der Weg in grossen Boegen den Berg hinunter Richtung Stadt und Alcazaba. Verflixt, wo ist der Eingang? Andere Wanderer irren auch etwas verloren wirkend den Berg hinunter. Durch einen Torbogen gelangen wir auf die andere Seite des Berges und stapfen tapfer wieder aufwaerts. Nutzt ja auch nix, das Auto kommt ja nicht von alleine wieder runter. Da lob ich mir die guten alten Zeiten wo die Pferde noch mitdachten und unten auf ihre Reiter warteten….ich schweife grad furchtbar ab :-)….Auf dem Weg liegt immer wieder Geroell, ob der starke Regen der verganenen Woche der Ausloeser fuer die Erdrutsche war? Auf der Strasse die wir mit dem Auto passierten, lag ein besonders dicker Felsbrocken. Wehe, wenn so einer vors Auto kullert!

 

Leider keines davon in echt gesichtet - vielleicht zu gut versteckt?

Leider keines davon in echt gesichtet - vielleicht zu gut versteckt?

 

 

Oben angekommen starten wir einen zweiten und letzten Versuch, in die Festung zu gelangen, was uns auch glueckt. Werner zueckt seinen Schwerbeschaedigtenausweis und nachdem wir mehrere Minuten ratlos auf den Ticket-Automaten schauen, hat die Dame am Schalter ein Einsehen, verlangt 1,20 Euro von uns und drueckt fuer uns auf die entsprechende Taste. Ah ja. Dafuer also gibt es gleich 2 Ticektautomaten plus eine Schalterdame. Somit ist ein Arbeitsplatz erhalten und der Automatenhersteller hat ebenfalls seinen Umsatz. Im Inneren der Festung sind die alten Brotöfen, eine Wasserzisterne und Gartenanlagen zu besichtigen. In einem fensterlosen Gebäude ist eine Ausstellung, die einen Überblick über die verschiedenen Epochen gibt, wie Malaga 17xx oder wie die Navigationsinstrumente anno 1800 ausgesehen haben. Welche Kleidung der modebewusste Soldat 1790 und 1830 trug. Oder an welchem Stehtisch damals die Seekarten gezeichnet wurden.  Der Ausblick von den zinnenbewehrten Mauern ist grandios! Von hier ist ein absoluter Rundumblick gewaehrleistet. Zu unseren Fuessen liegen der Hafen, die Stadt, die Stierkampfarena. Irgendwo in dem Gewuehl der Haeuser ist das Picasso-Museum versteckt.

Wir sind satt vom vielen Gucken und fahren weiter. Auf Altstadt und entsprechendes Gewimmel ist uns die Lust vergangen. Also lassen wir Picasso in seinem Museum allein und fahren stadtauswaerts. Fuer einen Ausflug nach Ronda sind wir nicht warm genug angezogen. Wenn es hier schon so kuehl ist, wie moegen dann die Temperaturen in einem Ort sein, der einige Hoehenmeter weiter im Gebirge liegt?

Wir beschliessen, uns noch einige kleinere Yachthaefen zwischen Malaga und La Linea anzuschauen. Also weiter nach Fuengirola. Der Hafen hier ist ganz nett, reisst uns aber auch nicht vom beruehmten Hocker. Zu viele Touri-Kneipen rundrum und noch schlimmer: eine wirklich erdrueckende Hochhauskulisse wenige Meter weiter! Hier ist alles fest in Touristenhand und die sind zum Grossteil von englischer Nationalitaet, auch wenn es eine deutsche (Ku-damm benamte) und sogar eine öesterreichische Lokalitaet gibt. Immerhin gibt es gleich mehrere Yachtausruester. Wobei man anhand der Ladenlokale, die teilweise in der 2. Reihe liegen und geschlossen sind, nicht genau nachvollziehen kann, ob es sich um verschiedene oder um ein und denselben handelt. Die Preise hier liegen ebenfalls deutlich ueber Almerimar und La Linea, von daher ist das also keine nachdenkenswerte Alternative fuer uns.

 

Verfahren? Nein, der Ku-damm liegt auch in Fuengirola, direkt am Yachthafen!

Verfahren? Nein, der Ku-damm liegt auch in Fuengirola, direkt am Yachthafen!

