Jahres-Archiv 2010

Spodsbjerg - unfreiwillige Hafentage

Donnerstag, 12. Aug. 2010 – Spodsbjerg Hafentag

Hafentag – Heute wollen wir zwei andere Haefen per Bus besuchen: Rudkobing auf der Westseite fast gegenueber von Spodsbjerg gelegen und Lohals, an der Nordspitze Langelands.

Um 09:10 geht es mit dem wahnsinnig vollen (Buster, Werner und ich) Bus die 9 km bis Rudkobing. Die Haltestelle liegt etwas ausserhalb und wir muessen noch gut 1,5-2 km bis zum Centrum laufen. Leider faengt es nun doch an zu regnen, wenn auch noch nicht so stark. Zuerst geht es durch die Fussgaengerzone. Aber da wir alle drei nicht so sehr auf shopping eingestellt sind, ist dieser Bereich ziemlich uninteressant. Uns faellt auf, dass viele Haeuser „til salg” – also zu verkaufen sind und sich viele der eigentlich recht huebschen kleinen Haeuschen in einem wirklich sanierungsbeduerftigen Zustand befinden. Es gibt allerdings auch viele positive Ecken. Der Hafen gliedert sich in mehrere Bereiche. Im Fischerhafen liegen auch einige Sportboote, dieser Hafenteil waere auch fuer uns zugaenglich vom Tiefgang her und vom Ambiente sowieso.

Der eigentliche Yachthafen ist dann nicht so unser Geschmack: ringsum stehen Holzhaeuser mit Ferienwohnungen und ein Hotel. Die Geraeuschkulisse ist durch die nahe Hochbruecke die nach Svendborg rueber fuehrt ebenfalls entsprechend unangenehm. Der Regen hat mittlerweile zugelegt und wir beschliessen, auf jeden Fall den 12:45 Bus nach Lohals zu erreichen.

Den armen Hund hinter mir herzerrend (mehr oder weniger) kuerzen wir den Weg zur Bushaltestelle etwas ab und sind gut vor der Zeit am Wartehaeuschen, dass sich aufgrund der Witterung grosser Beliebtheit erfreut und leider nicht besonders sauber ist. Das mit dem 12:45 Bus war ein Satz mit X, es geht dann einer um 13:20. Aus der Linie 913 Rudkobing wird dann irgendwie auch 913S Lohals und wir steigen ein. Die Sache mit den Tickets ist dem Busfahrer irgendwie zu kompliziert: er versucht zwar uns zu erklaeren, dass wir zwar in Rudkobing haetten aussteigen duerfen, aber sofort haetten nach Lohals weiterfahren muessen. Wir muessen trotzdem nicht noch einmal bezahlen. War ja auch teuer genug der Spass: 150 kronen fuer 2 Erwachsene und ein Kind = Hund von Spodsbjerg ueber Rudkobing nach Lohals! Einfach wohlgemerkt. In Lohals ausgestiegen bereuen wir es sofort, dass wir nicht einfach wieder mit zurueck gefahren sind: ein Wolkenbruchartiger Regen ergiesst sich ueber uns. Ich tue kund, dass dieser Ausflug (m)eine Schnapsidee war, ich nass bin, friere, auf Toilette muss, Hunger und Durst habe und ueberhaupt: nur noch zurueck aufs Schiff will!!! Das Haltestellenhaeuschen bietet uns nur duerftigen Schutz vor dem Regen, der es sogar zeitweise schafft, noch ein paar Umdrehungen drauf zu legen. Leider taucht der laut Fahrplan um 14:38 abfahrende Bus erst gar nicht auf. 15:03 steht als naechstes auf dem Plan. Das wird wohl auch nix denken wir als es 15:05 wird und kein Bus in Sicht ist. Taxi? Ins nahegelegene Cafe bis 16:38? Werner stiefelt noch mal ums Eck und da kommt er!!!Ich hab mich selten so ueber den Anblick eines oeffentlichen Verkehrsmittels gefreut. Wir stellen uns ein klein wenig Touri-doof und zeigen unsere nicht mehr gueltigen Fahrausweise. Mit dem Resultat, dass wir bis Rudkobing nicht noch mal bezahlen muessen. In Rudkoebing erwischen wir gerade noch so die 800 nach Spodsbjerg. Leider ist hier eine Dame am Ruder, pardon Steuer. Und die akzeptiert unsere schoenen Fahrausweise leider nicht. Wir muessen noch mal 20 Kronen bezahlen, diesmal nur fuer uns beide. Schier unverstaendlich ist es ihr allerdings, wie wir mit diesen Fahrscheinen von Lohals nach Rudkoebing kommen konnten. Tja, das bleibt unser Geheimnis gute Dame.

