21.05. - Freitag vor Pfingsten. Wie ueblich kommt Familie Nagel erst spaet in die Struempfe und schlaegt gegen 21 bzw. 22 Uhr in BHV auf. Das uebliche Taschenchaos entlaedt sich peu a peu im Bauch unserer Naja - mit dem Ergebnis, dass es in den Autos wieder Platz gibt, sich das Chaos dafuer im Schiff breit macht. Egal, morgen ist auch noch ein Tag ….

 

22.05. – Samstag – wieder mal nix mit ausschlafen. Immerhin schaffe ich es, dem Skipper eine Tasse Kaffee „in Ruhe“ abzuschwatzen. Den Hinweis „jetzt ist grade wenig Wind, wir wollten doch das Grosssegel noch anschlagen“ ueberhoere ich mehr oder weniger dezent. Obwohl wir zuegig durcharbeiten und uns nur kurz (aber dafuer bereitwillig) von Nachbarcrews von der Arbeit abhalten lassen, schaffen wir es, das Gross und die dazugehoerigen Schoten anzuschlagen, den Griff der Mastklemme anzumontieren und noch so einige Puzzelarbeiten durchzufuehren. Die neuen, kugelgelagerten Mastrutscher werden auf den Herbst vertagt. Wir hoffen, dass wir sie dann bei gelegtem Mast vom oberen Ende desselbigen auf die Schiene bringen koennen, ohne irgendwelche groesseren Umbauarbeiten vornehmen zu muessen. Auf jeden Fall habe ich ausreichend Gelegenheit, mal wieder das Eintuedeln der Kugeln in den Rutscher zu ueben - mal sehen, ob ich mich im Herbst daran erinnern kann, wie das „so gehoert“. Ganz zum Schluss – alles ist schon fix und fertig – finde ich auch noch in Werners Auto die beiden letzten, verzweifelt gesuchten, Segellatten. Die muessen dann halt vor dem naechsten Segelsetzen noch schnell reingetuedelt werden (hoffentlich denken wir dran).

 

Fuer heute bzw. dieses Wochenende hat Veranstaltungswart Markus eine kleine Anfahrt von AKSC und MJ geplant, zu der sich leider nur 6 Schiffe angemeldet haben. Auch der offizielle Vorstand haelt sich dezent zurueck und zieht anderweitige Aktivitaeten an diesem Wochenende vor.

 

Mit der 16 Uhr Schleuse geht es auf die Weser, unser kleiner Konvoi tuckert gemuetlich und soweit moeglich unter Segeln stromaufwaerts nach Rodenkirchen. Wir lassen uns Zeit, da wir ca. 1 ½ Stunden vor Hochwasser am Zielpunkt eintreffen werden und werden via Funk durch die fuer uns doch ungewohnt schmale und auch nicht wirklich tiefe Einfahrt gelot(s)et. Nachdem der Taucher K am hinteren, reservierten, Stegende fest ist, gehen wir an ihm laengsseits. Vorsichtshalber wenden wir unser Schiff spaeter bei Hochwasser schon mal, man weiss ja nie, wie es morgen aussieht: wir wollen 1 ½ Stunden vor Hochwasser weiter nach Elsfleth.

Im Prinzip ist es hier sehr idyllisch, wir werden vom Hafenmeister mit leckeren Salaten und Gegrilltem bewirtet, spaeter waermt uns ein Lagerfeuer. Aeusserst beliebt ist der auf dem Taucher K von Beatrix selbst gebraute Lakritzschnaps, der zu spaeterer Stunde nur noch unter der Bezeichnung „Schlenderschluck“ gefuehrt wird.  Irgendwann ist ausser uns kein anderer Yachtie mehr zu sehen, es wird doch ganz schoen kuehl. Gegen 1 Uhr nachts beschliesse auch ich, in die Koje zu gehen. Der Hund folgt mir - wenn auch nicht ganz freiwillig-  an Bord und Werner bleibt noch am Lagerfeuer.

