Sonntag, 23. Mai 2010

Das uebliche Morgenprozedere: duschen, mit dem Hund raus, Kaffee kochen. Fruehstueck faellt spartanisch aus, da wir es weder am Freitag noch am Samstag geschafft haben, irgendwelche lukullischen Genuesse an Bord zu schaffen. Geht aber auch so.

Fast puenktlich laeuft unsere Flotte aus. Wir halten uns sicherheitshalber an die gruene Betonnung, was prompt ein SP-Schlauchboot auf den Plan bringt. Wir moechten doch bitte das Rechtsfahrgebot einhalten. Als der Skip auf unseren Tiefgang hinweist, wird uns dann doch verstaendnisvolle Erlaubnis erteilt, diesen Kurs zu halten. Ohne Probleme erreichen wir die Weser. Unsere Rollfock zieht uns gemaechlich Richtung Elsfleth. Die anderen Boote schliessen langsam auf und ueberholen uns.

 Sunflower in voller Fahrt - oder so…..”

Alles ganz entspannt und relaxt. In Hoehe Brake wundern wir uns darueber, dass der Taucher K aus dem Fahrwasser und vor Anker geht: Ein Problem mit dem Getriebe. Uwe bittet uns, ihn auf die Seite zu nehmen und an den Anleger in Brake oder besser noch: nach Bremerhaven zu bringen. Ob das fuer uns ein Problem sei, schliesslich waere dann unser Pfingstwochenende quasi beendet. Klar, dass es fuer uns kein Problem ist! Also alle verfuegbaren Fender raus, Leinen klar und den Taucher K an unsere Backbordseite nehmen. Langsam ziehen wir den Taucher (Gewicht nicht wirklich bekannt, aber deutlich ueber 50 Tonnen – zum Vergleich: wir wiegen ca. 17,5 Tonnen….) ins Fahrwasser und Richtung BHV. Nach nur wenigen Minuten Fahrt Alarm vom Skipper: unser Motor wird heiss!!!! Das gibt es doch nicht, denke ich und flitze Richtung Maschine. Als ich die Klappen zum Motorraum aufreisse, schlaegt mir ordentlich Dampf entgegen und reizt mich zum Husten. Ein kleiner Schlauch ist abgesprungen und man koennte denken, wir haetten ein Dampfboot. Aber was ist die Ursache dafuer?? Schadensmeldung nach oben, Uwe behaelt die Ruhe und wirft – die Stelle ist sowieso grad guenstig – wieder den Anker. Dann geht es an die Problemsuche, unterstuetzt von Lars, der mit seiner Phoenix ebenfalls am Taucher K andockt. Verblueffend, die schnelle Verwandlung von Freizeitskippern in Mechaniker (sowohl mental als auch kleidungsmaessig)! Fast koennte man den Eindruck gewinnen, sie haetten nur auf einen solchen Einsatz gewartet ;-)

Nach einer kurzen Untersuchung des Taucher-Getriebes steht fest: dieses Problem ist mit Bordmitteln nicht zu beheben. Also ran an unsere hitzige Lady. Um uns herum kreisen die Geier - nein, zum Glueck sind es die restlichen, noch fahrtuechtigen Boote unserer Flotte. Die Anemone ankert etwas weiter unter Land. Leider geht der Anker eine innige Liason mit zwei Fischreusen ein und leider kommt der Fischer vorbei, um seine Reusen einzuholen. Fred wird prompt zur Kasse gebeten: 50 € muss er latzen und der Anker ziert nun auch den Grund der Weser. Spaeter wird behauptet, an dieser Stelle seien jetzt nur noch schwarze Loecher auf den Kartenplottern zu erkennen, so viele Kreise haetten die „Kleinen“ um uns herum gedreht. Die Sunflower geht fuer kurze Zeit an unserer Steuerbordseite laengsseits. Da aber keines der vorbeifahrenden Sportboote auf unseren Ankertross Ruecksicht nimmt und Fahrt und somit Wellenschlag reduziert, tanzt die Holzdame immer maechtig und versucht, die Fender irgendwie zu umgehen um naehere Bekanntschaft mit unserem Rumpf zu machen. Dabei geht ein Stueck ihrer Rammschutzleiste floeten, was Markus zum ablegen bewegt. Zwischendurch ist wieder Besuch vom WSP-Schlauchboot angesagt. Wir liegen gluecklicherweise doch ausserhalb des Tonnenstrichs und nach einigem Hin und Her ziehen die beiden Herren ab, mit dem Hinweis, wir moegen uns dann bitte bei der Revierzentrale melden, wenn wir weiterfahren. Joh, machen wir.