Wie von mir vorher gesagt, hat es mittlerweile aufgehoert zu regnen. In Spodsbjerg sind for Strassen sogar fast schon wieder trocken. Am Schiff legen wir uns erstmal trocken und dann gibt es was zu futtern. Ich beschliesse, Hafentage zukuenftig wirklich nur noch im Hafen und im Laufabstand zu unserem schwimmenden Heim zu verbringen. Da kann man auch was erleben, angucken oder sinnvolle Arbeiten am Schiff erledigen. Von Landausfluegen dieser Art bin ich auf jeden Fall vorerst kuriert! Was mich allerdings nicht davon abhaelt, spaeter mit dem Fotoapparat bewaffnet, noch Spodsbjerg zu erkunden. Sehr interessant, haette durchaus ausgereicht fuer unseren Hafentag! Und Lochsteine finde ich am Strand auch noch zwei - wenn das kein Glueck bringt!

Ach ja, als kroenenden Abschluss des Tages stellen wir fest, dass immer noch bzw. wieder Regenwasser auf unerklaerliche Weise an zwei Stellen den Weg in unsere Koje findet. Sehr unangenehm. Und ein absolutes Raetsel, ist es doch nicht der erste Regen dieses Jahres.

Bagenkop - Spodsbjerg/Langeland

Mittwoch, 11. August 2010 – Bagenkop / Spodsbjerg
Aufwachen durch das trommeln des Regens auf dem Luk. Ein Blick in den mit grauen Wolken verhangenen Himmel laesst mich den Wecker toeten und noch mal unter die Decke kuscheln. Der Mann an meiner Seite hat erst gar nicht auf den Wecker reagiert. Als wir endlich aufstehen, scheint es beschlossene Sache, dass wir noch einen Tag hier liegen bleiben. Eine Busfahrt nach Rudkobing oder Lohals wird in Betracht gezogen. Ich ordne im Geiste schon mal die potentiellen Fotomotive. Es ist relativ warm und der Regen hat auch aufgehoert. Wir beobachten die Ablegemanoever der Grosssegler. Die kleinen auslaufenden Yachten nicken alle maechtig im Wellengang vor der Hafenmole. Teilweise geht es ohne Segel Richtung Osten, ein anderer Teil der Flotte kann dagegen unter Segel auslaufen. Auf jeden Fall bewundere ich die Crews der auslaufenden Schiffe. Bestimmt kein Vergnuegen, bei diesem Wellengang gegen Wind und Welle zu laufen.

Meine Freude ueber den Hafentag waehrt nicht lange. Bei jeder auslaufenden Yacht wird der Skipper zunehmend unruhiger. Und nachdem er Karte und Handbuch studiert hat, kommt er mit dem Vorschlag, doch nach Spodsbjerg zu segeln. Der Hafen sei tief genug und auch nicht sooo weit entfernt, das sei noch gut zu schaffen heute. Wehren zwecklos, denke ich mir und treffe alle Vorbereitungen fuer einen zackigen Aufbruch (Hund gehen, spuelen, alles bruchsicher verstauen etc.), In Anbetracht der drohenden Regenwolken pule ich eine ueberdimensionale Regenhose plus Jacke raus und auch Automatikweste mit Lifebelt werden parat gelegt. Dieses Mal gehe ich auf Nummer sicher. Komisch, warum habe ich immer noch etwas Bauchgrummen, wenn wir bei solchem Wetter auslaufen??

Im Vorhafen wird das Gross gesetzt und ich stelle fest: Du musst unbedingt mehr Manoever unter Maschine ueben!!! Egal, klappt soweit und dann nicken auch wir ostwaerts. Das Gross ist dicht gezogen und schlaegt trotzdem. Die Wellen sind nicht von schlechten Eltern aber, auszuhalten. Vor lauter Aktivitaeten vergesse ich ganz, dass mir normalerweise bei solchen Kursen uebel wird. Buster dagegen ist doch etwas gestresst.