An Schlaf allerdings ist fuer mich dann aber doch nicht zu denken! Das Schiff aechzt und stoehnt – mal achtern, mal mittig, mal oben an Deck. Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder eines verbogenen oder gar gebrochenen Ruders auf und Fragen wie „wie stabil ist unser Kiel“ oder „wann reissen die Klampen wohl aus dem Deck“ gehen mir durch den Kopf (ja, ich habe eine lebhafte Phantasie und ja, ich kann mich in solche Dinge auch gut reinsteigern – da stehe ich zu!).  Irgendwann wird es mir zu viel, ich halte es nicht mehr aus,  springe aus der Koje und rechne schlagartig nach, wie viel Biere ich getrunken habe und ob diese eine verspaetete Wirkung ausloesen koennen: alles liegt irgendwie ziemlich schief - ja bin ich denn an der Eiger Nordwand oder auf unserem Schiff?? Oben an Deck kommt mir die Erleuchtung: Bei einer Wassertiefe von ca. 4 metern bei Hochwasser ist die Wahrscheinlichkeit eines Wasserstandes gen 0 bei Niedrigwasser ziemlich hoch!! Die Beteuerungen saemtlicher erfahrener „Schlickrutscher“, dass das ueberhaupt gar kein Problem sei und der Kiel samt Schiff obendrueber sich einfach in den Schlick setzen wuerde, hat unsere fuer ihren Eigensinn bekannte Lady offensichtlich geflissentlich ueberhoert: Naja legt sich auf die Seite und das nicht unerheblich! Nachdem saemtliche, achtlos auf Salonkoje und Tisch deponierten Buecher mit viel Getoese runtergepurzelt sind, ziehen es der Hund und ich vor, die weitere Nacht gaaanz oben im Gang von der Pantry zur AK zu verbringen. An Deck stehend und die Lage inspizierend bin ich am zweifeln, ob ich die Festmacherleinen fieren oder so lassen soll. Der Skipper soll es richten! Also hallt ein so lautes und doch schon panikartiges “Werner” ueber das Schilfidyll, dass es auch der letzte am Steg gehoert haben muss. Auch wenn Uwe anderntags behauptet, er habe nix mitbekommen: Mein Skipper er-hoert mich ausnahmsweise umgehend, kommt ans Boot, inspiziert kurz  die sprichwoertliche „Lage“ und entschwinded mit den Worten „lass die Leinen wie sie sind, ist doch alles gut“……wieder In die Dunkelheit. Hm – na gut, dann halt nicht..

Irgendwann draengt es auch ihn in die Koje, er guckt nochmal ueber die Steuerbord-Reling und stellt voellig ueberrascht fest: “das musst du dir ansehen, da ist ja ueberhaupt kein Wasser mehr!!!” Da ich mich weigere und ihm androhe, ihn bei weiteren Bemerkungen dieser Art über die Reling dem nichtvorhandenen Wasser hinterher zu kippen, entschwindet er mit der Aufforderung, ihm doch zu folgen, endgueltig in die Koje.

Er findet das alles unglaublich lustig, ist in keinster Weise beunruhigt und kann ueberhaupt nicht verstehen, dass ICH nicht gewillt und faehig bin, mich schlafen zu legen. Fuer ihn ist das natuerlich kein Problem und kurze Zeit spaeter ertoent von Achtern ein neues, altbekanntes Geraeusch: das Schnarchen eines mit sich und der Welt absolut zufriedenen Mannes!

Nachdem die Geraeusche an Deck endlich – nach einem letzten fulminaten „Plong“ von irgendeiner Klampe/Festmacher – verklungen sind, nicke auch ich auf meinem Wachposten fuer kurze Momente immer mal wieder ein. Der (oder dem?) Morgen graut allmaehlich, die Voegelein fangen an zu zwitschern und laut meinem Zeitempfinden und dem Tidenkalender muesste es nun langsam wieder „aufwaerts gehen“!!! Und tatsaechlich: das ziemlich schief haengende Abtrockenhandtuch kommt laaangsam der normalen Position naeher. Eine Kontrolle der Fender ergibt, dass sich alles wieder dem Normalzustand naehert, sie rutschen brav in die korrekte Position zwischen die beiden Schiffsruempfe, somit sind hier keine Schaeden zu befuerchten. Auch alle Klampen und Festmacher sind offensichtlich heile und noch an Ort und Stelle. Also kann auch ich beruhigt endlich meine warme Koje aufsuchen – fuer sagenhafte 2 Stunden, es ist inzwischen halb fuenf, ich will duschen und angesichts einer (1) Dusche im Verhaeltnis zu viiiiielen Segelfrauen und dem geplanten Abfahrtstermin von 10 Uhr erscheint ein fruehes Auf- oder Anstehen angeraten.

Hatte ich eigentlich schon erwaehnt? Es ist unser erstes Wochenende auf dem Schiff, ein langes noch dazu…. Es soll Leute geben, die sich an solchen Wochenenden richtig erholen, so mit ausschlafen, ausgiebig fruehstuecken, nix arbeiten….wie langweilig!