 

 

Auf der weiteren Rueckfahrt leuchtet das Batteriezeichen im Armaturenbrett auf und ein „Stopp“ verbietet uns die Weiterfahrt. Was von uns geflissentlich ignoriert wird, schliesslich faehrt der Wagen ganz normal. Trotzdem geht es zuegig zurueck nach La Linea (nicht ohne Zwischenstopp bei der Tanke und beim Lidl, schliesslich muessen wir den motorisierten Packesel ausnutzen). Wir wollen auf jeden Fall im Hellen ankommen, die Batterie laedt nicht mehr, soviel wissen wir und ohne Licht auf spanischen Strassen unterwegs sein, ob das so gut kommt?

Eric, der Besitzer des PKW, stellt dann spaeter mit Werner fest, dass ein Rollenlager abhanden gekommen ist. Dadurch hatte der Keilriemen nicht mehr genuegend Spannung. Gut, dass uns das erst auf dem Rueckweg passiert ist!

Der Abend klingt in gemuetlicher deutsch-oesterreichischer Runde aus. Spontan haben wir Peer und Uli von der Voodoochile zum Abendessen eingeladen. Und die beiden sind ganz dankbar dafuer, haben sie doch mit ihrer morgigen Heimreise genug andere Punkte abzuarbeiten. Da blieb nicht so wirklich viel Zeit und Lust, sich auch noch um ein warmes Abendessen zu kuemmern.

 

 

Von Besuchern und Wolken

Wolken- statt Flautenschieber

Besuch - am Dienstag haben wir Katja & Markus am Flughafen Malaga abgeholt und gleich mal auf dem Rueckweg in den Yachthafen Estepona verschleppt. Geblendet und muede von der Anreise stehen die beiden im gleissenden Sonnenlicht und schauen auf das Hafenbecken, bestaunen die konspirative Gasflaschenfuellaktion. Die geht naemlich so: wir stehen unauffaellig auf dem Parkplatz am Auto. Dann kommt ein Motorrad daher, schnappt unsere Gasflasche, huellt diese in einen Leinensack und braust davon. Mit der Zusagen, eine Stunde spaeter mit einer gefuellten Flasche wieder am Auto zu sein. Die ganze Aktion kostet uns 20 Euro fuer die kleine Flasche. Stolzer Preis, aber fuer die Anschaffung einer spanischen Flasche und Umfuellen des Inhaltes durch uns selbst konnten wir uns bislang auch noch durchringen. Aber der Winter ist ja lang, wir koennen also noch daran arbeiten. Als die Aktion durch ist, geht es weiter nach La Linea.

Der Berg zeigt sich unserem Besuch gnaedig und hat die Wolke(n) ziehen lassen, die ihn die letzten Tage noch oben herum verhuellten.Und unsere Besucher sind begeistert, fasziniert von diesem beeindruckenden Panorama.

La Linea

Nachdem der Skipper gestern Abend endlich mal meine ganzen letzten Eintraege hier vom November (starke Leistung, so viel Text auf einmal) nach gelesen hat, habe ich prompt einen kleinen Rueffel kassiert: La Linea kaeme bei mir so schlecht weg!

Also das wir uns richtig verstehen: wir fuehlen uns hier generell wohl, wuerden auch gerne den Winter hier verbringen. La Linea ist auch weiterhin nicht als schoen zu bezeichnen. Der offensichtliche und auf den ersten Blick erkennbare Charme eines Lagos oder Ayamonte fehlt ihm gaenzlich! Aber man kann es hier durchaus aushalten. Es ist eine Stadt, in der gelebt und gearbeitet wird. Hinter den Hochhausreihen entdeckt man auch einige kleine Plaetze, die durchaus ein ansprechendes Flair haben. Im Zentrum stehen landestypische Haeuser, die sich der Moderne erfolgreich widersetzt haben und zum Teil auch nett saniert wurden. Also es ist hier nicht alles “zum gruseln”!! Ob der Strand jetzt an manchen Tagen einladender wirkt blieb uns bislang verborgen. Aber wir sind auch nicht so die Strandlaeufer. Werner geht nicht gerne im Sand spazieren und alleine macht es mir auch nicht immer so wirklich Spass.

Heute frueh dachten wir schon, dass dieser Morgen doppelt sonnig sei: das Fahrrad des Nachbarn wurde wieder aufgefunden! Es trieb im Hafenbecken, war wohl bei dem starken Wind in der vorletzten Nacht ins Wasser gefallen. Aber die Freude darueber waehrte nur kurz: Stefan von der Jou-jou berichtete uns kurz darauf, dass ihre beiden Fahrraeder vom Steg geklaut wurden (obwohl angeschlossen) und es seien auch Aussenborder weg. Die hiesige Polizei erweist sich wohl als nicht wirklich interessiert an dem Vorgang und Stefan & Coni haben viel Lauferei (bzw. Fahrerei) und raus kommt dabei wohl auch nix.