Kurz vor Gustlavs Bugt koennen wir am Wind laufen und nehmen auch die Fock dazu. Das ist doch gleich was ganz anderes: maid (e) 4 (for) sea halt! Kurz darauf fallen wir ab, jetzt ist Raumschots, spaeter dann vorm Wind segeln angesagt! Vor lauter Geniessen mache ich kaum Fotos. Bis ich mich dazu ueberwinden kann, den Fotoapparat zu zuecken, ist mein Lieblingsmotiv Leuchtturm fast schon aus der besten Perspektive raus. Egal. Hauptsache segeln! Da die Fock trotz feinfuehligem Steuern immer wieder aus dem Wind geht (wir haben immer noch keine Moeglichkeit, auszubaumen) und ganz schoen am Rigg zerrt, wird sie eingerollt. Fahrt verlieren wir dadurch nicht, im Gegenteil: spaeter – vorm Wind laufend – erreichen wir bis zu 7,5 kn und ein „Verfolger” mit zwei Segeln hat es nicht leicht, uns einzuholen.

Wir beobachten den regen Schiffsverkehr in der Tiefwasserrinne. Viele grosse Poette laufen sowohl Nord- als auch Suedwaerts. Und die Faehre von Spodsbjerg nach Lolland scheint gut zu tun zu haben: staendig sehen wir eine Faehre quer laufen.

Ein Stueck laufen wir noch an der Hafeneinfahrt vorbei, dann nehmen wir das Gross runter und laufen ein. Die Zufahrt ist recht eng und leicht verwinkelt. Eine ordentliche Stroemung steht rein, im Hafen selbst ist es dann ruhig. Die Pier an der Tankstelle ist komplett frei und wir nehmen sofort einen Platz in Beschlag. Hier liegen wir nun mit freiem Blick sowohl auf den Yachthafen als auch auf den Fischer- und Faehrhafen. Der Ort selbst ist klein und hygelig, Fazit des Skippers: ach gut, dass wir doch noch hierher gefahren sind. Da hat er absolut Recht!

Dafuer bekomme ich fuer morgen einen Hafentag in Aussicht gestellt, der soll nun mit einer Busfahrt nach Rudkobing und Lohals gefuellt werden. Bin gespannt.

Nach dem Abendessen versuchen wir unsere weitere Toernplanung etwas zu konkretisieren. Ich finde das ziemlich kompliziert: 3 Buecher, diverse Karten, die neueste Ausgabe des Seijlerens – und alles, nur um festzustellen, dass viele streckenmaessig passende Haefen nicht fuer unseren Tiefgang geeignet sind.

Waehrend ich das hier tippe quaelt mich mein Skipper: beim Versuch sich von der Cockpit-Bank zu erheben und die Buecher nach unten zu schleppen, rempelt er staendig den Tisch an. Zu allem Ueberfluss werde ich dann auch noch getreten….. was ich hier alles aushalten muss ;-)!!

Ich darf gar nicht daran denken, dass die 3 Wochen viel zu schnell vorbei sind und uns danach der schnoede Arbeitsalltag wieder hat. Made for sea…..bin ich das ?? Wenn ich hier so an Bord lebe, dann bin ich schon davon ueberzeugt. Ich vermisse nichts – im Gegenteil: ich geniesse diese Art Leben so sehr. Am liebsten wuerde ich meine Gefuehle und Gedanken staendig in ein Diktafon sprechen um alles hautnah aufzuzeichnen. Zuviel passiert, bis ich abends am Lappi sitze und die Tastatur attackiere, dann fliessen andere Worte aufs technische Papier.