Nach drei Stunden (oder waren es doch mehr, gefuehlt auf jeden Fall), fliesst bei uns wieder das Kuehlwasser. Der Rest der Truppe hat schon mal abgedreht und den Sportbootanleger an der Aussenkaje von Brake „besetzt“. Wir machen noch einen kurzen Probelauf, die Temperatur steht und dann heisst es Anker auf. Am Steg wird alles fuer unsere Ankunft vorbereitet, d.h. die Boote werden verholt, ein Teil der Truppe bleibt am Steg. um die Leinen anzunehmen. Naja schiebt und zieht und die beiden Schiffe laufen brav auf den Steg zu.

Hier liegt ein einzelnes Motorboot zwar nicht ganz so guenstig fuer unser Anlegemanoever, aber es bleibt noch genug Platz. Wir haben nur einen Versuch, mittlerweile laeuft das Wasser gut ab und wenn wir erstmal vorbei sind, wird ein wenden gegen den Strom kaum moeglich sen. Uwe steht an seiner Backbordseite und gibt Werner Anweisungen fuer Rudereinschlag und Gas. Schliesslich stehen wir parallel zum Steg, die Leinen werden uebernommen, unser Bugstrahlruder hilft mit, Maschine rueckwaerts, vom Steg aus wird kraeftig gezogen und ganz sutsche legen wir an. Puh, geschafft!!!

Jetzt erstmal gegenseitig in die Arme fallen, alle strahlen, dann muss unser Wuffi schnell raus und die Kinder der Phoenix haben auch einen starken Bewegungsdrang. Zum Glueck sind ein Spielplatz fuer die Kids und eine Wiese fuer den Hund nicht weit.

Stefan meldet uns bei der Schleuse zum Binnenhafen an und nach einer kurzen Verschnaufpause geht es um 19 Uhr in die Schleuse. Hier trifft es zwei andere Flotillen-Teilnehmer:  Britta von der Phoenix landet beim Sprung auf den Schwimmersteg ungluecklich, faellt und zieht sich eine aeusserst schmerzhafte Rippenprellung zu (was natuerlich erst spaeter diagnostiziert wird). Markus entdeckt auf der Sunflower, dass irgendwo und irgendwie Oel oder Diesel in die Bilge laeuft. Lars moechte nur noch weg!!!

Aus der Schleuse raus und gleich rechts an die Kaje, so war der Plan – der vom Schleusenwaerter durchkreuzt wird: “die Sportboote bitte nicht dort festmachen sondern an die Stege des Wassersportvereines gehen, es sind genuegend Plaetze frei”. Warum zum Teufel verstehe ich diese Megaphon-Durchsagen nur immer so schlecht?? Ob das wohl am Alter liegt?? Stefan fragt ueber Funk nach, ob wir denn auch in die Boxen passen und wir bekommen die Erlaubnis, an der Kaje vor dem Verein festzumachen – die Boxen sind auch wirklich etwas knapp bemessen fuer die Hueften unseres Schiffes. Liegegeld muessen wir hier nix zahlen, die Duschen koennen wir im Verein nutzen, dafuer zahlen wir 2 €. Die Sunflower macht an uns fest und versucht sich nun ebenfalls an einer Schadensbehebung. Leider vergeblich.

Jetzt heisst es nur noch: wir haben Hunger! Mit erheblicher Verspaetung geht es Richtung Taucher-Liegeplatz, dessen Crew uns schon auf halbem Wege entgegen kommt. Beim Italiener sitzen wir draussen, alle sind platt und trotzdem geht es anschliessend noch zum Schlenderschluck auf den Taucher. Hier laufen auch noch Fred und Lars zu spaeterer Stunde kurz ein, verabschieden sich aber recht schnell wieder. Todmuede fallen wir gegen 1 Uhr in die Kojen. Draussen ist ganz leichter Nebel, mehr Dunst, eine unwirkliche Stimmung liegt ueber der Weser und dem Anleger. Ganz Brake liegt im Tiefschlaf, nur in einer Kneipe am Hafen ist noch etwas Leben.

Brake selbst gefaellt uns recht gut, schoene alte Haeuser, baumgesaeumte Gassen, eine gepflegte und schoen angelegte Uferpromenade wirken einladen und gemuetlich. Wir beschliessen spontan, hier noch einmal her zu fahren. Liegen koennen wir ja an der Kaje im Innenhafen recht gut und von dort sind es auch nur wenige Minuten zur Innenstadt. Direkt am Hafen gibt es ein Steakhaus und ein griechisches Lokal, so dass man also auch nur wenige Schritte vom Liegeplatz entfernt essen gehen kann.

 

Davon, dass Markus und Katja nur kurze Zeit spaeter ueber unser Deck turnen, um zu ihrem Boot zu kommen, bekommen wir schon nichts mehr mit, Tiefschlaf der Erschoepfung ist angesagt.