Unsere Raeder verschwinden aber heute Abend sowieso wieder unterm Bett. Zwei Raeder und vier Leute an Bord, das passt dann nicht so gut. Wir werden also mehr den Bus nutzen oder zu Fuss gehen in den naechsten Tagen.

Heute sind einige Schiffe los gefahren. Der Wind steht ganz gut, um zu den Kanaren zu kommen. Und scheinbar stimmt auch die Langzeitprognose fuer die naechsten Tage. Eine junge Schottin jedenfalls ist froehlich winkend samt ihrem gigantischen Rucksack von unserem Steg zu einem anderen gelaufen, weil sie jetzt einen Lift nach Teneriffa bekommen hat. Sie will noch in die Karbik und dann geht es im Januar wieder zurueck zur heimatlichen Schaffarm, die Laemmer muessen dann geholt werden. So ein zierlich junges Maedel und Schafe zuechten, das hat mich ueberrascht. Das werden bestimmt gluecklich und froehliche Schafe, denn sie war immer gut gelaunt und hat viel und gerne gelacht. Ob sie wohl mit dem schoenen grossen Zweimaster aus Holz mitfahren konnte, der kurze Zeit spaeter auslief? Vielleicht sehen wir sie ja irgendwann wieder, auf einem kleinen Segelboot in Schottland, das aus Holz ist und auf dem auch ueberall Wasser rein kommt, fast wie auf dem unsrigen :-)

Gerade kommt hier eine Yacht an, die Crew scheint doch tatsaechlich in T-Shirt und kurzen Hosen gesegelt zu sein! Aber es ist ja auch nicht wirklich richtig kalt heute. Und dann kommt noch eine Yacht und noch eine. Laut geht es zu am Wartekai vorm Marinaoffice. Warum bruellen die Leute alle so? Hoeren die schlecht? Einer steigt in Cowboystiefeln vom Schiff und begruesst die zahlreich am Kai stehenden anderen Schiffsbesatzungen. Man kennt sich offenbar. Charterschiffe unter spanischer Flagge?

Heiliger Sonntag

Heiliger Sonntag – die Kirchenglocken in La Linea verkuenden es, dezent und weit weg. Der Trupp Moewen, der lautstark von links nach rechts ueber die Promenade zieht, ist wesentlich lauter.

Nach einer stuermischen Nacht hat der Wind gegen Morgen (3 Uhr) schlagartig nachgelassen. Da auch noch dicke Wolken ueber uns haengen und die Sonne verdecken, ist unsere autarke Stromversorgung schlagartig in Gefahr. Also gehen wir ans Netz, stoepseln nach einer Woche Liegezeit hier unser Stromkabel in den Kasten auf dem Steg. Hier hat jeder Platz ganz komfortabel seinen eigenen Strom- und Wasseranschluss. Der Verbrauch wird computergesteuert kontrolliert und abgerechnet. Leider funktioniert der Strom hier auf dem Steg nicht immer so wie er soll. Bei uns ist es allerdings das Kabel, dass muckt! In einen Stecker ist bei dem vielen Regen in Cadiz wohl Wasser rein gelaufen. Jedenfalls kommt diese Flüssigkeit Werner entgegen, als er den Stecker abmontiert. Und das etwas kuerzere Ersatzkabel liefert auch ohne Murren den Strom ins Schiff.

So langsam lernen wir hier immer mehr Bootseigner, Crews und Geschichten kennen. Unser Nachbar schraeg gegenueber hat seine Reinke Hydra vor 3 Jahren von einem Deutschen gekauft. Er selbst ist Spanier, spricht aber nach 10 Jahren leben und arbeiten in Mannheim sehr gut Deutsch und faehrt das Schiff aufgrund seines immer noch dort bestehenden Wohnsitzes auch noch unter deutscher Flagge. Die franzoesische Amel-Fraktion (es liegen gleich 2 Yachten dieser Werft unter franz. Flagge hier) ist auch immer noch nicht los gefahren. Bei dem unter spanischer Flagge fahrenden Charterschiff hat sich still und fast unbemerkt ein Crewwechsel vollzogen: die 4 Schweizer Herren, die nun eine Woche unser Stegbild bevoelkerten, sind von uns unbemerkt verschwunden und haben vier spanisch sprechenden Herren Platz gemacht. Diese checken das Schiff, schieben Dieselkanister ueber den Steg und ruesten ganz offensichtlich zum Aufbruch. Eigentlich sollte die Yacht auch schon laengst auf Teneriffa sein. Einem anderen englischen Nachbarn ist ueber Nacht das Fahrrad geklaut worden – abgestellt auf dem Steg vorm Schiff, nicht angeschlossen. Das erinnert uns an ein Erlebnis von Elke & Bert ;-) und bestaetigt uns darin, unsere Raeder immer entweder an Bord zu stellen oder aber anzuschliessen. Bislang kamen wir uns dabei immer etwas komisch vor, Misstrauen ist ja nicht so unser Naturell. Aber solche Vorkommnisse bestaetigen das eigene Verhalten dann – leider! Wobei ich mutmasse, dass das Rad bei dem Wind der letzten Nacht auch schlicht und ergreifend ins Wasser geplumpst sein koennte, behalte das aber vorsichtshalber fuer mich.