Wer kann auch schon nachempfinden, wie sich die Moewen anhoeren, oder wie das aussieht, wenn vier Moewen zeitgleich auf vier nebeneinanderliegenden Pfaehlen landen. Wie es sich anfuehlt, wenn das Schiff von den Wellen angehoben wird, leicht rollt, dann den Kurs unbeirrt weiter laeuft, das knarren der Genuabloecke. Oder unser Fluchen, wenn sich wieder mal irgendwo was verhakt oder sonst wie vertuedelt hat. Irgendwie passen wir zusammen, Schiff und wir: immer leicht chaotisch, nie ganz sauber. Heute in Bagenkop ist eine dunkelblaue perfekte Yacht ausgelaufen: alle Fender mit einem Strickueberzieher versehen. Die Bordfrau braun gebrannt, ¾ lange WEISSE!!! Hose mit dunkelblauem Pullover, er passend dazu gekleidet. Das ganze eine Symphonie in dunkelblau und weiss. Im Vorhafen zieht sie ohne grosse Anstrengungen das Rollgross aus dem Mast – innerhalb von gefuehlten Sekunden! Dann faehrt man davon –alles perfekt! Und so werden wir nie, wollen wir auch nicht werden :-) Ich werde IMMER und  postwendend aus einer makelos-weissen Hose eine fleckige machen. Unser Gross wird immer zicken und irgendwo auf halbem Weg zum Topp  eine Gedenkminute oder zwei einlegen und unsere Manoever werden besser aber so schnell bestimmt nie! Watt soll’s – wir leben bestimmt genauso gut und vielleicht auch interessanter. Denn ich bin froh, wenn mir niemand zuguckt, diese Dame machte den Eindruck, als wuerde sie immer nach Publikum Ausschau halten “seht her, wie toll wir sind”. Nein, hier spricht kein Neid aus mir, absolut nicht.

So und jetzt geht die Chaostruppe noch mal Gassi mit dem superhaarigen Chaos-Wauzi, der so lieb auf dem Achterdeck liegt und die Grossschot bewacht.

 

 

Holtenau bis Bagenkop

Dienstag – 10.08.2010 – Holtenau bis Bagenkop
Etwas ueber 40 SM und das bei bestem Segelwind: Suedost-Ost 3-4 spaeter zunehmend auf 5-6. Wir fahren unter Genua und Gross bis kurz vor Bagenkop - nachdem wir uns heute morgen dann doch noch kurzentschlossen gegen einen weiteren Tag in Holtenau entschieden haben.
Eine gute Entscheidung! Nach den ueblichen Anfangsschwierigkeiten stehen unsere Segel und wir halten auf Laboe zu. Leider verlaesst uns dort der Wind kurzfristig. Die Genua wird eingerollt und unter Maschine laufen wir weiter. Allerdings nur fuer kurze Zeit: zuerst kraeuselt sich das Wasser, der Windhauch wird spuerbar staerker und dann koennen wir die Segel wieder setzen und die Maschine schweigt. Relative Ruhe breitet sich aus, wir segeln und schon sind wir komplett in einer anderen Welt angekommen.

Nachdem wir zuerst wunderbar raumschots laufen, muessen wir spaeter mehr Hoehe und am Wind gehen. Aber alles bleibt im gruenen Bereich. Von anfangs zeitweise unter 4kn geht unsere Loganzeige  auf bis zu 7,9 Knoten hoch. Der beliebte, zweibeinige und meistens zuverlaessige  Autopilot „Lissi” steht am Ruder und Buster liegt voellig relaxt auf seinem Lieblingsplatz. Der Skipper - jetzt degradiert zur Deckshand - guckt nochmal rund herum, ob vielleicht doch noch irgendwas zu richten ist und entspannt sich dann langsam auf der Cockpitbank.

„Land in Sicht” – ein magischer Ausruf, auch hier auf der Ostsee und bei Distanzen von knapp 40 SM!!! Nachdem die letzten Fischerfaehnchen und –boote umrundet sind, gehe ich in den Wind und der Skipper beginnt mit dem Bergen der Segel. Nicht nur, dass in den Fischnetzbojen die sog. Elke-Magnete verbaut sein muessen (die Dinger ziehen mich auf allen Meeren magisch an!), nein, auch mit dem im-Wind-halten unseres Schiffes habe ich es nicht so wirklich. Auch heute gelingt es mir fast, mit Hilfe des Gross-Segel, den Skipper in die Ostsee zu „entsorgen”. Aber er ist solche Attacken ja mittlerweile gewohnt und bleibt standhaft an Deck.

Bagenkop selbst ist irgendwie unser „wir maulen uns an”-Hafen. Obwohl unser Anlegemanoever an der Aussenmole relativ gut verlaeuft, bekomme ich doch noch meinen Mecker ab: ich soll das Schiff gegen den Wind mit Hilfe der Maschine weiter nach vorne bewegen. Leider habe ich vorher die Heckleine nicht geloest und zu allem Elend gebe ich auch noch fast Vollgas. Bis das Miss(t)verstaendnis geklaert ist und alles zu Chefs Zufriedenheit liegt, vergeht eine Weile. Und dann kommt der Hafenmeister: wir koennen hier nicht liegen, es ist ein Grosssegler angesagt, wir moechten bitte weiter hinten im Hafen hinter einem Fischerboot festmachen. Also ablegen, anlegen – das uebt! Hier laeuft alles ohne Mecker ab. Wir bezahlen im Hafenmeisterbuero unsere Haven-Penge (28 Euronen!) und der Hund darf am nebenan gelegenen Strand sein ersehntes Salzwasserbad nehmen! Dann treibt uns der Vierbeiner und unser eigener Magen wieder an Bord: Essenszeit! Und von wegen: ei Grosssegler ist angemeldet: An der Aussenmole vermehren sich im Laufe des Abends die sog. Plezier-Schiffe aus Holland wie die Karnickel. In 3-Reihen liegen sie und die Crews werden via Schlauchbooten an Land gebracht. Ein 3-Master ankert sogar vor dem Hafen. Ein interessantes Spektakel. Letztes Jahr war hier nicht so viel los, wir waren aber auch eine gute Woche spaeter hier.

Zu meiner Freude ist hier sogar ein Wlan-Zugang frei verfuegbar. Leider ueberlasse ich. grosszuegig wie ich bin, Werner zuerst das Internet fuer die Auffrischung seiner Fussball-News. Bis ich dann zum Zuge komme und die Texte für unsere Website aktualisieren moechte, macht erst der Laptop-Akku und dann der Wlan-Zugang schlapp! Das hat man jetzt von seiner Grosszuegigkeit. Also tippe ich das alles erstmal als word-doc und bearbeite schon mal ein paar Fotos. Immerhin hat es noch fuer den 2. Text und fuer das abrufen des Wetterberichtes gereicht.

Unser Liegeplatz hier so vis-a-vis mit den Fischerbooten – also mittendrin im prallen Insel-Leben gefaellt uns recht gut. Man fuehlt sich hier gar nicht so richtig touri-maessig wie auf der anderen Hafenseite. Was so ein paar Meter ausmachen! Morgen frueh muss ich noch mal auf Fotomotiv-Jagd gehen.

 

 

 

Gieselaukanal bis Kiel-Holtenau

Montag, 09.08.2010 – Gieselaukanal bis Kiel-Holtenau

8:43 ablegen vom Steg im Gieselaukanal. Nachdem es
fruehmorgens noch nach einem sonnigen Tag aussah, ist es jetzt mehr bewoelkt.
Die Temperaturen sind angenehm fuer die Kanalfahrt. Der Bordhund sucht seine
neuen Lieblingsplaetze auf. Hinter uns kommt die MS Europa auf. Da aber viele
grosse Schiffe entgegen kommen, muss sie oft langsamer fahren und kommt uns
daher auch nur langsam naeher. Immer wieder spannend sind die Begegnungen mit
den „grossen Poetten“: die grossen Bomben am Bug schieben imposante Wellen vor
sich her und man hat immer den Eindruck, es faehrt gerade ein kleines Hochhaus
an uns vorbei. Auch die Heimathaefen sind immer sehr interessant: St. John’s,
Maletta und London sind offenbar sehr beliebt bei Reedereien. Kurz vor km 52 –
ich will gerade nach unten – verneigt sich unser Schiff kurz aber doch sehr
abrupt. Unterm Kiel gibt es einen heftigen Rums, dann sind wir wohl auch schon
ueber den Unterwasserstolperstein drueber weg. Mir steckt der Schreck maechtig
in den Gliedern und ich maule den Skipper an, warum er denn auch so dicht unter
Land fahre. Er begruendet das damit, dass uns doch die MS Europa im Nacken
sitzt und wir dieser ausweichen muessen. Wir einigen uns dann darauf, dass schn
nix dramatisches passiert sein wird und es auch mit funktionierendem Echolot
(das geht auf meine Kappe, habe ich doch den Geber im Fruehjahr im Farbrausch
mit Antifouling zugeschmiert) passiert waere.