Gerade kam hier ein wolkenbruchartiger Regenschauer runter. Dicke Tropfen trommeln aufs Deck und Werner flitzt runter, um alle (gerade erst geoeffneten) Luken wieder dicht zu machen. Wir nutzen den heutigen Tag, um mal wieder Emails an alle moeglichen Menschen in unserem Familien- und Freundes/Bekanntenkreis zu schreiben. Ich durchforste meine homoeopathischen Ratgeber, um endlich ein Mittel gegen meine naechtlichen Hitzeattacken zu finden. Das ist doch etwas nervig, alle Stunde aufdecken, zudecken, mal ist mir warm, mal wird es wieder kuehl…..kenne ich nicht, will ich auch nicht, muss wieder aufhoeren. Basta.

 

Wir telefonieren mit Familie, Freunden. Beobachten den Berg, die startenden Flugzeuge, die wechselnden Wolkenformationen und –farben. Die Hochhaeuser hinter uns lagen eben noch im vollen Sonnenschein, jetzt sind sie von dunklem Grauschwarz umgeben.

Ein dunkles, sehr schnittiges Motorboot schiebt sich langsam in den Hafen. Das Motorboote so langsam fahren koennen. Die starken Motoren wummern trotzdem furchterregend. Und die Uniformierten darauf wirken leicht bedrohlich, wie das Boot selbst auch. Zoll! Besonders interessiert ist man offenbar an den Schiffen bis 12 Meter, diese Stegreihe wird gaaanz langsam bis in die hinterste Ecke abgefahren. Unser Pontoon dagegen wird nur oberflaechlich in Augenschein genommen. Noch eine kleine Runde ins zweite Hafenbecken. O.k. war wohl besonders uninteressant, man kommt umgehend retour gefahren.  Es regnet. Wieder einmal. Hat sich denn irgendjemand da oben in diesem Jahr vorgenommen, unser Schiff so richtig ausgiebig zu waessern und uns das Leben damit schwer zu machen? Wenn ja, hat er mit Zitronen gehandelt. So leicht lassen wir uns dieses neue Leben nicht mies machen. Und wer sagt, dass ich jetzt in den Ort muss oder rueber zum Hafenbuero, um Emails weg zu schicken? Nee, da kuschel ich mich lieber in meine Jacke, ziehe mir ein zweites Kissen unter den Allerwertesten und die Flauschdecke ueber die Beine. Fuer Abendessen ist es ja noch ein bisserl frueh. Also lesen und schreiben, das interessante Taschenbuch das Werner im Regen auf dem Schlauchboot liegen liess mit dem Foehn trocknen oder mal diesen oder jenen Schrank ausmisten. Auch an einem Regentag koennen wir uns gut beschaeftigen und heute greift sogar Werner nach langer Zeit wieder einmal zu einem Buch:

 „ Noch eine Runde auf dem Karussell“ von Tiziano Terzani und findet sich schon gleich in den ersten Saetzen wieder. Vieles, was da geschrieben steht, koennte auch von ihm sein. Zwei ganz unterschiedliche Menschen, zwei verschiedene Schicksale und doch ist so vieles aehnlich, sind die Gedanken und die Einstellung aehnlich, wenn nicht sogar gleich. Verblueffend.

Besondere Momente, des Lichts, der Begegnungen mit Menschen, Schiffen, Landschaften und: Buchern. Momente, die uns beruehren, staerken oder veraendern, Mut machen, neue Blickwinkel geben. Das Leben so lebenswert machen und vieles vergessen lassen. Wir schaetzen uns gluecklich, auf dieser Reise schon so viele dieser Momente gehabt zu haben, so viele besondere Menschen kennen gelernt zu haben. Manche streift man nur, manche beruehren ganz tief und bleiben bei uns, wie auch immer. Wichtig sind sie uns alle.

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