Kurz danach taucht auch schon Rendsburg auf. Wir machen am Verladekai
fest und wollen noch einmal im nahe gelegenen Supermarkt einkaufen. Bietet sich
an, weil man die wenigen Meter vom Markt bis zum Schiff gut mit der
Einkaufskarre ueberbruecken kann und somit die Wahnsinnschlepperei entfaellt,
die z.B. in Holtenau zu bewaeltigen waere. An der Pier liegen bereits 3 weitere
Sportboote. Auch ein Motorboot, das wir bereits aus dem Gieselaukanal „kennen“.
Auf geht’s zum Supermarkt. Als wir zurueck kommen, steht an dem mit uns
verbliebenen niederlaendischen Segler ein Herr von der Wasserschutzpolizei.
Diese hat ihr Buero genau gegenueber und somit auch alles gut im Blick. Auweia,
jetzt gibt es ein Ticket, bestimmt darf man hier unter gar keinen Umstaenden
festmachen. Der Hollaender legt auch ziemlich zuegig ab, dann sind wir dran.
Ich ziehe es vor, erstmal die Karre wieder zum Markt zurueck zu bringen. Aber
der nette Herr fachsimpelt bei meiner Rueckkehr mit dem Skipper ueber unsere
Schiffsform, unsere Baumlaenge und weitere Details. Es wird ein insgesamt
nettes und interessantes Gespraech und wir verabschieden uns mit gegenseitigen
guten Wuenschen und im besten Einvernehmen. Klar sei das Liegen fuer Sportboote
an dieser Stelle eigentlich nicht erlaubt, aber er wisse auch, dass viele gerne
die wirklich gute Gelegenheit zum Einkaufen nutzen wuerden. Er weist dann
darauf hin und das war es. Puh, das war dann doch eine wirklich angenehme und
nette Begebnung mit einem Gesetzeshueter.

Zuegig geht es weiter Richtung Holtenau. Vorbei an der
jetzigen Luerssen-Werft und einer Yachtwerft, die sich offensichtlich auf
Regattayachten spezialisiert hat. Zwischendurch bewundern und kommentieren wir
die verschiedenen Haeuser entlang der Uferseiten. Deren Lage, die Baustile etc.
sind immer wieder interessant fuer uns. Wie ueberhaupt die ganze Kanalfahrt.
Wir entdecken immer etwas Neues und Interessantes. Abgesehen davon bietet sich
die Kanalfahrt natuerlich auch dafuer an, aufzuraeumen, sauber zu machen,
Schaekel zu suchen, Schrauben zu sortieren, vergammelte Teile auszusortieren,
neue Einfaelle fuer unsere „das muessen wir noch besorgen-Liste“ zu sammeln und
und und. Eigentlich koennte der Kanal noch ein paar Kilometer laenger sein. Bis
Holtenau habe ich meine offene-Posten-Liste noch laengst nicht abgearbeitet J

In Holtenau steht die Schleuse offen, das Einfahrsignal
leuchtet fuer uns auf. Steuerbordseitig ist schon alles belegt, also gehen wir
Backbord ran. Klappt wieder sehr gut. Der Skipper geht die Gebuehr bezahlen (35
EUR – war das letztes Jahr auch soviel??) und dann geht es auch schon wieder
raus. Vor uns liegt die Kieler Foerde. Aber wir biegen gleich nach links ab an
den Holtenau-Steg. Leider ist das auch das Ziel einer vor uns ausschleusenden
Yacht und die ergattert den letzten freien Platz, auf den auch wir gepasst
haetten. Oh, da hinten ist noch was frei: Pech – nur fuer Mieter und meiner
Schaetzung nach auch mindestens 3 Meter zu kurz. Also wieder zurueck. Und wenn
wir zwischen die beiden Stege fahren? Da ist doch ein Platz frei. Ob es da tief
genug ist? Ohne Echolot ist die Devise: wir werden es hoeren und fuehlen. Also
beherzt rueckwaerts an den festgemachten Booten vorbei manoevriert und perfekt
angelegt. Helfende Haende auf dem Steg nehmen die Vorleine an, ich belege die
Heckleine, alles bestens. Wir liegen gut, unterm Kiel scheint Luft zu sein.
Jetzt draengelt der Hund dann doch, wichtige Geschaefte werden an Land zuegig
erledigt. Dann geht es zu unserer Lieblings-Metzgerei: die hat spezielle Wurst
fuer Hunde, noch eine Inneneinrichtung von Anno-Dazu-mal, wunderschoene alte Fliesen
an den Waenden, noch eine alte Holztuer zum Kuehlraum und die Inhaber sind auch
nicht mehr die Juengsten, aber total nett.

Uns gefaellt dieser Liegeplatz, mit 11 EUR Liegegeld fuer
unsere Groesse auch finanziell sehr angenehm. Duschen- und Toiletten sind
einfach aber sauber und mittlerweile mit einem Zahlencode zugaenglich. Strom
und Wasser gibt es nicht, aber den Muell kann man entsorgen und das alles Blick
auf die Foerde wie auch auf die Schleuse – hier liegt man in der 1. Reihe mit
ringsum viel Gruen. Heute abend wollen wir noch einmal essen gehen, in
Daenemark werden wir uns dass wohl mehr verkneifen.

Hier in Holtenau trifft man auch immer wieder interessante,
nette Segler. Und jedes Jahr nutzen einige Jugendliche unermuedlich die
Anlegestege als Sprungbrett fuer ihr Bad in der Ostsee. Irgendwie gehoert das hier zum Urlaub dazu!

Wir folgen heute abend noch dem Tipp des Schleusenpfoertners und dinieren in der Bergklause. Hier gibt es keine grosse Auswahl an Speisen aber alles ist lecker und die Portionen sind gross! Man sollte auf jeden Fall dem Rat des Wirtes bei der Portionsgroessenauswahl folgen und auch nicht vor einem “Kinderteller” zurueck schrecken. Es sei denn, man moechte bei einem nicht leer gegessenen Teller das Spendenglas des Wirtes etwas auffuellen.

Pappsatt und zufrieden schlendern wir zurueck zum Schiff. Auf dem Steg ist dann noch ein ausgiebiger Schnack mit diversen Bootsbesatzungen angesagt. Sehr interessant, aber unser Hund muss irgendwann ins Koerbchen. Gut ,dass ich diese Ausrede habe :-)

Ein angenehmer Kanaltag geht zu Ende und wir sinken zufrieden und leicht erschoepft in die Koje.

Urlaub ´2010 - 1. + 2. Etappe BHV >NOK>Gieselaukanal

Sonntag, 8.8. - 17:45 - Spruch des Tages (von meinem Skipper nach dem Abendessen): “Ich helfe Dir gleich abtrocknen, aber lass uns erst noch etwas ausruhen, das Leben ist ja so anstrengend”……! Seit gestern 13 Uhr sind wir unterwegs und liegen nun im Gieselaukanal. Gerade eben hatten wir NOK-Tsunami-Feeling: ein Rauschen kam von der Zufahrt her obwohl kein Schiff sichtbar wurde. Dann sahen wir die Welle anlaufen. Die Boote tanzten am Steg und die Welle brauste mit Getoese gegen das Schleusentor. Von diesem reflektiert, rollte sie wieder zurueck, noch einmal Bootstanz verursachend, dann war der Spuk vorbei. Das gibt schon einen winzig kleinen Vorgeschmack darauf, was erst bei einer richtigen Tsunami-Welle passiert!

Jetzt liegen wir wieder ruhig in der idylle des Kanals und geniessen die Abendsonne. Der Bordhund hat schon seinen Gang und sein Abendessen hinter sich, die Crew ist satt und zufrieden. Ein schoener Tag neigt sich dem Ende zu. Gestern abend Cuxhaven, heute Gieselau, morgen Kiel-Holtenau. So ist der Plan. Bisher ist unser Urlaubstoern ohne besondere Zwischenfaelle verlaufen, der Motor verrichtet seinen Dienst, es gibt keine Schreckensmeldung aus welcher Ecke des Schiffes auch immer, der Hund fuehlt sich sichtlich wohl und hat sich waehrend der Kanalfahrt diverse neue Lieblingsplaetze gesucht. Das Wetter spielt mit: kein Regen, teilweise bewoelkt und ueber laengere Zeitraeume auch sonnig. Warm ist es sowieso. Wir staunen immer noch ueber die Vielzahl der niederlaendischen Schiffe, die in unseren Gewaessern unterwegs sind und unsere An- und Ablegemanoever verlaufen auch immer routinierter. Der Wind war bislang noch nicht so recht auf unserer Seite, das wird sich hoffentlich auf der Ostsee dann noch aendern.

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